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Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

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KAPITEL 3 THEORETISCHE ANSÄTZE FÜR DIE ERKLÄRUNG VON FRAKTIONSKOHÄSION IN<br />

PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIEN<br />

Situationen, in denen die behandelte Materie derart kompliziert ist, dass der Prinzipal einem<br />

Vorschlag zustimmt, der bei genauerer Betrachtung nicht in seinem Interesse liegt), macht<br />

allerdings auch einen Großteil der Vorteile der Delegation von Entscheidungsmacht zunichte.<br />

Vetopunkte werden daher hauptsächlich in Situationen eingesetzt, in denen die Möglichkeit des<br />

Agenten, dem Prinzipal Schaden zuzufügen, besonders groß ist oder der Prinzipal aus normativen<br />

Überlegungen heraus das letzte Wort haben möchte. 27<br />

Diese vier Strategien greifen in unterschiedlichen Stadien der PA-Beziehung. Während die<br />

Ausgestaltung des Vertrags und Auswahlverfahren vor der Bestellung des Agenten vonstatten<br />

gehen (ex ante), setzen Kontrollmaßnahmen und institutionelle Vetopunkte zu einem Zeitpunkt<br />

an, zu dem die PA-Beziehung bereits existiert (ex post) (Strøm 2000: 271). 28 Die oben<br />

diskutierten Lösungsansätze können nach Kiewiet und McCubbins (1991: 36) <strong>als</strong> unterschiedliche<br />

Formen institutioneller Ausgestaltungen gesehen werden, insofern passt sich eine PA-Analyse in<br />

die Schule neoinsitutionalistischer Erklärungsansätze ein. 29<br />

3.2.2 Die Principal-Agent-Theorie und die Erklärung von Fraktionskohäsion<br />

Nach dieser allgemeinen Darstellung von Grundlagen der Principal-Agent-Theorie ist nun zu<br />

fragen, welche PA-Beziehungen für die Erklärung von Fraktionskohäsion wichtig und welche<br />

institutionellen Variablen für die Umsetzung der oben erörterten Strategien bedeutsam sind.<br />

Zunächst ist festzuhalten, dass in parlamentarischen Systemen eine relativ lange Kette von<br />

Delegation und Verantwortlichkeit existiert (Strøm 2000: 268-70). Diese läuft vom Wähler – dem<br />

ultimativen Souverän und damit Prinzipal – über Parlamentsabgeordnete ins Kabinett und von<br />

dort schließlich in die Ministerialbürokratie. Je nach genauer Ausgestaltung der Verfassung ist<br />

zwischen Parlament und Kabinett noch ein formal herausgehobener Regierungschef<br />

eingeschoben. Innerhalb des Parlaments existiert daneben Delegation an bestimmte spezialisierte<br />

Untergruppen, insbesondere an Ausschüsse. Entlang dieser Kette wird Entscheidungsmacht<br />

delegiert, im Gegenzug ist auf jeder Stufe der Agent seinem jeweiligen Prinzipal Rechenschaft<br />

27<br />

So zum Beispiel im Falle von Parlamenten, die über Gesetze abschließend im Plenum entscheiden, selbst<br />

wenn große Teile der Detailarbeit an Ausschüsse delegiert werden. Ausnahmen existieren allerdings in Spanien<br />

und Italien, wo Ausschüsse teilweise ohne abschließende Entscheidung im Plenum Recht setzen können<br />

(Damgaard 1995: 311).<br />

28<br />

Allerdings verschwimmt diese Abgrenzung in der Praxis aufgrund der häufigen Wiederwahl von<br />

Parlamentariern.<br />

29<br />

Diese Einbindung in das neoinstitutionalistische Paradigma wird auch aus Forrest Maltzmans (1997: 13)<br />

Zusammenfassung der Beweggründe des Verhaltens von Agenten deutlich: „Agent behavior depends on the<br />

preferences of the agent, the incentive structure to which the agent responds, and the principal’s capacity to<br />

monitor the agent.“<br />

27

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