Abbott Times - ABBOTT Diagnostics
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36 Das Produkt<br />
Ist der falsche Troponin-Wert<br />
wirklich falsch?<br />
In den letzten Jahren ist die analytische Leistungsfähigkeit<br />
der Troponin-Assays immer weiter verbessert worden.<br />
Entsprechend kommt mittlerweile der Labordiagnostik bei<br />
der Erfassung von Myokardschäden eine Schlüsselrolle<br />
zu, was bei der Neufassung der Definition eines akuten<br />
Myokardinfarktes berücksichtigt worden ist. Ein sicher<br />
gemessener pathologischer Troponin-Wert in Kombination<br />
mit einem Ischämiezeichen sichert die Diagnose<br />
Akuter Herzinfarkt.<br />
Die modernen Troponin-Assays zeichnen sich nicht nur<br />
durch eine hohe Spezifität, sondern auch durch eine hohe<br />
Sensitivität aus. Die verbesserte Sensitivität und die<br />
bessere Präzision im unteren Messbereich öffnen auf der<br />
einen Seite neue Optionen bei der Erfassung kleiner<br />
Myokardschäden und minimaler Anstiege. Andererseits<br />
lassen sich geringgradige Troponin-Erhöhungen nicht<br />
immer eindeutig einem Akuten Koronarsyndrom zuordnen<br />
und können in der Alltagsroutine zu Unklarheiten führen.<br />
Grund hierfür ist die mittlerweile vielfach belegte Tatsache,<br />
dass auch andere Krankheitsbilder zu Myokardnekrosen<br />
und damit zu geringen, aber messbaren Troponin-<br />
Anstiegen führen können. Es ist plausibel anzunehmen,<br />
dass Erkrankungen, die das Herz in Mitleidenschaft<br />
ziehen, auch zur Troponin-Freisetzung aus den Myozyten<br />
führen. Dies ergibt natürlich eine niedrigere Spezifität im<br />
Sinne der Diagnose Herzinfarkt. Man sollte aber bedenken,<br />
dass jede Troponin-Erhöhung, welcher Ursache auch<br />
immer, die Prognose für den Patienten verschlechtert.<br />
Die Mechanismen, die zu der zusätzlichen Belastung des<br />
Herzmuskels führen, können vielfältig sein (Tabelle):<br />
n direkte Schädigung des Herzmuskels<br />
n eingeschränkte Sauerstoffversorgung des Herzens<br />
n erhöhter Sauerstoffverbrauch des Herzens<br />
n erhöhter Sauerstoffverbrauch des Herzens mit gleichzeitig<br />
verminderter Sauerstoffversorgung.<br />
Troponin-Erhöhungen aus den angeführten Gründen<br />
sollten nicht als falsch positiv bewertet werden. Sie wären<br />
nur dann falsch-positiv, wenn man sie automatisch und<br />
ohne weitere Berücksichtigung des klinischen Hintergrundes<br />
einem Akuten Koronarsyndrom zuordnen würde.<br />
Diese Troponin-Erhöhungen weisen zwar Myokardnekrosen<br />
nach, einen Hinweis auf die Ursache geben sie aber<br />
nicht. Noch nicht abschließend geklärt ist, ob es allein<br />
schon bei erhöhter Wandbelastung zu einer Troponin-<br />
Freisetzung aus dem Zytosol kommen kann. Troponin liegt<br />
zu wenigen Prozent in freier Form im Zytosol vor. Permeabilitätsveränderungen<br />
der Zellwand sollten den Übertritt<br />
von Troponin-Molekülen oder von Troponin-Fragmenten in<br />
die Blutbahn erlauben, ohne dass es zu Nekrosen gekommen<br />
sein muss. Dies würde die häufig vorkommenden<br />
kleinen Troponin-Erhöhungen erklären, die nach wenigen<br />
Stunden nicht mehr nachweisbar sind und bei denen auch<br />
invasiv-diagnostisch keine Nekrosen erkennbar sind –<br />
Prozesse, die also partiell reversibel sind. Patienten, die<br />
aufgrund der in der Tabelle aufgeführten Krankheitsbilder<br />
erhöhte Troponin-Werte aufweisen, zeigen in aller Regel<br />
nicht die für ein Akutes Koronarsyndrom typische Pathophysiologie<br />
mit Plaqueruptur und Thrombusbildung.<br />
Dennoch haben diese Patienten insgesamt eine schlechtere<br />
Prognose und eine erhöhte Mortalität als Patienten,<br />
bei denen in einer vergleichbaren Situation Troponin nicht<br />
erhöht ist.<br />
Ein analytisch richtig ermittelter Troponin-Wert ist nach<br />
dieser Betrachtungsweise grundsätzlich nicht falsch. Er ist<br />
auf jeden Fall ein Hinweis auf eine kardiale Beteiligung mit<br />
einer eher schlechten Prognose für den Patienten. n<br />
Troponin-Erhöhungen ohne akutes Koronarsyndrom<br />
und mögliche Mechanismen<br />
(Beispiele)<br />
Ursache<br />
Möglicher Mechanismus<br />
Direkte Schädigung des Herzmuskels<br />
Myokarditis und Pericarditis<br />
Chemotherapie<br />
Trauma/Polytrauma<br />
Kardioversion<br />
Verminderte Sauerstoffversorgung<br />
Koronarspasmen<br />
Aortendissektion<br />
Schock<br />
Erhöhter Sauerstoffverbrauch<br />
Kardiomyopathie<br />
Linksventrikuläre Hypertrophie<br />
Lungenembolie<br />
Tachykardie<br />
Nichtkardiale Chirurgie<br />
Extreme sportliche Belastung<br />
Entzündliche Prozesse<br />
Direkte Toxizität des<br />
Therapeutikums<br />
Mechanische Belastung<br />
Elektrische Spannung<br />
Ischämie mit Mikronekrosen<br />
Gestörter Blutfluss, Mikroinfarkte<br />
Gestörte Hämodynamik<br />
Erhöhte Wandspannung<br />
Subendokardiale Ischämie<br />
Rechtsherzbelastung<br />
Gestörte Perfusion<br />
Operationsstress, gestörte<br />
Hämodynamik<br />
Ungleichgewicht zwischen<br />
Sauerstoffversorgung und<br />
Verbrauch<br />
Verminderte Sauerstoffversorgung und erhöhter<br />
Sauerstoffverbrauch<br />
Schwere Sepsis/SIRS<br />
Hypertonie<br />
Hypotonie<br />
Akute Herzinsuffizienz<br />
Andere Ursachen<br />
Nierenversagen<br />
Transplantatversagen<br />
Schlaganfall<br />
Linksherzbelastung<br />
Rechtsherzbelastung<br />
Verminderter Perfusionsdruck<br />
Erhöhte Wandbelastung<br />
Unbekannt<br />
Entzündung und Immunreaktion<br />
Erhöhter Katecholamineffekt