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Der Braunbär - Naturmuseum St.Gallen

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aufwärts nach Zürich und Tuggen (SZ) bis zum Bodensee (Lacus Brigantinus). Das Ziel der<br />

Glaubensleute war die Missionierung, weshalb sie z.B. in Tuggen und Bregenz heidnische<br />

Götzen zerstörten, was die Einheimischen gegen sie aufbrachte. Nach einem längeren<br />

Aufenthalt in Arbon zog Gallus 612 mit seinem Gefährten Hiltibold der <strong>St</strong>einach aufwärts in<br />

den Arboner Forst – ein riesiges Waldgebiet zwischen Bodensee und Appenzellerland. Am<br />

Wasserfall der Mühleggschlucht soll Gallus in einen Dornbusch gefallen sein, was er als<br />

göttliches Zeichen für seine Niederlassung in diesem Gebiet deutete. Das von ihm erbaute<br />

Bethaus mit Zelle gilt als Grundstein für die Gründung des Klosterstaates <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

Entsprechend bedeutend ist die nachfolgende Legende von Gallus und dem Bären, die<br />

sich in der Mühleggschlucht zugetragen haben soll:<br />

Bildquelle: Cod. Sang. 602, S. 44, <strong>St</strong>iftsbibliothek <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

«Während Hiltibold schlief, war Gallus noch<br />

wach, als plötzlich ein Bär auftauchte. Gallus<br />

liess sich nicht einschüchtern, auch dann nicht,<br />

als der Bär sich aufrichtete. Gallus befahl dem<br />

Bären im Namen des Herrn, ein <strong>St</strong>ück Holz ins<br />

Feuer zu werfen. <strong>Der</strong> Bär gehorchte und trug<br />

das Holz zum Feuer. Anschliessend gab<br />

Gallus dem Bären ein Brot, unter der<br />

Bedingung, dass er sich nie mehr blicken<br />

lasse. Hiltibold, der mitgehört hatte, sagte zu<br />

Gallus: «Jetzt weiss ich, dass der Herr mit dir<br />

ist, wenn selbst die Tiere des Waldes deinem<br />

Wort gehorchen.» <strong>Der</strong> Bär tauchte nie wieder<br />

auf.» (Quelle: www.gallusjubilaeum.ch)<br />

<strong>Der</strong> Bär in der Galluslegende steht gemäss verschiedener Autoren (z.B. Ernst Gerhard<br />

Rüsch, Gallus und der Bär, 1950) als Symbol tierischer Triebe, die den Menschen<br />

überkommen können. «Nach Rüsch ist die Galluslegende ‘ein feines Symbol für die<br />

Bändigung der tierischen Triebe im Menschen durch die Macht des christlichen Geistes, ein<br />

Symbol für die Vertreibung des ungeschlachteten Heidentums durch das Wort Gottes, für die<br />

Urbarmachung des Landes und seine Reinigung von wilden Tieren.’» (Quelle: Ernst Ziegler,<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und der Bär, 2001). <strong>Der</strong> Bär steht somit nicht nur für <strong>St</strong>ärke und Macht. Auch<br />

negative Eigenschaften wie gefährliche Triebe werden auf ihn projiziert oder wie der<br />

Tierforscher Alfred Brehm es ausdrückte: «…der Bär ist dumm, grob und ungeschliffen.»<br />

(Quelle: Bernd Brunner, Bär und Mensch, 2010). Aber die Faszination für den Bären blieb,<br />

sonst wäre heute nicht der Bär, sondern Gallus auf <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>s <strong>St</strong>adtwappen.<br />

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