03.11.2013 Aufrufe

Jahrbuch 2006 - Deutscher Böhmerwaldbund e.V.

Jahrbuch 2006 - Deutscher Böhmerwaldbund e.V.

Jahrbuch 2006 - Deutscher Böhmerwaldbund e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anna Klarner: Herbst<br />

Anna Klarner: Seerosen<br />

Anna Klarner<br />

Kindheit im<br />

Böhmerwald<br />

Kürzlich waren wir bei<br />

Freunden eingeladen. Ein<br />

großes schönes Haus, ein<br />

Kinderzimmer voll mit den<br />

vielseitigsten Spielsachen.<br />

Es dauerte nicht lange, da<br />

standen die Kinder um die<br />

Kaffeetafel der Erwachsenen<br />

und klagend kam der<br />

Spruch: „Uns ist langweilig!“<br />

Diese Aussage ist bezeichnend,<br />

die Kinder sind<br />

so sehr mit vorgegebenen<br />

Spielmöglichkeiten überfüttert,<br />

sodass die eigene Kreativität, die eigene Phantasie auf der Strecke bleibt.<br />

Langeweile - ein Wort das in unserer Jugend unbekannt war. Der Tag war je nach<br />

Jahreszeit ausgefüllt mit den vielseitigsten Aktivitäten und immer kam die Aufforderung<br />

der Eltern, dass es nun Zeit zum Schlafengehen sei, zu früh. Die Winter<br />

damals, lang und schneereich, brachten das herrliche Vergnügen auch noch<br />

bei einbrechender Dunkelheit, bei gelegentlichem Mondlicht, mit dem Schlitten<br />

über die Hügel hinter den Häusern hinab zu sausen. Es bedurfte keiner teuren<br />

Ski-Ausrüstung, keiner langen Autofahrt in die Wintersport-Orte, kostenlos diente<br />

jeder Tag umweltschonend unserer Gesundheit, unserer Freude. Dann der Frühling!<br />

Den lieben, langen Tag im Freien zu verbringen, der weite Schulweg war in<br />

der Gruppe meist vergnüglich, wurde kaum als Last empfunden, um die Häuser<br />

zu tollen (ich kann mich nicht erinnern, dass man zum besonders „Leise-Sein“<br />

aufforderte) durch die Wasserpfützen zu stiefeln, Blumen in den Wiesen zu pflücken,<br />

„Kaufmannsläden“ aufzubauen, die mit den phantasievollsten Angeboten<br />

bestückt waren, z.B. Föhrenzapfen ergaben Knödel, Reisigstäbchen dienten als<br />

Nudeln, Steinchen wurden als Erbsen verkauft, mit Knöpfen wurde bezahlt usw..<br />

Der Sommer ein einziger Traum. Laubhütten im Wald bauen, die aufwendig mit<br />

Ästen gefestigt wurden um bei Gewitterstürmen zu bestehen, Schwimmen in den<br />

nahen Seen, Versteckspiele in Haus und Garten und Vieles mehr. Aber - am Ende<br />

dieser Jahreszeit gab es auch die Möglichkeit Taschengeld zu verdienen. Pfiffer-<br />

linge, Steinpilze und Rotkappen<br />

wurden an Sammelstellen<br />

angekauft und voller Begeisterung<br />

durchstreiften wir die<br />

Wälder, um diese Einnahmequelle<br />

zu nützen. Weniger<br />

vergnüglich war das Beerenpflücken<br />

(Erdbeeren, Heidelbeeren,<br />

Himbeeren, Preiselbeeren)<br />

zu dem wir Kinder<br />

voll herangezogen wurden,<br />

um Vorräte für den Winter zu<br />

schaffen. Diese Pflichten zogen<br />

sich bis in den Herbst hinein,<br />

wo dann auch der Garten<br />

mit all dem Obst manche<br />

Arbeit für uns ergab. Aber<br />

Langeweile ? - Nie!<br />

Anna Klarner<br />

Der tote Baum am Weizenfeld<br />

Kopf an Kopf, Millionen Ähren,<br />

am Horizont ein dürrer Baum.<br />

Kann der Gedanken mich nicht wehren,<br />

der Tod - auch hier gleich nebenan.<br />

Das Weizenfeld so voller Schönheit,<br />

voll Kraft, birgt allen Trost der Welt!<br />

Die dürren Äste, grau und leblos,<br />

harren der Axt, die sie bald fällt.<br />

Vier Wochen später - welch ein Hohn –<br />

der tote Baum<br />

grüßt mich von weitem schon.<br />

Vom Ährengold ist nichts zu seh’n,<br />

nur starr und bleich die Stoppeln steh’n.<br />

98<br />

99

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!