Pazifismus in den geistigen Kämpfen unserer Zeit - DSS
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A<strong>den</strong>auer bietet e<strong>in</strong>en westdeutschen Wehrbeitrag an und He<strong>in</strong>emann tritt<br />
zurück<br />
Nach Karl Herbert kann man <strong>den</strong> Korea-Krieg, der am 25. Juni 1950 begann,<br />
geradezu als <strong>den</strong> Vater der deutschen Wiederaufrüstung bezeichnen. 40<br />
Für A<strong>den</strong>auer spielte dabei e<strong>in</strong>e Denkschrift zur Wiederbewaffnung e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle, welche von <strong>den</strong> ehemaligen Wehrmachtsgeneralen Hans Speidel,<br />
Adolf Heus<strong>in</strong>ger und Hermann Foertsch zusammen mit anderen ausgearbeitet<br />
wor<strong>den</strong> war. 41 Alle Verhandlungen über e<strong>in</strong>e deutsche Wiederbewaffnung<br />
betrieb A<strong>den</strong>auer <strong>in</strong> allergrößter Heimlichkeit. Weder se<strong>in</strong> Kab<strong>in</strong>ett noch se<strong>in</strong>e<br />
Bundestagsfraktion wur<strong>den</strong> von ihm unterrichtet. Nur wenige Vertraute se<strong>in</strong>er<br />
engsten Umgebung waren e<strong>in</strong>geweiht.<br />
Ende August übergab A<strong>den</strong>auer dem Hohen Kommissar der USA McCloy e<strong>in</strong><br />
Sicherheitsmemorandum, <strong>in</strong> dem er e<strong>in</strong>en deutschen Wehrbeitrag anbot. Dieses<br />
Memorandum sollte McCloy zur Außenm<strong>in</strong>isterkonferenz mitnehmen, die Mitte<br />
September <strong>in</strong> New York tagen sollte. Man reiste damals noch nicht per<br />
Flugzeug, sondern mit dem Schiff. 42<br />
Als am 31. August das Kab<strong>in</strong>ett <strong>in</strong> Bonn zu e<strong>in</strong>er Sitzung zusammentrat, hatten<br />
die erstaunten M<strong>in</strong>ister <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Morgenzeitung von diesem Anerbieten<br />
A<strong>den</strong>auers gelesen. Innenm<strong>in</strong>ister He<strong>in</strong>emann war empört. Aus Protest gegen<br />
A<strong>den</strong>auers eigenmächtiges Handeln und weil er selbst e<strong>in</strong>en deutschen<br />
Wehrbeitrag ablehnte, erklärte er noch <strong>in</strong> der Sitzung se<strong>in</strong>en Rücktritt. Aber<br />
A<strong>den</strong>auer zögerte e<strong>in</strong> persönliches Gespräch mit He<strong>in</strong>emann noch bis zum 9.<br />
Oktober h<strong>in</strong>aus. Am 11. September übergab He<strong>in</strong>emann dem Kanzler e<strong>in</strong>e<br />
Denkschrift, <strong>in</strong> der es u.a. hieß: „Nach allem, was wir mit dem Vertrauen auf<br />
Waffen angerichtet haben, müssen wir uns als Politiker aus christlicher<br />
Verantwortung wohl fragen, ob es Gottes Wille ist, daß wir bereits jetzt wieder<br />
danach greifen“. Am Tag danach wurde He<strong>in</strong>emann als M<strong>in</strong>ister formell<br />
entlassen. E<strong>in</strong>ige <strong>Zeit</strong> später trat er auch aus der CDU aus. 43<br />
Hielt sich der Rat der EKD während des Zweiten Evangelischen Kirchentages <strong>in</strong><br />
Essen am 27. August 1950 noch zu e<strong>in</strong>er Erklärung verpflichtet, <strong>in</strong> der es hieß:<br />
„E<strong>in</strong>er Remilitarisierung Deutschlands können wir das Wort nicht re<strong>den</strong>, weder<br />
was <strong>den</strong> Westen noch was <strong>den</strong> Osten anlangt“ 44 , so sollten se<strong>in</strong>e Verlautbarungen<br />
im Herbst 1950 schon ganz anders kl<strong>in</strong>gen.<br />
40 Ebd., S. 170.<br />
41 Vgl. Schwarz, Bd. I, S. 753.<br />
42 Zu <strong>den</strong> Planungen A<strong>den</strong>auers im August 1950 vgl. Schwarz, Bd. I, S. 753 ff.<br />
43 Vgl. Herbert, Aufbruch, S. 176 ff.<br />
44 Ebd., S. 173.