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Eine Sonderbeilage der Hotellerie et Gastronomie Zeitung, Oktober ...

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Vom Notvorrat<br />

zur Delikatesse<br />

TROCKENFLEISCH AUS DEN ALPEN<br />

TEXT Dario Cantoni BILDER Filip Zuan<br />

Die Alpen erstrecken sich in einem 1’200 Kilom<strong>et</strong>er langen Bogen quer durch Europa. Sie stellen eine<br />

natürliche Grenze dar, sind aber auch Lebensraum für rund 13 Millionen Menschen. Aus Notwendigkeit,<br />

aber auch im Austausch von Know-how entstand über die Zeit eine Kultur, die für den gesamten<br />

Alpenraum als typisch bezeichn<strong>et</strong> werden kann. Ein Bestandteil davon: die Konservierung von Fleisch<br />

durch Lufttrocknung.<br />

Wo die Veg<strong>et</strong>ationsperioden kurz und die Winter lang und<br />

hart sind, ist Vorsorge an Essbarem Überlebensbedingung.<br />

Also wurde im Alpenraum seit eh und je haltbare Nahrung<br />

benötigt. Entsprechend <strong>der</strong> Region waren dies Mehl, Mais,<br />

Kastanien, g<strong>et</strong>rockn<strong>et</strong>e Früchte o<strong>der</strong> Gemüse wie Bohnen,<br />

eingekellerte Kartoffeln und Rüben, gesäuertes Kraut, Käse.<br />

Und natürlich durfte Fleisch, zumindest als Bestandteil einer<br />

Festtafel, nicht fehlen. Schon im Mittelalter weit verbreit<strong>et</strong>e<br />

Konservierungsm<strong>et</strong>hoden dafür waren das Salzen, Räuchern<br />

und Lufttrocknen. Beson<strong>der</strong>s für l<strong>et</strong>ztere M<strong>et</strong>hode war die<br />

Wohnlage <strong>der</strong> Alpenbevölkerung prädestiniert. Das Lufttrocknen<br />

von Fleisch s<strong>et</strong>zt nämlich spezifische klimatische Bedingungen<br />

voraus: Temperaturen zwischen acht und zwölf Grad<br />

Celsius, eine relative Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent. Diese<br />

Vorauss<strong>et</strong>zungen sind in Höhenlagen ab 800 M<strong>et</strong>er über Meer<br />

gegeben, ideal sind 1200 bis 1300 M<strong>et</strong>er. Unter an<strong>der</strong>en Bedingungen<br />

ist natürliches Trocknen nicht möglich. Durch das<br />

Lufttrocknen kann Fleisch mit einem Maximum an Eigenaroma<br />

und frei von Rauchgeschmack konserviert werden. Als<br />

festliche Hauptspeise o<strong>der</strong> als eher alltägliche Einlage in <strong>der</strong><br />

Suppe war <strong>der</strong>massen g<strong>et</strong>rockn<strong>et</strong>es Fleisch in den Alpen recht<br />

verbreit<strong>et</strong>. Erste schriftliche Belege dazu stammen aus dem<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die Publikation «Spezialitäten aus Graubünden»<br />

zitiert einen um das Jahr 1770 im Domleschg tätigen<br />

Hauslehrer: «Geräuchertes und an <strong>der</strong> Luft g<strong>et</strong>rockn<strong>et</strong>es Rind-,<br />

Schaf- und Schweinefleisch find<strong>et</strong> man in allen Haushaltungen.»<br />

Wann und wo die Technik des Trocknens von Fleisch an<br />

<strong>der</strong> Luft erfunden wurde, ist nicht zu sagen. Gewiss ist jedoch,<br />

dass die uralte Konservierungsm<strong>et</strong>hode im Lauf <strong>der</strong> Zeit immer<br />

raffinierter wurde. Heute ist das Kriterium <strong>der</strong> Haltbarkeit zugunsten<br />

des Aspekts Essgenuss in den Hintergrund gerückt.<br />

Italien und Spanien, Portugal und Frankreich, alle haben<br />

sie ihre Fleischspezialitäten. Ob geräuchert, gesalzen o<strong>der</strong><br />

g<strong>et</strong>rockn<strong>et</strong>: Schinken find<strong>et</strong> sich in fast ganz Europa in unterschiedlichsten<br />

Formen <strong>der</strong> Konservierung und Aromatisierung.<br />

Nördlich <strong>der</strong> Alpen wurde das Fleisch in <strong>der</strong> Regel geräuchert,<br />

während im Süden und im Alpenraum selbst das Fleisch g<strong>et</strong>rockn<strong>et</strong><br />

und so dessen Eigengeschmack besser bewahrt wurde.<br />

Das Schwein war als ausschliesslicher Fleischlieferant auch<br />

B ΠU F // Vom Notvorrat zur Delikatesse<br />

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