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Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

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KAPITEL 3 THEORETISCHE ANSÄTZE FÜR DIE ERKLÄRUNG VON FRAKTIONSKOHÄSION IN<br />

PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIEN<br />

be optimal adaptation to an institutional environment, and the interaction between<br />

individu<strong>als</strong> is assumed to be an optimal response to each other. Therefore, the prevailing<br />

institutions (the rules of the game) determine behavior of the actors, which in turn<br />

produces political or social outcomes (Tsebelis 1990: 40, Hervorhebung im Original).<br />

Der soziologisch-organisationstheoretische Ansatz hingegen legt einen sehr weiten<br />

Institutionenbegriff zugrunde, der Normen, Angemessenheitserwägungen (appropriateness),<br />

standardisierte Prozeduren (standard operating procedures), kognitive Skripten und Symbole<br />

sowie teilweise sogar die Kultur insgesamt <strong>als</strong> Institution begreift – Institution ist alles, was<br />

Menschen in sozialen Kontexten Orientierung für ihr Handeln gibt (Hall/Taylor 1996: 947-8;<br />

Immergut 1990: 14-6; March/Olsen 1984: 741, 743). Dieser Ansatz geht von einem gewissen<br />

Vorrang von Strukturen gegenüber individuellem Akteursverhalten aus, da Handelungen<br />

hauptsächlich <strong>als</strong> Erfüllung bestimmter, durch die Funktionslogik der Strukturen geprägter,<br />

Aufgaben gesehen wird. March und Olsen (1984: 741) schreiben dazu: „In contrast to theories<br />

that assume action is choice based on individual values and expectations, theories of political<br />

structure assume action is the fulfillment of duties and obligations.“ Das für diesen Ansatz<br />

kennzeichnende Konzept ist die Vorstellung der bounded rationality. Demnach sind Akteure<br />

generell nicht in der Lage, sich vollständig zweckrational zu verhalten, und orientieren sich daher<br />

in ihrem Handeln an vorgegebenen Routinen und Angemessenheitsnormen. Die jeweils<br />

angeführten Gründe, weshalb rationales Handeln nicht möglich ist, reichen von der<br />

organisatorischen Ausgestaltung von Entscheidungsprozessen über Überforderung aufgrund<br />

immenser Informationsmassen bis hin zu grundsätzlichen ontologischen Erwägungen über die<br />

Grenzen menschlicher Kognition (Blyth 2002: 30-4; Immergut 1998: 14-6; Pierson 1993: 611-9;<br />

Scott 1995: 21-4, 37-45).<br />

Studien in der Tradition des historische Institutionalismus schließlich variieren stark in Bezug auf<br />

den zugrundegelegten Institutionenbegriff. Es finden sich sowohl eine Betonung von Regeln für<br />

rationale Akteure <strong>als</strong> auch von normativen Bindungen und kulturalistischen Deutungsmustern. Im<br />

Bezug auf das Verhältnis von Akteuren und Strukturen nimmt der historische Institutionalismus<br />

häufig eine Mittelstellung zwischen der rational choice Schule einerseits und der<br />

organisationstheoretischen Schule andererseits ein (Hall/Taylor 1996: 940; Kaiser 2001: 263).<br />

Rationales Verhalten von Akteuren wird nicht ausgeschlossen, allerdings sind Akteure durch<br />

organisatorische Faktoren in ihrer Handlungsfreiheit stark begrenzt. Auch die Definition eigener<br />

Präferenzen ist durch das institutionelle Umfeld und die historischen Umstände geprägt<br />

(Thelen/Steinmo 1992: 9). 20 Unter Vertretern des historischen Institutionalismus finden sich auch<br />

Autoren, die eher sozialkonstruktivistische Positionen vertreten und daher in Bezug auf<br />

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