27.10.2013 Aufrufe

Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

KAPITEL 3 THEORETISCHE ANSÄTZE FÜR DIE ERKLÄRUNG VON FRAKTIONSKOHÄSION IN<br />

PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIEN<br />

Vergünstigungen für den jeweils eigenen Wahlkreis durchzusetzen, sowie den persönlichen<br />

Aufstieg innerhalb des Parlaments (Cox/McCubbins 1993: 122-6). Als Lösung des entstehenden<br />

Kollektivdilemmas sehen die Autoren die Schaffung attraktiver und durch Wahl besetzter<br />

zentraler Führungspositionen an. Der so bestellte zentrale Agent, der klassische Fall eines<br />

politischen Unternehmers (Laver 1997: 68-80), kümmert sich nur um das Gesamtinteresse der<br />

Fraktion und internalisiert dieses Interesse <strong>als</strong> sein eigenes, da die Sicherung seiner Führungsrolle<br />

vor allem vom kollektiven Erfolg der Fraktion abhängt (Cox/McCubbins 1993: 125-35). 55 Dieser<br />

zentrale Agent muss über selektive Anreize und Sanktionsmöglichkeiten verfügen, mittels derer er<br />

die Mitglieder seiner Fraktion zu geschlossenem Abstimmungsverhalten verleiten kann. Von<br />

besonderer Bedeutung ist hier die Kontrolle der Fraktionsführung über persönliche<br />

Aufstiegschancen von Abgeordneten oder die Zuteilung attraktiver Ausschusspositionen.<br />

Die Theorie von Cox und McCubbins kann über den amerikanischen Kontext hinaus dazu<br />

beitragen, Unterschiede in der internen Organisation von Parlamenten und dem herrschenden<br />

Niveau von Fraktionskohäsion zu erklären. Insbesondere verweist sie auf die Bedeutung von<br />

Ressourcen der Fraktionsführung für die Sicherstellung einheitlichen Fraktionsverhaltens<br />

innerhalb einer durch den Wahlprozess bedingt heterogenen Gruppe.<br />

3.5 Die dritte Principal-Agent-Beziehung: Parlamentsausschüsse <strong>als</strong> alternative<br />

Einflussforen<br />

Die dritte Gruppe von PA-Beziehungen von Parlamentariern bezieht sich auf organisatorische<br />

Strukturen innerhalb des Parlaments. Im Mittelpunkt steht hierbei das Ausschusssystem. 56 Die<br />

Forschung zu Parlamentsausschüssen ist geprägt von Studien zum amerikanischen Kongress,<br />

insbesondere zum Ausschusssystem des Repräsentantenhauses, das zu den besterforschten Teilen<br />

54<br />

Auch wenn im amerikanischen Fall häufig die Bedeutung des Parteilabels für die Wiederwahl bezweifelt wird,<br />

weisen Cox und McCubbins (1993: 110-20) einen positiven Zusammenhang zwischen der Reputation einer<br />

Partei insgesamt und den Wahlchancen ihrer Kandidaten überzeugend nach.<br />

55<br />

„The bottom line of this discussion is that, by creating a leadership post that is both attractive and elective, a<br />

party can induce its leader to internalize the collective electoral fate of the party“ (Cox/McCubbins 1993: 132-3).<br />

Natürlich muss auch dieser zentrale Agent zunächst seine persönliche Wiederwahl sichern. Allerdings ist zu<br />

beobachten, dass Mitglieder der Fraktionsführung im amerikanischen Kongress häufig aus ‚sicheren’ und<br />

‚durchschnittlichen’ Wahlkreisen stammen – man kann sogar vermuten, dass dies eine Voraussetzung für ihren<br />

Aufstieg in die Führung ist (Cox/McCubbins 1993: 129-132). Seit 1861 haben überhaupt nur zwei amtierende<br />

Speaker des Repräsentantenhauses ihr Mandat verloren, William Pennington im Jahr 1861 und Thomas Foley im<br />

Jahr 1994.<br />

In Großbritannien ist es üblich, Mitglieder der Fraktionsführung in ‚sicheren’ Wahlkreisen aufzustellen oder sie<br />

im Fall einer Wahlniederlage durch den Mandatsverzicht eines Hinterbänklers in einem ‚sicheren’ Wahlkreis<br />

über eine Nachwahl ins Parlament nachzuholen. In Listenwahlsystemen wird dieses Problem häufig dadurch<br />

gelöst, dass Fraktionsführer sichere Listenplätze erhalten. Schließlich darf nicht übersehen werden, dass eine<br />

führende Rolle in der Fraktion gerade in Zeiten eines stark medial geprägten Wahlkampfs auch in sich eine<br />

Ressource für die Wiederwahlbemühungen darstellt.<br />

56<br />

Im wörtlichen Sinne stellen auch die unter Kapitel 3.4 behandelten Fraktionen eine solche organisatorische<br />

Struktur innerhalb des Parlaments dar. Aufgrund der Rolle der Parteien im Wahlkampf und ihrer<br />

Verbindungsfunktion zwischen Parlament und anderen Teilen des politischen Systems habe ich sie dennoch<br />

separat behandelt.<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!