Abbott Times - ABBOTT Diagnostics
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12 Focus<br />
Aktuelle Aspekte der Syphilisdiagnostik<br />
Die Syphilis, eine durch Treponema pallidum subspezies<br />
pallidum verursachte, in Stadien verlaufende chronische<br />
Infektionskrankheit ist auch heute noch weltweit von<br />
großer Bedeutung. Nach Schätzungen der WHO aus dem<br />
Jahre 1999 beträgt die jährliche Neuerkrankungsrate rund<br />
zwölf Millionen. Hauptsächlich betroffen sind Südostasien,<br />
Afrika und Südamerika.<br />
In Osteuropa war in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion<br />
Ende der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts ein<br />
starker Anstieg der Syphilis-Neuinfektionen auf bis zu<br />
263/100.000 Einwohner zu beobachten. In der Russischen<br />
Föderation wurden 2008 noch 59 und in Zentraleuropa<br />
zwischen 4,7 und 10,3 Fälle pro 100.000 Einwohner<br />
registriert. In Westeuropa und den USA wurde seit<br />
dem Jahr 2000 ein Wiederanstieg der Syphilis-Neuinfektionen<br />
dokumentiert. Die aktuelle Syphilis-Inzidenz beträgt<br />
in den westlichen Industriestaaten ca. 2–4 pro 100.000<br />
Einwohner/Jahr.<br />
Für Deutschland wurden 2009 3,1 Fälle pro 100.000<br />
Einwohner registriert. Hauptsächlich betroffen sind<br />
Männer. So lag im Jahr 2009 die Syphilis-Inzidenz bei<br />
Männern mit 6 Fällen pro 100.000 Einwohner 16-mal<br />
höher als bei Frauen mit 0,4 pro 100.000 Einwohner.<br />
Von besonderer Relevanz ist heute die Problematik der<br />
Syphilis- und HIV-Ko-Infektion. Die konnatale Syphilis spielt<br />
in Deutschland mit aktuell 2–3 Fällen pro Jahr wegen der<br />
insgesamt niedrigen Infektionsrate bei Frauen, aber vor<br />
allem auch dank der konsequent durchgeführten Mutterschaftsvorsorge-Untersuchungen<br />
kaum noch eine Rolle.<br />
Der Syphiliserreger wird nahezu ausschließlich beim<br />
Geschlechtsverkehr durch direkten Kontakt mit infektiösen<br />
Effloreszenzen des Primär- und Sekundärstadiums<br />
übertragen. In den erscheinungsfreien Phasen der<br />
Frühlatenz besteht aufgrund der geringen Zahl persistierender<br />
Erreger bei Haut- oder Schleimhautkontakt kaum<br />
ein Risiko, wohl aber auf dem Blutweg. Bei ulzerierten<br />
oder nässenden Krankheitsherden im Spätstadium gibt<br />
es keine Infektionsgefahr.<br />
Die diaplazentare Übertragungsrate der Treponemen von<br />
der Mutter auf das Kind beträgt für unbehandelte Schwangere<br />
bei Primärsyphilis 70–100 %, in der Frühlatenz 40 %<br />
und in der Spätlatenz 10 %. Grundsätzlich gilt: Je länger<br />
das Zeitintervall zwischen Infektion und Schwangerschaft,<br />
desto geringer ist das Risiko für das Kind.<br />
Methoden-Konzept<br />
1. Screeningtest ➝ negativ<br />
TPHA-/TPPA-Test oder Immunoassay polyvalent<br />
<br />
fraglich oder positiv<br />
<br />
2. Bestätigungstest ➝ negativ<br />
FTA-ABS-Test polyvalent oder FTA-ABS-Test IgG-spezifisch<br />
oder alternativ IgG-Immunoblot,<br />
alternativ bei TPHA-/TPPA-Screening: Immunoassay (z. B. EIA),<br />
alternativ bei Immunoassay-Screening: TPHA-/TPPA,<br />
<br />
schwach positiv, positiv<br />
<br />
Anmerkungen<br />
Keine weiteren Untersuchungen.<br />
Bei weiter bestehendem klinischem Verdacht auf eine<br />
kürzliche Infektion: Befundkontrolle nach 2 Wochen, ggf. auch<br />
mehrfach (Inkubationszeit bis 90 Tage).<br />
Auch bei nur angedeuteter Reaktivität des Suchtests<br />
Folgeverfahren anschließen.<br />
Meist unspezifischer Befund des Suchtests.<br />
Falls aus klinischer Sicht nicht plausibel, ggf. weiteren, auf<br />
einem anderen Methodenkonzept basierenden Bestätigungstest<br />
durchführen.<br />
3. Beurteilung der Aktivität der Infektion IgM- und Lipoidantikörperdiagnostik sollten bei der Erstuntersuchung<br />
grundsätzlich parallel durchgeführt werden, da sich<br />
die Befunde beider Testgruppen ergänzen!<br />
<br />
19S-IgM-FTA-ABS<br />
alternativ: IgM-EIA, IgM-Blot<br />
<br />
positiv<br />
<br />
Quantifizierung<br />
<br />
negativ<br />
<br />
Lipoidantikörper<br />
VDRL oder analoge Tests<br />
<br />
positiv<br />
<br />
Quantifizierung<br />
<br />
negativ<br />
4. Beurteilung des Gesamtbefundes unter Berücksichtigung der klinischen Fragestellung, der Infektions- und ggf. Behandlungsanamnese<br />
Tab. 1: Serologische Stufendiagnostik der Treponemeninfektionen (Erstuntersuchung)