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Arbeit als PDF anzeigen - Mzes - Universität Mannheim

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KAPITEL 3 THEORETISCHE ANSÄTZE FÜR DIE ERKLÄRUNG VON FRAKTIONSKOHÄSION IN<br />

PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIEN<br />

Kapitel 3 Theoretische Ansätze für die Erklärung von Fraktionskohäsion<br />

in parlamentarischen Demokratien<br />

Nach der Darstellung von in der Literatur verwendeten Hypothesen sollen in diesem Kapitel<br />

Anknüpfungspunkte für die theoretische Erfassung des Phänomens aufgezeigt werden. Verwendet<br />

wird hierbei ein rationalistischer neoinstitutionalistischer Ansatz, da dieser für die Besonderheiten<br />

der hier behandelten Fragestellung am besten geeignet ist. Innerhalb dieses Ansatzes liegt ein<br />

Schwerpunkt auf der Principal-Agent-Theorie, da mit deren Hilfe verschiedene<br />

Abhängigkeitsverhältnisse von Parlamentariern besonders gut analysiert werden können.<br />

Unterschieden werden die Beziehungen zwischen Abgeordneten und ihren Wählern, ihren<br />

Parteien beziehungsweise Fraktionen und weiteren innerparlamentarischen Gruppen, insbesondere<br />

Ausschüssen. Theoretische Anknüpfungspunkte bietet insbesondere die amerikanische Literatur,<br />

da diese angesichts generell niedriger und volatiler Fraktionskohäsion offensichtlich nicht mit der<br />

in Bezug auf parlamentarische Demokratien verbreiteten unitary actor Annahme arbeiten kann.<br />

Daher muss im amerikanischen Kontext kohäsives Verhalten von Fraktionen auf Grundlage<br />

individueller Entscheidungen einzelner Abgeordneter und deren Anreizstrukturen erklärt werden.<br />

Dieser Weg wird hier auch für die untersuchten parlamentarischen Demokratien gewählt.<br />

3.1 Das neoinstitutionalistische Paradigma<br />

Seit Mitte der 1980er Jahre und verstärkt in den 1990ern hat sich der ‚Neue Institutionalismus’<br />

oder ‚Neoinstitutionalismus’ <strong>als</strong> Paradigma der vergleichenden Politikwissenschaft ausgebreitet.<br />

Diese ursprünglich <strong>als</strong> Gegenbewegung zur behavioralistischen Schule der Nachkriegszeit<br />

speziell in den USA entstandene Theoriegruppe rückt neben menschlichem Verhalten<br />

Institutionen wieder stärker in den Mittelpunkt der Erklärung von Politik, sowohl auf der policy<br />

<strong>als</strong> auch auf der politics Dimension. Anhänger dieser Schule können sich zumindest auf eine<br />

Grundannahme einigen: „[T]he organization of political life makes a difference“ (March/Olsen<br />

1984: 747) oder – noch knapper – „institutions matter“ (nach Weaver/Rockman 1993). Im<br />

Gegensatz zum klassischen Institutionalismus wird allerdings kein institutioneller Determinismus<br />

vermutet. Institutionen strukturieren und prägen nach neoinstitutionalistischer Ansicht zwar<br />

Akteurshandeln, bestimmen es aber nicht vollständig (Kaiser 2001: 256, 269).<br />

Jenseits dieser sehr allgemeinen Grundannahme existiert eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

neoinstitutionalistischer Ansätze (Überblicke bei Kaiser 2001, 1997; Hall/Taylor 1996; Immergut<br />

1998), deren Gemeinsamkeiten und Kompatibilität erst seit Mitte der 1990er vermehrt ausgelotet<br />

werden (Hall/Taylor 1996: 955-7; Immergut 1998: 25-8; Levi 1997: 33-6; Ostrom 1998; Thelen<br />

1999: 370-84). Als Klassifizierung der Ansätze wird häufig zwischen (1) dem rational choice<br />

Institutionalismus (z.B. Shepsle 1989, 1986; Dowding 1994; Levi 1997; Riker 1980), (2) einer<br />

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