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Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

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KAPITEL 2 FRAKTIONSKOHÄSION IN PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIEN: DER FORSCHUNGSSTAND<br />

271). Als Begründung werden die systemischen Zwänge des Regierungserhalts, der größere<br />

Einfluss der Fraktionsführung auf die Organisation des Parlamentsalltags sowie das größere<br />

Patronagepotential der Regierungsfraktionen genannt. Entgegen dieser Hypothese könnte man<br />

allerdings auch vermuten, dass Regierungsbeteiligung der Fraktionskohäsion eher abträglich sei,<br />

da das Regieren teilweise unangenehme Kompromisse und unpopuläre Maßnahmen erfordert. In<br />

Systemen, in denen Abgeordnete zumindest teilweise <strong>als</strong> Personen und nicht nur <strong>als</strong> reine<br />

Parteivertreter gewählt werden, könnte es hier zu Zielkonflikten zwischen<br />

Regierungsunterstützung und individuellen Wiederwahlchancen kommen, die sich negativ auf die<br />

Fraktionskohäsion auswirken könnten. 13 Dies ist insbesondere bei Koalitionsregierungen der Fall,<br />

in denen zusätzlich Interessenkonflikte zwischen den Koalitionspartnern durch Kompromisse<br />

gelöst werden müssen. Andererseits wird der Notwendigkeit von Koalitionen auch ein positiver<br />

Einfluss auf die Fraktionskohäsion zugeschrieben, da tatsächliche oder potentielle<br />

Koalitionspartner bemüht sind, sich <strong>als</strong> verlässliche Partner zu präsentieren, insbesondere dann,<br />

wenn sie durch andere Partner austauschbar wären (Bowler u.a. 1999: 13; Skjaeveland 2001: 38).<br />

Dies sollte insbesondere für kleine Parteien an den ideologischen Rändern einer Koalition gelten<br />

oder für nicht pivotale Parteien in übergroßen Koalitionen.<br />

Die bisherigen Variablen haben sich, mit gewissen Einschränkungen bei den<br />

Nominierungsverfahren für Parlamentswahlen und der Zurechnung von Regierungskompetenzen<br />

an die Regierungsfraktionen, auf die Fraktion <strong>als</strong> eine Gruppe von Parlamentariern einer oder<br />

gelegentlich, wie im Falle der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, mehrerer Parteien<br />

bezogen. Die nun folgenden beiden Variablengruppen beziehen sich auf die Parteien in einem<br />

umfassenderen Sinne.<br />

Die erste Gruppe betrachtet hierzu die außerparlamentarische Parteiorganisation und deren<br />

Einfluss auf das Verhalten ‚ihrer’ Parlamentarier. Eine erste Hypothese vermutet, dass die<br />

Fraktionskohäsion umso höher ausfalle, je stärker die Fraktion von der außerparlamentarischen<br />

Partei dominiert wird, da dies die Unabhängigkeit der Parlamentarier in ihrem<br />

Abstimmungsverhalten einschränke (Ozbudun 1970: 323-30). Eine zweite Hypothese, die bereits<br />

oben bei den Wahlsystemvariablen auf Systemebene angeklungen ist, erwartet einen positiven<br />

Zusammenhang zwischen Fraktionskohäsion und dem Grad der Kontrolle von<br />

Kandidatennominierungen durch die zentrale Parteiorganisation (Bowler u.a. 1999: 6; Ozbudun<br />

1970: 337-9). Diese Variable ist insofern teilweise den Erklärungsansätzen auf Parteiebene<br />

zuzuordnen, <strong>als</strong> sich der Grad dieser Kontrolle von Partei zu Partei innerhalb eines Systems<br />

13<br />

Empirisch ist ein negativer incumbency-Effekt bei Parlamentswahlen recht gut belegt (Müller/Strøm 1999:<br />

588-90; Rose/Mackie 1983). Allerdings beziehen sich diese Ergebnisse auf die Aggregatebene, detaillierte<br />

Rückschlüsse über den Zusammenhang von Regierungsbeteiligung, individuellem Abstimmungsverhalten und<br />

individuellen Wiederwahlchancen liegen nicht vor.<br />

15

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