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BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
Die örtliche Unfalluntersuchung ergab:<br />
- Junge Männer sind überproportional beteiligt.<br />
- Hauptunfallursache ist nicht angepasste Geschwindigkeit und Alkoholeinfluss.<br />
- Es besteht vermutlich ein großes Dunkelfeld im Bereich „Fahren unter<br />
Drogeneinfluss“.<br />
- Der zeitliche Schwerpunkt ist am Wochenen<strong>de</strong>, von Freitag auf Samstag<br />
und von Samstag auf Sonntag.<br />
- Unfallhäufungsstellen:<br />
B 294, Höhe Schweigen,<br />
L 3110, km 37 (Waldgebiet),<br />
K 5786, zwischen Hausen und Eggenen.<br />
2Ursachenanalyse und -bewertung<br />
Ursachenbeschreibung<br />
Folgen<strong>de</strong> Einflussfaktoren dürften zu <strong>de</strong>m gestiegenen Unfallaufkommen<br />
unter Beteiligung von jungen Erwachsenen beigetragen haben:<br />
- geringe Fahrerfahrung,<br />
- erhöhte Risikobereitschaft,<br />
- erhöhte Gefahrenexposition,<br />
- ländlich strukturierter Raum, sodass junge Menschen aufs Auto<br />
angewiesen sind,<br />
- Neueröffnung <strong>de</strong>r Diskothek „Alpha“ im Industriegebiet Neustadt,<br />
- Schließung <strong>de</strong>s Jugendtreffs „Kaffeeklatsch“ in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Hausen.<br />
Es ist somit von einer weiteren Zunahme <strong>de</strong>r Verkehrsunfälle mit<br />
Personenscha<strong>de</strong>n unter Beteiligung von jungen Fahrern auszugehen.<br />
Ursachenanalyse<br />
● Geringe Fahrerfahrung<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r geringen Fahrpraxis verfügen junge Fahrerinnen und<br />
Fahrer über eine wenig entwickelte Automatisierung ihrer Fahrhandlungen,<br />
also mangeln<strong>de</strong> Fahrroutine. Darüber hinaus ist die Fähigkeit,<br />
Gefahren, insbeson<strong>de</strong>re seltene und ver<strong>de</strong>ckte Gefahren, zu erkennen,<br />
noch wenig ausgeprägt.<br />
● Erhöhte Risikobereitschaft<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Fahrpraxis beginnt für die Fahranfänger die Phase,<br />
ihre Grenzen und die <strong>de</strong>s Fahrzeugs auszutesten. Die Neigung, immer<br />
höhere Risiken einzugehen, nimmt zu. Die Bereitschaft, sich auf Situationen<br />
mit ungewissem Ausgang einzulassen, ist bei Menschen <strong>de</strong>r jüngeren<br />
Altersgruppe stärker ausgeprägt als in je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Lebensabschnitt.<br />
Ein be<strong>de</strong>utsamer Risikofaktor ist dabei die Selbstüberschätzung. Die<br />
Beweggrün<strong>de</strong> sind vielfältig: Es geht einerseits um Erprobung und Bewährung<br />
bei neuen, schwierigen und gefährlichen Aufgaben und die daraus<br />
resultieren<strong>de</strong> Steigerung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls. Hinzu kommt die Grun<strong>de</strong>instellung<br />
mit <strong>de</strong>m Gefühl <strong>de</strong>r Unverletzbarkeit. An<strong>de</strong>rerseits geht es<br />
auch um Anerkennung bei gleichaltrigen Bezugsgruppen, in <strong>de</strong>nen riskantes<br />
und normabweichen<strong>de</strong>s Verhalten häufig zu erhöhter Wertschätzung<br />
führt.<br />
● Erhöhte Gefahrenexposition<br />
Freizeitfahrten <strong>de</strong>r jungen Erwachsenen wer<strong>de</strong>n zu einem großen Anteil<br />
abends und nachts unternommen. Dunkelheit, möglicherweise noch verstärkt<br />
durch Witterungseinflüsse (Regen, Nebel, Schnee, Glatteis), bringt<br />
an sich schon ein erhöhtes Risiko mit sich. In vielen Fällen dienen die<br />
Fahrten <strong>de</strong>m Erreichen von Diskotheken und Gaststätten mit einer Vielzahl<br />
von Mitfahrern. Gelöste Stimmung, überlaute Musik, gruppendynamische<br />
Prozesse und Alkoholkonsum wirken sich unmittelbar auf die<br />
Fahrweise aus. Bei längeren Fahrtstrecken, beson<strong>de</strong>rs über Landstraßen,<br />
wer<strong>de</strong>n Geschwindigkeitsregelungen kaum noch beachtet. Damit fin<strong>de</strong>n<br />
Fahrten unter überaus negativen Bedingungen statt.<br />
Ursachenbewertung<br />
An <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>r geringen Fahrerfahrung <strong>de</strong>r jungen Fahrer lässt sich<br />
faktisch nichts än<strong>de</strong>rn. Umso wichtiger ist es, dass sich dieser Personenkreis<br />
<strong>de</strong>r Gefahren bei Nichteinhaltung <strong>de</strong>r Verkehrsvorschriften bewusst ist.<br />
Der Ten<strong>de</strong>nz zur erhöhten Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung<br />
kann durch verschie<strong>de</strong>ne Maßnahmen begegnet wer<strong>de</strong>n: So sollte <strong>de</strong>n jungen<br />
Menschen eine Möglichkeit geboten wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Drang zur Erprobung<br />
und Bewährung von neuen, schwierigen und gefährlichen Aufgaben<br />
in einem an<strong>de</strong>rem Tätigkeitsbereich (z. B. Sport) auszuleben, um dort auch<br />
die daraus resultieren<strong>de</strong> Steigerung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls zu fin<strong>de</strong>n. In<br />
diesem Bereich kann die Polizei allenfalls als Initiator tätig wer<strong>de</strong>n.<br />
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