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Betrug zum Nachteil von Versicherungen - E+S Rück

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3. Der <strong>Betrug</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nachteil</strong> <strong>von</strong> <strong>Versicherungen</strong> ist kein Kavaliersdelikt<br />

3.1 Das gesellschaftliche Bild <strong>zum</strong> Thema Versicherungsbetrug<br />

Das Interesse, immer häufiger unberechtigte Leistungen<br />

<strong>von</strong> den Versicherungsunternehmen zu<br />

erhalten, scheint übermäßig vorhanden zu sein.<br />

So informierte die bayerische Polizei 1995 auf<br />

einem Pressekolloquium des GDV über einen<br />

schriftlich ausgearbeiteten Ratgeber, der sich<br />

dem Thema Versicherungsbetrug widmete. Der<br />

Titel dieser Ausarbeitung „Wege zu Wissen und<br />

Wohlstand“ war äußerst neutral gewählt, hatte<br />

jedoch einen interessanten und ansprechenden<br />

Untertitel. In diesem wurde für ein „Buch, dass<br />

sich bezahlbar macht“, geworben. Das Außergewöhnliche<br />

an diesem Ratgeber war jedoch, dass<br />

es sich dabei um eine konkrete Anleitung <strong>zum</strong><br />

Versicherungsbetrug handelte. Dieses Buch wurde<br />

seit etwa zehn Jahren stets ergänzt und neu<br />

aufgelegt. Die anonymen Autoren scheinen darin<br />

ihr gesamtes Fachwissen über die Abläufe <strong>von</strong><br />

Sachbearbeitung und Regulierung den potenziellen<br />

Versicherungsbetrügern preisgeben zu wollen.<br />

Es lassen sich in diesem kriminellen Bestseller<br />

detailliert beschriebene Beispiele finden, wie sich<br />

die Schwächen der Polizei- und Versicherungsarbeit<br />

optimal ausnutzen lassen. So erhält man<br />

beispielsweise eine ausführliche Anleitung, wie<br />

man einen Einbruch in der eigenen Wohnung vortäuscht<br />

ohne sich verdächtig zu machen, um eine<br />

möglichst hohe Erstattung <strong>von</strong> seinem Versicherer<br />

zu erhalten.<br />

Eine schlechte wirtschaftliche Situation der Versicherungsnehmer<br />

scheint die Bereitschaft <strong>zum</strong><br />

Versicherungsbetrug zu erhöhen. Insgesamt kann<br />

nachgewiesen werden, dass die Häufigkeit der<br />

Schäden in Krisenzeiten ansteigt. Die Menschen<br />

spüren in den letzten Jahren immer mehr die<br />

Auswirkungen der schwachen Konjunkturlage<br />

und die Folgen hoher Arbeitslosigkeit. Es sind zusätzlich<br />

verstärkt Ausgaben und Aufwendungen<br />

zur Sicherung der Altersvorsorge und <strong>zum</strong> Erhalt<br />

eines ausreichenden Krankenversicherungsschutzes<br />

zu leisten. Es wird häufig versucht, aus<br />

einem eingetretenen, erlittenen Schaden den<br />

größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Aber nicht<br />

nur Privatpersonen haben mit den wirtschaftlichen<br />

Problemen zu kämpfen. Insbesondere in<br />

mittelständischen Unternehmen haben die erschwerten<br />

Fremdkapitalbeschaffungsmöglichkeiten<br />

bei einem sinkenden Eigenkapitalanteil zu<br />

wirtschaftlichen Problemen geführt. Die schwache<br />

Konjunktur, einhergehend mit einer schlechten<br />

Finanzierungslage, korreliert nachweislich<br />

mit steigenden Insolvenzen. Zirpins und Terstegen<br />

haben hierzu schon vor über 40 Jahren einen<br />

Zusammenhang zwischen steigender Insolvenzrate<br />

und vorsätzlicher Brandstiftung herausgestellt.<br />

24<br />

Ein <strong>Betrug</strong> in der Versicherungswirtschaft ist, weil<br />

nahezu keine Gefahr durch Verfolgung und Bestrafung<br />

zu fürchten ist, gewissermaßen risikolos.<br />

Es ist festzustellen, dass der <strong>Betrug</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nachteil</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Versicherungen</strong> auch in der strafrechtlichen<br />

Verfolgung einen sehr geringen Anteil aufweist.<br />

Das Bewusstsein der Versicherungsnehmer, dass<br />

es sich dabei grundsätzlich um eine strafrechtlich<br />

zu verfolgende Tat handelt, muss weiter sensibilisiert<br />

werden. In der polizeilichen Kriminalstatistik<br />

des BKA entfällt nur ca. 1 % der gesamten<br />

<strong>Betrug</strong>sfälle auf den <strong>Betrug</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nachteil</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Versicherungen</strong>. Diese Zahl weist nur die aufgedeckte<br />

Anzahl an Betrügereien aus. In der Branche<br />

geht man <strong>von</strong> einer viel höheren Dunkelziffer<br />

unehrenhafter Versicherungsnehmer aus. Es ist<br />

deshalb unbedingt erforderlich, dass über die<br />

Konsequenzen einer betrügerischen Handlung<br />

aufgeklärt werden muss.<br />

Auf Grund ungerechtfertigter Schadenleistungen<br />

müssen die Versicherungsgesellschaften verstärkt<br />

Zahlungen vornehmen, die sie per Versicherungsvertrag<br />

nicht leisten müssten. Damit entstehen<br />

in den Versicherungsunternehmen Vermögensschäden,<br />

die durch Kriminalität hervorgerufen<br />

werden. Sie sind folglich Opfer dieser strafbaren<br />

Handlungen, deren aktuelles Ausmaß in Tabelle<br />

1 gezeigt werden soll.<br />

24<br />

Vgl. hierzu genauer Zirpens, Terstegen (1963).<br />

10

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