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Handbuch - InterCulturExpress

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Gleichheit in Vielfalt<br />

Vorworte<br />

Giovanni Di Stasi, Präsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen des<br />

Europarats<br />

STOFF ZUM NACHDENKEN ÜBER MIGRATION<br />

Der Kongreß der Gemeinden und Regionen<br />

ist gemeinsam mit der Parlamentarischen<br />

Versammlung und dem<br />

Ministerkomitee eine der Säulen des<br />

Europarats und die politische Stimme der<br />

lokalen und regionalen Behörden seiner<br />

46 Mitgliedstaaten.<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 1994 hat<br />

sich der Kongreß kontinuierlich mit<br />

Fragestellungen in Zusammenhang mit<br />

Migration beschäftigt. Denn fast immer<br />

fällt es den Gemeinden und Regionen zu,<br />

die auf nationaler Ebene festgelegte<br />

Migrationspolitik umzusetzen. Sie sehen<br />

sich vor die Aufgabe gestellt, gute<br />

Beziehungen zwischen verschiedenen<br />

Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten<br />

und den Zugang von Migranten zu<br />

grundlegenden sozialen Rechten sowie<br />

in einigen Fällen ihre politische<br />

Einbeziehung und ihre Integration in die<br />

Gemeinde zu sichern. Es ist<br />

offensichtlich, daß Städten und Regionen<br />

zunehmend eine Schlüsselstellung bei<br />

der Umsetzung von Integrationsprogrammen<br />

zukommt; in die Entscheidungsprozesse<br />

in Fragen der Migration<br />

scheinen sie jedoch nur unzureichend<br />

eingebunden. Die Behörden mit<br />

der größten Nähe zum Bürger müssen oft<br />

die auf anderer Ebene beschlossene<br />

Politik ausführen und verwalten, was die<br />

Probleme, die ihnen ohnehin schon aus<br />

ihrer eigenen lokalen Verantwortung für<br />

den Schutz der Rechte aller Einwohner<br />

erwachsen, nicht eben verkleinert.<br />

Wenn Migrationspolitik im allgemeinen<br />

- und es hat hier viele Herangehensweisen<br />

gegeben - in der Vergangenheit<br />

nicht erfolgreich war, was sollte<br />

dann künftig anders gemacht werden, um<br />

sie besser auf die Bedürfnisse der<br />

lokalen Ebene zuzuschneiden?<br />

Der Kongreß der Gemeinden und Regionen<br />

hebt die Bedeutung des Verständnisses<br />

und der genauen Bestimmung<br />

des Kontexts hervor, in dem diese<br />

Politik funktionieren muß. Dieser wird<br />

geprägt durch jeden Einzelfall, die<br />

Gruppe der jeweiligen Einwanderer, ihre<br />

Bedürfnisse und Grundrechte sowie die<br />

vielfältigen institutionellen Zusammenhänge,<br />

einschließlich der zur Gewährleistung<br />

bestimmter Grundrechte<br />

genutzten Ressourcen und Maßnahmen.<br />

Eine Fallstudie zum Migrationsmanagement<br />

in der spanischen Stadt<br />

Sevilla, die der Kongreß demnächst<br />

veröffentlichen wird, zeigt beispielsweise,<br />

daß sich die Einwanderer in<br />

Spanien ihrem rechtlichen Status nach in<br />

verschiedene Gruppen aufteilen. Wie eng<br />

auch immer diese untereinander in<br />

Beziehung stehen mögen, so<br />

unterscheiden sie sich doch in ihrem<br />

Zugang zu Grundrechten: Da gibt es<br />

Ausländer, die durch Einbürgerung zu<br />

Spaniern wurden, Bürger aus einem der<br />

15 „alten“ oder einem der 10 „neuen“<br />

EU-Staaten, Angehörige anderer Staaten,<br />

Ausländer, die für eine bestimmte<br />

Tätigkeit in einem Unternehmen ins<br />

Land kommen, sowie Asylsuchende und<br />

Einwanderer, die fast keinen rechtlichen<br />

Schutz genießen.<br />

Im Lichte dieser Vielfalt wird deutlich,<br />

daß bei der Gestaltung der Sozialpolitik<br />

die Zusammensetzung der Zielgruppen<br />

überdacht werden muß, um<br />

Zergliederung zu vermeiden. Zudem<br />

bedarf es der Analyse der Prozesse bei<br />

der Entstehung lokaler Gemeinschaften,<br />

die über und jenseits individueller<br />

Identitäten bestehen und in der Lage<br />

sind, die Grundrechte aller zu schützen<br />

und zugleich die damit verbundenen<br />

Verpflichtungen wahrzunehmen.<br />

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