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Es kann fast schockartige Wirkungen erzeugen, wenn ein Erwachsener<br />

entdeckt, daß er sich vom Spiel einfangen lassen hat und<br />

jetzt mit tiefem Ernst die Fragen einer Puppe beantwortet.<br />

Es ist auch der erwachsene Zuschauer, der fragt, wie der Puppenspieler<br />

technisch die Mimik der Puppe erzeugt.<br />

Wenn der Spieler demonstriert, daß das Gesicht der Puppe tatsächlich<br />

nicht beweglich ist, geht der Zuschauer kopfschütteln davon:<br />

Er hat doch mit eigenen Augen gesehen, daß die Gesichtszüge sich<br />

veränderten 18 .<br />

Was die Ausübenden betrifft, kann man auch eine Hingabe finden,<br />

die wohl ihre Entsprechung in der Betroffenheit anderer Künstler<br />

von ihrer Kunst findet, hier aber vielleicht doch einen anderen<br />

Charakter trägt ?<br />

Wo die anderen Künste - vom Tanz bis zur bildenden Kunst - gewöhnlicherweise<br />

eine gewisse fachliche Ebene verlangen, um vom Publikum<br />

angenommen zu werden, ist es Dank der Wirkungen, die oben<br />

exemplifiziert sind, manchmal bei Puppentheater viel zu leicht,<br />

Erfolg zu haben.<br />

Darin liegen vermutlich die objektiven Ursachen für die allgemeine<br />

Annahme, Puppen zu spielen, könne jeder lernen, und es hat mit<br />

Kunst nichts zu tun.<br />

Die Ähnlichkeit mit und der Charakter von Kinderspielen bezieht<br />

sich vermutlich auf diese Faszination des Puppentheaters, die<br />

hier beschrieben wird und ist bei seinem pädagogischen und therapeutischen<br />

Potential ein mitwirkender Faktor.<br />

- der Begriff:<br />

Die Faszination, die das Puppentheater bewirkt, beruht nicht<br />

unbedingt und nur auf der Gestaltung der Puppe in Richtung einer<br />

größeren oder geringeren Ähnlichkeit eines Menschen oder eines<br />

Tieres. Dieselbe Wirkung kann durch das Spiel mit Gegenständen<br />

oder amorfen Materialien erreicht werden.<br />

Gleichzeitig ist das moderne Theater ein grenzsuchendes Theater<br />

und nimmt nicht (immer) seinen Ausgangspunkt in einem dramatischen<br />

Text, experimentiert aber mit den Möglichkeiten des<br />

Bildes und des Raumes und mit den Grenzen des Menschen und der<br />

Dinge.<br />

Die gegenwärtigen Theaterlandschaft zeigt dann eine Reihe von<br />

Theaterformen, die sich vom "Schauspieltheater" trennen, und<br />

deren Verwandtschaft mit Puppentheater deutlich ist:<br />

Objekttheater, Visuelles Theater, Materialtheater, Figurentheater<br />

und Animationstheater.<br />

Hiermit wird eine reale Vielfältigkeit der Ausdrücke beschrieben,<br />

die sich in einigen Fällen sehr stark vom "klassischen" Puppentheater<br />

unterscheiden.<br />

Die verschiedenen Bezeichnungen werden aber auch verwendet, um<br />

die Herkunft dieser Ausdrucksformen aus dem Puppentheater oder<br />

ihre Beziehung dazu zu verbergen.<br />

Die Ausübenden des "Objekttheaters", "Materialtheaters" und des<br />

"Visuellen Theaters" haben diese Bezeichnungen gewählt, weil sie -<br />

mit Recht - meinen, daß die neuen Theaterformen auf Grund ihrer<br />

Verwendung von Gegenständen und/oder Materialien, und vielleicht<br />

insbesondere, indem sie von dem dramatischen Text als Ausgangs-<br />

5

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