Pazifismus in den geistigen Kämpfen unserer Zeit - DSS
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sandt. 48 Mochalski war Geschäftsführer des Bruderrates der EKD, dessen<br />
Geschäftsstelle sich im Hause Mochalskis <strong>in</strong> Darmstadt am Roquetteweg<br />
befand. Seit e<strong>in</strong>iger <strong>Zeit</strong> gab Mochalski von dort aus auch „Die Stimme der<br />
Geme<strong>in</strong>de“ als „Evangelische Monatszeitschrift“ heraus. Nach ihrem Selbstverständnis<br />
strebte diese <strong>Zeit</strong>schrift die Erneuerung der Evangelischen Kirche<br />
an: "heraus aus dem traditionell erstarrten Konfessionalismus, h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />
Geme<strong>in</strong>dekirche von Brüdern und Schwestern, die auch um ihre politische<br />
Verantwortung wissen und die die gesellschaftliche und ökonomische Ordnung<br />
ihres Lebens mitgestalten wollen".<br />
„Die Stimme der Geme<strong>in</strong>de“ und alle anderen Veröffentlichungen des Stimme-<br />
Verlags verban<strong>den</strong> damals jene Theologen und Geme<strong>in</strong>deglieder, die durch die<br />
Theologie von Karl Barth, Hans Joachim Iwand oder Dietrich Bonhoefer<br />
geprägt waren, mit zahlreichen Christen der jüngeren Generation. 49 Damals gab<br />
auch e<strong>in</strong>e Flugschrift aus dem Stimme-Verlag Auskunft darüber, warum<br />
He<strong>in</strong>emann als Innenm<strong>in</strong>ister zurückgetreten war. 50<br />
Karl Barth nimmt Stellung zur westdeutschen Wiederaufrüstung<br />
Auch Karl Barth griff damals von Basel aus <strong>in</strong> die Debatte um die Wiederaufrüstung<br />
der BRD e<strong>in</strong>. Das Flugblatt des Berl<strong>in</strong>er Unterwegs-Kreises vom<br />
1. November 1950 mit dem Titel „Fürchtet Euch nicht“ enthielt Barths<br />
Stellungnahme zur Wiederaufrüstung der Bundeswehr. 51 Aus vier Grün<strong>den</strong><br />
lehnte Barth e<strong>in</strong>e westdeutsche Wiederaufrüstung entschie<strong>den</strong> ab: Sie sei für die<br />
ausgeblutete deutsche Jugend unzumutbar, sie bedeute e<strong>in</strong>e direkte Herausforderung<br />
der SU, sie schwäche im Inneren die Konzentration auf die ungeheuerlich<br />
großen sozialen Aufgaben zur Bewältigung der Kriegsfolgen und sie<br />
wecke schließlich das Unbehagen der europäischen Nachbarn vor dem Wiedererstehen<br />
des deutschen Militärs.<br />
Während Barth und He<strong>in</strong>emann gegen e<strong>in</strong>e deutsche Wiederaufrüstung streng<br />
rational argumentierten, stellten Niemöller und Mochalski darüber h<strong>in</strong>aus noch<br />
stärker ihren christlichen Zeugendienst und ihre Verantwortung vor Gott<br />
argumentativ heraus. Sie alle vertraten theologisch die Königsherrschaft Jesu<br />
Christi. Die konservativen Christen, die die „Zwei-Reiche-Lehre“ vertraten,<br />
waren über Barth, Niemöller, He<strong>in</strong>emann und ihre Freunde entsetzt. Viele hatten<br />
sich <strong>in</strong>zwischen mit der Politik A<strong>den</strong>auers angefreundet, e<strong>in</strong>ige waren sogar<br />
Mitglieder se<strong>in</strong>er Partei gewor<strong>den</strong>. Diese Tatsache wirkte sich nachhaltig auf<br />
alle weiteren öffentlichen Erklärungen der EKD aus.<br />
48 Vgl. das Flugblatt Bd. KTA im Walter-Feurich-Archiv.<br />
49 In der DDR war es oft schwierig, die "Stimme" postalisch zu empfangen.<br />
50 Vgl. das Flugblatt "Dr. Gustav He<strong>in</strong>emann: Warum ich zurücktrat", Bd. KTA im Walter-<br />
Feurich-Archiv.<br />
51 Vgl. auch: Herbert, Aufbruch, S. 182 f.