2 - Erich-marks.de
2 - Erich-marks.de
2 - Erich-marks.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Polizeiliche<br />
Kriminalprävention<br />
<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
www.polizei.propk.<strong>de</strong><br />
Qualitätssicherung POLIZEILICHER PRÄVENTIONSPROJEKTE<br />
Eine Arbeitshilfe für die Evaluation<br />
Polizeiliche<br />
Kriminalprävention<br />
<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s
Herausgeber:<br />
Zentrale Geschäftsstelle Polizeiliche<br />
Kriminalprävention <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
Taubenheimstr. 85<br />
70372 Stuttgart<br />
www.polizei.propk.<strong>de</strong><br />
Stuttgart 2003<br />
Inhalt<br />
A<br />
B<br />
BI<br />
BII<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
H<br />
Einführung Seite 4<br />
Arbeitsschritte zur Evaluation Seite 10<br />
Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention Seite 32<br />
Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention Seite 52<br />
Beratungs- und Kooperationsmöglichkeiten bei <strong>de</strong>r Evaluation Seite 70<br />
Informationen und Dokumentationen zu evaluierten Projekten Seite 74<br />
För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten und Finanzierung von Projekten Seite 78<br />
Glossar Seite 82<br />
Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention Seite 94<br />
Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100<br />
„Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“ Seite 100
Einführung<br />
A Einführung<br />
1Prävention ist messbar!<br />
A Einführung<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> „Arbeitshilfe Evaluation“ ist für Polizeibeamtinnen und<br />
Polizeibeamte entwickelt wor<strong>de</strong>n, die Präventionsprojekte planen o<strong>de</strong>r<br />
durchführen. Sie soll ihnen ver<strong>de</strong>utlichen, dass eine Evaluation ihrer Projekte<br />
bei weitem nicht so schwierig ist, wie es sich vom Begriff her anhört.<br />
Noch mehr will die Arbeitshilfe aber von <strong>de</strong>m Nutzen überzeugen, <strong>de</strong>n<br />
die Berücksichtigung von Evaluations-Gesichtspunkten ganz unmittelbar<br />
für die Entwicklung und Durchführung von Präventionsprojekten hat.<br />
Dieser Nutzen wird so richtig erst bei <strong>de</strong>r konkreten Anwendung <strong>de</strong>r Arbeitshilfe<br />
<strong>de</strong>utlich. Das ist je<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>n Autorinnen und Autoren so ergangen:<br />
Unsere zunächst eher „theoretische“ Überzeugung vom Nutzen <strong>de</strong>r Evaluation<br />
wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Arbeit an einem konkreten Präventionsprojekt schließlich<br />
auch zu einer praktischen Überzeugung. Die Berücksichtigung von Evaluations-Gesichtspunkten<br />
bei <strong>de</strong>r Planung und Durchführung eines Projekts<br />
führt zu einer <strong>de</strong>utlichen Verbesserung <strong>de</strong>s Projekts und damit zur Steigerung<br />
<strong>de</strong>r Qualität polizeilicher Prävention!<br />
Obwohl für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Kriminalprävention entwickelt, lässt sich diese<br />
Arbeitshilfe auch auf <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Verkehrsunfallprävention übertragen.<br />
Sie unterstützt die Praktikerinnen und Praktiker bei <strong>de</strong>r Bewertung von<br />
Präventionsprojekten im Hinblick auf <strong>de</strong>ren Konzeption, Umsetzung und<br />
Wirkung. In ihrem Hauptteil enthält sie eine Anleitung, wie <strong>de</strong>r Erfolg und<br />
die Wirkungen von Prävention messbar gemacht wer<strong>de</strong>n können, in<strong>de</strong>m<br />
● Arbeitsschritte aufgezeigt wer<strong>de</strong>n, die es ermöglichen, Präventionsprojekte<br />
evaluationsgerecht zu konzipieren und umzusetzen, und in<strong>de</strong>m<br />
● Hinweise für die Durchführung von Evaluationen gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese „Arbeitshilfe Evaluation“ ist allerdings kein „Handbuch für das Projektmanagement“<br />
und auch kein „Handbuch für Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r empirischen<br />
Sozialforschung im Bereich <strong>de</strong>r Evaluation“.<br />
5
2Was bringt Evaluation?<br />
A Einführung A Einführung<br />
Der Nutzen von Evaluation für die polizeiliche (Präventions-)Praxis liegt vor<br />
allem darin, dass mit diesem Ansatz Bewertungen von Projekten systematisch<br />
und methodisch angeleitet durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Selbstverständlich<br />
orientiert sich polizeiliches Han<strong>de</strong>ln auch ohne Evaluation immer an Zielen<br />
und wird auch immer bewertet: Je<strong>de</strong> Polizistin, je<strong>de</strong>r Polizist und je<strong>de</strong><br />
Polizeidienststelle bewertet sich und die geleistete Arbeit, vergleicht sich<br />
mit <strong>de</strong>n Leistungen und Erfolgen an<strong>de</strong>rer – und wird bewertet und verglichen.<br />
Allerdings geschehen diese „Evaluationen“ nicht immer bewusst<br />
und vor allem nicht immer nach objektiven, überprüfbaren, nachvollziehbaren<br />
systematisch-methodischen Kriterien. Das wie<strong>de</strong>rum kann durchaus<br />
berechtigte Zweifel an <strong>de</strong>r Richtigkeit dieser Bewertungen aufkommen<br />
lassen.<br />
Eine systematisch-methodische Evaluation ist jedoch für die Qualitätssicherung<br />
unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich. Das zeigen auch Erfahrungen aus an<strong>de</strong>ren<br />
Bereichen polizeilicher Aufgabenwahrnehmung: Im Einsatzbereich beispielsweise<br />
hat nicht zuletzt die Beachtung und Umsetzung von Evaluationsaspekten<br />
bei <strong>de</strong>r Nachbereitung, aber auch bei <strong>de</strong>r Planung und Durchführung<br />
zu <strong>de</strong>r Professionalität, Effizienz und Effektivität geführt, die polizeiliche<br />
Einsätze heute auszeichnen. Die Evaluation von Präventionsprojekten ist<br />
mit dieser Bearbeitung von Einsatzlagen im Sinne <strong>de</strong>r PDV 100 vergleichbar –<br />
und mit Sicherheit von gleichem Nutzen für die polizeiliche Praxis.<br />
Häufig wird befürchtet, dass die Evaluation zur Beurteilung und Kontrolle<br />
<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Projekt befassten Personen eingesetzt wird und <strong>de</strong>shalb zu<br />
Misstrauen und Motivationsabbau bei <strong>de</strong>n Betroffenen führt. Eine solche<br />
Verwendung von Evaluationen stellt jedoch ein<strong>de</strong>utig einen Missbrauch<br />
dar!<br />
3Was ist <strong>de</strong>nn nun Evaluation?<br />
Evaluation be<strong>de</strong>utet die systematische und methodisch angeleitete Überprüfung<br />
und Beurteilung von Präventionsprojekten im Hinblick auf ihre<br />
Konzeption, Umsetzung und Wirkung. Daraus wird schon <strong>de</strong>utlich, dass<br />
sich die Evaluation eines Projekts keineswegs nur auf die Messung und<br />
Bewertung von Wirkungen bezieht, son<strong>de</strong>rn mit unterschiedlichen Zielsetzungen<br />
und entsprechend mit unterschiedlichen Vorgehensweisen<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n kann. Für die polizeiliche Praxis sind vor allem folgen<strong>de</strong><br />
Formen <strong>de</strong>r Evaluation von Be<strong>de</strong>utung:<br />
● Formative Evaluation<br />
Die formative Evaluation beginnt bereits mit <strong>de</strong>n ersten Überlegungen<br />
im Planungsstadium eines Projekts. Sie umfasst die Entwicklung und/<br />
o<strong>de</strong>r Anpassung einer Projektkonzeption an die spezifischen Bedingungen<br />
„vor Ort“, und zwar nicht nur vor Beginn, son<strong>de</strong>rn ggf. auch während<br />
<strong>de</strong>r Projektlaufzeit. Eine formative Evaluation wird immer bei einem<br />
völlig neuen Projekt durchzuführen sein, aber auch dann, wenn ein bereits<br />
bestehen<strong>de</strong>s Projekt aus an<strong>de</strong>ren Bereichen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren örtlichen<br />
Bedingungen übertragen wer<strong>de</strong>n soll. Somit ist eine formative Evaluation<br />
im Grun<strong>de</strong> bei je<strong>de</strong>m Projekt erfor<strong>de</strong>rlich!!!<br />
● Prozessevaluation<br />
Auch die Prozessevaluation gehört bei Präventionsprojekten zum Standard.<br />
Mit ihr wird während <strong>de</strong>r Projektlaufzeit bzw. nach Beendigung<br />
<strong>de</strong>s Projekts überprüft, ob die ausgeführten Arbeiten <strong>de</strong>n Planungsvorgaben<br />
entsprechen und ob die anvisierte Zielgruppe auch tatsächlich<br />
erreicht wor<strong>de</strong>n ist.<br />
● Wirkungsevaluation<br />
Bei <strong>de</strong>r Wirkungsevaluation wer<strong>de</strong>n Projekte dahingehend beurteilt, ob<br />
ihre Ziele erreicht wor<strong>de</strong>n sind und ob die festgestellten Verän<strong>de</strong>rungen<br />
auch tatsächlich auf das durchgeführte Projekt zurückgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
können und nicht (auch) auf die Wirkung an<strong>de</strong>rer Faktoren.<br />
Wirkungsevaluationen wer<strong>de</strong>n zumeist erst nach Abschluss eines Projekts<br />
durchgeführt, häufig auch in bestimmten Zeitabstän<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rholt.<br />
Sie bedürfen teilweise, je nach Ausrichtung <strong>de</strong>s Projekts, einer<br />
Beratung o<strong>de</strong>r Durchführung durch externe Fachkräfte.<br />
Bevor ein Projekt hinsichtlich seiner Wirkung evaluiert wer<strong>de</strong>n kann,<br />
muss vorher sowohl eine formative Evaluation als auch eine Prozessevaluation<br />
durchgeführt wor<strong>de</strong>n sein.<br />
6 7
4Soll jetzt alles und je<strong>de</strong>s evaluiert wer<strong>de</strong>n?<br />
5<br />
A Einführung A Einführung<br />
„Die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen ist anhand vorgegebener o<strong>de</strong>r<br />
zu entwickeln<strong>de</strong>r Bemessungskriterien zu überprüfen. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse sind zu analysieren und zur Optimierung von Präventionsmaßnahmen<br />
zu nutzen.“ Diese For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r PDV 100 (siehe Teil H <strong>de</strong>r Arbeitshilfe)<br />
ist klar und ein<strong>de</strong>utig. In ihrer Unbedingtheit wirkt sie aber eher<br />
abschreckend, zumal sie sich auf die Wirkungsevaluation bezieht, die von<br />
<strong>de</strong>n erwähnten Evaluationsformen wohl am aufwändigsten und oft nicht<br />
allein mit polizeilichen Mitteln und Möglichkeiten durchzuführen ist.<br />
Zwar sollte die Evaluation aller Aktivitäten <strong>de</strong>r Polizei im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Kriminal- und Verkehrsunfallprävention, die mehr als nur geringfügige<br />
personelle und materielle Ressourcen bin<strong>de</strong>n, zum Standard wer<strong>de</strong>n –<br />
vom Faltblatt bis zum Ressort übergreifen<strong>de</strong>n Großprojekt. Es empfiehlt<br />
sich jedoch, gera<strong>de</strong> am Anfang zunächst einzelne Bereiche auszuwählen<br />
und sich kleinere, überschaubare Projekte vorzunehmen. Bei Projekten<br />
allerdings, die gar nicht auf eine Evaluierbarkeit angelegt sind, wird kritisch<br />
zu fragen sein, ob es sich hier nicht vielleicht um bloßen Aktionismus<br />
han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt knapper Ressourcen und hoher<br />
Qualitätsansprüche an polizeiliche Arbeit besser unterbleiben sollte.<br />
Zum guten Schluss: Sieben „gol<strong>de</strong>ne Regeln“ für eine<br />
erfolgreiche Evaluationsarbeit<br />
1. Kleine Schritte statt großer Märsche, bei <strong>de</strong>nen dann <strong>de</strong>r Atem ausgeht!<br />
Zunächst sollte mit eher kleinen Evaluationsvorhaben begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Anfor<strong>de</strong>rungen bleiben damit leichter überschaubar und es können<br />
auch schneller Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Durchführung und Gestaltung von<br />
Evaluationen gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Lieber weniger Projekte durchführen, dafür aber solche mit gesicherter<br />
Qualität!<br />
Zweifellos wird <strong>de</strong>r Aufwand für die Planung und Durchführung präventiver<br />
Projekte durch die Berücksichtigung ihrer Evaluation größer als<br />
bisher. Bei gleich bleiben<strong>de</strong>n personellen und finanziellen Ressourcen<br />
können nicht mehr so viele Projekte durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Dieser quantitative<br />
„Verlust“ wird aber durch <strong>de</strong>n qualitativen Gewinn mehr als<br />
ausgeglichen!<br />
3. Evaluation von Anfang an in die Projektplanung integrieren!<br />
Evaluation muss integraler Bestandteil von Präventionsprojekten sein.<br />
Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie lediglich als (freiwillige) Zusatz-<br />
Aufgabe verstan<strong>de</strong>n und dann letztendlich doch nicht gemacht wird.<br />
Vor allem aber kann nur bei einer Berücksichtigung von Evaluationsgesichtspunkten<br />
schon bei <strong>de</strong>r Projektplanung das Projekt davon optimal<br />
profitieren.<br />
4. Evaluation ist fast immer ihren Preis wert!<br />
Ohne Frage kostet Evaluation Arbeitzeit, Geld und Personal. Diesen kurzfristigen<br />
Kosten stehen jedoch schon mittelfristig erhebliche Kosteneinsparungen<br />
gegenüber, weil Evaluation zu Erkenntnissen führt, wie Projekte<br />
angelegt und durchgeführt sein müssen, um zu <strong>de</strong>n gewünschten<br />
Ergebnissen zu führen. In<strong>de</strong>m Evaluation eine ineffektive und ineffiziente<br />
Verwendung <strong>de</strong>r verfügbaren Mittel vermei<strong>de</strong>n hilft, trägt sie zur<br />
Einsparung von manchmal viel Arbeitszeit und Kosten bei.<br />
5. Evaluation in <strong>de</strong>r Polizei soll keine sozialwissenschaftliche Forschung<br />
ersetzen!<br />
Formative Evaluation und Prozessevaluation sind für die Qualitätssicherung<br />
von Präventionsprojekten von hoher Be<strong>de</strong>utung und können in <strong>de</strong>r<br />
Regel von <strong>de</strong>r Polizei selbst durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Erst wenn für die Evaluation<br />
vertiefte sozialwissenschaftliche Kenntnisse erfor<strong>de</strong>rlich sind, ist<br />
die Hinzuziehung von entsprechen<strong>de</strong>n Fachkräften unerlässlich.<br />
6. Evaluation braucht Selbstbewusstsein!<br />
Evaluation stellt Projekte auf <strong>de</strong>n Prüfstand und ist untrennbar damit<br />
verbun<strong>de</strong>n, dass die eigene Arbeit <strong>de</strong>r Beobachtung, Analyse und Bewertung<br />
durch Dritte ausgesetzt ist – und nicht immer haben gute Absichten<br />
und viel Einsatz auch die gewünschten Ergebnisse. Allerdings ist auch<br />
dieses – zugegeben unangenehme – Wissen besser als ein „Weiter so!“,<br />
bei <strong>de</strong>m die angestrebten Wirkungen gar nicht erzielt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollten diejenigen Projekte als unzulänglich gelten, die nicht evaluiert<br />
sind.<br />
7. Die Ergebnisse von Evaluation an<strong>de</strong>ren zugänglich machen!<br />
Evaluation entwickelt ihren ganzen Nutzen erst dann, wenn die Ergebnisse<br />
dokumentiert und an<strong>de</strong>ren verfügbar gemacht wer<strong>de</strong>n. So können<br />
gewonnene Erfahrungen in einem Projekt in nachfolgen<strong>de</strong> Projekte –<br />
auch an<strong>de</strong>rer Dienststellen – einfließen. Von <strong>de</strong>ren Erfahrungen kann<br />
wie<strong>de</strong>rum die eigene Arbeit profitieren.<br />
8 9
Arbeitsschritte<br />
zur Evaluation<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Arbeitsschritte dienen <strong>de</strong>r Entwicklung, <strong>de</strong>r Durchführung<br />
und <strong>de</strong>r Evaluation von Präventionsprojekten. Sie ermöglichen es <strong>de</strong>n im<br />
Präventionsbereich tätigen Polizeibeamtinnen und -beamten, ein Projekt<br />
systematisch zu konzipieren, es konsequent an einem <strong>de</strong>finierten Projektziel<br />
auszurichten und die Ergebnisse <strong>de</strong>s Projekts nach Gesichtspunkten <strong>de</strong>r<br />
Evaluation überprüfbar zu machen.<br />
Der gesamte Projektablauf wird dazu in viele kleine Einzelschritte zerlegt:<br />
Arbeitsschritte <strong>de</strong>r Konzeptionsplanung, Arbeitsschritte <strong>de</strong>r Ressourcenplanung<br />
sowie Arbeitsschritte <strong>de</strong>r Prozessevaluation, Wirkungsevaluation<br />
und schließlich Dokumentation. Je<strong>de</strong>r Arbeitsschritt umfasst in <strong>de</strong>r Regel<br />
Unterpunkte. Für ein konkretes Projekt müssen jedoch nicht immer alle<br />
Unterpunkte berücksichtigt wer<strong>de</strong>n und manche Unterpunkte lassen sich<br />
auch schnell erledigen. In <strong>de</strong>r Praxis bleibt also <strong>de</strong>r Arbeitsaufwand durchaus<br />
begrenzt.<br />
Alle Arbeitsschritte wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m anhand von zwei fiktiven Fallbeispielen<br />
dargestellt und erläutert. So fin<strong>de</strong>t sich in Teil B I <strong>de</strong>r Arbeitshilfe ein Projektbeispiel<br />
aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Kriminalprävention und in Teil B II ein<br />
Projektbeispiel aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Verkehrsunfallprävention.<br />
Eine Empfehlung gleich von Anfang an: Es hat sich als sinnvoll und die<br />
Arbeit erleichternd erwiesen, ein Projekttagebuch zu führen. Damit kann<br />
die Konzipierung und <strong>de</strong>r gesamte Ablauf <strong>de</strong>s Projekts stichpunktartig protokolliert<br />
wer<strong>de</strong>n. Ganz wichtig ist es dabei, die Umsetzung <strong>de</strong>r Planung zu<br />
protokollieren, <strong>de</strong>nn hier kommt es erfahrungsgemäß zu Abweichungen.<br />
Die Grün<strong>de</strong> für die Planungsabweichungen sind mit <strong>de</strong>n daraus abgeleiteten<br />
Konsequenzen bzw. Reaktionen im Projekttagebuch zu vermerken.<br />
Dies kommt zukünftigen Projekten zugute, weil mögliche Störungsquellen<br />
besser erkannt und schon im Vorfeld vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnnen. Auch<br />
lassen sich daraus Erkenntnisse gewinnen, wenn es um die Frage <strong>de</strong>r Übertragbarkeit<br />
eines Projekts geht.<br />
11
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
Die Arbeitsschritte im Überblick<br />
Formative Evaluation – Konzeptionsplanung<br />
1 Problembeschreibung<br />
2 Ursachenanalyse und -bewertung<br />
3 Zielbestimmung<br />
4 Zielgruppen<br />
5 Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>s Problems<br />
6 Sammlung, Bewertung und Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
7 Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>r Zielerreichung<br />
8 Projektlaufzeit<br />
Formative Evaluation – Ressourcenplanung<br />
9 Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Projektorganisation und Ressourcenausstattung<br />
10 Kosten-Nutzen-Entscheidung<br />
11 Erstellung <strong>de</strong>s Projektstrukturplans<br />
Prozessevaluation, Wirkungsevaluation und Dokumentation<br />
12 Prozessevaluation<br />
13 Wirkungsevaluation<br />
14 Projektbericht und Konsequenzen<br />
1Problembeschreibung<br />
Präventionsprojekte <strong>de</strong>r Polizei zielen auf die Verhin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Reduzierung<br />
von Kriminalitätsproblemen sowie <strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>ns<br />
hin. Eine klare Benennung und Beschreibung <strong>de</strong>s Problems, auf das<br />
sich das geplante Projekt richten soll, ist unerlässlich, weil sich daraus die<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r Präventionsziele, <strong>de</strong>r ins Auge gefassten Zielgruppen<br />
sowie <strong>de</strong>r geplanten Maßnahmen ableitet.<br />
● Benennen Sie zunächst das Problem, grenzen Sie es begrifflich klar ein.<br />
● Beschreiben Sie, wie lange es das Problem schon gibt, ob räumliche<br />
Schwerpunkte festgestellt wer<strong>de</strong>n können und welche Merkmale Täter<br />
und Opfer aufweisen.<br />
● Beschreiben Sie, ob sich das Problem in letzter Zeit verän<strong>de</strong>rt hat und<br />
gegebenenfalls in welche Richtung.<br />
● Stellen Sie dar, welche Daten und Informationen das Problem objektiv<br />
abbil<strong>de</strong>n (z. B. über Statistiken o<strong>de</strong>r Befragungsergebnisse).<br />
● Bewerten Sie Ausmaß, Qualität und Relevanz <strong>de</strong>s Problems. Legen Sie<br />
dabei Ihre Bewertungsgrundlagen und -maßstäbe offen (öffentliche<br />
Quellen, Bürgerbefragungen, dienstliche Quellen, Häufigkeitszahlen,<br />
Belastungszahlen).<br />
● Stellen Sie fest, welche Ziele im Zusammenhang mit Ihrem Problem auf<br />
Bun<strong>de</strong>s-, Lan<strong>de</strong>s- und Regional-Ebene verfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />
● Überprüfen Sie, inwieweit Kommunen, einzelne Behör<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Institutionen das Problem bereits erkannt haben, nach Lösungsansätzen<br />
suchen o<strong>de</strong>r bereits Maßnahmen dazu durchführen.<br />
12 13
2Ursachenanalyse und -bewertung<br />
Ein Kriminalitätsproblem hat regelmäßig Ursachen. Es wird durch lokale<br />
bzw. regionale Gegebenheiten (z. B. Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur,<br />
Siedlungsstruktur), individuelle Merkmale von Personen, durch Tatgelegenheiten,<br />
die soziale Lebenssituation von Menschen sowie eine Reihe an<strong>de</strong>rer<br />
gesellschaftlicher Faktoren beeinflusst. Auf <strong>de</strong>r Grundlage von kriminologischen<br />
und kriminalistischen Erkenntnissen sind die mutmaßlichen Ursachen<br />
für das vorliegen<strong>de</strong> Kriminalitätsproblem zu beschreiben und zu analysieren.<br />
● Ordnen Sie das Problem unter kriminologischen und kriminalistischen<br />
Gesichtspunkten ein. Welche Erkenntnisse zur vorliegen<strong>de</strong>n Deliktsform,<br />
<strong>de</strong>n Merkmalen <strong>de</strong>r Tat- und Tätergruppen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>liktstypischen<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten sind zu berücksichtigen?<br />
● Tragen Sie die möglichen Ursachen für das Problem zusammen und<br />
bewerten Sie ihre Wichtigkeit. Überprüfen Sie, wenn möglich, welche<br />
kriminologischen und kriminalistischen Erklärungsansätze bzw. Theorien<br />
zur Beschreibung <strong>de</strong>r Ursachen beitragen können.<br />
3Zielbestimmung<br />
Ein Präventionsprojekt verfolgt Präventionsziele und Programmziele. Diese<br />
müssen exakt benannt und klar voneinan<strong>de</strong>r unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Zunächst<br />
ist das Präventionsziel festzulegen; unter Umstän<strong>de</strong>n können es auch mehrere<br />
Präventionsziele sein. Im Anschluss daran gilt es, das Programmziel<br />
o<strong>de</strong>r auch mehrere Programmziele zu benennen, mit <strong>de</strong>nen ein <strong>de</strong>finiertes<br />
Präventionsziel erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Präventionsziele<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
Als Präventionsziele gelten diejenigen Zielsetzungen, bei <strong>de</strong>nen die Verhin<strong>de</strong>rung<br />
o<strong>de</strong>r Vermin<strong>de</strong>rung eines Kriminalitätsproblems ausdrücklich benannt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Hierzu gehören:<br />
- Verhin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Vermin<strong>de</strong>rung von Straftaten,<br />
- Vermeidung o<strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>s mit Straftaten einhergehen<strong>de</strong>n<br />
Scha<strong>de</strong>ns,<br />
- Stärkung <strong>de</strong>s Sicherheitsgefühls bzw. Min<strong>de</strong>rung von Kriminalitätsfurcht,<br />
- Stärkung <strong>de</strong>s Präventionsbewusstseins in <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />
Das Präventionsziel sollte möglichst präzise formuliert wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispiel: Verringerung von Wohnungseinbrüchen innerhalb eines halben<br />
Jahres in einer bestimmten Wohngegend.<br />
Programmziele<br />
Programmziele hingegen umfassen solche Zielsetzungen, die zunächst ganz<br />
unmittelbar durch Präventionsmaßnahmen erreicht wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Beispiel: Stärkere Verbreitung von technischen Sicherungsmaßnahmen<br />
in <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n eines bestimmten Wohngebiets.<br />
Zwischen Programmziel und Präventionsziel besteht ein unmittelbarer<br />
Zusammenhang. So wird entwe<strong>de</strong>r abgeleitet aus (theoretischen) Annahmen<br />
o<strong>de</strong>r aufgrund vorhan<strong>de</strong>ner Erkenntnisse davon ausgegangen, dass<br />
ein bestimmtes Programmziel geeignet ist, zur Erreichung <strong>de</strong>s angestrebten<br />
Präventionsziels tatsächlich beizutragen.<br />
Beispiel: Es liegt die Annahme vor, dass eine stärkere Verbreitung von<br />
technischen Sicherungsmaßnahmen in <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n eines<br />
bestimmten Wohngebiets (Programmziel) zur Verringerung von<br />
Wohnungseinbrüchen in <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Gegend (Präventionsziel)<br />
beiträgt.<br />
Ein Präventionsziel kann in <strong>de</strong>r Regel nicht nur über ein Programmziel<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auf verschie<strong>de</strong>nen Wegen, also über mehrere<br />
Programmziele.<br />
Beispiel: Die Verringerung von Wohnungseinbrüchen in einer bestimmten<br />
Gegend (Präventionsziel) lässt sich auch möglicherweise über das<br />
Programmziel einer Verstärkung <strong>de</strong>r nachbarschaftlichen Kontakte<br />
und wechselseitigen Aufmerksamkeit erreichen.<br />
14 15
Der Zusammenhang zwischen Präventions- und Programmziel<br />
Problem<br />
Präventionsziel<br />
Definition Präventionsziel:<br />
Reduzierung <strong>de</strong>s Wohnungseinbruchs<br />
Zielmaßstab:<br />
Anzahl <strong>de</strong>r vollen<strong>de</strong>ten Wohnungseinbrüche<br />
im <strong>de</strong>finierten Raum und<br />
zu <strong>de</strong>finierter Zeit<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
Annahme:<br />
Gut gesicherte Objekte wer<strong>de</strong>n nicht so<br />
häufig angegriffen<br />
Hausbesitzer<br />
Maßnahme 1:<br />
Werbung zur Sicherung <strong>de</strong>r Häuser bei Hausbesitzern<br />
Maßnahme 2:<br />
Beratung von Hausbesitzern vor Ort<br />
Definition Programmziel:<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r technischen<br />
Sicherung potenzieller<br />
Einbruchsobjekte<br />
Zielmaßstab:<br />
Anteil <strong>de</strong>r gesicherten Häuser<br />
im <strong>de</strong>finierten Raum und zu<br />
<strong>de</strong>finierter Zeit<br />
Programmziel<br />
Zielgruppe<br />
Maßnahmen<br />
● Definieren Sie zunächst Ihr Präventionsziel. Ein Präventionsziel muss die<br />
angestrebte Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Problems beschreiben.<br />
● Definieren Sie danach Ihr Programmziel. Die durch das Programm hervorgerufenen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen müssen messbar sein.<br />
4Zielgruppen<br />
16 17<br />
5<br />
Grundsätzlich sind Maßnahmen auf potenzielle o<strong>de</strong>r tatsächliche Täter,<br />
Opfer o<strong>de</strong>r Zeugen bzw. Helfer ausgerichtet.<br />
Ein Präventionsprojekt kann eine o<strong>de</strong>r mehrere Zielgruppen haben. Die<br />
Definition <strong>de</strong>r Zielgruppen ergibt sich in <strong>de</strong>r Regel als Konsequenz aus <strong>de</strong>r<br />
Problembeschreibung im Verbund mit <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Programmziele.<br />
Erst die genaue Definition <strong>de</strong>r Zielgruppe mit Angaben, wie groß die Zielgruppe<br />
ist und wie sie sich räumlich verteilt, ermöglicht später Aussagen<br />
darüber, welcher Anteil <strong>de</strong>r Zielgruppe durch das Präventionsprojekt erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n konnte und damit auch, wie viele Personen <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />
mögliche Auswirkungen <strong>de</strong>s Präventionsprojekts erfahren haben.<br />
● Legen Sie die Merkmale genau fest, nach <strong>de</strong>nen die zu erreichen<strong>de</strong>n<br />
Zielgruppen eingegrenzt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
● Beachten Sie, dass eine zu große Zahl von nicht für das Präventionsprojekt<br />
„geeigneten“ Personen in <strong>de</strong>r Zielgruppe die Kosten – verglichen<br />
mit <strong>de</strong>m Nutzen <strong>de</strong>s Programms – unverhältnismäßig stark steigen lassen<br />
dürfte.<br />
Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>s Problems<br />
(Kennzahlen zur Problembeschreibung)<br />
Die Größenordnung <strong>de</strong>s Problems ist durch Indikatoren, so genannte Kennzahlen<br />
darzustellen. Kennzahlen sind beispielsweise die Tatverdächtigen-<br />
Belastungsziffern (Anzahl <strong>de</strong>r Tatverdächtigen einer Deliktskategorie pro<br />
100.000 Einwohner) auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Polizeilichen Kriminalstatistik.<br />
Aber nicht nur die Daten aus <strong>de</strong>r Polizeilichen Kriminalstatistik o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />
polizeilicher Datensammlungen, son<strong>de</strong>rn auch nichtpolizeiliche Statistiken,<br />
Ergebnisse von Bürgerbefragungen o<strong>de</strong>r eigene Untersuchungen<br />
sollten, wenn möglich, in die Bestimmung von Kennzahlen mit einfließen.<br />
Erst durch ein<strong>de</strong>utige, zuverlässige und je<strong>de</strong>rzeit reproduzierbare Kennzahlen<br />
lassen sich regionale Vergleiche o<strong>de</strong>r Vergleiche im Zeitverlauf<br />
durchführen.<br />
● Benennen Sie die aktuelle Größe <strong>de</strong>s Problems (Ist-Stand). Definieren Sie<br />
die zur Messung <strong>de</strong>s Problems geeigneten Kennzahlen. Möglicherweise<br />
sind auch mehrere Kennzahlen nötig. Hinweise auf <strong>de</strong>nkbare Kennzahlen<br />
ergeben sich in <strong>de</strong>r Regel bereits aus <strong>de</strong>r Problembeschreibung.
● Listen Sie alle Kennzahlen auf, mit <strong>de</strong>nen Sie die Größe <strong>de</strong>s Problems<br />
anhand <strong>de</strong>r verfügbaren Datenquellen beschreiben können.<br />
Beispiel: Anzahl <strong>de</strong>r Drogentoten eines Landkreises in einem Jahr; Anteil<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung über 14 Jahre, die zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt angibt, sich in ihrer Wohngegend unsicher zu fühlen;<br />
Höhe <strong>de</strong>s durch Graffiti in <strong>de</strong>r Innenstadt innerhalb von<br />
drei Monaten entstan<strong>de</strong>nen finanziellen Scha<strong>de</strong>ns.<br />
6Sammlung, Bewertung und Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
Als nächstes sind die Maßnahmen auszuwählen, die geeignet erscheinen,<br />
das angestrebte Programmziel bzw. die angestrebten Programmziele zu<br />
erreichen.<br />
6.1 Sammeln von Maßnahmen<br />
In einem ersten Schritt sollten in kreativer Weise geeignete Maßnahmen<br />
gesammelt wer<strong>de</strong>n, ohne sich von „Machbarkeitsüberlegungen“ begrenzen<br />
zu lassen.<br />
● Werten Sie Fachliteratur und einschlägige Datenbanken (z. B. <strong>de</strong>n<br />
„Infopool Prävention“ <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skriminalamts o<strong>de</strong>r das Informationssystem<br />
PRÄVIS) im Hinblick auf Präventionsprogramme o<strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
aus, die ggf. für Ihr Projekt geeignet sein könnten. Programme<br />
und Maßnahmen, die sich bewährt haben, sollten dabei im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stehen.<br />
● Sammeln Sie für je<strong>de</strong>s Programmziel Ihre Maßnahmenvorschläge.<br />
● Begrün<strong>de</strong>n Sie aus kriminologischer Sicht die erwartete präventive<br />
Wirkung je<strong>de</strong>r Maßnahme.<br />
6.2 Bewerten <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
In einem zweiten Schritt sollten die gesammelten Maßnahmen dann auf die<br />
erwartete präventive Wirkung sowie – unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r tatsächlich<br />
zu erlangen<strong>de</strong>n bzw. bereits zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n personellen,<br />
finanziellen und sächlichen Mittel (Ressourcen) – grob auf ihre Umsetzbarkeit<br />
hin bewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
● Prognostizieren Sie für je<strong>de</strong>n Maßnahmenvorschlag zunächst die erwartete<br />
präventive Wirkung anhand einer gleich bleiben<strong>de</strong>n Skala (z. B.<br />
Schulnoten).<br />
● Nehmen Sie dann eine Grobbewertung Ihrer Maßnahmenvorschläge<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r praktischen Umsetzbarkeit vor.<br />
● Überprüfen Sie insbeson<strong>de</strong>re, ob<br />
- Personal (Anzahl, ausreichen<strong>de</strong> Qualifizierung),<br />
- Organisationserfor<strong>de</strong>rnisse,<br />
- Finanzen und<br />
- Sachmittel<br />
eine Realisierung zulassen.<br />
● Effekte <strong>de</strong>r Ergebnisverbesserung durch Zusammenarbeit (Synergie) sollten<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Möglichkeiten zur Kooperation mit an<strong>de</strong>ren<br />
Behör<strong>de</strong>n und Institutionen, die an ähnlichen Problemstellungen arbeiten<br />
und mit ihren Projekten o<strong>de</strong>r Initiativen auf die gleichen Personen<br />
o<strong>de</strong>r Personengruppen zielen, müssen im Sinne einer Vernetzung <strong>de</strong>r<br />
präventiven Bemühungen immer geprüft wer<strong>de</strong>n (z. B. Jugendamt,<br />
Arbeitsamt, Kriminalpräventive Räte, freie Träger <strong>de</strong>r Jugendhilfe,<br />
Schulen).<br />
● Prognostizieren Sie die zeitliche Dauer, die voraussichtlich erfor<strong>de</strong>rlich<br />
ist, um die beabsichtigten Wirkungen <strong>de</strong>r einzelnen Maßnahmen zu<br />
erreichen.<br />
6.3 Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
Im Ergebnis <strong>de</strong>r Bewertungen sind nun in einem dritten Schritt diejenigen<br />
Maßnahmen auszuwählen, die am besten zur Zielerreichung geeignet<br />
erscheinen.<br />
● Wählen Sie in <strong>de</strong>r Gesamtbetrachtung von Realisierbarkeit und erwarteter<br />
präventiver Wirkung die am geeignetsten erscheinen<strong>de</strong>n<br />
Maßnahmen aus.<br />
● Listen Sie die ausgewählten Maßnahmen noch einmal sorgfältig auf.<br />
Das nachfolgen<strong>de</strong> Arbeitsblatt dient <strong>de</strong>r Vereinfachung <strong>de</strong>r Maßnahmensammlung<br />
und einer systematischen Bewertung.<br />
18 19
Maßnahmensammlung zur Erreichung <strong>de</strong>s Programmziels 1<br />
Lfd. Nr. Maßnahmen- Zielgruppe Mögliche Vorteile Nachteile Bewertung Sind nach grober Einschätzung ausreichen<strong>de</strong> Realisierbarkeit<br />
vorschlag <strong>de</strong>r Maß- Kooperati- <strong>de</strong>r erwarteten Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n? nach Schulnoten<br />
nahme onspartner präventiven Personal Sachmittel Finanzen Organisation (1-6)<br />
Wirkung nach Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein<br />
Schulnoten (1-6)<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Maßnahmensammlung zur Erreichung <strong>de</strong>s Programmziels 2 (sofern vorhan<strong>de</strong>n)<br />
Lfd. Nr. Maßnahmen- Zielgruppe Mögliche Vorteile Nachteile Bewertung Sind nach grober Einschätzung ausreichen<strong>de</strong> Realisierbarkeit<br />
vorschlag <strong>de</strong>r Maß- Kooperati- <strong>de</strong>r erwarteten Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n? nach Schulnoten<br />
nahme onspartner präventiven Personal Sachmittel Finanzen Organisation (1-6)<br />
Wirkung nach Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein<br />
Schulnoten (1-6)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
20 21<br />
7<br />
Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>r Zielerreichung<br />
(Zielmaßstab und Zielausmaß)<br />
Ebenso wie die Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>s Problems (in Arbeitsschritt 5)<br />
festgelegt wer<strong>de</strong>n sollten, müssen nun Indikatoren bestimmt wer<strong>de</strong>n, mit<br />
<strong>de</strong>nen sich das Erreichen <strong>de</strong>r Projektziele messen lässt, und zwar zunächst<br />
bezogen auf die Programmziele, dann auf die Präventionsziele. Erst dadurch<br />
ist zu beurteilen, ob und in welchem Umfang die durch das Präventionsprojekt<br />
beabsichtigten Verän<strong>de</strong>rungen eingetreten sind.<br />
Als Indikatoren für die Zielerreichung <strong>de</strong>s Projekts können unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
auch Kennzahlen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die bereits zur Darstellung<br />
<strong>de</strong>s Problems <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Indikatoren, an <strong>de</strong>nen das Erreichen <strong>de</strong>r Projektziele abgelesen wer<strong>de</strong>n<br />
soll, bil<strong>de</strong>n jeweils einen Zielmaßstab.<br />
Beispiel: Häufigkeitszahl <strong>de</strong>r Einbruchskriminalität in einem bestimmten<br />
Stadtteil (Zielmaßstab für das Präventionsziel);<br />
Prozentwert von Haushalten, die über eine einbruchshemmen<strong>de</strong><br />
Haus- o<strong>de</strong>r Wohnungstür verfügen (Zielmaßstab für<br />
das Programmziel).<br />
Auf Basis <strong>de</strong>r gewählten Indikatoren für die Zielerreichung wird dann <strong>de</strong>r<br />
exakte Zielwert, das so genannte Zielausmaß, bestimmt.<br />
Beispiel: Reduzierung <strong>de</strong>r Einbruchskriminalität innerhalb eines Jahres<br />
um 10% in einem bestimmten Stadtteil;<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Haushalte innerhalb eines Jahres, die<br />
über eine einbruchshemmen<strong>de</strong> Haus- o<strong>de</strong>r Wohnungstür verfügen,<br />
um 3%.<br />
● Legen Sie zunächst <strong>de</strong>n Zielmaßstab für das jeweilige Programmziel fest.<br />
● Bestimmen Sie danach <strong>de</strong>n angestrebten Zielwert für das Erreichen <strong>de</strong>s<br />
Programmziels (Zielausmaß).<br />
● Legen Sie nun <strong>de</strong>n Zielmaßstab für das jeweilige Präventionsziel fest.<br />
● Bestimmen Sie <strong>de</strong>n angestrebten Zielwert für das Erreichen <strong>de</strong>s Präventionsziels<br />
(Zielausmaß).
8Projektlaufzeit (Zielzeitmaß)<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
● Um festzustellen, ob die Verän<strong>de</strong>rungen auf das Präventionsprojekt<br />
zurückzuführen sind, können Messungen vor Beginn <strong>de</strong>s Projekts und<br />
nach Abschluss erfor<strong>de</strong>rlich sein (Vorher-Nachher-Vergleich).<br />
● Ein weitergehen<strong>de</strong>r Untersuchungsplan durch Einbeziehung einer<br />
Vergleichsgruppe (Kontrollgruppe), die sich nur dadurch von <strong>de</strong>r<br />
Zielgruppe <strong>de</strong>s Präventionsprojekts unterschei<strong>de</strong>t, dass sie die Maßnahmen<br />
<strong>de</strong>s Projekts nicht erfahren hat, kann notwendig sein.<br />
Wegen <strong>de</strong>r methodischen Anfor<strong>de</strong>rungen können Untersuchungspläne<br />
mit einem Vorher-Nachher-Vergleich und/o<strong>de</strong>r einer Kontrollgruppe oft<br />
nur über externe Spezialisten realisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
● Legen Sie die zeitliche Dauer (Laufzeit) <strong>de</strong>s Präventionsprojekts fest.<br />
● Beachten Sie dabei, dass die Dauer <strong>de</strong>s vorgesehenen Projektes so angelegt<br />
sein muss, dass sich die angestrebten Ziele in diesem Zeitraum auch<br />
erreichen lassen können.<br />
Beispiel: Eine auf einen zu kurzen Zeitraum angelegte Schulungsmaßnahme<br />
wird schon <strong>de</strong>shalb wenig Aussicht auf einen hinreichen<strong>de</strong>n<br />
Schulungserfolg haben, weil die Inhalte von <strong>de</strong>n Teilnehmern<br />
nicht ausreichend aufgenommen und eingeprägt<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Die beabsichtigte Kontrollmessung zur Feststellung, ob <strong>de</strong>r Zielwert <strong>de</strong>s<br />
Programmziels und <strong>de</strong>s Präventionsziels erreicht wur<strong>de</strong>, kann jedoch außerhalb<br />
<strong>de</strong>r Projektlaufzeit liegen.<br />
22 23<br />
9<br />
Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Projektorganisation<br />
und Ressourcenausstattung<br />
Nach<strong>de</strong>m die gewünschte Struktur <strong>de</strong>s Präventionsprojekts erarbeitet wor<strong>de</strong>n<br />
ist, muss nun überprüft wer<strong>de</strong>n, ob alle für eine Realisierung benötigten<br />
Ressourcen auch verfügbar sind o<strong>de</strong>r beschafft wer<strong>de</strong>n können. Hier ist<br />
eine Detailplanung für alle Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich. Wesentliche Gesichtspunkte<br />
bei <strong>de</strong>r Detailplanung sind die Arbeitsabläufe bzw. Arbeitsprozesse,<br />
mögliche Kooperationen, auch mit externen Partnern, die Anzahl und Qualifizierung<br />
<strong>de</strong>s eingeplanten Personals, die Aufbau- bzw. Ablauforganisation<br />
sowie die Finanz- und Sachmittel. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um so genannte<br />
ergebnis- und wirkungsrelevante Faktoren eines Projekts.<br />
● Listen Sie für sämtliche Maßnahmen im Detail auf, welche Ressourcen<br />
und Rahmenbedingungen für die Durchführung <strong>de</strong>s Projekts erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sind (Soll-Stand).<br />
● Definieren Sie für je<strong>de</strong> Maßnahme die vorhan<strong>de</strong>nen Ressourcen und<br />
Rahmenbedingungen (Ist-Stand).<br />
Wenn die vorhan<strong>de</strong>nen Mittel nicht ausreichen, legen Sie die zur<br />
Erfüllung <strong>de</strong>s Bedarfs nötigen Schritte fest.<br />
● Beachten Sie, dass es eine Abhängigkeit zwischen <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />
und <strong>de</strong>r Quantität <strong>de</strong>r einzusetzen<strong>de</strong>n Ressourcen gibt.<br />
9.1 Optimierung von Abläufen und Kooperationen (Prozessziele)<br />
● Sind die für die einzelnen Maßnahmen relevanten Abläufe und Kooperationen<br />
(Prozesse) analysiert und optimiert?<br />
Beispiel: Nutzung <strong>de</strong>r Dienstwege <strong>de</strong>s Schulamts statt Ansprechen<br />
je<strong>de</strong>r einzelnen Schule.<br />
● Können Bearbeitungszeiten, Beratungen o<strong>de</strong>r Informationswege verkürzt<br />
und damit effizienter gestaltet wer<strong>de</strong>n (Prozessdauer)?<br />
● Ist die Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Abläufen<br />
einer Maßnahme Beteiligten (Prozessbeteiligten) durch klare, nachvollziehbare<br />
Vereinbarungen o<strong>de</strong>r Verträge geregelt? Sind die Kommunikationswege<br />
zwischen ihnen (sowohl polizeiintern als auch -extern)<br />
optimal gestaltet?
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
● Ist die Einbindung staatlicher und kommunaler Kooperationspartner<br />
sowie nichtstaatlicher Organisationen verbindlich festgelegt<br />
(Ordnungspartnerschaften/Kriminalpräventiver Rat, Vertrag,<br />
Protokoll von Absprachen)?<br />
9.2 Prüfung qualitativer Voraussetzungen (Potenzialziele)<br />
● Sind die qualitativen Voraussetzungen zur Durchführung einer<br />
Maßnahme gegeben?<br />
● Steht ausreichend qualifiziertes Personal für die Durchführung <strong>de</strong>r<br />
Maßnahme zur Verfügung?<br />
- Wie viele Arbeitstage müssen für Fortbildung aufgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
(Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung)?<br />
- Gibt es Kooperationspartner, <strong>de</strong>ren spezielles Erfahrungswissen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n kann (z. B. Jugendamt, Suchtberatung)?<br />
● Ist die vorhan<strong>de</strong>ne Aufbau- und Ablauforganisation für die Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r geplanten Maßnahme geeignet?<br />
- Wird eine beson<strong>de</strong>re Aufbauorganisation benötigt?<br />
- Müssen beson<strong>de</strong>re Organisationsabläufe geregelt wer<strong>de</strong>n?<br />
- Welchen Berichtspflichten muss nachgekommen wer<strong>de</strong>n?<br />
- Ist eine Modifizierung <strong>de</strong>s Dienstweges erfor<strong>de</strong>rlich?<br />
9.3 Personelle, finanzielle und sächliche Erfor<strong>de</strong>rnisse (Inputziele)<br />
● Definieren Sie, welche Ressourcen im Hinblick auf die Personal-, Finanzund<br />
Sachausstattung für die Durchführung je<strong>de</strong>r einzelnen Maßnahme<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />
● Legen Sie <strong>de</strong>n Personalansatz für die beteiligten Organisationseinheiten<br />
und Kooperationspartner fest:<br />
- Arbeitszeit,<br />
- erfor<strong>de</strong>rliche Anzahl <strong>de</strong>r Stellen,<br />
- Einsatztage o<strong>de</strong>r -stun<strong>de</strong>n.<br />
● Legen Sie <strong>de</strong>n Finanzmittelansatz fest:<br />
- Honorare für Spezialisten (Vorträge, Grafiker, Evaluatoren usw.),<br />
- Budget für Öffentlichkeitsarbeit.<br />
- Beziehen Sie die Möglichkeit <strong>de</strong>s Sponserns unter Beachtung <strong>de</strong>r<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Erlasslage in Ihre Überlegungen mit ein.<br />
● Definieren Sie die Sachmittel, die Sie zur Durchführung benötigen:<br />
- Räume,<br />
- Ausstattung <strong>de</strong>r Räume (PC, Telefone, Fax usw.),<br />
- Materialausstattung,<br />
- Verbrauchsmaterialien usw.<br />
● Nutzen Sie für Ihre Ressourcenplanung die nachfolgen<strong>de</strong> Tabelle!<br />
10<br />
Kosten-Nutzen-Entscheidung<br />
Die Kosten <strong>de</strong>s Projekts und die durch das Projekt angestrebte Verän<strong>de</strong>-<br />
rung <strong>de</strong>s Problems sollten in einem vertretbaren Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r<br />
stehen.<br />
● Prüfen Sie noch einmal, ob <strong>de</strong>r Zielwert nicht kostengünstiger erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n kann (z. B. durch an<strong>de</strong>re Maßnahmen).<br />
Ist das Präventionsprojekt bis hierher nach <strong>de</strong>n beschriebenen Arbeitsschritten<br />
durchgeplant wor<strong>de</strong>n, ist seine Entwicklung sowie seine Anpassung<br />
an die spezifischen Bedingungen vor Ort – also seine formative<br />
Evaluation – abgeschlossen.<br />
24 25
Planung <strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rnisse für die Projektorganisation und Ressourcenausstattung<br />
Bereich Unterbereich Einzelpunkte <strong>de</strong>r Prüfung und Planung Ist-Stand Soll-Stand Bedarf (Differenz Maßnahmen<br />
zwischen Ist-Stand (zum Ausgleich<br />
und Soll-Stand) <strong>de</strong>r Differenz)<br />
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
Optimierung Prozessdauer · Bearbeitungszeiten<br />
von Abläufen · Beratungen<br />
und Koopera- · Informationswege<br />
tionen Prozessbeteiligte · polizeiintern Beteiligte<br />
(Prozessziele) · Kooperationspartner<br />
· Grundlage <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
· Kommunikationswege<br />
Prüfung quali- Personal · geeignetes Personal in ausreichen<strong>de</strong>r Zahl<br />
tativer Voraus- · Kooperationspartner<br />
setzungen Organisation · Aufbauorganisation<br />
(Potenzialziele) · Ablauforganisation<br />
· Berichtspflichten<br />
· Dienstweg<br />
Erfor<strong>de</strong>rnisse im Personal polizeiintern:<br />
Hinblick auf · Arbeitszeit für beteil. Organisationseinheiten<br />
Personal-, Finanz- · Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
und Sachausstattung polizeiextern:<br />
(Inputziele) · Personalansatz (Zeit und Mitarbeiter für die<br />
Kooperationspartner)<br />
Finanzen · Honorare für Spezialisten<br />
· Öffentlichkeitsarbeit<br />
· Möglichkeiten <strong>de</strong>s Sponsoring<br />
Sachmittel · erfor<strong>de</strong>rliche Räume<br />
· PC, Telefone, Fax usw.<br />
· Materialausstattung<br />
· Verbrauchsmaterial<br />
11<br />
Erstellung <strong>de</strong>s Projektstrukturplans<br />
Nunmehr stehen alle Daten, Definitionen und Festlegungen zur Verfügung,<br />
die für die Beschreibung <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s Projekts erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />
● Erstellen Sie jetzt unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Prozessevaluation<br />
sowie einer ggf. vorgesehenen Wirkungsevaluation <strong>de</strong>n<br />
Projektstrukturplan.<br />
Zeitleiste bis August 2002 September/<br />
Dezember 2002<br />
Januar 2003 Februar 2003<br />
Projektschritte<br />
Fertigstellung 01.06. - 30.08.02<br />
<strong>de</strong>r Planung KHK Mayer (KV/L)<br />
Genehmigung <strong>de</strong>r 01.09. - 30.10.02<br />
Planung BR Detmold<br />
Planung, Entwicklung 01.02. - 10.02.03<br />
und Erstellung <strong>de</strong>r KHKin Müller und<br />
Infomappen für die und KOK May (KV)<br />
Geschäftsbetreiber<br />
Ausschreibung zur 10.02. - 28.02.03<br />
Vergabe <strong>de</strong>s Druckauftrags<br />
Durchführung <strong>de</strong>r 11.02. - 25.02.03<br />
Fortbildung (KOK Graf und<br />
KK Schultz am PFI<br />
Neuss)<br />
Vorbereiten <strong>de</strong>r 28.01. - 29.01.03<br />
Schreibkraft (KV/L)<br />
Beschaffen <strong>de</strong>r Büros Antrag an VL<br />
bis 15.01.2003<br />
(KV/L)<br />
Beschaffen <strong>de</strong>r Fahr- Antrag an VL<br />
zeuge bis 15.01.2003<br />
(KV/L)<br />
26 27<br />
Beispiel:<br />
➟<br />
➟<br />
Erklärung <strong>de</strong>r Abkürzungen:<br />
BR: Bezirksregierung<br />
KV: Kommissariat Vorbeugung<br />
KV/L: Leiter Kommissariat Vorbeugung<br />
VL: Abteilung „Verwaltung und Logistik“<br />
PFI Neuss: Polizeifortbildungsinstitut Neuss
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
12<br />
Prozessevaluation<br />
Mit einer Prozessevaluation soll in erster Linie ermittelt wer<strong>de</strong>n, inwieweit<br />
ein Projekt die anvisierten Zielgruppen tatsächlich erreicht hat und ob die<br />
ausgeführten Arbeiten mit <strong>de</strong>n Planungsvorgaben übereinstimmen.<br />
12.1 Zielgruppen<br />
● Führen Sie – ggf. auch regelmäßig – eine Überprüfung <strong>de</strong>s Erreichungsgra<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>r Zielgruppen durch.<br />
- Welcher Anteil <strong>de</strong>r erreichten Personen gehörte zur <strong>de</strong>finierten<br />
Zielgruppe?<br />
- Ein wie großer Anteil <strong>de</strong>r Angehörigen <strong>de</strong>r Zielgruppe wur<strong>de</strong><br />
erreicht?<br />
- Hat sich bei Projekten mit längerer Laufzeit die Anzahl <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
über die Projektlaufzeit verän<strong>de</strong>rt?<br />
● Bereits in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r Projektlaufzeit kann nach einer stichprobenartigen<br />
Überprüfung eine Verbesserung <strong>de</strong>s Erreichungsgra<strong>de</strong>s<br />
angestrebt wer<strong>de</strong>n.<br />
● Wenn zu viele Projektteilnehmen<strong>de</strong> nicht die Definitionsmerkmale <strong>de</strong>r<br />
Zielgruppe aufweisen, sind Überlegungen im Hinblick auf Nachsteuerungen<br />
zwingend erfor<strong>de</strong>rlich. Dabei kann auch eine Verlängerung <strong>de</strong>r<br />
Projektlaufzeit sinnvoll sein, um zu einer besseren Gesamtbewertung<br />
<strong>de</strong>s Projekts zu kommen. Dies hängt freilich von <strong>de</strong>n verfügbaren<br />
Ressourcen ab.<br />
12.2 Überprüfung <strong>de</strong>r Maßnahmen und Projektschritte<br />
● Wur<strong>de</strong>n alle Maßnahmen inhaltlich und zeitlich entsprechend <strong>de</strong>r<br />
Planung durchgeführt?<br />
● Das Ergebnis eines Projekts kann durch Ereignisse beeinflusst wer<strong>de</strong>n,<br />
die außerhalb bzw. im weiteren Umfeld <strong>de</strong>s Projekts liegen und möglicherweise<br />
auch nicht absehbar waren. Kam es zu einer Verän<strong>de</strong>rung<br />
von situativen Bedingungen, die sich möglicherweise auf die Bereitschaft<br />
zur Teilnahme am o<strong>de</strong>r die Einstellung zum Projekt ausgewirkt haben<br />
können? Welche Abweichungen hat es bei <strong>de</strong>r Programmdurchführung<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Planung gegeben? Verzögerte sich <strong>de</strong>r Programmstart?<br />
● Um Art und Umfang <strong>de</strong>r Wirkung von eingetretenen Abweichungen<br />
bewerten zu können, sind die Ereignisse im Projekttagebuch zu dokumentieren.<br />
● Worauf sind diese Abweichungen zurückzuführen? Listen Sie die konkreten<br />
Kontextbedingungen im Umfeld <strong>de</strong>s Projekts auf.<br />
Beispiel: Eine breit in <strong>de</strong>r Presse dargestellte Vergewaltigungsserie<br />
könnte die Nachfrage nach <strong>de</strong>m angebotenen Selbstbehauptungskurs<br />
für Frauen wesentlich beeinflusst haben.<br />
● Was wur<strong>de</strong> unternommen, um die Abweichungen möglichst gering zu<br />
halten? Welche Nachbesserungen sind erfolgt?<br />
● Wie wird die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Abweichungen bewertet?<br />
Welche Auswirkungen für das Gesamtprojekt haben sich ergeben?<br />
12.3 Überprüfung <strong>de</strong>s Ressourceneinsatzes<br />
● Stan<strong>de</strong>n alle erfor<strong>de</strong>rlichen Ressourcen entsprechend <strong>de</strong>r Planung zur<br />
Verfügung?<br />
● Fand die Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren polizeilichen Organisationseinheiten<br />
und <strong>de</strong>n Kooperationspartnern in vereinbarter Weise statt?<br />
● Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kostenplan eingehalten?<br />
● Listen Sie die Unterschie<strong>de</strong> zwischen Planung und Durchführung nach<br />
Art und Umfang auf.<br />
● Bewerten Sie die Unterschie<strong>de</strong> bezüglich ihrer Relevanz für die entstan<strong>de</strong>nen<br />
Abweichungen, die es bei <strong>de</strong>r Projektdurchführung im Hinblick<br />
auf die Planung gegeben hat.<br />
12.4 Nebeneffekte<br />
● Traten ungeplante, positive o<strong>de</strong>r negative Nebeneffekte durch das<br />
Projekt ein, die nicht als Programmziele o<strong>de</strong>r als Präventionsziele angestrebt<br />
wur<strong>de</strong>n (z. B. Aufhellung <strong>de</strong>s Dunkelfel<strong>de</strong>s)?<br />
● Listen Sie die Nebeneffekte auf, die aus Ihrer Sicht durch das Projekt<br />
hervorgerufen wur<strong>de</strong>n.<br />
28 29
B Arbeitsschritte zur Evaluation B Arbeitsschritte zur Evaluation<br />
13<br />
Wirkungsevaluation<br />
Ziel <strong>de</strong>r Wirkungsevaluation ist es, nachzuweisen, ob und inwieweit die<br />
Programmziele und Präventionsziele erreicht wur<strong>de</strong>n und ob die festgestellten<br />
Verän<strong>de</strong>rungen als Wirkung <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Projekts gelten<br />
können und nicht (auch) auf die Wirkung an<strong>de</strong>rer Faktoren zurückzuführen<br />
sind.<br />
13.1 Programmziele<br />
● Überprüfen Sie, ob die Programmziele erreicht wur<strong>de</strong>n. In welchem<br />
Ausmaß wur<strong>de</strong> das jeweilige Programmziel erreicht? Legen Sie hierbei<br />
die Kennzahlen für das Programmziel zu Grun<strong>de</strong> (siehe Arbeitsschritt 7).<br />
● Falls die Wirkungsevaluation auf einer Vergleichsgruppenuntersuchung<br />
beruht: Wie groß ist die Differenz <strong>de</strong>r Kennzahlen zwischen <strong>de</strong>n<br />
Angehörigen <strong>de</strong>r Projektzielgruppe und <strong>de</strong>r Vergleichsgruppe nach<br />
Beendigung <strong>de</strong>s Projekts ?<br />
13.2 Präventionsziele<br />
● Überprüfen Sie, ob die Präventionsziele erreicht wur<strong>de</strong>n. In welchem<br />
Ausmaß wur<strong>de</strong> das jeweilige Präventionsziel erreicht? Legen Sie hierbei<br />
die Kennzahlen für das Präventionsziel zu Grun<strong>de</strong> (siehe Arbeitsschritt 7).<br />
● Falls die Wirkungsevaluation auf einer Vergleichsgruppenuntersuchung<br />
beruht: Wie groß ist die Differenz <strong>de</strong>r Kennzahlen zwischen <strong>de</strong>n Angehörigen<br />
<strong>de</strong>r Projektzielgruppe und <strong>de</strong>r Vergleichsgruppe nach Beendigung<br />
<strong>de</strong>s Projekts?<br />
13.3 Kosten-Nutzen-Bewertung<br />
● Bewerten Sie auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r durch die Evaluation gewonnenen<br />
Daten und Erkenntnisse, ob die tatsächlichen Kosten und die tatsächlich<br />
erreichte Wirkung in einem angemessenen Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r stehen.<br />
14<br />
Projektbericht und Konsequenzen<br />
● Fertigen Sie einen abschließen<strong>de</strong>n Projektbericht an! Damit gewähr-<br />
leisten Sie eine nachvollziehbare Beschreibung <strong>de</strong>s gesamten Projekts<br />
und <strong>de</strong>s Projektverlaufs. In <strong>de</strong>m Projektbericht sollen sich alle wesentlichen<br />
Arbeitsschritte <strong>de</strong>r formativen Evaluation wi<strong>de</strong>rspiegeln. Er soll<br />
Erfolgsfaktoren und Schwachpunkte aufzeigen und die Gesamtbewertung<br />
<strong>de</strong>s Projekts – unter maßgeblicher Berücksichtigung vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Ergebnisse aus <strong>de</strong>r Prozessevaluation und Wirkungsevaluation – enthalten.<br />
Der Projektbericht stellt eine wichtige Grundlage für die Dokumentation<br />
und <strong>de</strong>n Erfahrungsaustausch von Evaluationsergebnissen dar.<br />
● Fassen Sie die Verbesserungsvorschläge und Empfehlungen zusammen,<br />
die Sie aufgrund <strong>de</strong>r gemachten Projekterfahrungen weitergeben<br />
können.<br />
● Bewerten Sie die grundsätzliche Übertragbarkeit <strong>de</strong>s Projekts auf<br />
an<strong>de</strong>re thematische Bereiche, auf an<strong>de</strong>re Orte bzw. an<strong>de</strong>re polizeiliche<br />
Dienststellen.<br />
30 31
Kriminalprävention<br />
BI Anwendungsbeispiel im Bereich<br />
Kriminalprävention: Präventionsprojekt<br />
„La<strong>de</strong>ndiebstahl“<br />
Das nachfolgen<strong>de</strong> Beispiel aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Kriminalprävention dient<br />
ausschließlich als Verständnishilfe, wie mit <strong>de</strong>n dargestellten „Arbeitsschritten<br />
zur Evaluation von Präventionsprojekten“ umzugehen ist. Es hat<br />
keinen Bezug zu einem bereits durchgeführten Projekt. Die Problembeschreibung,<br />
die Projektplanung und die Ergebnisse sind frei erfun<strong>de</strong>n.<br />
1Problembeschreibung<br />
Das MEGA-Zentrum befin<strong>de</strong>t sich am Stadtrand von Altenburg, einer ländlichen<br />
Metropole. Altenburg hat ca. 250.000 Einwohner, wobei die nächste<br />
größere Stadt ca. 80 km entfernt liegt. Im MEGA-Zentrum, einem komplett<br />
überdachten, mehrstöckigen Gebäu<strong>de</strong>komplex mit integrierten Parkhäusern,<br />
sind viele kleinere Lä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelhan<strong>de</strong>ls, Restaurants und Banken,<br />
aber auch ein paar Großgeschäfte, wie ein MEGA-Baumarkt, ein MEGA-<br />
Medien- und HiFi-Markt sowie ein MEGA-Warenhaus, untergebracht.<br />
Im MEGA-Zentrum haben in <strong>de</strong>n letzten Monaten die La<strong>de</strong>ndiebstähle<br />
zugenommen. Darüber hinaus wird <strong>de</strong>n zuständigen Kommissariaten<br />
eine stetige Zunahme von Hehlerei<strong>de</strong>likten in <strong>de</strong>r Hochbau-Siedlung von<br />
Altenburg gemel<strong>de</strong>t.<br />
Der Einzelhan<strong>de</strong>l for<strong>de</strong>rt vermehrt ein konsequentes Durchgreifen bzw.<br />
Einschreiten <strong>de</strong>r Polizei. Es sind bereits konkrete Überlegungen in Richtung<br />
<strong>de</strong>r Einführung eines privaten Sicherheitsdienstes, nicht zuletzt in <strong>de</strong>r örtlichen<br />
Presse, diskutiert wor<strong>de</strong>n. Immer öfter ist die Zunahme von Straftaten<br />
auch Thema im Lokalfunk.<br />
2Ursachenanalyse und -bewertung<br />
Ursachenbeschreibung<br />
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
- Die Arbeitslosigkeit in <strong>de</strong>r Gegend hat um 6 % zugenommen. In <strong>de</strong>n<br />
vergangenen bei<strong>de</strong>n Jahren sind mehrere große Bun<strong>de</strong>swehrstandorte<br />
geschlossen bzw. in an<strong>de</strong>re Gegen<strong>de</strong>n verlegt wor<strong>de</strong>n.<br />
- In unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s Einkaufszentrums wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten<br />
Monaten mehrere 12- bis 15-stöckige Wohnblocks erstmals bezogen.<br />
Die Konzentration sozialer Problemfälle durch überwiegend sozialen<br />
Wohnungsbau hat zugenommen.<br />
- Es bestehen verlocken<strong>de</strong> Tatgelegenheiten durch (gewollte) Freizügigkeit<br />
im Einkaufszentrum.<br />
33
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
- Im MEGA-Zentrum befin<strong>de</strong>n sich überwiegend Selbstbedienungsgeschäf-<br />
te. Es gibt wenig Personal, dafür hervorragen<strong>de</strong> Fluchtmöglichkeiten<br />
durch die baulichen Gegebenheiten <strong>de</strong>s Einkaufszentrums. So befin<strong>de</strong>n<br />
sich in unmittelbarer Nähe zu <strong>de</strong>n Einkaufsgeschäften einige Gastrono-<br />
miebetriebe und große Grünpflanzenecken.<br />
- Wenig Geschäfte verfügen über Warensicherungssysteme o<strong>de</strong>r optische<br />
Raumüberwachung. La<strong>de</strong>n<strong>de</strong>tektive wer<strong>de</strong>n kaum eingesetzt.<br />
- In <strong>de</strong>n Geschäften fin<strong>de</strong>n sich keine Hinweise auf die Konsequenzen<br />
eines La<strong>de</strong>ndiebstahls.<br />
- Bedingt durch einen hohen Besucherandrang, auch an Wochentagen,<br />
kennen sich die Kun<strong>de</strong>n untereinan<strong>de</strong>r kaum. Darüber hinaus gibt es von<br />
Seiten <strong>de</strong>r Geschäftsinhaber wenig echte Kun<strong>de</strong>nbeziehungen. Alles läuft<br />
sehr anonym ab und ist auf das „schnelle Geschäft“ mit Laufkundschaft<br />
ausgerichtet.<br />
- Es liegen keine Anzeichen für eine Drogenszene vor, sodass es sich bei<br />
<strong>de</strong>r Häufung von La<strong>de</strong>ndiebstahls<strong>de</strong>likten primär nicht um Beschaffungskriminalität<br />
im Zusammenhang mit Drogen han<strong>de</strong>ln dürfte.<br />
Ursachenbewertung<br />
Wirtschaftliche Probleme, darunter auch Arbeitslosigkeit, können bei Vorliegen<br />
weiterer Problemfaktoren die Neigung erhöhen, sich mit illegalen<br />
Mitteln entsprechen<strong>de</strong> Konsumgüter zu verschaffen. Die Arbeitsmarktsituation<br />
und damit auch die Chancen auf Beschäftigung lassen sich kurzfristig<br />
nur schwierig beeinflussen, je<strong>de</strong>nfalls nicht durch die Polizei.<br />
Die mit <strong>de</strong>m sozialen Wohnungsbau in <strong>de</strong>r Hochbau-Siedlung von Altenburg<br />
einhergehen<strong>de</strong> Ballung von sozialen Problemen ist zunächst von <strong>de</strong>r<br />
Kommunalbehör<strong>de</strong> in Zusammenarbeit u. a. mit <strong>de</strong>n Wohnungsbaugesellschaften<br />
aufzugreifen. Dazu bedarf es einer Reihe von Maßnahmen, u. a.<br />
bezüglich <strong>de</strong>r Wohnungsbelegung, eines verbesserten Freizeit- und Kultur-<br />
Angebots beson<strong>de</strong>rs für jüngere Menschen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von Bildungsund<br />
Ausbildungsmöglichkeiten. In diesen Bereichen ist die Polizei jedoch<br />
nicht o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st nicht primär zuständig. Eher kurzfristig und direkt<br />
kann von Seiten <strong>de</strong>r Polizei dagegen auf Gegebenheiten <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums<br />
eingewirkt wer<strong>de</strong>n, um zu einer besseren Überwachung <strong>de</strong>r Verkaufsräume<br />
sowie einer Erschwerung <strong>de</strong>r Tatausführung von La<strong>de</strong>ndiebstählen<br />
zu gelangen.<br />
3Zielbestimmung<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r dargestellten Analyse wird davon ausgegangen, dass bei<br />
steigen<strong>de</strong>m Bekanntheitsgrad <strong>de</strong>s Einkaufszentrums die La<strong>de</strong>ndiebstähle<br />
weiter zunehmen. Ein Handlungsbedarf liegt somit vor, wobei die Polizei<br />
insbeson<strong>de</strong>re auf die Reduzierung <strong>de</strong>r Tatgelegenheiten einwirken kann.<br />
● Präventionsziel:<br />
Die La<strong>de</strong>ndiebstähle im MEGA-Zentrum sind reduziert.<br />
● Programmziel:<br />
Der Kontrolldruck gegenüber <strong>de</strong>n Besuchern <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums ist<br />
erhöht.<br />
4Zielgruppen<br />
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
Zielgruppen für die Erreichung <strong>de</strong>r Programmziele sind:<br />
- Management <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums,<br />
- Betreiber <strong>de</strong>r kleinen, integrierten La<strong>de</strong>nlokale,<br />
- Geschäftsführer <strong>de</strong>r integrierten Großwarenhäuser,<br />
- Betreiber mobiler, temporärer Verkaufsstän<strong>de</strong>,<br />
- in zweiter Linie auch die Besucher <strong>de</strong>s Einkaufszentrums.<br />
5Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>s Problems<br />
- Anzahl <strong>de</strong>r angezeigten La<strong>de</strong>ndiebstähle pro Monat im MEGA-Zentrum,<br />
(bei dieser Kennzahl wer<strong>de</strong>n nur erkannte Delikte erfasst),<br />
- festgestellte Inventurverluste im MEGA-Zentrum pro Monat,<br />
(Inventurdifferenzen <strong>de</strong>r Geschäfte wer<strong>de</strong>n regelmäßig erhoben; sie<br />
setzen sich aus <strong>de</strong>n Verlusten durch La<strong>de</strong>ndiebstahl, Personaldiebstahl<br />
sowie beschädigter und eventuell abgelaufener Ware zusammen),<br />
- Anzahl <strong>de</strong>r mit Warensicherungssystemen ausgestatteten Geschäfte,<br />
dividiert durch die Gesamtanzahl <strong>de</strong>r Geschäfte.<br />
34 35
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
6Sammlung, Bewertung und Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
6.1 Sammeln von Maßnahmen<br />
- Auftaktveranstaltung für alle La<strong>de</strong>nbetreiber,<br />
- persönliche Beratung <strong>de</strong>r einzelnen La<strong>de</strong>nbetreiber durch Präventions-<br />
beamte im Hinblick auf die Warenpräsentation und die Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Warensicherung,<br />
- Veranstaltung eines „internen Wettbewerbs“ für die La<strong>de</strong>nbetreiber:<br />
„Wer hat das sicherste Geschäft?“,<br />
- Schulungsveranstaltungen für das Verkaufspersonal,<br />
- sichtbare optische Raumüberwachung (Vi<strong>de</strong>oüberwachung) an neural-<br />
gischen Punkten seitens <strong>de</strong>r Betreiber <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums bzw. <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsinhaber,<br />
- Einrichtung eines Wachdienstes im Einkaufszentrum,<br />
- Aufklärung <strong>de</strong>s Besuchers über das erhöhte Ent<strong>de</strong>ckungsrisiko bei einem<br />
La<strong>de</strong>ndiebstahl im Einkaufszentrum durch Plakate, Durchsagen und<br />
Faltblätter,<br />
- „fingierte La<strong>de</strong>ndiebstähle“ einer Theatergruppe zur Demonstration.<br />
36 37<br />
6.2 Bewerten <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
Maßnahmensammlung zur Erreichung <strong>de</strong>s Programmziels:<br />
Der Kontrolldruck gegenüber <strong>de</strong>n Besuchern <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums ist erhöht.<br />
Realisierbarkeit<br />
nach Schulnoten<br />
Lfd. Nr. Maßnahmen- Zielgruppe Mögliche Vorteile Nachteile Bewertung Sind nach grober Einschätzung ausreichen<strong>de</strong><br />
vorschlag <strong>de</strong>r Maß- Kooperati- <strong>de</strong>r erwarteten Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n?<br />
nahme onspartner präventiven Personal Sachmittel Finanzen Organisation<br />
Wirkung nach Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein<br />
Schulnoten (1-6)<br />
1<br />
x x x x<br />
Keine 1<br />
Schaffung von<br />
Problembewusstsein,erleichtert<br />
das<br />
direkte Ansprechen<br />
<strong>de</strong>r<br />
Geschäftsbetreiber<br />
Management<br />
<strong>de</strong>s Zentrums<br />
Management<br />
<strong>de</strong>s Zentrums,<br />
Geschäftsbetreiber<br />
Auftaktveranstaltung<br />
für alle<br />
Geschäftsbetreiber<br />
1<br />
x x x 1<br />
x<br />
1<br />
Kooperation<br />
könnte falsch<br />
verstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, daher:<br />
nur Verbän<strong>de</strong><br />
Individuelle<br />
Ansprache<br />
zur Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r<br />
Tatgelegenheiten<br />
VDE,<br />
VdS<br />
Geschäftsbetreiber<br />
Persönliche Beratung<br />
<strong>de</strong>r einzelnen<br />
Geschäftsbetreiber<br />
durch Präventionsbeamte<br />
2<br />
x x x x 2<br />
2<br />
Eher flankieren<strong>de</strong><br />
Maßnahme<br />
Anreiz zur<br />
Umsetzung<br />
Management<br />
<strong>de</strong>s Zentrums<br />
Geschäftsbetreiber<br />
Veranstaltung<br />
eines „internen<br />
Wettbewerbs“:<br />
„Wer hat das<br />
sicherste<br />
Geschäft?“<br />
3<br />
5<br />
x x x x<br />
2<br />
Hoher Organisationsaufwand,<br />
da Geschäfteweiterlaufen<br />
HDE Problembewusstsein<br />
beim Personal<br />
schaffen<br />
Geschäftsbetreiber,<br />
Personal<br />
Schulungsveranstaltungen<br />
für das<br />
Verkaufspersonal<br />
4
Maßnahmensammlung zur Erreichung <strong>de</strong>s Programmziels:<br />
Der Kontrolldruck gegenüber <strong>de</strong>n Besuchern <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums ist erhöht.<br />
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
Realisierbarkeit<br />
nach Schulnoten<br />
Lfd. Nr. Maßnahmen- Zielgruppe Mögliche Vorteile Nachteile Bewertung Sind nach grober Einschätzung ausreichen<strong>de</strong><br />
vorschlag <strong>de</strong>r Maß- Kooperati- <strong>de</strong>r erwarteten Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n?<br />
nahme onspartner präventiven Personal Sachmittel Finanzen Organisation<br />
Wirkung nach Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein<br />
Schulnoten (1-6)<br />
2<br />
x x x x<br />
1<br />
Keine polizeilicheMaßnahme,<br />
nicht polizeilicheinfor<strong>de</strong>rbar<br />
Hat abschrecken<strong>de</strong>Wirkung;<br />
Täter<br />
können verfolgt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Management<br />
<strong>de</strong>s Zentrums<br />
Potenzielle<br />
Tater<br />
Hinwirken auf optischeRaumüberwachung(Vi<strong>de</strong>oüberwachung)<br />
an neuralgischen<br />
Punkten<br />
5<br />
x x x 2<br />
x<br />
1<br />
Keine polizeilicheMaßnahme,<br />
nicht polizeilicheinfor<strong>de</strong>rbar<br />
Hat abschrecken<strong>de</strong>Wirkung;<br />
Täter<br />
können verfolgt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Management<br />
<strong>de</strong>s Zentrums<br />
Potenzielle<br />
Täter<br />
Einrichtung eines<br />
Wachdienstes im<br />
Einkaufszentrum<br />
6<br />
x x x x 1<br />
2<br />
Eine Verhaltensän<strong>de</strong>rung<br />
ist kaum nachprüfbar<br />
Kann die<br />
Hemmschwelle<br />
erhöhen<br />
Management<br />
<strong>de</strong>s Zentrums<br />
Besucher <strong>de</strong>s<br />
Zentrums (potenzielle<br />
Täter)<br />
Ver<strong>de</strong>utlichung <strong>de</strong>s<br />
erhöhten Ent<strong>de</strong>ckungsrisikos<br />
bei<br />
La<strong>de</strong>ndiebstahl gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Besuchern<br />
<strong>de</strong>s Einkaufszentrums<br />
durch<br />
Plakate, Durchsagen<br />
und Faltblätter<br />
7<br />
5<br />
x x x x<br />
4<br />
Einmaliger Auftritt<br />
ohne<br />
großen Nachhall<br />
Öffentlichkeitswirksam<br />
Kulturamt <strong>de</strong>r<br />
Stadt, Mangement<br />
<strong>de</strong>s<br />
Zentrums<br />
Potenzielle<br />
Täter, potenzielle<br />
Zeugen<br />
„Fingierte La<strong>de</strong>ndiebstähle“<br />
mit<br />
einer Theatergruppe<br />
zur<br />
Demonstration<br />
8<br />
6.3 Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
● Maßnahmenvorschlag 1:<br />
Die Auftaktveranstaltung für alle La<strong>de</strong>nbetreiber dient zur Information<br />
über Möglichkeiten <strong>de</strong>r Warensicherung und <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Technik<br />
sowie <strong>de</strong>r Werbung für die Vorteile einer Einführung von Warensicherungssystemen.<br />
Eine Auftaktveranstaltung wird für die Schaffung <strong>de</strong>s<br />
Problembewusstseins und damit für die Akzeptanz von Warensicherungssystemen<br />
als zwingend notwendig angesehen. Die finanziellen<br />
Kosten, die durch die Auftaktveranstaltung (Gastvortrag, Raumanmietung,<br />
Bewirtung) entstehen dürften, wer<strong>de</strong>n als angemessen eingeschätzt.<br />
● Maßnahmenvorschlag 2:<br />
Die persönliche Beratung <strong>de</strong>r einzelnen La<strong>de</strong>nbetreiber durch Präventionsbeamte<br />
im Hinblick auf die Warenpräsentation und die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Warensicherungssysteme bringt einmalig einen relativ hohen<br />
Aufwand mit sich. Dem steht jedoch langfristig ein beträchtlicher Nutzen<br />
ohne weitere Betreuungsmaßnahmen durch die Polizei gegenüber. Diese<br />
Maßnahme ist für das Projekt von zentraler Be<strong>de</strong>utung und wird durchgeführt.<br />
● Maßnahmenvorschlag 3:<br />
Die Veranstaltung eines „internen Wettbewerbes“ für die La<strong>de</strong>nbetreiber:<br />
„Wer hat das sicherste Geschäft?“ soll die Motivation <strong>de</strong>r Geschäftsinhaber<br />
zur Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Thematik <strong>de</strong>r Warensicherungssysteme<br />
för<strong>de</strong>rn. Da <strong>de</strong>r zusätzliche Personalansatz gering ist, wird die<br />
Maßnahme durchgeführt. Der Aufwand für die Abschlussveranstaltung<br />
mit Preisverleihung ist vertretbar.<br />
● Maßnahmenvorschlag 4:<br />
Eine Beschulung <strong>de</strong>s Verkaufspersonals, durch die das Problembewusstsein<br />
bezüglich La<strong>de</strong>ndiebstahl verstärkt wer<strong>de</strong>n könnte, ließe sich allenfalls<br />
im Rahmen einer freiwilligen Veranstaltung während <strong>de</strong>r Öffnungszeiten<br />
durchführen. Dadurch ist nicht gewährleistet, dass die Mehrzahl<br />
<strong>de</strong>s Verkaufspersonals erreicht wür<strong>de</strong>. Darüber hinaus käme es zu Personalausfällen<br />
in <strong>de</strong>n Geschäften, was wie<strong>de</strong>rum zu Akzeptanzproblemen<br />
bei <strong>de</strong>r Geschäftsleitung führen könnte. Da diese Maßnahme auch für<br />
die Polizei sehr personalintensiv wäre und bereits ein grundsätzliches<br />
Problembewusstsein beim Verkaufspersonal vorauszusetzen ist, wird auf<br />
diese Maßnahme verzichtet.<br />
38 39
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
● Maßnahmenvorschlag 5:<br />
Die sichtbare optische Raumüberwachung (Vi<strong>de</strong>oüberwachung) an<br />
neuralgischen Punkten stellt eine wirksame Maßnahme zur Erhöhung<br />
<strong>de</strong>s Kontrolldrucks dar. Entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen können nur vom<br />
Management <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums initiiert und durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Bewerbung für die Einführung solcher Überwachungsmaßnahmen<br />
könnte durch zwei Beamte <strong>de</strong>r technischen Prävention <strong>de</strong>r örtlich zuständigen<br />
Dienststelle mit geringem Arbeits- und Zeitaufwand erfolgen.<br />
● Maßnahmenvorschlag 6:<br />
Das Gleiche gilt für die Einrichtung eines Wachdienstes.<br />
● Maßnahmenvorschlag 7:<br />
Aufklärung <strong>de</strong>r Besucher über das erhöhte Ent<strong>de</strong>ckungsrisiko bei einem<br />
La<strong>de</strong>ndiebstahl im Einkaufszentrum durch Plakate steigert <strong>de</strong>n Kontrolldruck<br />
und ist mit geringen personellen und finanziellen Mitteln zu realisieren.<br />
In diesem Projekt wer<strong>de</strong>n daher bevorzugt an <strong>de</strong>n Eingängen und<br />
Verweilzonen Plakate mit <strong>de</strong>m Hinweis auf Warensicherungssysteme aufgestellt.<br />
Regelmäßige Durchsagen hingegen wür<strong>de</strong>n erfahrungsgemäß<br />
von <strong>de</strong>n Besuchern <strong>de</strong>s Einkaufszentrums als störend empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
und sind daher auch nicht im Sinne <strong>de</strong>r Gewerbetreiben<strong>de</strong>n. Sie könnten<br />
die Akzeptanz <strong>de</strong>s Projekts insgesamt verringern. Damit Faltblätter<br />
überhaupt etwas bewirken, müssten sie an allen Zugängen <strong>de</strong>s MEGA-<br />
Zentrums im Rahmen einer persönlichen Ansprache verteilt wer<strong>de</strong>n. Dies<br />
wäre sehr personalintensiv, insbeson<strong>de</strong>re unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt, dass<br />
ihr Informations- und Wirkungsgrad nicht <strong>de</strong>utlich höher als <strong>de</strong>r von<br />
Plakaten bewertet wird. Aus diesem Grund wird auf <strong>de</strong>n Einsatz von<br />
Faltbättern im MEGA-Zentrum verzichtet.<br />
● Maßnahmenvorschlag 8:<br />
Der Einsatz einer Theatergruppe zur Demonstration „fingierter La<strong>de</strong>ndiebstähle“<br />
soll Probleme beim Erkennen von Diebstählen ver<strong>de</strong>utlichen.<br />
Dem Verkaufspersonal wer<strong>de</strong>n aktuelle Tricks <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>ndiebe vorgeführt<br />
und <strong>de</strong>m Management bzw. <strong>de</strong>r Geschäftsführung bauliche Unzulänglichkeiten<br />
aufgezeigt. Die Vorbereitung (Einweisung und Ausbildung<br />
<strong>de</strong>r Theatergruppe) sowie <strong>de</strong>r zeitliche Aufwand bei <strong>de</strong>n Auftritten in<br />
je<strong>de</strong>m einzelnen Geschäft <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums wür<strong>de</strong> einen erheblichen<br />
personellen und finanziellen Aufwand seitens <strong>de</strong>r Polizei erfor<strong>de</strong>rn. Dies<br />
wird nicht durch <strong>de</strong>n relativ geringen Vorteil aufgewogen, <strong>de</strong>n diese<br />
Maßnahme gegenüber einer inhaltsgleichen Beratung <strong>de</strong>s Verkaufspersonals<br />
und <strong>de</strong>r Geschäftsinhaber durch die Polizei hätte. Von einer<br />
Einbindung dieser Maßnahme in das zu planen<strong>de</strong> Projekt wird daher<br />
abgesehen.<br />
7Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>r Zielerreichung<br />
Programmziel<br />
● Zielmaßstab:<br />
Anzahl <strong>de</strong>r mit Warensicherungssystemen ausgestatteten Geschäfte,<br />
dividiert durch die Gesamtanzahl <strong>de</strong>r Geschäfte.<br />
● Zielwert:<br />
Die Neuinstallation von Warensicherungssystemen liegt bei 30 %.<br />
Präventionsziel<br />
● Zielmaßstab:<br />
Summe <strong>de</strong>r mitgeteilten Inventurverluste, dividiert durch die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Geschäfte im MEGA-Zentrum pro Monat.<br />
● Zielwert:<br />
Die Inventurdifferenzen sind um 10 % gesenkt.<br />
8Projektlaufzeit<br />
Die Projektlaufzeit umfasst 15 Monate.<br />
Sie setzt sich zusammen aus drei Monaten für die unmittelbaren polizeilichen<br />
Maßnahmen, von <strong>de</strong>r Auftaktveranstaltung bis zur letzten Beratung<br />
im Einkaufszentrum, und <strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n 12 Monaten für die<br />
Umsetzung <strong>de</strong>r vorgeschlagenen Konzepte im MEGA-Zentrum durch die<br />
Geschäftsführungen <strong>de</strong>r Einzelgeschäfte.<br />
40 41
9<br />
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Projektorganisation und<br />
Ressourcenausstattung<br />
Die Festlegung <strong>de</strong>r organisatorischen Voraussetzungen und erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Ressourcen muss für je<strong>de</strong> einzelne Maßnahme erfolgen. Um <strong>de</strong>n Umfang<br />
<strong>de</strong>s Beispielfalls zu begrenzen, wird hier lediglich die Maßnahme „Auftaktveranstaltung“<br />
dargestellt.<br />
9.1 Optimierung von Abläufen und Kooperationen<br />
Es erfolgt eine erste Kontaktaufnahme mit <strong>de</strong>m Management <strong>de</strong>s MEGA-<br />
Zentrums, in <strong>de</strong>r das Projekt kurz vorgestellt und anschließend um die<br />
Benennung eines konkreten Ansprechpartners seitens <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums<br />
gebeten wird. Weiterhin wird mit <strong>de</strong>m Management <strong>de</strong>r Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Kooperation (Bereitstellung von Ressourcen, Beteiligung an entstehen<strong>de</strong>n<br />
Kosten, Nutzungsmöglichkeit von Kommunikationswegen <strong>de</strong>s Managements<br />
zum Ansprechen <strong>de</strong>r Geschäftsinhaber) abgesteckt.<br />
Ebenso wird Kontakt mit <strong>de</strong>m VdS / VDE und <strong>de</strong>m HDE aufgenommen, um<br />
eine Beteiligung vor allem in Form <strong>de</strong>r Entsendung von Referenten abzuklären.<br />
9.2 Prüfung qualitativer Voraussetzungen<br />
● Personal<br />
Zur Beratungsstelle gehören sechs Mitarbeiter, von <strong>de</strong>nen zwei ausschließlich<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Sicherungsberatung tätig sind. Diese bei<strong>de</strong>n<br />
Mitarbeiter führen zusammen mit einem Mitarbeiter <strong>de</strong>r Verhaltensprävention<br />
die Auftaktveranstaltung durch. Für die Terminabsprachen steht<br />
eine Schreibkraft zur Verfügung.<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Beschulung <strong>de</strong>r Mitarbeiter ist nicht notwendig, da spezielles<br />
Wissen zu Warensicherungssystemen durch externe Referenten<br />
vermittelt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
● Organisation<br />
Die eingesetzten Präventionsbeamten sind für <strong>de</strong>n Veranstaltungstag<br />
vom Präsenzdienst zu entbin<strong>de</strong>n.<br />
Die Anschreiben an das Management und die Gewerbetreiben<strong>de</strong>n sind<br />
über die Behör<strong>de</strong>nleitung zu verschicken.<br />
9.3 Personelle, finanzielle und sächliche Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />
● Personal<br />
Für die Vorbereitung <strong>de</strong>r Veranstaltung wer<strong>de</strong>n 2 Personaltage angesetzt.<br />
Für <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>r Auftaktveranstaltung wer<strong>de</strong>n drei Präventionsbeamte<br />
freigestellt. Zusätzlich sind für die Erstellung <strong>de</strong>r Informationsmappen,<br />
die an die Gewerbetreiben<strong>de</strong>n am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
ausgehändigt wer<strong>de</strong>n sollen, 5 Personaltage einzuplanen. Es entsteht<br />
somit ein Personalbedarf von 10 Personaltagen.<br />
● Finanzen<br />
Es sind ca. 350.- € erfor<strong>de</strong>rlich, um die Informationsmappen zu erstellen.<br />
Sie können aus <strong>de</strong>m vorhan<strong>de</strong>nen Budget bezahlt wer<strong>de</strong>n. Für Getränke<br />
wer<strong>de</strong>n 250.- € benötigt. Der Tagungsraum wird für die Veranstaltungsdauer<br />
seitens <strong>de</strong>s Managements <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums unentgeltlich zur<br />
Verfügung gestellt. Reinigungskosten fallen nicht an. Für die Referenten<br />
entstehen Kosten in geschätzter Höhe von 600.- € inkl. <strong>de</strong>r Fahrtkosten.<br />
Es entstehen somit Gesamtkosten in Höhe von 1200.- €.<br />
● Sachmittel<br />
- Bereitstellen von zwei Dienst-Kfz,<br />
- Bereitstellung von zwei tragbaren Rechnern sowie eines Projektors zur<br />
Präsentation.<br />
- Bei<strong>de</strong>s ist vorhan<strong>de</strong>n und wird für das Projekt zur Verfügung gestellt.<br />
42 43
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
10<br />
Kosten-Nutzen-Entscheidung<br />
Durch die im Projekt getroffenen Maßnahmen entstehen folgen<strong>de</strong> Kosten:<br />
Auftaktveranstaltung 1200.- € (inkl. Informationsmappen)<br />
Plakate 400.- €<br />
Fortbildung d. Beamten 1200.- €<br />
Abschlussveranstaltung 1400.- € (inkl. Preis z. Wettbewerb)<br />
Gesamt: 4200.- €<br />
Es entsteht durch das Projekt folgen<strong>de</strong>r Personalbedarf:<br />
Auftaktveranstaltung 10 Personaltage<br />
Beratung vor Ort 40 Personaltage<br />
Erstellung <strong>de</strong>r Plakate 1 Personaltag<br />
Fortbildung 6 Personaltage<br />
Abschlussveranstaltung 8 Personaltage<br />
Projektorganisation 2 Personaltage (Projekttagebuch,<br />
Anschreiben usw.)<br />
Gesamt: 67 Personaltage<br />
Verglichen mit <strong>de</strong>m unmittelbaren Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r durch die La<strong>de</strong>ndiebstähle<br />
hervorgerufen wird, sowie mit <strong>de</strong>n mittelbaren Schä<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r nachteiligen<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Stadtteils (Wegzug von Geschäftsinhabern, Aufgabe<br />
von Geschäften) bestehen, ist <strong>de</strong>r Aufwand gerechtfertigt.<br />
11<br />
44 45<br />
Zeitleiste bis August 2002 September/ Januar 2003 Februar 2003 März 2003 April 2003 Mai 2003 Juni 2003 bis September 2003<br />
Dezember 2002<br />
Projektschritte<br />
➟<br />
Erstellung <strong>de</strong>s Projektstrukturplans<br />
➟<br />
Fertigstellung 01.06. - 30.08.02<br />
<strong>de</strong>r Planung KHK Alt (KV/L)<br />
Genehmigung <strong>de</strong>r 01.09. - 30.10.02<br />
Planung BR Detmold<br />
Planung, Entwick- 01.02. - 10.02.03<br />
lung und Erstellung KHKin Behr und<br />
<strong>de</strong>r Infomappen KOK Müller (KV)<br />
für die Geschäftsbetreiber<br />
Ausschreibung zur 10.02. - 28.02.03<br />
Vergabe <strong>de</strong>s Druckauftrages<br />
Durchführung <strong>de</strong>r 11.02 - 25.02.03<br />
Fortbildung (KOK Sieber und<br />
KK Döhl am PFI<br />
Neuss)<br />
Vorbereiten <strong>de</strong>r 28.01. - 29.01.03<br />
Schreibkraft (KV/L)<br />
Beschaffen <strong>de</strong>r Antrag an VL bis<br />
Büros 15.01.03 (KV/L)<br />
Beschaffen <strong>de</strong>r Antrag an VL bis<br />
Fahrzeuge 15.01.03 (KV/L)<br />
Regelungen <strong>de</strong>r Antrag an PP a.d.D.<br />
Ablauforganisation bis 15.01.03 (KV/L)<br />
Drucklegung <strong>de</strong>r 01.03. - 15.03.03<br />
Infomappen für die (Immer-Druck<br />
Geschäftsbetreiber Altenburg)<br />
Pressemitteilung Ab 20.03.03<br />
durch Projektleiter<br />
i.Z.m. Pressestelle
Zeitleiste bis August 2002 September/ Januar 2003 Februar 2003 März 2003 April 2003 Mai 2003 Juni 2003 bis September 2003<br />
Dezember 2002<br />
Projektschritte<br />
➟<br />
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
Anschreiben <strong>de</strong>s 15.01.03 durch<br />
Verbands <strong>de</strong>r Einzel- Projektleiter i.Z.m.<br />
händler sowie <strong>de</strong>s Pressestelle<br />
MEGA-Zentrum-<br />
Managements<br />
Auftaktveranstaltung 21.02.03 im<br />
für alle La<strong>de</strong>nbetrei- Schulungsraum <strong>de</strong>s<br />
ber MEGA-Zentrums<br />
Terminabsprachen 01.02. - 15.05.03 (RAng. Fleißig)<br />
Beratungen <strong>de</strong>r Ge- 21.03. - 30.03.03<br />
schäftsführung <strong>de</strong>r (2 Beamte KV)<br />
Großgeschäfte<br />
Beratungen <strong>de</strong>r In- 01.04. - 30.04.03<br />
haber <strong>de</strong>r Einzel- (4 Beamte KV)<br />
han<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />
Beratung <strong>de</strong>r Inha- 01.05. - 20.05.03<br />
ber <strong>de</strong>r Kleinstän<strong>de</strong> (4 Beamte KV)<br />
Schulungsveranstal- 01.04. - 30.06.03<br />
tungen für das (2 Beamte KV – im Wechsel)<br />
Verkaufspersonal<br />
Auswertung: 01.07. - 31.07.03<br />
Versen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Frage- (RAng. Fleißig)<br />
bögen<br />
Auswertung <strong>de</strong>r bis 15.09.03<br />
Rückläufer (Projektleiter)<br />
Fertigung <strong>de</strong>s Pro- bis 30.09.03<br />
jektberichts (Projektleiter)<br />
Führen <strong>de</strong>s Projekt- Durchgängig durch Projektleiter<br />
tagebuchs<br />
Erklärung <strong>de</strong>r Abkürzungen:<br />
KV = Kommissariat Vorbeugung PFI Neuss = Polizeifortbildungsinstitut Neuss BR = Bezirksregierung L = Leiter<br />
1212.1<br />
Zielgruppen<br />
Prozessevaluation<br />
Nach <strong>de</strong>r Abschlussveranstaltung wur<strong>de</strong>n die Checklisten zur Sicherheitsberatung<br />
ausgewertet. Die Zielgruppe <strong>de</strong>r Gewerbetreiben<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> zu<br />
100 % erreicht. Während die Auftaktveranstaltung nur von 70 % <strong>de</strong>r<br />
Gewerbetreiben<strong>de</strong>n besucht wur<strong>de</strong>, nahmen alle Gewerbetreiben<strong>de</strong>n das<br />
Angebot einer individuellen Beratung durch die Polizei wahr.<br />
12.2 Überprüfung <strong>de</strong>r Maßnahmen und Projektschritte<br />
Sämtliche Maßnahmen wur<strong>de</strong>n entsprechend <strong>de</strong>r Planung durchgeführt.<br />
12.3 Überprüfung <strong>de</strong>s Ressourceneinsatzes<br />
Abweichungen im Zeitplan wur<strong>de</strong>n durch Terminverschiebungen seitens<br />
<strong>de</strong>r Gewerbetreiben<strong>de</strong>n hervorgerufen, wodurch sich <strong>de</strong>r Zeitraum <strong>de</strong>r<br />
Beratung vor Ort um 2 Tage verlängerte. Der krankheitsbedingte Ausfall<br />
eines Beamten von einer Woche verlängerte die Beratung vor Ort um weitere<br />
2 Tage. Die Verzögerung war für das Projekt insgesamt jedoch unkritisch,<br />
da von dieser Verschiebung keine nachfolgen<strong>de</strong>n Maßnahmen betroffen<br />
waren.<br />
Der finanzielle Rahmen wur<strong>de</strong> bis auf eine Verteuerung <strong>de</strong>r Informationsmappen<br />
um 100.- € ebenfalls eingehalten.<br />
12.4 Nebeneffekte<br />
Es erfolgte eine Abnahme <strong>de</strong>r Straßenkriminalität im ummittelbaren<br />
Umfeld <strong>de</strong>s Geschäftszentrums, da auch die Parkplätze durch <strong>de</strong>n vom<br />
Management <strong>de</strong>s MEGA-Zentrums eingestellten Wachdienst bestreift<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
46 47
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
Projekttagebuch<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wird exemplarisch nur die Maßnahme „Persönliche Beratung<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Geschäftsinhaber durch Präventionsbeamte“ über einen<br />
Zeitraum von 30 Tagen dokumentiert.<br />
Datum Ereignis Auslöser/Begründung Konsequenzen/Reaktion<br />
01.02. - 06.02.03 Beginn <strong>de</strong>r Fortbildung Lt. Planung Durchführung wie geplant<br />
„Technische Prävention“<br />
am Fortbildungsinstitut für<br />
zwei Beamte <strong>de</strong>r Verhaltensprävention<br />
01.02. - 10.02.03 Zusammenstellung und Lt. Planung Kosten erhöhten sich um<br />
Produktion <strong>de</strong>r Infomappen 100 €, von Verwaltung<br />
durch zwei Beamte bewilligt und bezahlt.<br />
09.02. - 16.02.03 Schulung von zwei Prä- Im Rahmen <strong>de</strong>r Projekt- Da die Beamten zur Nachventionsbeamten<br />
im Be- vorbereitung hätte eine barbehör<strong>de</strong> einen kürzeren<br />
reich <strong>de</strong>r Sicherungstech- gründliche Schulung nicht Weg hatten als zur eigenen<br />
nik, Schwerpunkt Waren- stattfin<strong>de</strong>n können. Die Behör<strong>de</strong> und ihnen ein<br />
sicherungssysteme/Vi<strong>de</strong>o- Nachbarbehör<strong>de</strong> war zu <strong>de</strong>r Dienst-Kfz gestellt wur<strong>de</strong>,<br />
überwachung in benach- Maßnahme bereit. fielen keine zusätzlichen<br />
barter Behör<strong>de</strong> Kosten an.<br />
17.02. - 18.02.03 Schulung beim Hersteller Lt. Planung Die Beamten haben die<br />
für vier Präventionsbeamte Präsentationen als sehr<br />
im Bereich Vi<strong>de</strong>oüberwa- hilfreich erlebt und fühlen<br />
chung und Warensicherungs- sich entsprechen<strong>de</strong>n Berasysteme<br />
tungen gewachsen.<br />
19.02.03 Absprachen mit HDE und Nach Aussage <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Auf die Mitwirkung <strong>de</strong>r<br />
VdS verliefen negativ. Verbän<strong>de</strong> kann Personal Verbän<strong>de</strong> wird verzichtet.<br />
Bei<strong>de</strong> Verbän<strong>de</strong> sahen sich für umfassen<strong>de</strong> Beratungs- Firmenveranstaltungen<br />
außer Stan<strong>de</strong>, entsprechen<strong>de</strong> maßnahmen nicht frei- verletzen die Neutralität.<br />
Beratungen zu unterstützen, gestellt wer<strong>de</strong>n. Die Ver- Den Geschäftsinhabern<br />
bestätigen aber die Entsen- bän<strong>de</strong> schlugen alternativ wer<strong>de</strong>n Firmenlisten bei<strong>de</strong>r<br />
dung von Referenten. vor, sich an Mitgliedsfirmen Verbän<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Hinweis<br />
zu wen<strong>de</strong>n. ausgehändigt, dass eine Empfehlung<br />
nicht ausgesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n dürfe.<br />
21.02.03 Auftaktveranstaltung im Lt. Planung Verteilung <strong>de</strong>r Infomappen,<br />
Schulungsraum Mega- erste Gespräche mit <strong>de</strong>n<br />
zentrum, 72 Teilnehmer Geschäftsinhabern.<br />
Externe Referenten: Reges Interesse an <strong>de</strong>r<br />
Heiner Neu, HDE Thematik<br />
Werner Müller, VdS<br />
24.02.03 Erster Beratungstag nach Alle bereits vereinbarten Keine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Plans<br />
Durchführung <strong>de</strong>r Auf- Termine konnten eintaktveranstaltung:<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n. Die Zeit-<br />
12 Geschäftsinhaber wur<strong>de</strong>n planung für eine Beratung<br />
beraten. war realistisch.<br />
25.02.03 Zweiter Beratungstag: Zwei Termine fielen aus, Neue Terminvereinbarung<br />
10 Geschäftsinhaber wur<strong>de</strong>n da die Geschäftsinhaber<br />
beraten. kurzfristig an<strong>de</strong>re Termine<br />
hatten.<br />
28.02.03 Dritter Beratungstag: Alle Termine wur<strong>de</strong>n ein- Keine Planän<strong>de</strong>rung<br />
12 Geschäftsinhaber gehalten.<br />
wur<strong>de</strong>n beraten.<br />
1313.1<br />
Programmziel<br />
Wirkungsevaluation<br />
Alle 110 Gewerbetreiben<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n 14 Monate nach Projektstart durch<br />
Präventionsbeamte <strong>de</strong>r Sicherungstechnik aufgesucht.<br />
Von <strong>de</strong>n 90 La<strong>de</strong>nlokalen, die vor <strong>de</strong>m Projektstart keine Warensicherungssysteme<br />
aufwiesen, haben mittlerweile 64 diese installiert bzw. in Auftrag<br />
gegeben. Dies entspricht einer Neuinstallationsquote von 71%. Mit 90 %<br />
war <strong>de</strong>r Prozentsatz an neu installierten Warensicherungssystemen unter<br />
<strong>de</strong>n Textilgeschäften beson<strong>de</strong>rs hoch. Eine Ausnahme bil<strong>de</strong>n die kleinen<br />
und mittleren Lebensmittelgeschäfte, die nur zu 25 % neue Warensicherungssysteme<br />
einführten. Im Bereich <strong>de</strong>r optischen Raumüberwachung lag<br />
die Quote <strong>de</strong>r Neuinstallationen hier jedoch bei 52 %, während diese in<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Geschäftsbereichen lediglich 30 % betrug.<br />
In 35 % aller Geschäfte fan<strong>de</strong>n bauliche Verän<strong>de</strong>rungen bzw. eine Umgestaltung<br />
<strong>de</strong>r Verkaufsflächen aufgrund <strong>de</strong>r polizeilichen Beratung statt.<br />
Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich ausschließlich um Gewerbetreiben<strong>de</strong> kleiner und<br />
mittlerer Lä<strong>de</strong>n.<br />
Im gesamten MEGA-Zentrum wur<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Betreiber an neuralgischen<br />
Punkten Vi<strong>de</strong>okameras sichtbar installiert. Ein Wachdienst wur<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>obil<strong>de</strong>r sowie <strong>de</strong>r Bestreifung <strong>de</strong>s Einkaufszentrums<br />
beauftragt.<br />
Der Kontrolldruck gegenüber <strong>de</strong>n Besuchern ist also erheblich angestiegen,<br />
die Tatgelegenheiten im MEGA-Zentrum gingen entsprechend zurück.<br />
Der Zielwert einer Neuinstallationsquote bei Warensicherungssystemen von<br />
30 % wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich überschritten.<br />
13.2 Präventionsziel<br />
Vor Projektbeginn betrugen die Inventurdifferenzen 3,8 % im Monatsdurchschnitt.<br />
Bereits während <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s Projekts sanken sie<br />
um 0,2 %, gemessen an <strong>de</strong>n Inventurzahlen <strong>de</strong>r Vergleichsmonate <strong>de</strong>s<br />
Vorjahres. Nach Abschluss <strong>de</strong>r Maßnahmen und Installation <strong>de</strong>r meisten<br />
Warensicherungssysteme sank die Zahl auf 3,1 % und blieb für die folgen<strong>de</strong>n<br />
Bewertungsmonate konstant. Der Zielwert <strong>de</strong>s Präventionsziels wur<strong>de</strong><br />
daher ebenfalls übertroffen.<br />
48 49
BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention BI Anwendungsbeispiel im Bereich Kriminalprävention<br />
13.3 Kosten-Nutzen-Bewertung<br />
Die zuvor bereits schon positiv bewertete Kosten-Nutzen-Analyse wird<br />
durch die <strong>de</strong>utliche Überschreitung <strong>de</strong>s Zielwerts für das Präventionsziel<br />
nochmals unterstrichen. Das Projekt hat sich somit bewährt.<br />
14Projektdokumentation<br />
Projektbericht und Konsequenzen<br />
Die Projektdokumentation ist <strong>de</strong>r Abschlussbericht <strong>de</strong>s Projekts. Auf die<br />
beispielhafte Darstellung <strong>de</strong>r Projektdokumentation wird hier wegen <strong>de</strong>s<br />
Umfangs verzichtet.<br />
Konsequenzen<br />
Eine generelle Übertragbarkeit <strong>de</strong>s Projekts auf an<strong>de</strong>re Polizeidienststellen<br />
bzw. Kreispolizeibehör<strong>de</strong>n ist gegeben, sofern vergleichbare Grundbedingungen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re hohe Fallzahlen bei La<strong>de</strong>ndiebstählen unter geringem<br />
Einsatz von Warensicherungssystemen, bestehen.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s großen Einzugsbereichs <strong>de</strong>s Einkaufszentrums scheinen<br />
einige Einflussfaktoren <strong>de</strong>r Diebstahlskriminalität, die sonst oft eine gewisse<br />
Rolle spielen, wie städtebauliche Gegebenheiten und sozio<strong>de</strong>mografische<br />
Daten (z. B. Arbeitslosenquote, Bildungsniveau), eher nachrangig zu sein.<br />
50 51
Verkehrsunfall<br />
BII Anwendungsbeispiel im Bereich<br />
Verkehrsunfallprävention:<br />
Präventionsprojekt „Junge Fahre-<br />
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
Das nachfolgen<strong>de</strong> Beispiel dient ausschließlich als Verständnishilfe dafür,<br />
wie mit <strong>de</strong>n dargestellten „Arbeitsschritten zur Evaluation von Präventionsprojekten“<br />
umzugehen ist. Es hat keinen Bezug zu einem bereits durchgeführten<br />
Projekt. Die Ergebnisse sind frei erfun<strong>de</strong>n.<br />
1Problembeschreibung<br />
Im Landkreis Neustadt nahm <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Verkehrsunfälle mit Personenscha<strong>de</strong>n<br />
unter Beteiligung von jungen Fahrerinnen und Fahrern in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
12 Monaten <strong>de</strong>utlich zu. Unter <strong>de</strong>n Getöteten waren über 30 %<br />
im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, obwohl diese Altersgruppe im Landkreis<br />
Neustadt gera<strong>de</strong> einmal 8 % <strong>de</strong>r Bevölkerung ausmacht.<br />
Im Vergleich <strong>de</strong>r Jahre 2001 und 2002 zeigt sich dabei folgen<strong>de</strong>s Bild:<br />
2001 2002<br />
Gesamtzahl Verkehrsunfälle mit Personenscha<strong>de</strong>n 427 402<br />
Verletzte gesamt 584 530<br />
davon aus <strong>de</strong>r Gruppe „junge Erwachsene“ 143 (24,4 %) 144 (27,1 %)<br />
Leicht Verletzte gesamt 393 370<br />
davon aus <strong>de</strong>r Gruppe „junge Erwachsene“ 104 (26,4 %) 107 (28,9 %)<br />
Schwer Verletzte gesamt 191 160<br />
davon aus <strong>de</strong>r Gruppe „junge Erwachsene“ 39 (20,4 %) 37 (23,1 %)<br />
Getötete gesamt 19 22<br />
davon aus <strong>de</strong>r Gruppe „junge Erwachsene“ 3 (15,7 %) 8 (36,36 %)<br />
Verletzte und Getötete gesamt 603 552<br />
davon aus <strong>de</strong>r Gruppe „junge Erwachsene“ 146 (24,2 %) 152 (28,6 %)<br />
Unfallursache VU Pers. „Geschwindigkeit“<br />
Gesamt 110 105<br />
Junge Erwachsene 39 (35,4 %) 44 (41,9 %)<br />
Unfallursache VU Pers. „Alkohol“<br />
Gesamt 31 30<br />
Junge Erwachsene 8 (25,8 %) 11 (36,6 %)<br />
rinnen und Fahrer« 53
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
Die örtliche Unfalluntersuchung ergab:<br />
- Junge Männer sind überproportional beteiligt.<br />
- Hauptunfallursache ist nicht angepasste Geschwindigkeit und Alkoholeinfluss.<br />
- Es besteht vermutlich ein großes Dunkelfeld im Bereich „Fahren unter<br />
Drogeneinfluss“.<br />
- Der zeitliche Schwerpunkt ist am Wochenen<strong>de</strong>, von Freitag auf Samstag<br />
und von Samstag auf Sonntag.<br />
- Unfallhäufungsstellen:<br />
B 294, Höhe Schweigen,<br />
L 3110, km 37 (Waldgebiet),<br />
K 5786, zwischen Hausen und Eggenen.<br />
2Ursachenanalyse und -bewertung<br />
Ursachenbeschreibung<br />
Folgen<strong>de</strong> Einflussfaktoren dürften zu <strong>de</strong>m gestiegenen Unfallaufkommen<br />
unter Beteiligung von jungen Erwachsenen beigetragen haben:<br />
- geringe Fahrerfahrung,<br />
- erhöhte Risikobereitschaft,<br />
- erhöhte Gefahrenexposition,<br />
- ländlich strukturierter Raum, sodass junge Menschen aufs Auto<br />
angewiesen sind,<br />
- Neueröffnung <strong>de</strong>r Diskothek „Alpha“ im Industriegebiet Neustadt,<br />
- Schließung <strong>de</strong>s Jugendtreffs „Kaffeeklatsch“ in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Hausen.<br />
Es ist somit von einer weiteren Zunahme <strong>de</strong>r Verkehrsunfälle mit<br />
Personenscha<strong>de</strong>n unter Beteiligung von jungen Fahrern auszugehen.<br />
Ursachenanalyse<br />
● Geringe Fahrerfahrung<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r geringen Fahrpraxis verfügen junge Fahrerinnen und<br />
Fahrer über eine wenig entwickelte Automatisierung ihrer Fahrhandlungen,<br />
also mangeln<strong>de</strong> Fahrroutine. Darüber hinaus ist die Fähigkeit,<br />
Gefahren, insbeson<strong>de</strong>re seltene und ver<strong>de</strong>ckte Gefahren, zu erkennen,<br />
noch wenig ausgeprägt.<br />
● Erhöhte Risikobereitschaft<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Fahrpraxis beginnt für die Fahranfänger die Phase,<br />
ihre Grenzen und die <strong>de</strong>s Fahrzeugs auszutesten. Die Neigung, immer<br />
höhere Risiken einzugehen, nimmt zu. Die Bereitschaft, sich auf Situationen<br />
mit ungewissem Ausgang einzulassen, ist bei Menschen <strong>de</strong>r jüngeren<br />
Altersgruppe stärker ausgeprägt als in je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Lebensabschnitt.<br />
Ein be<strong>de</strong>utsamer Risikofaktor ist dabei die Selbstüberschätzung. Die<br />
Beweggrün<strong>de</strong> sind vielfältig: Es geht einerseits um Erprobung und Bewährung<br />
bei neuen, schwierigen und gefährlichen Aufgaben und die daraus<br />
resultieren<strong>de</strong> Steigerung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls. Hinzu kommt die Grun<strong>de</strong>instellung<br />
mit <strong>de</strong>m Gefühl <strong>de</strong>r Unverletzbarkeit. An<strong>de</strong>rerseits geht es<br />
auch um Anerkennung bei gleichaltrigen Bezugsgruppen, in <strong>de</strong>nen riskantes<br />
und normabweichen<strong>de</strong>s Verhalten häufig zu erhöhter Wertschätzung<br />
führt.<br />
● Erhöhte Gefahrenexposition<br />
Freizeitfahrten <strong>de</strong>r jungen Erwachsenen wer<strong>de</strong>n zu einem großen Anteil<br />
abends und nachts unternommen. Dunkelheit, möglicherweise noch verstärkt<br />
durch Witterungseinflüsse (Regen, Nebel, Schnee, Glatteis), bringt<br />
an sich schon ein erhöhtes Risiko mit sich. In vielen Fällen dienen die<br />
Fahrten <strong>de</strong>m Erreichen von Diskotheken und Gaststätten mit einer Vielzahl<br />
von Mitfahrern. Gelöste Stimmung, überlaute Musik, gruppendynamische<br />
Prozesse und Alkoholkonsum wirken sich unmittelbar auf die<br />
Fahrweise aus. Bei längeren Fahrtstrecken, beson<strong>de</strong>rs über Landstraßen,<br />
wer<strong>de</strong>n Geschwindigkeitsregelungen kaum noch beachtet. Damit fin<strong>de</strong>n<br />
Fahrten unter überaus negativen Bedingungen statt.<br />
Ursachenbewertung<br />
An <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>r geringen Fahrerfahrung <strong>de</strong>r jungen Fahrer lässt sich<br />
faktisch nichts än<strong>de</strong>rn. Umso wichtiger ist es, dass sich dieser Personenkreis<br />
<strong>de</strong>r Gefahren bei Nichteinhaltung <strong>de</strong>r Verkehrsvorschriften bewusst ist.<br />
Der Ten<strong>de</strong>nz zur erhöhten Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung<br />
kann durch verschie<strong>de</strong>ne Maßnahmen begegnet wer<strong>de</strong>n: So sollte <strong>de</strong>n jungen<br />
Menschen eine Möglichkeit geboten wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Drang zur Erprobung<br />
und Bewährung von neuen, schwierigen und gefährlichen Aufgaben<br />
in einem an<strong>de</strong>rem Tätigkeitsbereich (z. B. Sport) auszuleben, um dort auch<br />
die daraus resultieren<strong>de</strong> Steigerung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls zu fin<strong>de</strong>n. In<br />
diesem Bereich kann die Polizei allenfalls als Initiator tätig wer<strong>de</strong>n.<br />
54 55
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
Der Grun<strong>de</strong>instellung <strong>de</strong>s Gefühls <strong>de</strong>r Unverletzbarkeit lässt sich durch<br />
realitätsnahe und praktische Darstellung <strong>de</strong>s Gegenteils entgegenwirken.<br />
Die Einschätzung, dass riskantes und normabweichen<strong>de</strong>s Verhalten zu<br />
erhöhter Wertschätzung bei <strong>de</strong>r gleichaltrigen Bezugsgruppe führt, ist<br />
wohl am ehesten dadurch zu entkräften, dass die (persönlichen) Folgen<br />
von normabweichen<strong>de</strong>m Verhalten dargestellt und gera<strong>de</strong> auch innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Bezugsgruppe thematisiert wer<strong>de</strong>n. Dabei kann die Polizei einen wichtigen<br />
Beitrag zur Aufklärung leisten, und zwar in Zusammenarbeit mit<br />
an<strong>de</strong>ren Präventionsträgern im Verkehrsbereich.<br />
Auch die Tatsache, dass ein Großteil <strong>de</strong>r Fahrten <strong>de</strong>r jungen Fahrer bereits<br />
unter einer erhöhten Gefahrenexposition stattfin<strong>de</strong>t, lässt sich nur begrenzt<br />
verhin<strong>de</strong>rn. Die Freizeitaktivitäten fin<strong>de</strong>n nun einmal am Wochenen<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>n Abend- und Nachtstun<strong>de</strong>n statt. Als Lösungsmöglichkeiten<br />
kommen in diesem Bereich die Stärkung <strong>de</strong>s ÖPNV-Angebots o<strong>de</strong>r die<br />
Einrichtung von Sammeltaxis und Disko-Bussen in Betracht. Hier kann die<br />
Polizei nur Initiativfunktion übernehmen, die Umsetzung muss durch<br />
Kooperationspartner erfolgen.<br />
3Zielbestimmung<br />
● Präventionsziel<br />
Die Zielgruppe <strong>de</strong>r Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist bei Unfällen<br />
mit schwerem Personenscha<strong>de</strong>n seltener beteiligt.<br />
● Programmziel<br />
Jugendliche und junge Erwachsene sind für das Verkehrsrisiko ihrer<br />
Altersgruppe sensibilisiert.<br />
4Zielgruppen<br />
- Junge Männer im Alter zwischen 16 und 21 Jahren als Fahrer,<br />
- junge Frauen als Mitfahrerinnen,<br />
- Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 21 Jahren.<br />
5Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>s Problems<br />
- Gesamtzahl <strong>de</strong>r Verkehrsunfälle mit Personenscha<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>nen junge<br />
Erwachsene (als Fahrer und Mitfahrer) beteiligt sind,<br />
- Anzahl <strong>de</strong>r verletzten und getöteten jungen Erwachsenen,<br />
- Häufigkeit <strong>de</strong>r Verkehrsunfälle mit Personenscha<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Haupt-<br />
sache durch junge Erwachsene verursacht wur<strong>de</strong>n,<br />
- Anzahl <strong>de</strong>r Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol- o<strong>de</strong>r<br />
Drogenkonsum,<br />
- Anteil <strong>de</strong>r Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bei einer Befragung<br />
hinreichen<strong>de</strong> Kenntnisse von <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Unfallgefahren<br />
ihrer Altersgruppe aufweisen.<br />
6Sammlung, Bewertung und Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
6.1 Sammeln von Maßnahmen<br />
- Aktionstage zum Thema „Junge Leute im Straßenverkehr“ im Berufsschulzentrum<br />
Neustadt,<br />
- Aktionen an Treffpunkten <strong>de</strong>r Zielgruppe (Jugendtreff „Grüne Hütte“,<br />
Diskothek „Alpha“),<br />
- Anregen von Gutscheinen für verbilligte Taxifahrten bzw. Sammeltaxis,<br />
- Anregen von Freigetränken bei <strong>de</strong>r Nutzung von ÖPNV,<br />
- Einrichten eines Disko-Busses,<br />
- Plakataktionen an Unfallschwerpunkten.<br />
56 57
6.2 Bewerten <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
Maßnahmensammlung zur Erreichung <strong>de</strong>s Programmziels:<br />
Jugendliche und junge Erwachsene sind für das Verkehrsrisiko ihrer Altersgruppe sensibilisiert.<br />
Realisierbarkeit<br />
nach<br />
Schulnoten<br />
Lfd. Nr. Maßnahmen- Zielgruppe Mögliche Vorteile Nachteile Bewertung Sind nach grober Einschätzung ausreichen<strong>de</strong><br />
vorschlag <strong>de</strong>r Maß- Kooperati- <strong>de</strong>r erwarteten Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n?<br />
nahme onspartner präventiven Personal Sachmittel Finanzen Organisation<br />
Wirkung nach Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein<br />
Schulnoten (1-6)<br />
2,5<br />
x x x x<br />
1,5<br />
Hoher Plannungs-/Koordinierungsaufwand;<br />
Schulleitung,<br />
Lehrerschaft<br />
und Eltern<br />
müssen Veranstaltungmittragen;Verhaltensän<strong>de</strong>rung<br />
nicht nachprüfbar;<br />
Aktionen nur<br />
über kurzen<br />
Zeitraum<br />
Zielgruppe<br />
wird in hohem<br />
Maß erreicht<br />
(1600 Schüler<br />
direkt im<br />
Unterricht,<br />
3200 Schüler<br />
insgesamt<br />
durch Ausstellung,Infostän<strong>de</strong><br />
und<br />
Aktionen);<br />
gutes Raumangebot;Integration<br />
<strong>de</strong>r<br />
Schüler in<br />
Aktion möglich,<br />
bringt<br />
höhere<br />
Akzeptanz.<br />
- Schulleitung<br />
- SMV<br />
- Elternbeirat<br />
- DRK<br />
- Feuerwehr<br />
- GIB-ACHT-IM-<br />
VERKEHR<br />
- ADAC<br />
- Verkehrswacht<br />
- Bund gegen<br />
Alkohol und<br />
Drogen im<br />
Straßenverkehr<br />
- Gesundheitsamt/AOK<br />
- Fahrlehrerverband<br />
Schülerinnen<br />
und Schüler im<br />
Alter von 16-19<br />
Jahren<br />
- Berufsschule,<br />
3. Lehrjahr<br />
- Gymnasiale<br />
Oberstufe<br />
Aktionstage zum<br />
Thema „Junge<br />
Leute im Straßenverkehr“<br />
im Berufsschulzentrum<br />
Neustadt<br />
1<br />
3 x x x x 4<br />
Akzeptanz <strong>de</strong>r<br />
Polizei in solchenInstitutionen<br />
eher fraglich;<br />
unklar, ob Betreiber<br />
Aktion<br />
mittragen.<br />
Zielgruppe<br />
wird erreicht.<br />
Jugendliche Jugendamt,<br />
Kirche,<br />
Eigentümer <strong>de</strong>r<br />
Diskothek<br />
Aktionen an Treffpunkten<br />
<strong>de</strong>r Zielgruppe(Jugendtreff<br />
„Grüne<br />
Hütte“, Diskothek<br />
„Alpha“)<br />
2<br />
Lfd. Nr. Maßnahmen- Zielgruppe Mögliche Vorteile Nachteile Bewertung Sind nach grober Einschätzung ausreichen<strong>de</strong><br />
vorschlag <strong>de</strong>r Maß- Kooperati- <strong>de</strong>r erwarteten Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n?<br />
nahme onspartner präventiven Personal Sachmittel Finanzen Organisation<br />
Wirkung nach Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein<br />
Schulnoten (1-6)<br />
58 59<br />
Realisierbarkeit<br />
nach<br />
Schulnoten<br />
3<br />
x x x x<br />
3<br />
Fraglich, ob<br />
Gutscheine angenommen<br />
wer<strong>de</strong>n;<br />
Anfahrtswege<br />
im Lkr. Neustadt<br />
sehr lang –<br />
Taxis usw. wohl<br />
immer noch zu<br />
teuer<br />
Ein Teil <strong>de</strong>r<br />
jungen Fahrer<br />
könnte zum<br />
„Umsteigen“<br />
auf Taxi usw.<br />
bewegt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Verkehrsbetriebe,<br />
Taxibetreiber<br />
Jugendliche,<br />
junge Fahrerinnen<br />
und<br />
Fahrer<br />
Anregen von Gutscheinen<br />
für verbilligte<br />
Taxifahrten<br />
bzw. Sammeltaxis<br />
3<br />
3 x x x x<br />
3<br />
Frage <strong>de</strong>r Nachweisbarkeit<br />
<strong>de</strong>r<br />
„tatsächlichen“<br />
Fahrt;<br />
Frage, ob Betreiber<br />
<strong>de</strong>r<br />
Freizeiteinrichtungen<br />
dies<br />
mittragen.<br />
Ein Teil <strong>de</strong>r jungen<br />
Fahrer<br />
könnte zum<br />
„Stehenlassen“<br />
<strong>de</strong>s eigenen<br />
Fahrzeugs<br />
bewegt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Disko-<br />
Betreiber<br />
Junge Fahrerinnen<br />
und Fahrer<br />
Anregen eines Freigetränks<br />
bei<br />
Nutzung von ÖPNV<br />
4<br />
3 x x x x<br />
4<br />
Akzeptanz<br />
fraglich;<br />
geringe Flexibilität<br />
Ein Teil <strong>de</strong>r<br />
Jungen Fahrer<br />
könnte zum<br />
„Stehenlassen“<br />
<strong>de</strong>s eigenen<br />
Fahrzeugs<br />
bewegt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Verkehrsbetriebe<br />
Junge Fahrer<br />
und Mitfahrer<br />
Einrichten eines<br />
Disko-Busses<br />
5<br />
2 x x x x<br />
3<br />
Frage, ob Verhaltensän<strong>de</strong>rung<br />
bewirkt<br />
wird.<br />
„Botschaften“<br />
sind<br />
präsent;<br />
Aktion über<br />
längeren<br />
Zeitraum<br />
möglich<br />
Verkehrswacht,<br />
ADAC,<br />
GIB-ACHT-IM-<br />
VERKEHR<br />
Verkehrsteilnehmer,<br />
insb.<br />
junge Fahrer<br />
Plakataktionen an<br />
Unfallhäufungsstellen<br />
6
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
6.3 Auswahl <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
Um das Programmziel zu erreichen, erscheinen folgen<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
geeignet:<br />
- Aktionstage zum Thema „Junge Leute im Straßenverkehr“ im Berufsschulzentrum<br />
Neustadt,<br />
- Plakataktionen an Unfallhäufungsstellen.<br />
Die nachfolgend genannten Aktionen sind in ihrer Wirksamkeit bzw.<br />
Realisierbarkeit eher nachrangig einzustufen:<br />
- Aktionen an Treffpunkten <strong>de</strong>r Zielgruppe (Jugendtreff „Grüne Hütte“,<br />
Diskothek „Alpha“),<br />
- Anregen von Gutscheinen für verbilligte Taxifahrten bzw. Sammeltaxis,<br />
- Anregen von Freigetränken bei <strong>de</strong>r Nutzung von ÖPNV,<br />
- Einrichtung eines Disko-Busses.<br />
7Indikatoren zur Messung <strong>de</strong>r Zielerreichung<br />
Programmziel<br />
● Zielmaßstab:<br />
Anzahl von jungen Erwachsenen mit hinreichen<strong>de</strong>r Sensibilisierung für<br />
die Unfallrisiken ihrer Altersgruppe.<br />
● Zielwert:<br />
Der „sensible“ Teil <strong>de</strong>r Zielgruppe hat sich gegenüber <strong>de</strong>r ersten<br />
Befragung um 30 % erhöht.<br />
Präventionsziel<br />
● Zielmaßstab:<br />
Anzahl <strong>de</strong>r an Verkehrsunfällen mit Personenscha<strong>de</strong>n beteiligten jungen<br />
Erwachsenen.<br />
● Zielwert:<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r an Verkehrsunfällen mit Personenscha<strong>de</strong>n beteiligten<br />
jungen Erwachsenen wur<strong>de</strong> um 20 % reduziert.<br />
8Projektlaufzeit<br />
60 61<br />
9<br />
Die Projektlaufzeit beträgt insgesamt 12 Monate.<br />
Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Projektorganisation<br />
und Ressourcenausstattung<br />
Die Festlegung <strong>de</strong>r organisatorischen Voraussetzungen und erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Ressourcen muss für je<strong>de</strong> einzelne Maßnahme erfolgen. Um <strong>de</strong>n Umfang<br />
<strong>de</strong>s Beispielfalls zu begrenzen, wird lediglich die Maßnahme „Aktionstage<br />
im Berufsschulzentrum“ dargestellt.<br />
9.1 Optimierung von Abläufen und Kooperationen<br />
Es muss frühzeitig eine erste Kontaktaufnahme mit <strong>de</strong>r Schulleitung <strong>de</strong>s<br />
Berufsschulzentrums erfolgen, in <strong>de</strong>r das Problem, die Zielstellung und<br />
die ersten Projektüberlegungen vorgestellt wer<strong>de</strong>n. Auf eine frühzeitige<br />
Einbindung <strong>de</strong>r Schülermitverwaltung (SMV) sowie <strong>de</strong>s Elternbeirats ist<br />
im Sinne einer Akzeptanz <strong>de</strong>r Maßnahme bei Schülern und Eltern hinzuwirken.<br />
Die Benennung eines konkreten Ansprechpartners seitens <strong>de</strong>r<br />
Schule ist wünschenswert (z. B. Lehrer für Verkehrssicherheitsaufgaben).<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n muss mit <strong>de</strong>r Schule abgeklärt wer<strong>de</strong>n, in welcher Art und<br />
Weise und in welchem Umfang die Projekttage durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
Darüber hinaus muss mit <strong>de</strong>n Kooperationspartnern DRK, Feuerwehr,<br />
GIB-ACHT-IM-VERKEHR, ADAC, Kreisverkehrswacht, Lan<strong>de</strong>sverkehrswacht,<br />
Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, Fahrlehrerverband<br />
usw. Kontakt aufgenommen und <strong>de</strong>r jeweilige Rahmen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
(Bereitstellung von Ressourcen, Beteiligung an entstehen<strong>de</strong>n Kosten<br />
usw.) festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Anschließend muss mit allen Beteiligten in einem konkreten Projektplan<br />
einvernehmlich festgelegt wer<strong>de</strong>n, wer was bis wann erledigt!
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
9.2 Prüfung qualitativer Voraussetzungen<br />
● Personal<br />
Polizei:<br />
- Verkehrserziehungsdienst: fünf Beamtinnen und Beamte für Unterrichtsgestaltung<br />
und Vorträge zu <strong>de</strong>n Themen „Geschwindigkeit“,<br />
„Alkohol“ und „Drogen“,<br />
- Verkehrsgruppe: drei Beamtinnen und Beamte für Demonstrationen<br />
<strong>de</strong>r Lasergeschwindigkeitsmessungen,<br />
- Reviere Neustadt und Dorfen: jeweils ein Jugendbeamter sowie<br />
jeweils zwei Beamtinnen und Beamte aus <strong>de</strong>m Streifendienst zur<br />
Betreuung <strong>de</strong>r Aktionsstän<strong>de</strong>,<br />
- Kriminalpolizei: ein Beamter zur Betreuung <strong>de</strong>s Gewaltpräventionsstan<strong>de</strong>s.<br />
Externe Kooperationspartner:<br />
DRK/Feuerwehr: Durch das DRK und die Feuerwehr wer<strong>de</strong>n mittels anschaulicher<br />
Nachstellungen von Unfallszenen die notwendigen Rettungsmaßnahmen<br />
sowie die dazugehörigen Erste-Hilfe-Maßnahmen vorgeführt.<br />
● Organisation<br />
Die zweiwöchige Veranstaltung am Berufsschulzentrum kann im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r allgemeinen Aufbauorganisation geleistet wer<strong>de</strong>n. Die eingesetzten<br />
Beamten sind für die Veranstaltungstage von Präsenzdiensten zu<br />
entbin<strong>de</strong>n.<br />
9.3 Personelle, finanzielle und sächliche Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />
● Personal<br />
Für die Vorbereitung <strong>de</strong>r Veranstaltung wer<strong>de</strong>n 14 Personaltage angesetzt.<br />
Für die Durchführung <strong>de</strong>r Projekttage (insgesamt zwei Wochen)<br />
wer<strong>de</strong>n 65 Personaltage, für die Nachbereitung nochmals 2 Personaltage<br />
angesetzt.<br />
● Finanzen<br />
Fragebögen, Plakatdruck und Aktion „Friedhof“, Kosten: 400.- €.<br />
● Sachmittel<br />
Polizeidirektion Neustadt:<br />
- zwei Streifenwagen,<br />
- Lasergeschwindigkeitsmessgerät,<br />
- Plakate,<br />
- Fragebögen.<br />
Lan<strong>de</strong>spolizeidirektion Langen:<br />
- Infostand „GIB-ACHT-IM-VERKEHR“.<br />
Lan<strong>de</strong>skriminalamt:<br />
- Infostand „Gewaltprävention“ und „Drogen“.<br />
Koordinierungs- und Entwicklungsstelle Verkehr/„GIB-ACHT-IM-VERKEHR“:<br />
- Messestand,<br />
- Banner,<br />
- Rückprojektionsleinwand.<br />
Durch die Kooperationspartner wer<strong>de</strong>n kostenlos zur Verfügung gestellt:<br />
Berufsschulzentrum:<br />
- Räumlichkeiten.<br />
ADAC:<br />
- Reaktionstestgerät,<br />
- Fahrsimulator,<br />
- Verkehrssicherheitstraining als Gewinn.<br />
Lan<strong>de</strong>sverkehrswacht Ba<strong>de</strong>n-Württemberg e.V.:<br />
- Broschüren,<br />
- Verkehrssicherheitstraining als Gewinn.<br />
Kreisverkehrswacht:<br />
- Unfallfahrzeug.<br />
62 63
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
DRK Lan<strong>de</strong>sschule:<br />
- Schauübungen,<br />
- Rettungswagen,<br />
- Infostand,<br />
- Erste-Hilfe-Materialien und Erste-Hilfe-Kurs als Gewinn.<br />
Feuerwehr:<br />
- Schauübungen,<br />
- Löschfahrzeug.<br />
10<br />
Kosten-Nutzen-Entscheidung<br />
Durch die im Projekt getroffenen Maßnahmen entstehen folgen<strong>de</strong> Kosten:<br />
Plakate 50.- €<br />
Aktion „Friedhof“ 150.- €<br />
3200 Fragebögen 200.- €<br />
Gesamt: 400.- €<br />
Es entsteht durch das Projekt folgen<strong>de</strong>r Personalbedarf:<br />
Projektorganisation 14 Personaltage<br />
Beratung/Schulung vor Ort 65 Personaltage<br />
Nachbereitung 2 Personaltage<br />
Gesamt: 81 Personaltage<br />
Nach einem Berechnungsmo<strong>de</strong>ll ermittelte die Bun<strong>de</strong>sanstalt für Straßenwesen<br />
in ihrer Studie vom Dezember 2002 die aktuellen Kosten nach <strong>de</strong>r<br />
Schwere von Unfällen (getötet, schwer verletzt, leicht verletzt). Danach<br />
entstehen volkswirtschaftlich gesehen durchschnittlich folgen<strong>de</strong> „Kosten“:<br />
Verkehrstoter 1.187.652.- €<br />
schwer verletztes Unfallopfer 82.937.- €<br />
leicht verletztes Unfallopfer 3.720.- €<br />
Verglichen mit <strong>de</strong>m dargestellten volkswirtschaftlichen Scha<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
dabei noch gar nicht berücksichtigten immateriellen Schä<strong>de</strong>n, die durch<br />
Verkehrsunfälle hervorgerufen wer<strong>de</strong>n, steht <strong>de</strong>r Aufwand in einem<br />
vertretbaren Verhältnis zu <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>s Projekts.<br />
11<br />
64 65<br />
Zeitleiste bis Dezember 2001 Januar 2002 Februar 2002 März 2002 April 2002 Mai 2002 Juni 2002 Juli 2002<br />
➟<br />
Erstellung <strong>de</strong>s Projektstrukturplans<br />
➟<br />
Projektschritte<br />
Fertigstellung <strong>de</strong>r 05.11. - 23.12.01<br />
Planung PHM Maier und<br />
POM Müller (VED)<br />
Genehmigung <strong>de</strong>r 1. + 2. KW<br />
Planung L FESt<br />
Treffen mit <strong>de</strong>r Schul- 28.-31.01.2002<br />
leitung zur Informa- L VED<br />
tion über geplantes<br />
Projekt und Vereinbarung<br />
<strong>de</strong>r weiteren<br />
Kooperation<br />
Arbeitstreffen mit 7. KW 20. KW<br />
SMV, verantw. Lehrer, PHM Maier<br />
Festlegung Termin<br />
Anschreiben an die 8. KW<br />
Kooperationspartner PHM Maier<br />
mit Hinweis auf geplante<br />
Aktion<br />
Planung, Entwick- 8. - 10. KW<br />
lung und Erstellung POM Müller + POKin Kunze: (FESt K)<br />
<strong>de</strong>r Fragebögen und<br />
Plakate<br />
Einholen von drei 11. - 13. KW<br />
Angeboten für 3200 POM Müller<br />
Fragebögen im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r freihändigen<br />
Vergabe<br />
Beschaffung <strong>de</strong>r 17. - 20. KW<br />
Streifenfahrzeuge PHM Maier und POM Müller<br />
<strong>de</strong>s Lasergeschwindigkeitsmessgeräts,<br />
<strong>de</strong>r<br />
Infostän<strong>de</strong><br />
Regelungen <strong>de</strong>r Ab- 20. KW<br />
lauforganisation, FESt + VED<br />
konkrete Personalplanung<br />
Auftragserteilung 14. KW<br />
für <strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r durch L VED an Fa.<br />
3200 Fragebögen DRUCK, Neustadt
Zeitleiste bis Dezember 2002 Januar 2002 Februar 2002 März 2002 April 2002 Mai 2002 Juni 2002 Juli 2002<br />
Projektschritte<br />
➟ ➟<br />
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
Pressemitteilung Ab 22. KW durch Projektleiter + Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />
Austeilen <strong>de</strong>r Frage- 24. KW<br />
bögen für 1. Befra- durch Lehrer<br />
gung im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Unterrichts<br />
Aufstellen <strong>de</strong>s Unfall- 22. KW<br />
fahrzeuges POM Müller<br />
Einsatzbesprechung 21. KW<br />
mit allen Vertretern L VED, PHM Maier,<br />
sämtlicher beteiligten POM Müller<br />
Institutionen<br />
Aufbau aller En<strong>de</strong> 24. KW alle<br />
Messe- und Aktions- Beteiligten<br />
stän<strong>de</strong><br />
Auftaktveranstaltung 17.06.02<br />
im Berufsschul- in <strong>de</strong>r Aula <strong>de</strong>s<br />
zentrum Berufsschulzentrums<br />
Lt. PD, L VED<br />
Unterrichtsgestaltung 25. + 26. KW VED<br />
Demonstration Laser- 25. + 26. KW<br />
geschwindigkeits- Verkehrsgruppe<br />
messgerät<br />
Betreuen <strong>de</strong>r Aktions-/ 25. + 26. KW<br />
Messestän<strong>de</strong> PRev<br />
Abbau sämtlicher 27. KW<br />
Messe- und Aktions- alle Beteiligten<br />
stän<strong>de</strong><br />
Austeilen <strong>de</strong>r Frage- 27. KW<br />
bögen für 2. Befra- durch Lehrer<br />
gung im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Unterrichtes<br />
Nachbesprechung mit 27. KW<br />
Schulleitung u. SMV L VED, PHM Maier<br />
POM Müller<br />
Auswertung <strong>de</strong>r 28. KW<br />
Rückläufer Fragebo- PHM Maier + POKin<br />
gen Kunze FESt E<br />
Fertigung <strong>de</strong>s Projekt- bis 40. KW<br />
berichts (Projektleiter)<br />
Führen <strong>de</strong>s Projekttagebuchs<br />
Erklärung <strong>de</strong>r Abkürzungen:<br />
Lt. PD: Leiter Polizeidirektion<br />
PRev: Polizeirevier<br />
VED: Verkehrserziehungsdienst<br />
L VED: Leiter Verkehrserziehungsdienst<br />
FESt: Führungs- und Einsatzstab<br />
FESt E: Führungs- und Einsatzstab, Einsatz<br />
FESt K: Führungs- und Einsatzstab; Kriminalitätsbekämpfung<br />
L FESt: Leiter Führungs- und Einsatzstab<br />
1212.1<br />
Zielgruppen<br />
Prozessevaluation<br />
1600 Schüler wer<strong>de</strong>n direkt in Unterrichtsveranstaltungen erreicht. Die verbleiben<strong>de</strong>n<br />
Schüler konnten über die allen zugänglichen Aktionen bzw.<br />
Ausstellungen „angesprochen“ wer<strong>de</strong>n. Festzustellen war, dass die weit<br />
über das Schulzentrum hinaus bekannt gewor<strong>de</strong>ne Aktion auch von an<strong>de</strong>ren<br />
Schülern bzw. jungen Erwachsenen besucht wur<strong>de</strong>. Es ist also davon<br />
auszugehen, dass die Zielgruppe zu rund 80 % bis 90 % erreicht wur<strong>de</strong>.<br />
12.2 Überprüfung <strong>de</strong>r Maßnahmen und Projektschritte<br />
Sämtliche Maßnahmen wur<strong>de</strong>n entsprechend <strong>de</strong>n Planungen durchgeführt.<br />
Lediglich <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>skriminalamts zum Thema „Gewaltprävention“<br />
konnte nur vier Tage lang zum Einsatz kommen, weil er danach für<br />
eine an<strong>de</strong>re Veranstaltung erfor<strong>de</strong>rlich war.<br />
Die Aktionstage wur<strong>de</strong>n durch einen tragischen Vorfall geprägt:<br />
Am Freitag vor <strong>de</strong>r Veranstaltung verunglückten drei Schüler <strong>de</strong>s Berufsschulzentrums<br />
auf <strong>de</strong>m Nachhauseweg (von <strong>de</strong>r Schule!) mit <strong>de</strong>m Pkw tödlich.<br />
Der Fahrer kam mit seinem Fahrzeug während eines Überholvorganges<br />
aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ins Schleu<strong>de</strong>rn.<br />
Das Fahrzeug prallte seitlich gegen einen Baum und wur<strong>de</strong> anschließend in<br />
zwei Teile gerissen. Ein Mitfahrer war sofort tot, <strong>de</strong>r Fahrer verstarb noch<br />
an <strong>de</strong>r Unfallstelle, ein weiterer Mitfahrer wenige Stun<strong>de</strong>n später im<br />
Krankenhaus.<br />
Dieses Ereignis hatte natürlich einen erheblichen Einfluss auf die Stimmung<br />
in <strong>de</strong>r Schule. In Absprache mit <strong>de</strong>m Schulseelsorger, <strong>de</strong>r Schulleitung sowie<br />
<strong>de</strong>r Schülermitverwaltung wur<strong>de</strong> beschlossen, das geplante Programm trotz<strong>de</strong>m<br />
durchzuführen. Diese geän<strong>de</strong>rte Ausgangslage wur<strong>de</strong> allerdings von<br />
allen Beteiligten – Polizeibeamten, Lehrern, Kooperationspartnern – bei <strong>de</strong>r<br />
Durchführung <strong>de</strong>r einzelnen Maßnahmen berücksichtigt.<br />
12.3 Überprüfung <strong>de</strong>s Ressourceneinsatzes<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>r Planungen kam es aufgrund <strong>de</strong>r Erkrankung eines Beamten<br />
zu einer zeitlichen Verzögerung von 14 Tagen. Diese Abweichung konnte<br />
allerdings im Laufe <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong>n Planungszeit wie<strong>de</strong>r aufgeholt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der finanzielle Rahmen wur<strong>de</strong> eingehalten.<br />
66 67
BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention BII Anwendungsbeispiel im Bereich Verkehrsunfallprävention<br />
12.4 Nebeneffekte<br />
Durch <strong>de</strong>n intensiven zweiwöchigen Kontakt zwischen Schülern und Polizei<br />
konnte <strong>de</strong>r Einstellungsberater <strong>de</strong>r Polizeidirektion ein verstärktes Interesse<br />
am Polizeiberuf und in <strong>de</strong>r Folge eine größere Anzahl von Bewerbungen<br />
zur Polizei feststellen.<br />
1313.1<br />
Programmziel<br />
Wirkungsevaluation<br />
Alle 1600 Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>r unmittelbaren Zielgruppe, nämlich<br />
Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren, Schüler <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe<br />
und Berufsschüler im 3. Lehrjahr, wur<strong>de</strong>n vor sowie direkt nach <strong>de</strong>r 14-tägigen<br />
Veranstaltung u. a. dahingehend befragt, mit wie viel Bewusstsein<br />
sie <strong>de</strong>m erhöhten Unfallrisiko ihrer Altersgruppe gegenüberstehen. Vor<br />
Veranstaltungsbeginn lag <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r hinreichend sensibilisierten Schüler<br />
bei lediglich 31 %. In <strong>de</strong>r Abschlussbefragung gaben dann immerhin 82 %<br />
<strong>de</strong>r Schüler an, für diese Thematik <strong>de</strong>utlich aufgeschlossen zu sein. Der<br />
angestrebte Zielwert für das Programmziel wur<strong>de</strong> damit sogar übertroffen.<br />
Inwieweit diese Steigerung <strong>de</strong>r Sensibilität nun auf die Veranstaltung selbst<br />
zurückzuführen ist o<strong>de</strong>r aber durch <strong>de</strong>n Unfalltod <strong>de</strong>r eigenen Schulkamera<strong>de</strong>n<br />
verursacht wur<strong>de</strong>, kann nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
13.2 Präventionsziel<br />
Die Auswertung <strong>de</strong>r Halbjahreszahlen ergab einen Rückgang <strong>de</strong>r Beteiligung<br />
von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei Verkehrsunfällen mit<br />
schwerem Personenscha<strong>de</strong>n um 23,8 %, während die Unfallbeteiligung <strong>de</strong>r<br />
sonstigen Erwachsenen im Vergleichszeitraum konstant blieb. Somit wur<strong>de</strong><br />
das Präventionsziel nicht nur erreicht, son<strong>de</strong>rn sogar übertroffen. Ob es<br />
sich hierbei um eine nachhaltige Wirkung han<strong>de</strong>lt, kann nur die Überprüfung<br />
über einen längeren Zeitraum ergeben.<br />
13.3 Kosten-Nutzen-Bewertung<br />
Die zuvor bereits positiv bewertete Kosten-Nutzen-Analyse wird durch die<br />
<strong>de</strong>utliche Überschreitung <strong>de</strong>s Zielwerts für das Präventionsziel nochmals<br />
unterstrichen. Das Projekt hat sich somit bewährt.<br />
14Projektdokumentation<br />
Projektbericht und Konsequenzen<br />
Auf die beispielhafte Darstellung <strong>de</strong>r Projektdokumentation wird hier<br />
wegen <strong>de</strong>s Umfangs verzichtet.<br />
Konsequenzen<br />
Eine generelle Übertragbarkeit <strong>de</strong>s Projekts auf an<strong>de</strong>re Orte bzw.<br />
Kreispolizeibehör<strong>de</strong>n ist gegeben.<br />
68 69
Kooperation<br />
C Beratungs- und Kooperations-<br />
möglichkeiten bei <strong>de</strong>r Evaluation<br />
C Beratungs- und Kooperationsmöglichkeiten bei <strong>de</strong>r Evaluation<br />
Falls zur Durchführung einer Evaluation externe Hilfe in Form von Beratung<br />
o<strong>de</strong>r Unterstützung erfor<strong>de</strong>rlich ist, stehen als Ansprech- o<strong>de</strong>r Kooperationspartner<br />
zur Verfügung:<br />
● Universitätseinrichtungen,<br />
● staatliche, halbstaatliche o<strong>de</strong>r auch private Institute,<br />
und in vielen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn die<br />
● Verwaltungsfachhochschulen, Fachbereich Polizei bzw. Polizei-<br />
Fachhochschulen<br />
Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Neutralitätsgebots kann an dieser Stelle keine Empfehlung<br />
für einzelne Institute vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Möglichkeiten einer kostenfreien Beratung für polizeiliche Einrichtungen<br />
wer<strong>de</strong>n angeboten durch:<br />
Bun<strong>de</strong>skriminalamt – KI 14<br />
Beratungs- und Servicezentrum Auswertung<br />
Thaerstraße 11<br />
65173 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Tel.: 0611 / 55-14101<br />
E-Mail: ki14@bka.bund.<strong>de</strong><br />
Als weitere Ansprechpartner für eine kostenfreie Beratung stehen zur<br />
Verfügung:<br />
Zentrum für Umfragen, Metho<strong>de</strong>n und Analysen e.V. (ZUMA)<br />
Postfach 122155<br />
68072 Mannheim<br />
Tel.: 0621 / 1246-0<br />
Fax: 0621 / 1246-100<br />
Internet: www.gesis.org/zuma<br />
E-Mail: zuma@zuma-mannheim.<strong>de</strong><br />
Das Zentrum für Umfragen, Metho<strong>de</strong>n und Analysen (ZUMA) in Mannheim<br />
berät bei <strong>de</strong>r Anlage, Durchführung und Auswertung sozialwissenschaftlicher<br />
Untersuchungen, führt eigene Untersuchungen durch, erleichtert <strong>de</strong>n<br />
Zugang zu amtlichen Daten sowie beobachtet und analysiert die gesellschaftliche<br />
Entwicklung anhand von sozialen Indikatoren. Ein Schwerpunkt<br />
ist die Beratung in methodischen Fragen <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung,<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Umfrageforschung. Dies umfasst nahezu alle Aspekte<br />
eines Forschungsprojekts – von <strong>de</strong>r Entwicklung eines Forschungsplans bis<br />
71
C Beratungs- und Kooperationsmöglichkeiten bei <strong>de</strong>r Evaluation C Beratungs- und Kooperationsmöglichkeiten bei <strong>de</strong>r Evaluation<br />
zur Auswertung gewonnener Daten. Die Dienste können von Wissenschaftlern<br />
an Hochschulen, von sonstigen öffentlichen Einrichtungen und von privaten<br />
gemeinnützigen Institutionen in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Beratung erfolgt in <strong>de</strong>r Regel unentgeltlich. Dagegen ist die Durchführung<br />
von Studien für externe Auftraggeber kostenpflichtig.<br />
Öffentliche Einrichtungen, die Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Evaluation von präventionsbezogenen<br />
Aktivitäten haben und Beratung anbieten können, sind:<br />
Bun<strong>de</strong>szentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
Ostmerheimer Str. 220<br />
51109 Köln<br />
Tel.: 0221 / 8992-0<br />
Fax: 0221 / 8992-300<br />
Internet: www.bzga.<strong>de</strong><br />
E-Mail: poststelle@bzga.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>szentrale für politische Bildung<br />
Berliner Freiheit 7<br />
53111 Bonn<br />
Tel.: 01888 / 515-0<br />
Fax: 01888 / 515-113<br />
Internet: www.bpb.<strong>de</strong><br />
E-Mail: info@bpb.<strong>de</strong><br />
Internet-Adressen für die Suche nach Forschungsinstituten o<strong>de</strong>r<br />
Forschungsergebnissen<br />
www.sozialforschung.<strong>de</strong> Internetseite zur Recherche nach<br />
sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituten<br />
mit Internetauftritt<br />
www.jugendforschung.<strong>de</strong> Recherche im Bereich Jugendforschung<br />
www.socionet.<strong>de</strong> Recherche von sozialwissenschaftlichen<br />
Forschungsergebnissen unterschiedlicher<br />
Richtung<br />
72 73
Informationen<br />
D Informationen und Dokumenta-<br />
tionen zu evaluierten Projekten<br />
1<br />
D Informationen und Dokumentationen zu evaluierten Projekten<br />
InfoDOK – eine Informationssammlung zur<br />
Kriminalprävention<br />
Das Bun<strong>de</strong>skriminalamt bietet unter <strong>de</strong>m Namen InfoDOK eine Informationssammlung<br />
zur Kriminalprävention an. Diese umfasst zum einen mit <strong>de</strong>r<br />
Forschungsdokumentation (FODOK) ein Informationsangebot zu Forschungsprojekten<br />
bzw. Forschungsergebnissen und zum an<strong>de</strong>ren mit <strong>de</strong>m Infopool<br />
Prävention eine Sammlung von Präventionsprojekten.<br />
Die Informationssammlung InfoDOK ist im Extranet unter <strong>de</strong>r Adresse<br />
www.infodok.extrapol.<strong>de</strong> abrufbar.<br />
Der Infopool Prävention ist eine Projektdatenbank, bei <strong>de</strong>r es nicht darum<br />
geht, einen quantitativen Gesamtüberblick über Präventionsaktivitäten in<br />
Deutschland zu vermitteln. Sie dient vielmehr dazu, solche Präventionsprojekte<br />
und -initiativen zu dokumentieren, die einen Mo<strong>de</strong>ll- o<strong>de</strong>r Empfehlungscharakter<br />
haben und wegen <strong>de</strong>r erzielten Ergebnisse als bewährte praktische<br />
Ansätze („good practice“) gelten können. Die Datenbank enthält<br />
dabei Projekte und Programme auch aus <strong>de</strong>m Ausland.<br />
Projekte und Programme wer<strong>de</strong>n vor allem dann in <strong>de</strong>n Infopool Prävention<br />
eingestellt, wenn auf Basis <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Beschreibung davon<br />
auszugehen ist, dass kriminalitätsrelevante Ziele, z. B. die Reduktion von<br />
Straftaten o<strong>de</strong>r eine Verbesserung <strong>de</strong>s Sicherheitsgefühls, erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
konnten. Damit soll es <strong>de</strong>n Nutzern <strong>de</strong>r Projektdatenbank ermöglicht wer<strong>de</strong>n,<br />
speziell nach solchen Projekten zu suchen, zu <strong>de</strong>nen fundierte Aussagen<br />
über die Zielerreichung und die Wirkungen vorliegen.<br />
Ausgewählte Projekte aus <strong>de</strong>m „Infopool Prävention“ erscheinen regelmäßig<br />
in nationalen Auswahlbän<strong>de</strong>n („Kriminalprävention in Deutschland –<br />
Län<strong>de</strong>r-Bund-Projektsammlung“); zusätzlich wer<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbän<strong>de</strong>, z. B. zu<br />
ausländischen Präventionsprojekten, veröffentlicht. Die Projektdatenbank<br />
ist abgesehen vom Extranet auch über das Internet erreichbar unter <strong>de</strong>r<br />
Adresse:<br />
www.bka.<strong>de</strong>/infopool_<strong>de</strong>.html<br />
Bei <strong>de</strong>r Forschungsdokumentation FODOK han<strong>de</strong>lt es sich um eine Dokumentation,<br />
die Informationen über kriminalistisch-kriminologische Forschungsprojekte<br />
für Wissenschaft und Praxis verfügbar macht. Damit<br />
erhalten Interessierte die Möglichkeit, in einem bun<strong>de</strong>sweiten Bestand<br />
laufen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r bereits abgeschlossener polizeibezogener Forschungsprojekte<br />
zu recherchieren.<br />
75
2<br />
D Informationen und Dokumentationen zu evaluierten Projekten D Informationen und Dokumentationen zu evaluierten Projekten<br />
In die jährliche Aktualisierung <strong>de</strong>r FODOK fließen Informationen aus <strong>de</strong>n<br />
einschlägig mit Polizeiforschung befassten Einrichtungen, wie z. B. <strong>de</strong>r<br />
Polizei-Führungsaka<strong>de</strong>mie, <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>skriminalämtern, <strong>de</strong>n Fachhochschulen<br />
für Polizei sowie weiteren Instituten (u. a. Kriminologische Zentralstelle,<br />
Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht,<br />
Universitätsinstitute), ein.<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Informationssammlungen sind erhältlich bei:<br />
Bun<strong>de</strong>skriminalamt<br />
● Fachbereich KI 14 (in Infopool-Angelegenheiten)<br />
● Fachbereich KI 16 (in FODOK-Angelegenheiten)<br />
65173 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Tel.: 0611 / 55-0<br />
Fax: 0611 / 55-12189<br />
E-Mail: ki14@bka.bund.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r ki16@bka.bund.<strong>de</strong><br />
Darstellung von eigenen evaluierten<br />
kriminalpräventiven Projekten in Printmedien<br />
Neben <strong>de</strong>r Darstellung evaluierter kriminalpräventiver Projekte in bestimmten<br />
Dokumentationsbestän<strong>de</strong>n bietet sich auch eine Veröffentlichung in<br />
einzelnen Printmedien an.<br />
Publikationsmöglichkeiten bestehen:<br />
● lan<strong>de</strong>sweit<br />
in regionalen Polizei-Zeitschriften<br />
● bun<strong>de</strong>sweit<br />
in Zeitschriften, wie z. B.<br />
- Kriminalistik, Unabhängige Zeitschrift für die kriminalistische<br />
Wissenschaft und Praxis,<br />
- Die Kriminalprävention, Zeitschrift <strong>de</strong>s Europäischen Zentrums für<br />
Kriminalprävention,<br />
- forum kriminalprävention, Zeitschrift <strong>de</strong>r Stiftung Deutsches Forum<br />
für Kriminalprävention,<br />
- Neue Kriminalpolitik – Forum für Praxis, Politik und Wissenschaft,<br />
- DVJJ-Journal, Zeitschrift für Jugendhilferecht und Jugendhilfe.<br />
76 77
För<strong>de</strong>rung<br />
E För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten und<br />
Finanzierung von Projekten<br />
E För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten und Finanzierung von Projekten<br />
Eine Finanzierung speziell für die Evaluation von Projekten dürfte nur in<br />
<strong>de</strong>r kleineren Zahl <strong>de</strong>r Fälle vorkommen. Oftmals wer<strong>de</strong>n die für Evaluation<br />
anfallen<strong>de</strong>n Kosten im Rahmen <strong>de</strong>r allgemeinen Projektfinanzierung<br />
zu tragen sein.<br />
1Bun<strong>de</strong>s- und Lan<strong>de</strong>smittel<br />
Eine Reihe von Programmen und Projekten wur<strong>de</strong>n bislang mit Haushaltsmitteln<br />
<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s geför<strong>de</strong>rt. Für die (Mit-)Finanzierung<br />
von Präventionsprojekten einschließlich ihrer Evaluation kommen auch die<br />
Forschungsfonds von Bun<strong>de</strong>sministerien in Betracht, sofern es sich um einen<br />
Themenschwerpunkt han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Ressorts fällt.<br />
In einigen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn besteht die Möglichkeit, für Präventionsprojekte<br />
Mittel aus <strong>de</strong>n Lotto-Einnahmen zu beantragen.<br />
2Finanzielle Unterstützung durch Stiftungen<br />
Es gibt Vereine, die ausschließlich zum Zweck <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kommunalen<br />
Kriminalprävention gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Hinzu kommen Bürgerstiftungen,<br />
die neben an<strong>de</strong>ren Bereichen ausdrücklich auch die Prävention<br />
för<strong>de</strong>rn wollen.<br />
Anträge auf finanzielle Unterstützung können darüber hinaus bei weiteren<br />
Stiftungen, wie z. B. <strong>de</strong>r VW-Stiftung, <strong>de</strong>r Bosch- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bertelsmann-<br />
Stiftung, mit Aussicht auf Erfolg gestellt wer<strong>de</strong>n. Informationen hierzu sind<br />
über <strong>de</strong>n Deutschen Stifterverband zu erhalten unter:<br />
Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Stiftungen<br />
Alfred-Krupp-Haus<br />
Binger Str. 40<br />
14197 Berlin<br />
Tel.: 030 / 89 79 47-0<br />
Fax: 030 / 89 79 47-11<br />
Internet: www.stiftungen.org; www.stiftungsin<strong>de</strong>x.<strong>de</strong><br />
E-Mail: bun<strong>de</strong>sverband@stiftungen.org<br />
79
E För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten und Finanzierung von Projekten E För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten und Finanzierung von Projekten<br />
3Zusammenarbeit mit Sponsoren<br />
Die Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention, die <strong>de</strong>r Arbeitskreis II „Innere<br />
Sicherheit“ <strong>de</strong>r ständigen Konferenz <strong>de</strong>r Innenminister und -senatoren <strong>de</strong>r<br />
Län<strong>de</strong>r am 17.09.1998 zustimmend zur Kenntnis genommen hat, enthalten<br />
hierzu folgen<strong>de</strong> Aussagen 1 :<br />
„Das Engagement <strong>de</strong>r Bevölkerung, <strong>de</strong>r Wirtschaft, von Verbän<strong>de</strong>n und<br />
Vereinen für die Kriminalprävention kann sich auch in finanziellen Zuwendungen<br />
ausdrücken. Unbescha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r staatlichen Verpflichtung zur Finanzierung<br />
polizeilicher Kriminalprävention ist eine Beteiligung <strong>de</strong>r Polizei an<br />
privat (mit-)finanzierten Vorhaben wie auch die Beteiligung Privater an<br />
polizeilichen Präventionsmaßnahmen grundsätzlich möglich. Die polizeiliche<br />
Aufgabenerfüllung sowie die Grundsätze <strong>de</strong>r Neutralität und Unabhängigkeit<br />
dürfen dadurch jedoch nicht beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n.“<br />
Sponsoring ist eine beson<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>r Kommunikation eines Unternehmens<br />
mit seinen Zielgruppen und dient <strong>de</strong>r Werbung (Imagepflege). Für<br />
Sponsor und Empfänger han<strong>de</strong>lt es sich um ein Rechtsgeschäft mit Leistung<br />
und Gegenleistung, das sorgfältiger vertraglicher Ausgestaltung bedarf.<br />
Sofern die Polizei (Mit-)Verantwortung für ein Projekt <strong>de</strong>r Kriminal- o<strong>de</strong>r<br />
Verkehrsunfallprävention trägt und die Leistung eines Sponsors in Anspruch<br />
nehmen will, ist die Erlasslage <strong>de</strong>s jeweiligen Bun<strong>de</strong>slan<strong>de</strong>s zu<br />
beachten.<br />
4För<strong>de</strong>rmittel <strong>de</strong>r Europäischen Union<br />
Am 22. Juli 2002 wur<strong>de</strong> das Rahmenprogramm für die polizeiliche und<br />
justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (Programm AGIS) angenommen<br />
und für <strong>de</strong>n Zeitraum 2003 - 2007 dafür ein Betrag von 65 Mio. € festgelegt.<br />
Die Ziele <strong>de</strong>s Programms erstrecken sich auch auf <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />
Kriminalitätsprävention.<br />
Antragsformulare für eine För<strong>de</strong>rung (in <strong>de</strong>r Regel 70 % <strong>de</strong>s Projektvolumens)<br />
können von <strong>de</strong>r Internet-Seite<br />
www.europa.eu.int/comm/justice_home/jai/prog_<strong>de</strong>.htm heruntergela<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Unterlagen sind auf Anfrage auch per E-Mail unter <strong>de</strong>r<br />
Adresse JAI-AGIS@cec.eu.int o<strong>de</strong>r per Fax unter +32 2 2998215 erhältlich.<br />
1 Siehe dazu die Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention in Teil G <strong>de</strong>r Arbeitshilfe.<br />
80 81
Glossar<br />
F Glossar<br />
Glossar<br />
E Glossar<br />
Hinweis: Der in einer Begriffsbeschreibung hinter <strong>de</strong>m Zeichen ➠<br />
folgen<strong>de</strong> Begriff wird an an<strong>de</strong>rer Stelle im Glossar erklärt.<br />
Basiskennzahl ➠ Kennzahl, die zum Vergleich herangezogen wird,<br />
z. B. zur Kennzeichnung <strong>de</strong>r Situation vor einer<br />
➠ Maßnahme.<br />
Befragung Am weitesten verbreitete ➠ Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r empirischen<br />
Sozialforschung. Durch Befragung von Personen wer<strong>de</strong>n<br />
Informationen gesammelt, um so Aussagen über<br />
Merkmale, Einstellungen, Meinungen und Verhalten in<br />
bestimmten Bevölkerungsgruppen treffen zu können.<br />
Es lassen sich verschie<strong>de</strong>ne Befragungstypen unterschei<strong>de</strong>n:<br />
je nach Grad <strong>de</strong>r Standardisierung (strukturiert,<br />
teilstrukturiert, nicht strukturiert), Art <strong>de</strong>s<br />
Kontakts (persönlich, telefonisch, schriftlich) und<br />
Anzahl <strong>de</strong>r gleichzeitig befragten Personen (einzeln<br />
o<strong>de</strong>r in Gruppen).<br />
Beobachtung ➠ Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung, insbeson<strong>de</strong>re<br />
zur Erfassung von Verhalten.<br />
Codierung Übertragung <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />
(z. B. Antworten im Fragebogen, Beobachtungen) in<br />
Symbole (Ziffern, Zahlenwerte, Buchstaben) mit <strong>de</strong>m<br />
Ziel, die – meist rechnergestützte – Datenauswertung<br />
zu erleichtern.<br />
Dokumenten- ➠ Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung zur<br />
analyse Erfassung und Auswertung von Urkun<strong>de</strong>n, Schriftstücken<br />
o. Ä.; oft gleichbe<strong>de</strong>utend verwen<strong>de</strong>t für<br />
➠ Inhaltsanalyse.<br />
Effektivität Ausmaß <strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns mit Blick auf<br />
das angestrebte Ziel; gibt an, inwieweit die gesetzten<br />
➠ Ziele durch die durchgeführten Handlungen erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n („Tun wir die richtigen Dinge?“).<br />
83
E Glossar E Glossar<br />
Effizienz Bewertung <strong>de</strong>s Mitteleinsatzes im Verhältnis zum<br />
erreichten Ergebnis (»Tun wir die Dinge in <strong>de</strong>r richtigen<br />
Art und Weise?«); lässt sich entwe<strong>de</strong>r danach bemessen,<br />
ob mit einem gegebenen Mittelrahmen das bestmögliche<br />
Ergebnis erreicht o<strong>de</strong>r ob ein bestimmtes Ergebnis<br />
mit <strong>de</strong>m geringstmöglichen Mitteleinsatz erzielt wur<strong>de</strong>.<br />
Effizienzanalyse Form <strong>de</strong>r ➠Evaluation zur Feststellung, in welchem<br />
Verhältnis <strong>de</strong>r Nutzen von ➠ Programmen, ➠ Projekten<br />
o<strong>de</strong>r ➠ Maßnahmen zu <strong>de</strong>n jeweiligen Kosten<br />
steht.<br />
Empirie Erkenntnis, die auf Erfahrung (beobachten, registrieren)<br />
beruht.<br />
Ergebnis- An<strong>de</strong>rer Begriff für ➠ Wirkungsevaluation; Form <strong>de</strong>r<br />
evaluation ➠ Evaluation zur Feststellung, inwieweit das ➠ Programmziel<br />
bzw. das ➠ Präventionsziel erreicht wur<strong>de</strong><br />
und die festgestellten Verän<strong>de</strong>rungen als Wirkung <strong>de</strong>r<br />
Präventionsmaßnahmen gelten können.<br />
Ergebnis- und Abhängigkeit <strong>de</strong>s angestrebten Erfolgs von bestimmwirkungsrelevante<br />
ten Einflussgrößen und Bedingungen, z. B. von <strong>de</strong>r<br />
Faktoren Quantität und Qualität <strong>de</strong>s Personals, <strong>de</strong>r Aufbau- und<br />
Ablauforganisation o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n verfügbaren Finanzmitteln.<br />
Evaluation Systematische Anwendung sozialwissenschaftlicher<br />
Metho<strong>de</strong>n zur Beurteilung <strong>de</strong>r Konzeption, Ausgestaltung,<br />
Umsetzung und <strong>de</strong>s Nutzens einer ➠ Maßnahme<br />
o<strong>de</strong>r eines ➠ Programms sozialer Intervention.<br />
Evaluations<strong>de</strong>sign Anlage und Konzeption einer ➠ Evaluation. Das<br />
Evaluations<strong>de</strong>sign beschreibt die Ziele, Fragestellungen<br />
sowie das methodische Vorgehen.<br />
Experiment ➠ Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r empirischen Forschung, bei <strong>de</strong>r eine<br />
o<strong>de</strong>r mehrere Einflussgrößen gezielt verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
um <strong>de</strong>ren Auswirkung auf einen bestimmten Sachverhalt<br />
zu prüfen; dient <strong>de</strong>r Prüfung von ➠ Hypothesen.<br />
Filterfrage Frage im Fragebogen o<strong>de</strong>r Interview, von <strong>de</strong>ren<br />
Beantwortung es abhängt, welche weiteren Fragen<br />
gestellt wer<strong>de</strong>n. Es ist zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>m<br />
Fragefilter, bei <strong>de</strong>m nur Befragte mit bestimmten<br />
Antworten weitere, ins Detail gehen<strong>de</strong> Fragen vorgelegt<br />
bekommen, und <strong>de</strong>r Gabelung, bei <strong>de</strong>r je nach<br />
Antwort unterschiedliche weitere Fragen gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Fragebogen Instrument <strong>de</strong>r Erhebung von Daten im Rahmen einer<br />
➠ Befragung.<br />
Formative Form <strong>de</strong>r ➠ Evaluation, die vor allem in <strong>de</strong>r Entwick-<br />
Evaluation lungsphase eines ➠ Projekts dazu dient, die Anlage<br />
und Stimmigkeit einer Projektkonzeption im Hinblick<br />
auf die angestrebten ➠ Ziele, aber auch die verfügbaren<br />
➠ Ressourcen zu überprüfen. Schon an<strong>de</strong>renorts<br />
verwen<strong>de</strong>te Projektkonzeptionen müssen im Wege <strong>de</strong>r<br />
formativen Evaluation an die spezifischen Bedingungen<br />
<strong>de</strong>s eigenen Projektortes angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Grundgesamtheit Auch ➠ Population genannt; Gesamtmenge <strong>de</strong>r<br />
Elemente (z. B. Personen, Ereignisse), die Gegenstand<br />
<strong>de</strong>r Untersuchung sind, bzw. für die eine ➠ Maßnahme<br />
grundsätzlich gelten sollen; zu unterschei<strong>de</strong>n<br />
von ➠ Stichprobe.<br />
Hypothese Nicht bewiesene (daher vorläufige) Aussage bzw. Behauptung,<br />
die auf ihre Richtigkeit noch zu überprüfen<br />
ist.<br />
Inhaltsanalyse ➠ Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung zur Erfassung<br />
und Auswertung vorliegen<strong>de</strong>r Aufzeichnungen<br />
aller Art; oft an<strong>de</strong>rer Begriff für ➠ Dokumentenanalyse.<br />
Input Personal, Finanz- und Sachmittel (➠ Ressourcen), die<br />
für die Durchführung eines ➠ Projekts bzw. einer<br />
➠ Maßnahme zur Verfügung stehen.<br />
Inputziel Differenz zwischen <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen und <strong>de</strong>n für eine<br />
bestimmte Aufgabe erfor<strong>de</strong>rlichen ➠ Ressourcen.<br />
84 85
E Glossar E Glossar<br />
Interviewer-Effekt Einfluss <strong>de</strong>s Interviewers auf die Befragungssituation<br />
und die daraus hervorgehen<strong>de</strong>n Antworten bzw.<br />
Daten. Wie stark <strong>de</strong>r Interviewer-Effekt ist, hängt von<br />
<strong>de</strong>r Routine <strong>de</strong>s Interviewers, <strong>de</strong>r Güte <strong>de</strong>r Interviewer-Schulung<br />
und von <strong>de</strong>r sozialen Distanz zwischen<br />
Interviewer und Befragten ab.<br />
Inzi<strong>de</strong>nz Häufigkeit, mit <strong>de</strong>r ein bestimmter Sachverhalt in einer<br />
bestimmten Zeit eingetreten ist; zu unterschei<strong>de</strong>n von<br />
➠ Prävalenz.<br />
Kennzahl Zahlen o<strong>de</strong>r Daten, mit <strong>de</strong>nen sich die Größenordnung<br />
eines Problems o<strong>de</strong>r eines Sachverhaltes messbar darstellen<br />
lässt (z. B. Zahl <strong>de</strong>r Straftaten pro 100.000 Einwohner<br />
innerhalb eines Jahres in einem bestimmten<br />
Gebiet).<br />
Kontrollgruppe Auch als ➠ Vergleichsgruppe bezeichnet; Gruppe von<br />
Personen, die i<strong>de</strong>ntische o<strong>de</strong>r doch sehr ähnliche Merkmale<br />
wie die Maßnahmengruppe bzw. die Experimentalgruppe<br />
aufweisen, aber einem bestimmten Einfluss,<br />
z. B. einer bestimmten (Präventions-)Maßnahme, nicht<br />
ausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Korrelation Statistische Messgröße, über die festgestellt wird, in<br />
welchem Maße bestimmte Sachverhalte gleichzeitig<br />
bzw. gemeinsam auftreten o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> nicht auftreten.<br />
Hiermit wird jedoch nichts darüber ausgesagt,<br />
ob die Sachverhalte in einem Verhältnis von Ursache<br />
und Wirkung zueinan<strong>de</strong>r stehen (z. B. Geburtenrate<br />
und vorhan<strong>de</strong>ner Bestand an Störchen korrelieren miteinan<strong>de</strong>r,<br />
ohne dass ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang<br />
besteht).<br />
Kriminologische Analyse einer Untersuchungsregion, ihrer Kriminalität<br />
Regionalanalyse und Kriminalitätskontrolle auf Grundlage <strong>de</strong>r Erhe-<br />
(KRA) bung bzw. Zusammenführung von Struktur-, Sozial-<br />
und Kriminalitätsdaten für <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n geografischen<br />
Raum.<br />
Längsschnitt- Art <strong>de</strong>r Anlage einer Untersuchung, bei <strong>de</strong>r die Unter-<br />
Untersuchung suchungseinheiten (z. B. Personen) zu mehreren<br />
(min<strong>de</strong>stens zwei) auseinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Zeitpunkten<br />
untersucht bzw. beobachtet wer<strong>de</strong>n. Hierdurch lassen<br />
sich Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Zeit bei ein und <strong>de</strong>nselben<br />
Untersuchungseinheiten feststellen. Im Gegensatz dazu<br />
steht die ➠ Querschnitt-Untersuchung.<br />
Maßnahme Einzelabschnitte bzw. -schritte in einem ➠ Programm.<br />
Meta-Evaluation Form <strong>de</strong>r ➠ Evaluation, bei <strong>de</strong>r die Evaluationsergebnisse<br />
von mehreren (vom Thema her verwandten)<br />
Einzelstudien gegenübergestellt wer<strong>de</strong>n, um zu einer<br />
Gesamtbewertung zu kommen, z. B., mit welcher<br />
➠ Maßnahme die stärksten Effekte erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Instrumente zur Erhebung von Daten und Informatioempirischen<br />
nen in <strong>de</strong>n Sozialwissenschaften; als Grundformen<br />
Sozialforschung wer<strong>de</strong>n unterschie<strong>de</strong>n: ➠ Befragung, ➠ Beobachtung,<br />
➠ Experiment, ➠ Inhalts-/Dokumentenanalyse.<br />
Multiplikatoren Personen, die mit Informationen versorgt bzw. beschult<br />
wer<strong>de</strong>n, um diese an die eigentliche Zielgruppe weiterzugeben<br />
(z. B. Eltern, Erzieher, Lehrer als Multiplikatoren<br />
für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche); Personen, die in<br />
eine ➠ Maßnahme einbezogen wer<strong>de</strong>n, weil sie Einfluss<br />
auf die Zielgruppe haben und so die Wirkung<br />
<strong>de</strong>r Maßnahme verstärken können.<br />
Nebeneffekt Nicht beabsichtigte Auswirkung eines Programms o<strong>de</strong>r<br />
einer ➠ Maßnahme.<br />
Neue Steuerung Umfassen<strong>de</strong>r Ansatz zur Mo<strong>de</strong>rnisierung öffentlicher<br />
Verwaltungen; Managementsystem, das zu einer<br />
ergebnis- bzw. outputorientierten Steuerung führen<br />
soll und im Wesentlichen auf <strong>de</strong>n Elementen Produkt<strong>de</strong>finition,<br />
Budgetierung, Kosten- und Leistungsrechnung,<br />
Controlling, Berichtswesen und Zielvereinbarung<br />
beruht.<br />
86 87
E Glossar E Glossar<br />
Operationali- Messbarmachung eines Sachverhalts o<strong>de</strong>r Begriffs<br />
sierung anhand beobachtbarer, registrierbarer Indikatoren<br />
(z. B. Kriminalitätsfurcht durch spezifische Fragen in<br />
einem Fragebogen wie: „Wie sicher fühlen Sie sich,<br />
wenn Sie in <strong>de</strong>n Abendstun<strong>de</strong>n in Ihrer Wohngegend<br />
unterwegs sind?“).<br />
Outcome (Präventions-)Wirkung einer (Präventions-)Maßnahme,<br />
vergleichbar mit Erreichen <strong>de</strong>s ➠ Präventionsziels.<br />
Output Unmittelbares Ergebnis einer Präventionsmaßnahme,<br />
vergleichbar mit Erreichen <strong>de</strong>s ➠ Programmziels.<br />
Pilotstudie Untersuchung, die <strong>de</strong>r Vorbereitung einer Hauptstudie<br />
dient. Damit sollen zumeist die relevanten Merkmale<br />
und Sachverhalte eines Untersuchungsbereichs ermittelt<br />
und ➠ Hypothesen für die Hauptuntersuchung<br />
herausgearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Planung Systematisches, zukunftsorientiertes Durch<strong>de</strong>nken und<br />
Festlegen von ➠ Zielen und von ➠ Maßnahmen zur<br />
Zielerreichung.<br />
Population Auch ➠ Grundgesamtheit genannt; Gesamtmenge <strong>de</strong>r<br />
Elemente (z. B. Personen, Ereignisse), die Gegenstand<br />
<strong>de</strong>r Untersuchung sind bzw. für die eine ➠ Maßnahme<br />
grundsätzlich gelten soll; Gesamtmenge <strong>de</strong>r Elemente,<br />
auf die verallgemeinert wird; zu unterschei<strong>de</strong>n von<br />
➠ Stichprobe.<br />
Proband Person einer Stichprobe, befragte Person, untersuchte<br />
Person.<br />
Potenzialziele Differenz zwischen <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen (qualitativen)<br />
Voraussetzungen, die z. B. das Personal einer Organisationseinheit<br />
mitbringt, und jener Qualifikation, die<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist, um eine bestimmte Aufgabe tatsächlich<br />
zu bewältigen.<br />
Prävalenz Häufigkeit, mit <strong>de</strong>r ein bestimmter Sachverhalt in einer<br />
bestimmten ➠ Population vorkommt, (z. B. Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Personen in einer Bevölkerungsgruppe, die schon einmal<br />
Opfer einer Straftat gewor<strong>de</strong>n sind); zu unterschei<strong>de</strong>n<br />
von ➠ Inzi<strong>de</strong>nz)<br />
Präventionsziel Durch vorbeugen<strong>de</strong> ➠ Maßnahmen anvisiertes ➠ Ziel,<br />
das auf die Senkung von Kriminalität, <strong>de</strong>s durch Krimi-<br />
nalität entstehen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>ns, die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Sicherheitsgefühls in <strong>de</strong>r Bevölkerung und/o<strong>de</strong>r die<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Präventionsbewusstseins <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
ausgerichtet ist; zu unterschei<strong>de</strong>n von<br />
➠ Programmziel.<br />
Pretest Auch ➠ Vortest genannt; Probelauf, um die Eignung<br />
<strong>de</strong>s Instruments (z. B. eines Fragebogens) daraufhin zu<br />
testen, ob es die gewünschten Informationen tatsächlich<br />
liefert und ob es in <strong>de</strong>r Praxis auch anwendbar ist;<br />
Bestandteil einer ➠ formativen Evaluation.<br />
Problemmaßstab In <strong>de</strong>r Untersuchung festgelegte Maßeinheit zur Darstellung<br />
eines Problems (z. B. Anzahl von Graffiti pro<br />
km 2 eines Gebiets).<br />
Programm Darlegung von Grundsätzen; Konzeptionen, die zur<br />
Erreichung eines bestimmten ➠ Ziels dienen.<br />
Programmziel Unmittelbares Ziel eines durch ein Bün<strong>de</strong>l von Maßnahmen<br />
festgelegten ➠ Programms; es soll mittelbar<br />
auf die Erreichung eines ➠ Präventionsziels hinwirken.<br />
Beispiel für ein Programmziel: „Stärkere Verbreitung<br />
von technischen Sicherungsmaßnahmen gegen Einbruch<br />
in einer Wohngegend“; hat mittelbar Auswirkungen<br />
auf die Erreichung <strong>de</strong>s Präventionsziels:<br />
„Reduzierung <strong>de</strong>r Wohnungseinbrüche in <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />
Wohngegend“.<br />
Projekt Einmalige Prozesse mit einem bestimmten Start- und<br />
Endtermin zur Erreichung <strong>de</strong>finierter Ziele.<br />
Projekt- Gesamtheit <strong>de</strong>r Planungs-, Leitungs- und Kontrolltätigmanagement<br />
keit, die bei zeitlich befristeten Vorhaben anfallen.<br />
Projektstruktur- Zeitleiste (z. B. in Form einer Tabelle), auf <strong>de</strong>r alle<br />
plan Projektschritte und Durchführungsumstän<strong>de</strong> eines<br />
➠ Projekts (u. a. Dauer <strong>de</strong>r Einzelschritte, Kosten,<br />
Beteiligte) abgebil<strong>de</strong>t und fortgeschrieben wer<strong>de</strong>n,<br />
sodass Realisation und Abweichungen vom Projektplan<br />
erkennbar wer<strong>de</strong>n.<br />
88 89
E Glossar E Glossar<br />
Projekttagebuch Ablaufkalen<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>m kontinuierlich <strong>de</strong>r Projektverlauf<br />
einschließlich <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für Abweichungen vermerkt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Prozessevaluation Form <strong>de</strong>r ➠ Evaluation zur Feststellung, in welchem<br />
Maße die Zielgruppe eines ➠ Projekts o<strong>de</strong>r einer<br />
➠ Maßnahme erreicht wer<strong>de</strong>n konnte und inwieweit<br />
die Durchführung <strong>de</strong>s Projekts bzw. <strong>de</strong>r Maßnahme mit<br />
<strong>de</strong>n vorausgegangenen Planungen übereinstimmt.<br />
Prozessziel Festlegung <strong>de</strong>s Optimierungspotenzials für Abläufe,<br />
die im Rahmen <strong>de</strong>r Durchführung einer Maßnahme<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind, z. B. in Form geeigneter Informationssteuerung<br />
o<strong>de</strong>r geeigneter Kommunikationswege,<br />
um Projektmitwirken<strong>de</strong> einzubeziehen.<br />
Qualitäts- Oberbegriff für Metho<strong>de</strong>n und Verfahren zur Planung<br />
management und Erreichung von Qualitätskriterien und Qualitätsstandards;<br />
Ziel ist die konsequente Orientierung <strong>de</strong>r<br />
Leistungserstellung an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r Empfänger<br />
und <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r Verwaltung <strong>de</strong>r eigenen<br />
Organisation.<br />
Querschnitt- Art <strong>de</strong>r Anlage einer Untersuchung, bei <strong>de</strong>r Unter-<br />
Untersuchung schie<strong>de</strong> zwischen verschie<strong>de</strong>nen Untersuchungseinheiten<br />
(z. B. Personengruppen) untersucht bzw. beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n; z. B. Vergleich einer Gruppe von 14-<br />
Jährigen mit einer Gruppe von 18-Jährigen, im Unterschied<br />
zu einer ➠ Längsschnitt-Untersuchung, bei <strong>de</strong>r<br />
ein und dieselben Personen untersucht wer<strong>de</strong>n, wenn<br />
sie 14 Jahre und 18 Jahre alt sind.<br />
Reliabilität Indikator für die Qualität eines Erhebungsinstruments;<br />
ermöglicht eine Aussage darüber, inwieweit ein Erhebungsinstrument<br />
bei wie<strong>de</strong>rholter Anwendung zu<br />
i<strong>de</strong>ntischen o<strong>de</strong>r sehr ähnlichen Werten führt (an<strong>de</strong>rer<br />
Begriff für ➠ Zuverlässigkeit).<br />
Repräsentativität Ausmaß, in <strong>de</strong>m die ➠ Stichprobe <strong>de</strong>r ➠ Population<br />
entspricht und daher die Ergebnisse von <strong>de</strong>r Stichprobe<br />
auf die Population verallgemeinert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Ressourcen Personal, Geld-, Sach- und Organisationsmittel, auch<br />
Zeit und Wissen, welche für die Erfüllung einer Aufgabe<br />
(Erstellung eines Produkts, Durchführung eines<br />
➠ Projekts) zur Verfügung stehen.<br />
Rücklaufquote Anteil <strong>de</strong>rjenigen, die bei einer schriftlichen Befragung<br />
antworten.<br />
Signifikanz Wahrscheinlichkeit, mit <strong>de</strong>r angegeben wer<strong>de</strong>n kann,<br />
inwieweit die in einer ➠ Stichprobe gemessenen Werte<br />
<strong>de</strong>n tatsächlichen Werten in <strong>de</strong>r ➠ Population entsprechen;<br />
ein Resultat gilt im Allgemeinen als statistisch<br />
signifikant, wenn die Wahrscheinlichkeit 95 % beträgt,<br />
d. h. ein Fehlerrisiko von höchstens 5 % besteht.<br />
Soziale Verzerrungsfaktor insbeson<strong>de</strong>re bei ➠ Befragungen<br />
Erwünschtheit (im Rahmen <strong>de</strong>r Erhebung von Eigenschaften, Einstellungen<br />
und Verhaltensweisen); von <strong>de</strong>n befragten<br />
Personen wer<strong>de</strong>n bevorzugt solche Aussagen gemacht,<br />
die sozial wünschenswert erscheinen. Dieses Verhalten<br />
ist verständlich, da sich Befragte häufig in ein „gutes<br />
Licht“ setzen und in Übereinstimmung mit <strong>de</strong>m vorherrschen<strong>de</strong>n<br />
Normen- und Wertesystem einer Gesellschaft<br />
befin<strong>de</strong>n wollen.<br />
Standard Verbindliche (vorgegebene o<strong>de</strong>r vereinbarte) Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Stichprobe Teilmenge einer Grundgesamtheit; die ➠ Repräsentativität<br />
einer Stichprobe besteht dann, wenn sie das verkleinerte<br />
Abbild <strong>de</strong>r charakteristischen Merkmale <strong>de</strong>r<br />
➠ Grundgesamtheit darstellt (➠ Zufallsstichprobe).<br />
Synergieeffekt Ergebnisverbesserung durch das Zusammenwirken<br />
verschie<strong>de</strong>ner Kräfte (Organisationseinheiten o<strong>de</strong>r<br />
Institutionen) zur Bewältigung einer Aufgabe, vielfach<br />
bei gleichzeitiger Entlastung <strong>de</strong>r einzelnen Mitwirken<strong>de</strong>n.<br />
90 91
E Glossar E Glossar<br />
Validität Aussage darüber, ob ein Erhebungsinstrument <strong>de</strong>r<br />
Fragestellung angemessen ist und ob es tatsächlich<br />
auch dasjenige misst, was es messen soll; Indikator für<br />
die Qualität eines Erhebungsinstruments bzw. <strong>de</strong>r<br />
dadurch gewonnenen Daten.<br />
Variable Merkmal, das in zwei o<strong>de</strong>r mehr Ausprägungen auftritt<br />
(z. B. Geschlecht, Einkommen, Wahlverhalten).<br />
Vergleichsgruppe Auch als ➠ Kontrollgruppe bezeichnet; Gruppe von<br />
Personen, die i<strong>de</strong>ntische Merkmale wie die Zielgruppe<br />
bzw. die Experimentalgruppe aufweisen, aber einem<br />
bestimmten Einfluss, z. B. einer bestimmten (Präventions-)Maßnahme<br />
nicht ausgesetzt waren.<br />
Vorher-Nachher- Auch Pretest-Posttest-Metho<strong>de</strong> genannt; (mögliche)<br />
Vergleich Form <strong>de</strong>r ➠ Ergebnisevaluation, bei <strong>de</strong>r die Datenerhebung<br />
(Beobachtung, Messung) vor und nach <strong>de</strong>r<br />
➠ Maßnahme vorgenommen wird; nur bedingt tauglich,<br />
um die Wirksamkeit einer Maßnahme zu belegen,<br />
wenn nicht auch ein Vergleich mit einer ➠ Vergleichsgruppe<br />
durchgeführt wird.<br />
Vortest Auch ➠ Pretest genannt; Probelauf, um die Eignung<br />
<strong>de</strong>s Instruments (z. B. eines Fragebogens) daraufhin zu<br />
testen, ob es die gewünschten Informationen tatsächlich<br />
liefert und ob es in <strong>de</strong>r Praxis auch anwendbar ist;<br />
Bestandteil einer ➠ formativen Evaluation.<br />
Wirkungs- Form <strong>de</strong>r ➠ Evaluation zur Feststellung, inwieweit das<br />
evaluation ➠ Programmziel bzw. das ➠ Präventionsziel erreicht<br />
wur<strong>de</strong> und die festgestellten Verän<strong>de</strong>rungen als Wirkung<br />
<strong>de</strong>r Präventionsmaßnahme gelten können.<br />
Ziel Durch eine ➠ Maßnahme angestrebter Zustand; hierbei<br />
wird unterschie<strong>de</strong>n zwischen ➠ Programmziel und<br />
➠ Präventionsziel.<br />
Zielausmaß Festlegung, in welchem Umfang das ➠ Ziel erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n soll (z. B. Senkung <strong>de</strong>r mit Graffiti verunreinigten<br />
Hauswän<strong>de</strong> im Stadtteil X um 20 %).<br />
Zielerreichungs- Beschreibt, ob und in welchem Umfang das <strong>de</strong>finierte<br />
grad ➠ Ziel erreicht wur<strong>de</strong>.<br />
Zielgruppe Adressaten einer ➠ Maßnahme; Personengruppe, bei<br />
<strong>de</strong>r ein bestimmtes ➠ Ziel erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Zielinhalt An<strong>de</strong>rer Begriff für ➠ Ziel; durch eine ➠ Maßnahme<br />
angestrebter Zustand; hierbei wird unterschie<strong>de</strong>n<br />
zwischen ➠ Programmziel und ➠ Präventionsziel.<br />
Zielmaßstab In <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>finierte Maßeinheit zur<br />
Messung <strong>de</strong>s Ziels; sollte mit <strong>de</strong>m ➠ Problemmaßstab<br />
korrespondieren.<br />
Zielwert An<strong>de</strong>rer Begriff für ➠ Zielausmaß; Festlegung, in welchem<br />
Umfang das ➠ Ziel erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Zielzeitmaß Zeitraum, in <strong>de</strong>m das <strong>de</strong>finierte Ziel erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
soll; in <strong>de</strong>r Praxis regelmäßig i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r<br />
Projektlaufzeit.<br />
Zufallsstichprobe ➠ Stichprobe, bei <strong>de</strong>r allein nach <strong>de</strong>m Zufall bestimmt<br />
ist, welche <strong>de</strong>r Untersuchungseinheiten aus einer<br />
➠ Grundgesamtheit ausgewählt wer<strong>de</strong>n; verkleinertes<br />
Abbild <strong>de</strong>r charakteristischen Merkmale einer Grundgesamtheit.<br />
Zuverlässigkeit Auch ➠ Reliabilität genannt; Indikator für die Qualität<br />
eines Erhebungsinstruments; ermöglicht die Aussage<br />
darüber, inwieweit ein Erhebungsinstrument bei wie<strong>de</strong>rholter<br />
Anwendung zu i<strong>de</strong>ntischen o<strong>de</strong>r ähnlichen<br />
Werten führt.<br />
92 93
Leitlinien<br />
G Polizeiliche Kriminalprävention<br />
1 Kriminalprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />
1.1 Sicherheit und Lebensqualität<br />
G Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention<br />
Sicherheit gehört zu <strong>de</strong>n wichtigsten Grundbedürfnissen <strong>de</strong>r Menschen<br />
und ist Bestandteil ihrer Lebensqualität. Zur Eindämmung von Kriminalität<br />
ist gegen ihre vielfältigen Ursachen genauso entschlossen vorzugehen wie<br />
gegen die kriminellen Handlungen selbst. Auch Kriminalitätsängste und<br />
Beeinträchtigungen <strong>de</strong>r öffentlichen Ordnung müssen ernst genommen<br />
und in Präventionsüberlegungen einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
1.2 Sozialer und situativer Präventionsansatz<br />
Die Ursachen von Kriminalität liegen sowohl in <strong>de</strong>r Persönlichkeit <strong>de</strong>s<br />
Täters, <strong>de</strong>n sozialen Lebensbedingungen als auch <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Tatgelegenheitsstrukturen<br />
begrün<strong>de</strong>t. Der soziale Präventionsansatz (primäre<br />
bzw. tertiäre Prävention) zielt auf die Verhin<strong>de</strong>rung von Straftaten durch<br />
verbesserte Erziehung, Wertevermittlung und Bildung, Verhin<strong>de</strong>rung von<br />
Defiziten in <strong>de</strong>r Persönlichkeitsentwicklung und Beseitigung sozialer<br />
Mängellagen bzw. auf die Vermeidung von erneuter Straffälligkeit. Der<br />
situative Präventionsansatz (Sekundärprävention) hat die Reduzierung<br />
von Tatgelegenheiten zum Ziel.<br />
1.3 Notwendigkeit übergreifen<strong>de</strong>r Präventionsarbeit<br />
Eine nachhaltig wirken<strong>de</strong> Strategie <strong>de</strong>r Kriminalprävention muss <strong>de</strong>r Ursachenvielfalt<br />
Rechnung tragen. Dies erfor<strong>de</strong>rt ein übergreifen<strong>de</strong>s, integratives<br />
Gesamtkonzept. Kriminalprävention ist somit eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe, für die nicht nur die Polizei, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re die Politik,<br />
an<strong>de</strong>re staatliche und nichtstaatliche Stellen, die Wirtschaft, die Medien<br />
sowie die Bevölkerung selbst Verantwortung tragen und ihre spezifischen<br />
Beiträge hierzu leisten müssen.<br />
So verstan<strong>de</strong>ne Kriminalprävention umfasst die Gesamtheit aller staatlichen<br />
und privaten Bemühungen, Programme und Maßnahmen, die Kriminalität<br />
als gesellschaftliches Phänomen o<strong>de</strong>r als individuelles Ereignis verhüten,<br />
min<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r in ihren Folgen gering halten sollen.<br />
95
G Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention G Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention<br />
1.4 Organisatorische Dreistufigkeit <strong>de</strong>r Kriminalprävention<br />
Die organisatorische Umsetzung gesamtgesellschaftlicher Kriminalprävention<br />
ist eine wichtige Zukunftsaufgabe aller staatlichen und nichtstaatlichen<br />
Institutionen.<br />
Auf kommunaler Ebene kann Kriminalprävention beson<strong>de</strong>rs wirksam mit<br />
zielgerichteter Projektarbeit betrieben wer<strong>de</strong>n, da Kriminalität überwiegend<br />
örtlich entsteht und erlebt wird. Dabei sollten alle örtlich relevanten<br />
Präventionsträger – insbeson<strong>de</strong>re Kommunalbehör<strong>de</strong>n, Polizei, Justiz,<br />
Medien, Schulen, Kirchen, Vereine, Verbän<strong>de</strong> und die Bevölkerung – einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Anzustreben ist die Vernetzung <strong>de</strong>r jeweiligen Projekte und<br />
Maßnahmen sowie eine verstärkte Institutionalisierung <strong>de</strong>r Bürgerbeteiligung.<br />
Hierzu kann die Einrichtung von kommunalen Präventionsräten bzw.<br />
Sicherheits- und Ordnungspartnerschaften beitragen. Deren organisatorische<br />
und inhaltliche Ausgestaltung sollte <strong>de</strong>n örtlichen Handlungsträgern<br />
im Rahmen ihrer Eigenverantwortung vorbehalten bleiben.<br />
Auf Lan<strong>de</strong>sebene ist zur Erhöhung <strong>de</strong>r Effektivität von Einzelmaßnahmen<br />
eine überregionale Planung sowie die enge Zusammenarbeit aller verantwortlichen<br />
Fachministerien untereinan<strong>de</strong>r und mit betroffenen Verbän<strong>de</strong>n,<br />
privaten Einrichtungen etc. erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Präventionsräte, Koordinierungsstellen o<strong>de</strong>r vergleichbare Einrichtungen<br />
auf Lan<strong>de</strong>sebene können Ziele und Inhalte gesamtgesellschaftlicher Kriminalprävention<br />
vermitteln sowie kommunale Präventionsgremien för<strong>de</strong>rn<br />
und in ihrer Arbeit unterstützen.<br />
Auf Bun<strong>de</strong>sebene soll die Einrichtung <strong>de</strong>s Deutschen Forums für Kriminalprävention<br />
unter Beteiligung von öffentlichen und privaten Entscheidungsträgern<br />
einschließlich <strong>de</strong>r Wirtschaft <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e gesamtgesellschaftlich getragener<br />
Kriminalprävention wirksame Impulse verleihen und gleichzeitig<br />
bun<strong>de</strong>sweit Sensibilisierungs- und Unterstützungsfunktionen übernehmen.<br />
1.5 Zusammenarbeit mit Sponsoren<br />
Das Engagement <strong>de</strong>r Bevölkerung, <strong>de</strong>r Wirtschaft, von Verbän<strong>de</strong>n und<br />
Vereinen für die Kriminalprävention kann sich auch in finanziellen Zuwendungen<br />
ausdrücken. Unbescha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r staatlichen Verpflichtung zur<br />
Finanzierung polizeilicher Kriminalprävention ist eine Beteiligung <strong>de</strong>r<br />
Polizei an privat (mit)finanzierten Vorhaben wie auch die Beteiligung<br />
Privater an polizeilichen Präventionsmaßnahmen grundsätzlich möglich.<br />
Die polizeiliche Aufgabenerfüllung sowie die Grundsätze <strong>de</strong>r Neutralität<br />
und Unabhängigkeit dürfen dadurch jedoch nicht beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
1.6 Private Sicherheitsdienste<br />
Private Sicherheitsdienste können professionelle Polizeiarbeit nicht ersetzen,<br />
aber außerhalb <strong>de</strong>s hoheitlichen Bereichs einen wirksamen Beitrag zur<br />
Kriminalprävention leisten. Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re für <strong>de</strong>n Schutz von Wirtschaftsunternehmen<br />
und Veranstaltungen sowie für Sicherheitsmaßnahmen<br />
im öffentlichen Personennahverkehr. Möglichkeiten ihrer Einbeziehung<br />
in Maßnahmen und Projekte <strong>de</strong>r Kommunalen Kriminalprävention<br />
sind zu prüfen.<br />
2 Polizeiliche Kriminalprävention<br />
Polizeiliche Kriminalprävention umfasst im Rahmen gesamtgesellschaftlicher<br />
Kriminalprävention eigenständig durch die Polizei wahrzunehmen<strong>de</strong><br />
Aufgaben sowie die Mitwirkung an Präventionsmaßnahmen an<strong>de</strong>rer<br />
Verantwortungsträger.<br />
2.1 Stellenwert im Spektrum polizeilicher Aufgaben<br />
Der hohe Stellenwert <strong>de</strong>r Kriminalprävention im Spektrum polizeilicher<br />
Aufgaben ergibt sich nicht nur aus <strong>de</strong>r herausragen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />
Schutzes vor Kriminalität für die Bevölkerung, son<strong>de</strong>rn auch aus <strong>de</strong>r Erkenntnis,<br />
dass es sinnvoller ist, Straftaten erst gar nicht entstehen zu lassen,<br />
als sie später mit großem Aufwand verfolgen zu müssen. Neben <strong>de</strong>n materiellen<br />
und körperlichen Schä<strong>de</strong>n führen Straftaten oftmals zu schwer wiegen<strong>de</strong>n<br />
psychischen Folgen für die Opfer. Auch eine noch so erfolgreiche<br />
Strafverfolgung kann dies nicht wie<strong>de</strong>r gutmachen.<br />
2.2 Integraler Bestandteil polizeilicher Aufgabenerfüllung<br />
Präventive und repressive Tätigkeit <strong>de</strong>r Polizei sind integrale Bestandteile<br />
ihres Gesamtauftrages, <strong>de</strong>r insbeson<strong>de</strong>re die Gewährleistung <strong>de</strong>r Sicherheit<br />
und die Stärkung <strong>de</strong>s Sicherheitsgefühls <strong>de</strong>r Bevölkerung zum Ziel hat.<br />
Polizeiliche Prioritätensetzung soll die inhaltliche Vorrangigkeit und die<br />
zeitliche Vorgängigkeit <strong>de</strong>r Kriminalprävention gegenüber <strong>de</strong>r Repression<br />
berücksichtigen.<br />
96 97
G Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention G Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention<br />
Kriminalprävention ist Aufgabe aller Polizeibeamtinnen und -beamten und<br />
muss selbstverständlicher Bestandteil polizeilichen Alltagshan<strong>de</strong>lns sein.<br />
Bürgernahe Polizeiarbeit ist Basis für ein Vertrauensverhältnis zwischen<br />
Bevölkerung und Polizei und damit unverzichtbare Voraussetzung für wirksame<br />
Kriminalprävention.<br />
2.3 Eigenständige Präventionsmaßnahmen <strong>de</strong>r Polizei<br />
Zu <strong>de</strong>n eigenständig durch die Polizei wahrzunehmen<strong>de</strong>n<br />
Präventionsaufgaben gehören insbeson<strong>de</strong>re:<br />
● Erstellung von Kriminalitätslagebil<strong>de</strong>rn,<br />
● lageangepasste Präsenz,<br />
● sicherungstechnische Beratung,<br />
● verhaltensorientierte Beratung,<br />
● präventive Öffentlichkeitsarbeit,<br />
● Umsetzung bun<strong>de</strong>sweiter Schwerpunktprogramme (ProPK).<br />
Diese sind im Wesentlichen auf die Reduzierung von Tatgelegenheiten ausgerichtet.<br />
Sie können Kriminalität verhin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r in ihren Folgen gering<br />
halten, jedoch nicht tiefer liegen<strong>de</strong> Ursachen von individuellen o<strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Defiziten beseitigen. Auf Bereiche wie Erziehung, Wohnsituation,<br />
örtliche Infrastruktur und Freizeitverhalten kann die Polizei allenfalls<br />
mittelbar Einfluss nehmen.<br />
Aus <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>s Strafverfolgungsauftrags ergeben sich ebenfalls<br />
general- und spezialpräventive Wirkungen.<br />
2.4 Mitwirkung an Präventionsmaßnahmen an<strong>de</strong>rer Verantwortungsträger<br />
Mitwirkung an übergreifen<strong>de</strong>n Präventionsmaßnahmen be<strong>de</strong>utet für die<br />
Polizei nicht die Übernahme kriminalpräventiver Aufgaben an<strong>de</strong>rer Verantwortungsträger,<br />
son<strong>de</strong>rn vor allem die Pflicht, an<strong>de</strong>re Verantwortliche aktiv<br />
auf kriminalitätsrelevante Probleme hinzuweisen, die zur Problemlösung<br />
benötigten polizeilichen Informationen bereitzustellen und auf gemeinsame<br />
Präventionsmaßnahmen hinzuwirken.<br />
Im Rahmen kommunaler Kriminalprävention kommen <strong>de</strong>r Polizei insbeson<strong>de</strong>re<br />
folgen<strong>de</strong> Aufgaben zu:<br />
● Frühwarnfunktion für kriminalitätsrelevante Entwicklungen,<br />
● Erstellung von Sicherheitsanalysen und örtlichen Kriminalitätslagebil<strong>de</strong>rn<br />
unter kriminalpräventiven Gesichtspunkten,<br />
● Empfehlung von aus Sicht <strong>de</strong>r Polizei geeigneten Präventionsmöglichkeiten,<br />
● Mitwirkung an <strong>de</strong>r Erarbeitung und Umsetzung von örtlichen Präventionskonzepten,<br />
● Abstimmung ihrer originären polizeilichen Präventionsaktivitäten mit<br />
Maßnahmen <strong>de</strong>r kommunalen Kriminalprävention.<br />
2.5. Kriminalpräventive Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit muss auch unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />
kriminalpräventiver Wirkung erfolgen und hat aktiv ihren Beitrag zur<br />
Stärkung <strong>de</strong>s Sicherheitsgefühls und För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Präventionsgedankens<br />
in <strong>de</strong>r Bevölkerung zu leisten.<br />
Län<strong>de</strong>rübergreifend einheitliche kriminalpräventive Öffentlichkeitsarbeit<br />
betreibt und gewährleistet das „Programm Polizeiliche Kriminalprävention<br />
<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s (ProPK)”.<br />
Das ProPK unterstützt die polizeiliche Aufgabenerledigung durch<br />
Bereitstellung von Medien und Konzepten sowohl bei <strong>de</strong>r klassischen<br />
Beratungs- und Vorbeugungsarbeit als auch im Rahmen <strong>de</strong>r Mitwirkung an<br />
übergreifend angelegten Präventionsmaßnahmen.<br />
2.6. Rahmenbedingungen für erfolgreiche polizeiliche Kriminalprävention<br />
Um <strong>de</strong>m hohen Stellenwert und Anspruch Polizeilicher Kriminalprävention<br />
gerecht zu wer<strong>de</strong>n, sind die notwendigen Voraussetzungen in <strong>de</strong>r<br />
Organisation <strong>de</strong>r Polizei, bei <strong>de</strong>r Personal- und Mittelzuweisung sowie in<br />
<strong>de</strong>r Aus- und Fortbildung zu schaffen.<br />
Erfolgreich betriebene polizeiliche Präventionsarbeit und praktizierte<br />
Bürgernähe sollten stärker als bisher zum Beurteilungsmaßstab polizeilichen<br />
(Führungs-)Han<strong>de</strong>lns wer<strong>de</strong>n.<br />
98 99
Prävention<br />
Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r<br />
H PDV 100<br />
„Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“<br />
H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“<br />
2.1 Prävention<br />
2.1.1 Allgemeines<br />
2.1.1.1 Prävention umfasst die Gesamtheit aller staatlichen und privaten<br />
Bemühungen, Programme und Maßnahmen, welche die Kriminalität<br />
und die Verkehrsunfälle als gesellschaftliche Phänomene<br />
o<strong>de</strong>r individuelle Ereignisse<br />
● verhüten,<br />
● min<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />
● in ihren Folgen gering halten.<br />
Zu solchen negativen Folgen zählen physische, psychische und<br />
materielle Schä<strong>de</strong>n sowie Kriminalitätsangst, insbeson<strong>de</strong>re die<br />
Furcht, Opfer zu wer<strong>de</strong>n.<br />
2.1.1.2 Prävention geht über die general- und spezialpräventive Wirkung<br />
<strong>de</strong>r Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, die<br />
Beratungstätigkeit <strong>de</strong>r Polizei und die polizeiliche Präsenz hinaus.<br />
Als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erfor<strong>de</strong>rt sie die enge Zusammenarbeit<br />
mit allen dafür in Frage kommen<strong>de</strong>n staatlichen, kommunalen<br />
und privaten Einrichtungen.<br />
2.1.1.3 Die Prävention ist bei strategischen Planungen und <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
taktischer Konzeptionen auf allen Führungsebenen zu berücksichtigen.<br />
Dazu sind Kriminalität und Verkehrsunfälle eventuell regional eingegrenzt<br />
dahingehend zu bewerten, ob sie aus Sicht <strong>de</strong>r Polizei,<br />
ggf. unter ihrer Mitwirkung, bei einem vertretbaren Aufwand<br />
präventabel sind.<br />
2.1.1.4 Gesellschaftliche Verän<strong>de</strong>rungen sind zu beobachten und zu analysieren,<br />
um mögliche polizeilich relevante Entwicklungen frühzeitig<br />
erkennen und ihnen begegnen zu können.<br />
Die Polizei soll bereits auf örtlicher Ebene mit dafür in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlichen Gruppierungen, politisch Verantwortlichen<br />
und <strong>de</strong>r Bevölkerung zusammenarbeiten.<br />
101
H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“ H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“<br />
2.1.1.5 Das Sicherheitsgefühl <strong>de</strong>r Bevölkerung erfor<strong>de</strong>rt beson<strong>de</strong>re<br />
Beachtung.<br />
Es wird durch vielfältige Faktoren – z. B. persönliches Erleben,<br />
Medien o<strong>de</strong>r von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im sozialen<br />
Umfeld – beeinflusst.<br />
2.1.1.6 Zur Prävention können insbeson<strong>de</strong>re beitragen:<br />
● Präsenz und Ansprechbarkeit,<br />
● zeitnahes und konsequentes Verfolgen von Straftaten und<br />
Ordnungswidrigkeiten,<br />
● Darstellen von Aufklärungserfolgen durch Öffentlichkeitsarbeit,<br />
● Einrichten von Organisationseinheiten mit beson<strong>de</strong>ren<br />
Präventionsaufgaben,<br />
● Umsetzen von Präventionsprogrammen,<br />
● Entwickeln und Umsetzen örtlicher Präventionskonzeptionen,<br />
● Beraten und Unterstützen von an<strong>de</strong>ren Behör<strong>de</strong>n, Einrichtungen<br />
und sonstigen Stellen.<br />
2.1.1.7 Offene Präsenz ist durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen –<br />
insbeson<strong>de</strong>re in Form von Streifentätigkeit, Kontrollen, Schwerpunkteinsätzen<br />
– zu gewährleisten.<br />
Die Präsenz ver<strong>de</strong>ckter Kräfte kann durch Öffentlichkeitsarbeit<br />
bekannt gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
2.1.1.8 Zur Entwicklung von Präventionsprogrammen und -maßnahmen<br />
sind ebenenspezifische Daten <strong>de</strong>r Kriminalgeografie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r kriminologischen<br />
Regionalanalyse sowie <strong>de</strong>r Verkehrsunfallanalyse zu<br />
nutzen, insbeson<strong>de</strong>re über<br />
● Erscheinungsformen, Häufigkeit, räumliche Verteilung und<br />
Ursachen von Kriminalität bzw. von Verkehrsunfällen,<br />
● Entstehungsprozesse,<br />
● soziologische und infrastrukturelle Gegebenheiten,<br />
● voraussichtliche Entwicklungen,<br />
● Möglichkeiten <strong>de</strong>r Kontrolle und Bekämpfung.<br />
2.1.1.9 Ein aktueller Informationsaustausch über örtliche, regionale und<br />
überregionale Präventionsmaßnahmen ist anzustreben.<br />
2.1.1.10 Über Maßnahmen, die zu einer Verdrängung führen sollen o<strong>de</strong>r<br />
können, sind benachbarte Dienststellen zu informieren; ggf. ist die<br />
Vorgehensweise zu koordinieren.<br />
2.1.1.11 Die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen ist anhand vorgegebener<br />
o<strong>de</strong>r zu entwickeln<strong>de</strong>r Bemessungskriterien zu überprüfen.<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse sind zu analysieren und zur Optimierung<br />
von Präventionsmaßnahmen zu nutzen.<br />
2.1.1.12 Die Öffentlichkeit ist insbeson<strong>de</strong>re durch Werbung, Medienarbeit<br />
sowie aktuelle Berichterstattung mit präventiver Ausrichtung zu<br />
informieren, um sicherheitsbewusstes Verhalten zu för<strong>de</strong>rn.<br />
2.1.1.13 Die Polizei soll externe Präventionsgremien, z. B. Präventionsräte,<br />
kommunale und übergreifen<strong>de</strong> Initiativen, beraten und unterstützen,<br />
um ihre Erkenntnisse und Erfahrungen einzubringen.<br />
Eine Mitwirkung ist auch anzustreben, um Erkenntnisse für die<br />
Schwerpunktbildung zu gewinnen.<br />
2.1.1.14 Die Polizei soll darüber hinaus Entscheidungsträger, insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Politik, Justiz und Verwaltung, durch fachliche Beratung unterstützen,<br />
damit die notwendigen gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen bzw. verbessert wer<strong>de</strong>n können.<br />
2.1.1.15 Technische Entwicklungen und <strong>de</strong>ren Verwendungsmöglichkeiten<br />
sollen ständig beobachtet wer<strong>de</strong>n; erfor<strong>de</strong>rlichenfalls ist darauf<br />
hinzuwirken, dass sicherheitsgefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Produkte we<strong>de</strong>r hergestellt<br />
noch vertrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
2.1.1.16 Der Polizei obliegen im Rahmen <strong>de</strong>r Prävention insbeson<strong>de</strong>re die<br />
polizeiliche Kriminalprävention und die Verkehrsunfallprävention;<br />
sie sind Aufgaben je<strong>de</strong>s Polizeibeamten.<br />
102 103
H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“ H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“<br />
2.1.2 Polizeiliche Kriminalprävention<br />
2.1.2.1 Ziele sind insbeson<strong>de</strong>re:<br />
● Verhin<strong>de</strong>rn von Straftaten,<br />
● Stärken <strong>de</strong>s Sicherheitsgefühls,<br />
● Stärken <strong>de</strong>s Selbstschutzgedankens und Bewirken sicherheitsorientierten<br />
Verhaltens,<br />
● Abbauen von objektiv unbegrün<strong>de</strong>ter Kriminalitätsangst,<br />
● Sensibilisieren <strong>de</strong>r Bevölkerung für Gefahren, die aus <strong>de</strong>r<br />
Kriminalität erwachsen können,<br />
● Beseitigen und Min<strong>de</strong>rn von Kriminalitätsursachen,<br />
● Verhin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Entstehens o<strong>de</strong>r Verfestigens kriminogener<br />
Faktoren.<br />
2.1.2.2 Als Voraussetzung für die Planung von Personaleinsatz, Fortbildung<br />
und Ausstattung sowie zur Vorbereitung und Unterstützung<br />
kriminalstrategischer Initiativen und Entscheidungen sind Kriminalitätsprognosen<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Die zentralen Dienststellen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s haben<br />
zu diesem Zweck durch Sammeln und Auswerten relevanter<br />
Informationen qualifizierte Grundlagen zu schaffen.<br />
Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r vorgangsbezogenen Auswertung und <strong>de</strong>r<br />
Auswertung im Rahmen <strong>de</strong>s Kriminalpolizeilichen Mel<strong>de</strong>dienstes<br />
(KPMD) einschließlich <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rmel<strong>de</strong>dienste sowie <strong>de</strong>r<br />
Kriminalpolizeilichen Personenbezogenen Sammlungen (KPS)<br />
sind zu berücksichtigen.<br />
2.1.2.3 Für beson<strong>de</strong>re Präventionsaufgaben können insbeson<strong>de</strong>re<br />
● stationäre und mobile Beratungsstellen,<br />
● Kräfte für bestimmte Zielgruppen o<strong>de</strong>r Bereiche vorgesehen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Hierzu sollen beson<strong>de</strong>rs fortgebil<strong>de</strong>te Kräfte eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
2.1.2.4 Die Polizei soll bei geeigneten Anlässen, z. B. im Rahmen von<br />
Veranstaltungen, in individuellen Gesprächen o<strong>de</strong>r durch sonstige<br />
geeignete Maßnahmen, so etwa durch Verteilen von Informationsmaterial,<br />
● potenzielle Geschädigte bzw. Opfer verhaltensorientiert beeinflussen<br />
(verhaltensorientierte Prävention),<br />
● potenzielle Geschädigte bzw. Opfer o<strong>de</strong>r Objektverantwortliche<br />
über sicherungstechnische Möglichkeiten zur Erschwerung bzw.<br />
Verhin<strong>de</strong>rung von Straftaten beraten (sicherungstechnische<br />
Prävention),<br />
● potenzielle Zeugen und Helfer über kriminalitätshemmen<strong>de</strong>s<br />
o<strong>de</strong>r erschweren<strong>de</strong>s Verhalten informieren und ihre Bereitschaft<br />
zur Übernahme von Verantwortung für an<strong>de</strong>re för<strong>de</strong>rn,<br />
● Personen von <strong>de</strong>r Begehung von Straftaten abhalten.<br />
2.1.2.5 Die Polizei hat im Interesse städtebaulicher Prävention ihre Erkenntnisse<br />
und Erfahrungen über kriminalitätsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Faktoren im<br />
Rahmen von Beteiligungsverfahren bei <strong>de</strong>r Aufstellung von Bebauungsplänen<br />
sowie bei <strong>de</strong>r Neugestaltung von Freizeitzentren und<br />
an<strong>de</strong>ren be<strong>de</strong>utsamen Einrichtungen einzubringen.<br />
2.1.3 Verkehrsunfallprävention<br />
2.1.3.1 Verkehrsunfallprävention erfolgt vorrangig durch Verkehrssicherheitsberatung,<br />
Verkehrsunfallauswertung und Mitwirken bei <strong>de</strong>r<br />
Verkehrsraumgestaltung.<br />
Ziele sind insbeson<strong>de</strong>re:<br />
● Verhin<strong>de</strong>rn von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im<br />
Straßenverkehr,<br />
● Stärken <strong>de</strong>s Sicherheitsgefühls im Straßenverkehr,<br />
● Bewirken und Stärken <strong>de</strong>s sicherheitsbewussten Verkehrsverhaltens,<br />
● Sensibilisieren <strong>de</strong>r Bevölkerung für Gefahren, die aus <strong>de</strong>m<br />
Straßenverkehr erwachsen können,<br />
● Verbessern <strong>de</strong>r Verkehrssicherheitslage, insbeson<strong>de</strong>re durch<br />
Reduzieren <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Verkehrsunfälle und Min<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />
Unfallfolgen,<br />
● Gewinnen von Erkenntnissen, insbeson<strong>de</strong>re Erforschen von<br />
Verkehrsunfallursachen,<br />
104 105
H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“ H Auszug zur Prävention aus <strong>de</strong>r PDV 100 „Führung und Einsatz <strong>de</strong>r Polizei“<br />
● Verhin<strong>de</strong>rn und Beseitigen verkehrsunfallför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Faktoren,<br />
insbeson<strong>de</strong>re Mitwirken bei <strong>de</strong>r verkehrssicheren Gestaltung <strong>de</strong>s<br />
Verkehrsraums.<br />
2.1.3.2 Durch Verkehrssicherheitsberatung<br />
● soll eine frühzeitige, langfristig angelegte, aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte,<br />
zielgruppenorientierte Arbeit nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>s<br />
„lebenslangen Lernens“ erfolgen; dabei sind Eigen- und Mitverantwortung<br />
<strong>de</strong>r Verkehrsteilnehmer zu entwickeln und zu ver<br />
stärken sowie partnerschaftliches Verhalten als vorbildlich<br />
herauszustellen,<br />
● sollen Verkehrsteilnehmer und Multiplikatoren, z. B. Eltern,<br />
Erzieher, Verbän<strong>de</strong> und sonstige Stellen für ihre Verkehrssicherheitsarbeit<br />
über verkehrssicherheitsrelevante Entwicklungen und<br />
Erkenntnisse sowie über verkehrsgerechtes Verhalten informiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Verkehrssicherheitsberatung sind auch Spezialkräfte<br />
einzusetzen.<br />
Verkehrssicherheitsberatung, Verkehrsüberwachung und die<br />
Mitwirkung bei <strong>de</strong>r Verkehrsraumgestaltung sind konzeptionell<br />
abzustimmen.<br />
Beim Einschreiten kommt <strong>de</strong>r einzelfallbezogenen Verkehrssicherheitsberatung<br />
beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu.<br />
Verkehrsunfallaufnahme und Verkehrsunfallbearbeitung liefern<br />
Basisdaten für die Verkehrssicherheitsarbeit, insbeson<strong>de</strong>re für die<br />
Verkehrsunfallauswertung sowie für die Mitwirkung bei <strong>de</strong>r verkehrssicheren<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Verkehrsraums.<br />
2.1.3.3 Die Verkehrsunfallauswertung liefert Erkenntnisse für <strong>de</strong>n effizienten<br />
Einsatz <strong>de</strong>r Polizei zur<br />
● Verkehrssicherheitsberatung,<br />
● Verkehrsüberwachung und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
● Verkehrsregelung und straßenbauliche Maßnahmen <strong>de</strong>r originär<br />
zuständigen Straßenverkehrs- und Straßenbaubehör<strong>de</strong>n,<br />
● kommunalpolitischen Entscheidungsfindung,<br />
● Verkehrssicherheitsforschung.<br />
Die erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen haben sich vor allem an <strong>de</strong>n<br />
Unfallhäufungsstellen, <strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>r Unfallfolgen und <strong>de</strong>r<br />
Unfallkostenrate zu orientieren.<br />
Verkehrsunfälle, die von <strong>de</strong>r Polizei erfasst wer<strong>de</strong>n, sollen in die<br />
Verkehrsunfallanalyse einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die örtlichen Unfalluntersuchungen <strong>de</strong>r Polizei liefern Erkenntnisse<br />
über typisches Fehlverhalten <strong>de</strong>r Verkehrsteilnehmer und<br />
über Mängel <strong>de</strong>s Verkehrsraumes.<br />
Für die Verkehrsunfallprävention sind die Erkenntnisse <strong>de</strong>r<br />
Verkehrssicherheitsforschung intensiv zu nutzen.<br />
2.1.3.4 Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verkehrssicherheit soll die Polizei als Trägerin<br />
öffentlicher Belange bei <strong>de</strong>r Verkehrsraumgestaltung mitwirken<br />
und ihren Einfluss bei <strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>r Verkehrsinfrastruktur<br />
geltend machen.<br />
Die polizeiliche Mitwirkung bei <strong>de</strong>r Verkehrsraumgestaltung ist<br />
darauf auszurichten,<br />
Sicherheits<strong>de</strong>fizite in <strong>de</strong>r Planung frühzeitig zu erkennen,<br />
Verkehrssicherheitsbelange <strong>de</strong>utlich zu machen,<br />
Erfahrungen <strong>de</strong>r polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit,<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Verkehrssicherheitsforschung, Erkenntnisse aus<br />
polizeilicher Kriminalprävention und kriminalistisch-kriminologischer<br />
Forschung<br />
➤ in die Planung einfließen zu lassen,<br />
➤ im Einzelfall konkrete Vorschläge zur Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Verkehrssicherheit vorzulegen,<br />
➤ in Unfallkommissionen o<strong>de</strong>r ähnlichen Gremien auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage <strong>de</strong>r örtlichen Unfalluntersuchungen die<br />
originär zuständigen Straßenverkehrs- und Straßenbau-<br />
behör<strong>de</strong>n fachlich zu beraten.<br />
Die Verantwortung originär zuständiger Behör<strong>de</strong>n und sonstiger<br />
Stellen ist einzufor<strong>de</strong>rn.<br />
Quelle: PDV 100, Ausgabe 1999, S. 31-36<br />
106 107