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Jahrbuch 2006 - Deutscher Böhmerwaldbund e.V.

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„Lieben und nicht beisammen sein,<br />

ist auf der Welt die größte Pein.“<br />

„Nimm hin die kleine Gabe,<br />

es ist das liebste, was ich habe.“<br />

„Ich liebe dich so fest, wie der Baum<br />

seine Äst,<br />

wie der Himmel seine Stern,<br />

grad so hab ich dich gern.“<br />

„Mein Herz sei dir beschieden, sei<br />

du mit mir zufrieden.“<br />

„Deiner will ich stets gedenken und<br />

mein treues Herz dir schenken.“<br />

„Lieber möcht ich einen Mühlstein<br />

tragen; als meinem Schatz die Lieb<br />

absagen.“<br />

„Zwei Täubchen am Dach, die lieb ich so sehr und dich, lieber Franzl, viel tausendmal<br />

mehr.“<br />

„So lang ich leb, lieb ich dich, und wenn ich sterb, dann bet für mich!“<br />

Die schönsten Scheckeln wurden aufgehoben und ins „Gläserkastl“ gestellt, das<br />

oben in der Stube am „Boden“ stand.<br />

Maria Frank<br />

Der Pfingstl<br />

Grete Rankl: Unsere kunstvoll gekratzten<br />

Scheckl’n aus Salnau<br />

und Umgebung<br />

Der Hütbub, der an Pfingsten als letzter mit dem Vieh auf die Weide kam, wurde<br />

als Pfingstl verlacht. Man sagte: „Pfingstl Orschdoarm, warst mit mir gfoarn,<br />

warst koa Pfingstl woarn!“ oder „Pfingstl Oarschdoarm, warst mit mir gfoarn,<br />

warst net im Bett dafroarn!“ (Wobei „warst net im Bett dafroarn“ als Begründung<br />

für das späte Austreiben gewertet wurde.) Aber in Oppelitz blieb es bei dieser<br />

Hänselei.<br />

Anders war es schon in Stadln. Die großen Bauern dort hatten mehr Vieh und<br />

ließen es auch in den Wäldern weiden. Sie stellten deswegen keine Schulbuben<br />

als Hütbuben ein, sondern halbwüchsige Burschen oder gar junge Männer, weil<br />

sie dem Vieh besser Herr wurden. Als Pfingstl verlacht zu werden, ging aber<br />

gegen ihre Hütbubenehre. Sie beeinflussten deshalb die Leute, die den Stall verrichteten,<br />

vor Pfingsten schon sehr früh mit der Stallarbeit zu beginnen, oft schon<br />

als es draußen noch gar nicht hell war. So entstand ein sonderbarer Brauch. Man<br />

erzählte mir auch, dass der Pfingstl im Wirtshaus den anderen ein Bier bezahlen<br />

musste, wenn sie sich dort trafen.<br />

Aber ganz anders verlief dieser Brauch in Plattorn. Dort wurde der Pfingstl auf<br />

eine Misttrage gelegt und durch das ganze Dorf getragen. Wer Lust hatte, durfte<br />

ihn mit Wasser begießen, musste aber dafür einen Obolus geben: ein Ei, ein Stück<br />

Geselchtes oder eine Münze. Am Ende dieses Zuges durch das Dorf, gingen sie<br />

zum Bach und warfen den Pfingstl dort hinein. Während er herauskrabbelte und<br />

nach Hause eilte, um sich etwas Trockenes anzuziehen, gingen die anderen ins<br />

Wirtshaus und ließen sich dort die Eier braten. Das Geselchte lieferte eine gute<br />

Grundlage dafür. Dazu schmeckte das wenige Bier, das sie sich für die Münzen<br />

kaufen konnten.<br />

Maria Frank<br />

Das Pfingstknallen<br />

oder Pfingsttuschen, wie es in unserer Mundart hieß.<br />

Im Jahre 1939 erlebte ich ganz bewusst diesen Brauch in unserem Dorf. Am Abend<br />

nach der Stallarbeit, aber noch vor Einbruch der Dämmerung, traten einige junge<br />

Männer mit ihren Peitschen, die bei uns „Goisln“ hießen, hinaus auf den Anger.<br />

Mit einem Verhau, gedreht oder geflochten aus den festen Fäden des Flachses,<br />

den sie an die lederne Goisl banden, hatten sie sich auf diesen Brauch vorbereitet.<br />

Sie schwangen die Peitsche und machten dann eine abrupte Drehung, sodass es<br />

knallte. Dieser Knall rief die anderen Dorfbewohner auf den Anger. Die meisten<br />

blieben aber vor dem Hoftor oder vor dem Haus stehen. Er verleitete aber auch<br />

die anderen jungen Männer, mit ihren Peitschen zu erscheinen. Zuerst klang die<br />

Knallerei ungeordnet, grad als würde alle üben. Dann beschlossen sie, im Dreiertakt<br />

zu knallen. Sie kannten ihn vom „Drischeldreschen“ her, wenn es galt, mit<br />

den Flegeln auf der Tenne das Roggenstroh für die Strohbänder zu dreschen. Es<br />

klappte nicht sofort, aber nach einer Weile stimmten alle in den Dreiertakt ein.<br />

Als dann eine Pause entstand, baten einige jüngere Burschen, das Knallen üben<br />

zu dürfen, aber sie hatten zu wenig Kraft und Standhaftigkeit und gaben deshalb<br />

bald wieder auf.<br />

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