Jahrbuch 2006 - Deutscher Böhmerwaldbund e.V.
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Die Weiber halt<br />
Da hockt ein Häuselmann von der Früh bis auf die Nacht im Wirtshause und lebt<br />
mit seinem Weibe in Zank und Unfrieden. Einmal bringt ein Spaßvogel dem Weibe<br />
heim, ihr Mann wäre im Wirtshause tot umgefallen und täte keinen Schnaufer<br />
mehr. Auf der Stelle nimmt das Weib eine Scheibtruhe, fährt zum Wirt und jammert<br />
den ganzen Weg laut: „Nur oa Wörtei wann ich mit mein Mann noh redn<br />
künnt, halt nur a oanzigs Wörtei!“ Im Wirtshause ladet sie den Besoffenen auf<br />
und führt ihn heim. Unterwegs reißt der Saufbruder ganz plötzlich das Maul auf<br />
und kommt langsam wiederum zusammen. Da bleibt das Weib mit der Scheibtruhe<br />
allso gleich stehen und schreit: „Jeßmario, hiazt lebt a noh!“<br />
Wie viel Herrgott gibt es?<br />
Eine Wittib, die in ihren alten Tagen noch das Ehefieber packt, wird bei der Brautlehre<br />
vom Pfarrer ausgefragt, ob sie auch noch wüsste, wie viel Herrgott es gäbe.<br />
„Nu – mir habn ihrer drei“, antwortet das heiratslustige Weibsbild, „oan hölzern-<br />
, hernach oan eisern- und hernach noh oan ünter an Glassturz!“<br />
Menschenkenntnis<br />
Ich kenne bei uns einen Pfarrer, der betet alle Male auf der Wallfahrt zuletzt die<br />
folgende kluge Fürbitte: „Jetzund wöllen mir a Vaterunser aufopfern für alle, dö<br />
gern mitganga waarn -, und für alle, dö nit mitgehn künnt habn-, und für alle, dö<br />
was nit mitgehn – gmögt habn!“<br />
Ein Gusseiserner<br />
Der alte Holzapfelmüller, ein hoher Siebziger, aber noch ein fester Mann, liegt<br />
krank im Austraghäusel. Sein Magen will auf einmal nimmer mittun. Der Arzt<br />
aus der Stadt schüttelt bedenklich den Kopf: „Ja, Hilz, wenn Ihr jünger wäret,<br />
dann könnten wir eine Operation wagen.“. „Ih bin a gusseiserner“, gibt ihm der<br />
Alte zur Antwort, der auf die Freuden dieser Welt noch nicht verzichten will, „ich<br />
moan, daaß ich dös bissei Schneidn scha noh aushaltn wiar!“ Nach langem Hin<br />
und Her ist der Arzt einverstanden: „Auf mein Gewissen, Hilz, nehme ich aber<br />
Euer Leben nicht!“<br />
Wilibald Böhm (Sammlung)<br />
Der Wäldler Witz und Weisheit<br />
50 sprichwörtliche Redensarten<br />
A guadi Ausred is besser ols a saurer Schmierkas.<br />
Sein Wei(b) und seine Pfeifn soll ma nit herleiha.<br />
Wer ka Schant hot, hot ka Ehr.<br />
Der Vorrat is a guada Mau(n), wern a hobm kau(n).<br />
A frische Budamilli vom Kübl nimmt olli Übl.<br />
s Schusters sein Wie(b) und s Schmied sein Rouß gejhnt gwöhnli barfußi.<br />
A Wort is ka Heuwogn, man kaun umkehrn, wann ma will.<br />
Jeds Gschäft hot sein Vortl.<br />
Wie der Herr, so da Zeug.<br />
DSau soll bei ihrn Trog bleibm.<br />
s Wei(b) is schejnste Möbl im Haus.<br />
Jeds Haisl hot sei Kreizl.<br />
Wenn dKatz aus n Haus is, hom dMais frein Laf.<br />
A leerer Sock steht nit.<br />
Mit der Zeit blühn Holzstöck.<br />
Es is nit olli Tog Kirta.<br />
Kloani Heferl gehnt glei iwr.<br />
Ohne Geld ka Musi.<br />
Der Tod suacht si imma a Ursoch.<br />
Jeder Brunnen schöpft si aus.<br />
Hinterm Berg wohnen a no Leut.<br />
A Kreuz hot a jeds.<br />
Zwamol auszogn is amol ohbrennt.<br />
Jeder Quork wird stinkig.<br />
Wenn der liewe Gott an Norrn hom will, loßt er an Mo s Wei sterbn.<br />
Wer austeilt, muaß a einstecka.<br />
Die Vielfraß wern nit geborn, ner afzogn.<br />
Übersehgn is a verspielt.<br />
Schimmlets Brod mocht helli Augn.<br />
Viel Stroh, wenig Kern.<br />
Wer long isst, lebt long.<br />
Aus ormen Leutn Buckl is guad Ream schneidn.<br />
Der Fuchs is ka Has.<br />
Der Tuifl kaft kann Herrgott nit.<br />
Wer sich dSuppn eibrockt, muß sie selwr auslöffln.<br />
Nix habm is a ruhigs Leben.<br />
Gegn a Tod is ka Kraut gwoxn.<br />
s größte Kreuz is, was ma sih selwr antuat.<br />
Was Händ hot, stiehlt.<br />
Was long dauert, geht nit schön.<br />
Wer olls wissen will, wird bold old.<br />
Der Pfarrer predigt ner oamol.<br />
Longs Liegn mocht fauli Rouß.<br />
Der Herrgott hot an groißn Tiergortn.<br />
A Olter Bär lernt nimmr tonzn.<br />
An oldn Hund lernt ma s Koaln (Bellen) nima anders.<br />
Man woaß nit, vo was ma foast wird.<br />
Kimt a rote Katz ins Haus, brichts Feuer aus.<br />
Ein Norr mocht zehni.<br />
D Zeit bringt Rosn und zrißni Hosn.<br />
Aus „Waldheimat“ 3/28<br />
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