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Pazifismus in den geistigen Kämpfen unserer Zeit - DSS

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30<br />

Bald danach fand Professor He<strong>in</strong>rich Vogel die Zustimmung aller Dekane 69 zu<br />

se<strong>in</strong>er Erklärung, die das politische Wort der Forscher zu e<strong>in</strong>er theologischen<br />

Aussage vertiefte und die Massenvernichtungsmittel nicht nur als tödliche<br />

Gefahr, sondern als Mißbrauch der Gaben Gottes, als Verrat am Menschen und<br />

als Lästerung der göttlichen Güte kennzeichnete. Erstaunlich war, daß alle<br />

sieben Bischöfe <strong>in</strong> der DDR – auch die lutherischen und der Präsi<strong>den</strong>t von<br />

Anhalt – diesem Wort zustimmten. Weiter machten sich auch die Synode von<br />

Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg, die Kirchenleitung von Hessen und Nassau, die des<br />

Rhe<strong>in</strong>landes, der Westfälische Pfarrertag und die Synode der EKU dieses Wort<br />

zu eigen.<br />

Im Gegensatz dazu beschlossen noch im Mai 1957 die Generalsynode der<br />

VELKD und die lutherischen Bischöfe e<strong>in</strong>e Erklärung, die für kritische<br />

Beobachter <strong>den</strong> Versuch darstellte, ansche<strong>in</strong>end über <strong>den</strong> Kontroversen stehend,<br />

„geistliche Ermahnungen auszusprechen, die konkreten Entscheidungen aber<br />

vertrauensvoll <strong>den</strong> Verantwortlichen zu überlassen“ – also wieder die typische,<br />

durch die Zwei-Reiche-Lehre bed<strong>in</strong>gte Haltung von Lutheranern. Die regierungsnahen<br />

Presseorgane zollten dann auch der Haltung der VELKD-Vertretern<br />

hohes Lob. 70<br />

Am 10. Mai 1957 wurde von der Mehrheit des Deutschen Bundestages nach<br />

heftiger, kontrovers geführter Debatte e<strong>in</strong>e Entschließung angenommen, <strong>in</strong> der<br />

es hieß, daß die atomare Bewaffnung der Bundeswehr jetzt nicht zur Entscheidung<br />

stehe. Dadurch wurde vor der Bundestagswahl im Herbst für e<strong>in</strong>e breite<br />

Öffentlichkeit der E<strong>in</strong>druck erweckt, daß die Lage doch nicht so bedrohlich sei,<br />

wie sie die Wissenschaftler dargestellt hatten. 71<br />

Bei der Bundestagswahl im September 1957 erhielten CDU und CSU zusammen<br />

über 50% aller Stimmen. Im Dritten Deutschen Bundestag verfügten die bei<strong>den</strong><br />

„christlichen“ Parteien zusammen mit der DP über 287 Sitze gegenüber 210 von<br />

SPD und FDP. 72<br />

A<strong>den</strong>auer plant e<strong>in</strong>e deutsche Herstellung von Atomwaffen<br />

Wie Hans-Peter Schwarz berichtet, dachte aber A<strong>den</strong>auer nicht daran, se<strong>in</strong>e<br />

Bestrebungen für e<strong>in</strong>e atomare Bewaffnung der Bundeswehr aufzugeben. Gegen<br />

<strong>den</strong> Rat se<strong>in</strong>es Außenm<strong>in</strong>isters von Brentano g<strong>in</strong>g er auf die Initiative<br />

französischer Radikalsozialisten e<strong>in</strong>, auf französischem oder italienischem<br />

Hoheitsgebiet geme<strong>in</strong>sam mit Frankreich und Italien die Herstellung von Atomwaffen<br />

zu erforschen und auszuführen. Deutscherseits wur<strong>den</strong> die geheimen<br />

69 Vermutlich handelt es sich um die Zustimmung aller Dekane der Theologischen Fakultäten<br />

an <strong>den</strong> Universitäten der DDR.<br />

70 Vgl. Herbert, Aufbruch, S. 272 f.<br />

71 Ebd., S. 275.<br />

72 Ebd.

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