Abbott Times - ABBOTT Diagnostics
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Abbott Times - ABBOTT Diagnostics
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25 Jahre HIV-Diagnostik<br />
Labor aktuell<br />
25<br />
Weltweit gibt es rund 33 Millionen HIV-positive<br />
Menschen. In Deutschland sind knapp 65.000 Menschen<br />
infiziert; jedes Jahr kommen rund 3000 hinzu. Die Krankheit<br />
ist eine Pandemie – sie tritt auf allen Kontinenten auf.<br />
Besonders viele Menschen sind in den Ländern des<br />
südlichen Afrika (Sub-Sahara) erkrankt. Steigende Infektionszahlen<br />
werden aus Osteuropa und Asien berichtet.<br />
Neben der Erforschung und Entwicklung effektiver<br />
Therapien muss daher weiter intensiv Prävention betrieben<br />
und sollten akute Infektionen so früh wie möglich diagnostiziert<br />
werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.<br />
Die ersten Auswirkungen des HI-Virus bemerkte man im<br />
Zeitraum von Oktober 1980 bis Mai 1981. In dieser Zeit<br />
wurde von fünf homosexuellen Männern berichtet, die unter<br />
einer Pneumocystis-carinii-Pneumonie litten. Zwei dieser<br />
Männer sind daran gestorben. Alle fünf Erkrankten hatten<br />
eine latente oder akute CMV-Infektion (Cytomegalie-Virus)<br />
und Candida-Befall im mucosalen Bereich. 1982 bekam<br />
das CDC (Centers for Disease Control) einen Bericht über<br />
ein 20 Monate altes Kleinkind, das nach mehreren Bluttransfusionen<br />
einen zellulären Immundefekt und opportunistische<br />
Infektionen entwickelt hatte. Außerdem wurde in<br />
diesem Jahr über eine Häufung von Pneumocystis-carinii-<br />
Fällen und Karposi-Sarkoma bei Homosexuellen berichtet.<br />
Ende 1982 wurde die Krankheit als „Erworbenes Immunschwäche-Syndrom“<br />
(AIDS) bezeichnet. Als Risikogruppen<br />
wurden folgende Personen identifiziert: homo- und bisexuelle<br />
Männer, intravenös Drogenabhängige, Haitianer und<br />
Hämophilie-Patienten. Man ging davon aus, dass das<br />
infektiöse Agens sexuell und über Blut übertragen wird.<br />
Im Mai 1983 gelang es der Arbeitsgruppe von Dr. Luc<br />
Montagnier, ein Retrovirus aus Patienten mit AIDS zu<br />
isolieren. Montagnier nannte es „Lymphadenopathieassoziiertes<br />
Virus“ (LAV), heute bekannt als HIV-1: Gruppe M<br />
(„Major“, „Montagnier“). Ein Jahr später, im Mai 1984,<br />
konnten Dr. Robert Gallo und seine Mitarbeiter ein Retrovirus<br />
aus den Lymphknoten eines an AIDS verstorbenen Patienten<br />
isolieren und Gallo nannte es „Humanes T-lymphotrophes<br />
Virus“ (HTLV-III). Er konnte zeigen, dass HTLV-III der Grund<br />
für AIDS ist. Außerdem etablierte er die Grundlage eines<br />
Screening-Tests, indem er zeigte, dass die Antikörper von<br />
AIDS-Patienten an HTLV-III Proteine binden. 1985 entstand<br />
die endgültige Nomenklatur und aus LAV und HTLV-III wurde<br />
HIV (Humanes Immundefizienz-Virus).<br />
Nachdem der Erreger der Krankheit identifiziert war, konnte<br />
die Entwicklung eines Screening-Tests beginnen. Am<br />
19. Juni 1984 erhielt <strong>Abbott</strong> eine Virus-Zellkultur vom NCI<br />
(National Cancer Institute). Von Juni bis Oktober begann die<br />
Virusproduktion und die Etablierung einer Virusinaktivierung.<br />
Zusätzlich wurde nach dem besten Testformat für einen<br />
HIV-Screening-Test geforscht. Das Endresultat war ein<br />
Indirekter-Antikörper-Enzymimmunoassay, bei dem die<br />
Polystyrenpartikel mit viralem Lysat beschichtet waren.<br />
Das Konjugat bestand aus einem Anti-human-lgG-Antikörper<br />
an den eine Peroxidase gekoppelt war. Von Oktober bis<br />
November 1984 begannen die klinischen Studien. Dazu<br />
wurden mehr als 20.000 US-Blutspender gescreent.<br />
Es zeigte sich, dass 0,14 % davon mit HIV infiziert waren.<br />
Im Dezember 1984 wurde der <strong>Abbott</strong>-Test bei der FDA<br />
(Food and Drug Administration) eingereicht. Am 2. März<br />
1985 erhielt <strong>Abbott</strong> die Zulassung für den ersten HIV-Test<br />
für das Blutspender-Screening und zur Diagnose, den<br />
<strong>Abbott</strong> HTLV-III EIA. Seitdem hat sich das HI-Virus stetig<br />
weiterentwickelt und dazu geführt, dass <strong>Abbott</strong> ebenfalls<br />
immer weiter forscht, um das Virus zu detektieren.<br />
1986 wurde ein HIV-verwandtes Virus aus einem westafrikanischen<br />
Patienten isoliert, das HIV-2. Außerdem wurden neue<br />
Subtypen von HIV-1 gefunden: 1990 Subtyp O („Outlier“),<br />
1998 Subtyp N („Near M“) und 2009 Subtyp P.<br />
1994 wurde das globale HIV-Überwachungsprogramm zur<br />
Identifizierung/Charakterisierung von HIV-Varianten von<br />
<strong>Abbott</strong> eingeführt. Die primären Ziele dieses Programms<br />
sind: (1) das Monitoring und Auftreten von neuen Virus-<br />
Stämmen, (2) die Etablierung gut charakterisierter Probenpanels.<br />
Der Nutzen des Überwachungsprogramms ist<br />
vielfältig. Es liefert eine wissenschaftliche Grundlage für die<br />
Entwicklung von neuen Reagenzien und Testformaten.<br />
Verschiedene Panels helfen bei der Evaluierung der Testperformance<br />
und führen zu einer verlässlichen Detektion aller<br />
HIV-Infektionen. Seit das HI-Virus 1981 erstmals in den<br />
Blickpunkt der Wissenschaftler rückte, hat sich viel verändert.<br />
Inzwischen können moderne Testverfahren das<br />
Virusgenom in verschwindend geringer Zahl nachweisen<br />
und Antikörpertests selbst winzige Antikörpermengen<br />
aufspüren. Wenn vom HIV-Test gesprochen wird, ist<br />
gewöhnlich der Antikörpernachweis gemeint. Ein solcher<br />
HIV-Test erfasst Antikörper, die das Immunsystem der<br />
Infizierten gegen das Virus gebildet hat. Diese Antikörper<br />
werden meist innerhalb von drei bis zwölf Wochen nach<br />
einer Infektion gebildet. Mittlerweile sind Tests der vierten<br />
Generation verfügbar, die durch den kombinierten Nachweis<br />
von HIV-Antigen und -Antikörpern das diagnostische<br />
Fenster durchschnittlich auf 14 bis 17 Tage nach der<br />
Infektion verkürzen. Neben dem möglichst frühzeitigen<br />
Nachweis einer Infektion ist die Erkennung aller Subtypen<br />
für die Sicherheit eines HIV-Tests wesentlich. Die unterschiedlichen<br />
Subtypen des HI-Virus (HIV-1: Gruppe M:<br />
Subtypen A–K, Gruppe N, Gruppe O und P; HIV-2: Subtypen<br />
A–F) weisen grundsätzlich zwar ein spezifisches<br />
geographisches Verteilungsmuster auf, durch die Dynamik<br />
bei der Verbreitung von HIV werden sie sich aber langfristig<br />
vermischen. Ein frühzeitiges Erkennen einer HIV-Infektion ist<br />
daher sehr wichtig, um ein Weitertragen der Infektion zu<br />
verhindern, aber auch, um Behandlungsmöglichkeiten<br />
optimal zu nutzen. Ein rechtzeitiger Beginn der Therapie<br />
kann die Lebenserwartung entscheidend verlängern. n