[erscheint in: Poesie intermedial - Anselmo Fox

Mirjam Goller – 15
Grund für das Fest der Oberfläche lieferte. Es bleibt aber Grundmotiv jeder Erzählung, gerade
das wissen und sehen zu wollen, was sich verbirgt.
Konsequent hat Anselmo Fox eine seiner Schneckenanschauungen dem gewidmet, was nicht
zu sehen ist: der Welt unter der Sohle. In einer großformatigen Fotoserie, die den Titel Im Tal
der Mollusken trägt, 33 zeigt er wiederum mit Architekturen bebaute lebendige Schnecken, die
diesmal aber nicht auf Erde und Pflanzen kriechen, sondern auf Berliner Hauswänden.
Abb.6: Fox: Im Tal der Mollusken
Diese Hauswände zeichnen sich sämtlich dadurch aus, dass sie noch Einschussspuren aus dem
Zweiten Weltkrieg zeigen. Die Einschüsse sind historisch kontaminiert und werden auch als
solche wahrgenommen und behandelt: Entweder als Kriegsschäden registriert, ignoriert oder
saniert. Mit der Kontextualisierung durch die überbauten Schnecken, wird diese rein
historische und ein Defizit privilegierende Wahrnehmung in eine räumliche und auch
ästhetische überführt.
Die Aushöhlung des Mauerwerks ist durchaus durch Projektile entstanden, interessanter als
die historische Bezugnahme ist aber, dass sie der Blickachse des Betrachters entsprechen. Die
Schlagkraft, mit der die Projektile auf die Wände treffen, verändert die plane Oberfläche und
erzeugt eine neue Form, erzeugt eine Höhlung. Die Höhlungen, skulpturale Tiefen und
33 Anselmo Fox, Im Tal der Mollusken I, Pigmentdruck SW, 2007; Edition: 5 Motive à 10 Stck., Größe:
65 x 90 cm. Auch in: http://www.anselmofox.eu/de/arbeiten_fotografie_01.html