art - Ensuite
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gen konnten (BeJazz und bee-fl at). Schlussendlich<br />
hat’s eine unfaire Verteilung gegeben und gestraft<br />
werden vor allem die lokalen und regionalen Jazzmusiker.<br />
Dass aber die Pop-/Rockmusik neu mit<br />
100‘000 Franken gefördert werden soll, ist zwar<br />
toll, aber im Konzept fehlt jegliche Grundlage oder<br />
Erklärung, wohin dieses Geld fl iessen wird. Denn<br />
hier gibt es im Gegensatz zu anderen Sp<strong>art</strong>en keine<br />
wirklich aktive Organisationsstruktur. Und die Musikkommission<br />
wird mit drei Musiksp<strong>art</strong>en überfordert<br />
sein.<br />
Und jetzt? Die neue Kulturstrategie ist zu sehr<br />
auf Institutionen fokussiert. Kunst und Kultur werden<br />
politisch nur als Ereignis, als Event gesehen - es<br />
gibt den einzelnen Künstler nicht mehr. Der erste<br />
Schritt zu einer kulturellen Bratwurststadt ist damit<br />
gelegt. Das künstlerische Schaffen in Bern ist aber<br />
um vieles wichtiger als die Institutionalisierung davon.<br />
Durch die Zusammenarbeitklausel, zu welchen<br />
sich die Institutionen verpfl ichten müssen, wird zudem<br />
der Kultur ein Joch hingestellt – von Freiheit ist<br />
hier keine Rede mehr, das ist pure Beamtenkultur.<br />
Entscheidungen werden über Geld und die Politik,<br />
nicht aber durch die Kulturverantwortlichen und<br />
-schaffenden gefällt. Das zeigt schön das Beispiel<br />
mit BeJazz: Sie erhalten ab 2008 keine Geld mehr<br />
für die Konzerte (ausser Festivals), organisieren<br />
aber die SwissJazzSchool und die Berner Szene,<br />
während bee-fl at für ihre Konzerte mit allen nationalen<br />
und ausländischen Musikern subventioniert<br />
wird. Da lohnt es sich als Berner Musiker mit Tanzen<br />
zu beginnen und über den überdimensionalen<br />
Förderbeitrag des Berner Tanzes die Gage abzuholen...<br />
Was Bern schon lange bräuchte und was uns<br />
andere Städte weit voraus sind, ist eine Organisation<br />
für kulturelle Institutionen, welche genau die<br />
fehlende Kommunikationsbrücke zur öffentlichen<br />
Hand bilden würde. Der einzige Versuch in diese<br />
Richtung war «Bekult» - und genau dieser wurde<br />
jetzt mit dem Kornhausforum abgewürgt. Ein<br />
schlechtes Spiel.<br />
Zum Schluss hinterlässt die Tatsache, dass der<br />
verantwortliche Kultursekretär, Christoph Reichenau,<br />
die Umsetzung dieser Kulturstrategie nur noch<br />
am Rande mitbekommen wird, einen fahlen Nachgeschmack.<br />
2008 will er sich frühzeitig pensionieren<br />
lassen und seine Nachfolge, die Kulturschaffenden<br />
und die Institutionen müssen sich bis 2011 mit dieser<br />
Strategie herumschlagen. Manchmal holt einen die<br />
Vergangenheit wieder ein. Wir sollten schon jetzt<br />
mit der übernächsten Strategie beginnen.<br />
das kornhausforum<br />
stellt sich selber vor<br />
■ Das Kornhausforum wurde im November 1998<br />
eröffnet. Auf diesen Zeitpunkt wurde das alte Kornhaus,<br />
einstiges Lager- und Handelshaus, für<br />
knapp 15 Millionen Franken saniert und umgebaut.<br />
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hatten die<br />
vielfältige, öffentliche Nutzung gutgeheissen und<br />
die Stadt schuf mit dem Einzug der Bibliotheken,<br />
Restaurant und Café und der Gründung des Kornhausforums<br />
ein Haus für Medien und Gestaltung, das<br />
schnell zu einem lebendigen Treffpunkt im Herzen<br />
der Stadt geworden ist. Viele hundert Menschen gehen<br />
hier jeden Tag ein und aus. Das Kornhausforum<br />
erreicht mit seiner Präsenz und seinem Programm<br />
neben den an spezifi schen Themen interessierten<br />
Leuten ein vielschichtiges Publikum – Passantinnen<br />
und Passanten, Bibliotheksbesucherinnen und<br />
Besucher, Familien mit Kindern, Jugendliche ebenso<br />
wie Geschäftleute fi nden den Weg ins Forum. Nun will<br />
der Gemeinderat in seiner Kulturstrategie neue Prioritäten<br />
setzen und das Kornhausforum schliessen.<br />
In den acht Jahren seiner Existenz hat sich das<br />
Kornhausforum ein Profi l in den Bereichen Gestaltung<br />
und Gesellschaftspolitik geschaffen. Es präsentiert<br />
Ausstellungen und Projekte aus den Sp<strong>art</strong>en<br />
Architektur, Design, angewandte Kunst, Fotografi e,<br />
Video und Neue Medien und ergänzt diese durch<br />
Rahmenveranstaltungen, Programmreihen, Führungen,<br />
Vorträge, Diskussionen und Angebote für Schulen.<br />
Das Kornhausforum greift mit Ausstellungen, in<br />
fokus<br />
Vorträgen, Diskussionen und Podiumsgesprächen<br />
gesellschaftspolitische Fragen auf, die für Bern als<br />
politisches Zentrum der Schweiz und der Region relevant<br />
sind und sich an ein breites Publikum richten.<br />
Die meisten Ausstellungen und Projekte werden<br />
im Sinne des Forumscharakters mit P<strong>art</strong>nerinstitutionen<br />
und Dritten in Form von Koproduktionen<br />
oder Übernahmen von bereits konzipierten Projekten<br />
realisiert. Nur so kann das Kornhausforum mit<br />
vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine Vielzahl<br />
an Ausstellungen und Projekten präsentieren. Es<br />
fl iessen also diverse externe Budgets bereits in den<br />
laufenden Betrieb. P<strong>art</strong>nerinstitutionen wie das Architekturforum<br />
Bern leisten zudem viele Stunden<br />
Freiwilligenarbeit. Mit den 320 Stellenprozenten<br />
und rund 250‘000 Franken Betriebsmitteln werden<br />
sozusagen eine Basisinfrastruktur, eine Betreuung<br />
der Veranstaltungen und eine gemeinsame Werbung<br />
geboten. Den Luxus, ein eigenes Konzept umzusetzen,<br />
hat sich das Kornhausforum letztes Jahr<br />
mit der national vielbeachteten Ausstellung «Spielwitz<br />
und Klarheit – Schweizer Architektur, Grafi k<br />
und Design 1950 – 2006» aufgrund von Rückstellungen<br />
erstmals leisten können. Das jährliche Budget<br />
beträgt seit 2003 ca. 1,25 Millionen Franken. Davon<br />
erwirtschaftet das Forum jedes Jahr 250‘000<br />
Franken durch Vermietungen, Mitglieder- und Sponsoringbeiträge.<br />
Die Stadt Bern unterstützt das Kornhausforum<br />
mit jährlich 980‘000 Franken, wovon<br />
ensuite - kulturmagazin Nr. 51 | März 07 5