Kurzer roter Faden zu Lineare Algebra I& II
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1 GRUNDBEGRIFFE 2<br />
und auch einiger Sätze über die reellen Zahlen als bekannt voraus. In der Praxis vergißt<br />
man oft recht schnell die axiomatische Begründung eines mathematischen Gegenstands<br />
und benutzt hauptsächlich Eigenschaften, die nicht so grundlegend wie die Axiome sind,<br />
sondern durch oft sehr raffinierte Überlegungen aus den Axiomen bewiesen werden. Wir<br />
vertrauen also darauf, dass kompetente Leute diese Eigenschaften wirklich lückenlos aus<br />
den Definitionen hergeleitet haben.<br />
Jetzt folgt eine naive Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Aussagen und Mengen, die<br />
jeder Mathematiker benutzt. Man soll das Folgende also verstehen und dann vergessen,<br />
aber immer richtig benutzen. Eine fundierte Grundlegung der Mengenlehre ist in einer<br />
Anfängervorlesung nicht angebracht. Wir benutzen nur zweckmäßige übliche Schreibweisen<br />
und Begriffe.<br />
1.2 Aussagen<br />
Wir brauchen keinen exakten Aufbau der Aussagenlogik. Eine Aussage ist für uns ein<br />
undefinierter Grundbegriff.<br />
Weiter setzen wir voraus: Eine Aussage hat genau einen der ’Wahrheitswerte’ wahr,<br />
falsch (tertium non datur, eine dritte Möglichkeit gibt es nicht). Diese Annahme verbietet<br />
insbesondere Aussagen, welche wahr und falsch sind (widersprüchliche Aussagen).<br />
Beispiele<br />
(1) Jede Zahl a ∈ N (Menge der natürlichen Zahlen 1, 2, 3... ) mit a ≤ 5 ist eine Primzahl.<br />
(2) Eine Bewegung der euklidischen Ebene, die zwei verschiedene Punkte fest läßt, ist<br />
eine Geradenspiegelung oder die Identität.<br />
(3) Jede gerade natürliche Zahl a mit a ≥ 6 ist Summe von zwei ungeraden Primzahlen.<br />
Aussage (1) ist falsch, (2) ist wahr; ob Aussage (3) wahr oder falsch ist, ist nicht bekannt<br />
(Goldbachsche Vermutung). Zum Beispiel gilt 6 = 3 + 3; 8 = 5 + 3; 10 = 5 + 5; 12 = 7 + 5.<br />
Keine Aussagen sind: ( 27+9 ); ( Ist es sieben Uhr? ); ( a ist nicht rational ); ( Der<br />
Barbier von Sevilla frisiert genau die Einwohner Sevillas, die sich nicht selbst frisieren ).<br />
Schreiben Sie solche Texte nie in Bearbeitungen der Übungsaufgaben!<br />
Bemerkung: In mathematischen Texten ist mit ’oder’ immer nicht ausschließendes ’oder’<br />
gemeint; ansonsten muß man ’entweder oder’ sagen.