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Betrug zum Nachteil von Versicherungen - E+S Rück

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nicht ungeschehen gemacht werden kann und<br />

die Entschädigung seitens der Versicherer nur<br />

materiell ausfällt. Die psychische Beeinträchtigung<br />

wird dabei völlig außer Acht gelassen.<br />

Tritt der Fall des Nicht-Schadens ein, stellen die<br />

Versicherungsnehmer fest, dass sie über Jahre<br />

hinweg an die Versicherung gezahlt haben, aber<br />

kein Geld zurückerhalten haben. Die gezahlten<br />

Prämien will man nun teilweise wieder herausbekommen.<br />

Diese Unzufriedenheiten können dann<br />

den Nährboden für ein betrügerisches Verhalten<br />

seitens der Versicherungsnehmer liefern.<br />

Es lassen sich in fast allen Versicherungssparten<br />

diese Versicherungsbetrügereien finden. Die Versicherungswirtschaft<br />

muss dabei <strong>von</strong> zwei unterschiedlichen<br />

Täterprofilen ausgehen. Einerseits<br />

handelt es sich um die Gruppe der organisierten,<br />

professionellen Kriminellen, die im Allgemeinen<br />

hohe Entschädigungswerte bei Einzelschäden<br />

verursacht und andererseits um die Gruppe der<br />

Gelegenheitstäter mit einer eher hohen Anzahl<br />

an Schäden. Grundsätzlich sind in jeder Sparte<br />

beide Vorgehensweisen denkbar und vorhanden.<br />

Versucht man eine grobe Einordnung hinsichtlich<br />

der Häufigkeit professionell bzw. unprofessionell<br />

begangener Versicherungsbetrügereien vorzunehmen,<br />

so sieht diese folgendermaßen aus:<br />

• Professionell begangene Taten sind vornehmlich<br />

in der gewerblichen Feuer- und Diebstahlversicherung,<br />

der Kraftfahrtversicherung und<br />

der Transportversicherung anzutreffen.<br />

• In der Privaten Haftpflichtversicherung, der<br />

Hausratversicherung, der Reisegepäckversicherung,<br />

aber auch wiederum in der Kraftfahrtversicherung<br />

werden vielfach unprofessionell<br />

ausgerichtete Betrügereien begangen.<br />

Es lässt sich bei der Suche nach einem Täterprofil<br />

abschließend feststellen, dass es den typischen<br />

Versicherungsbetrüger nicht gibt.<br />

Der Versicherungsvertreter<br />

Der Vorsitzende des BdV ist übereinstimmend<br />

mit der Versicherungswirtschaft da<strong>von</strong> überzeugt,<br />

dass der <strong>Betrug</strong> im Versicherungswesen<br />

thematisiert werden sollte. Er verfolgt dabei allerdings<br />

einen ganz anderen, gegensätzlichen Ansatz,<br />

der den <strong>Betrug</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nachteil</strong> der Versicherten<br />

als vordergründige Thematik sieht.<br />

Mit dieser Betrachtung steht er inzwischen nicht<br />

allein, so hat z. B. ein Berliner Professor 45 in einem<br />

Vortrag die Grenzen und Möglichkeiten des strafrechtlichen<br />

Verbraucherschutzes bei <strong>Betrug</strong> des<br />

Versicherungsnehmers dargestellt. Dieser Zustand<br />

kann in Anlehnung an den Versicherungsbetrug<br />

als Versichertenbetrug bezeichnet werden<br />

und bezieht sich auf den <strong>Betrug</strong> durch den<br />

Vermittler oder die Versicherungsgesellschaft.<br />

Dabei wurde herausgestellt, dass des Öfteren<br />

unnötige, teilweise schon paradoxe Versicherungsabschlüsse<br />

46 oder überflüssige Produktkombinationen<br />

getätigt werden, zu denen die<br />

Vermittler oder Versicherer ihre Kunden animieren.<br />

Die Versicherungsvermittler versuchen den<br />

Versicherungsnehmer im eigenen Interesse verstärkt<br />

zu Vertragsabschlüssen zu bewegen, um<br />

eine höhere Provisionssumme zu erhalten. Eine<br />

konkrete Täuschung der Versicherungsnehmer ist<br />

allerdings oftmals nicht eindeutig nachzuweisen.<br />

In diesen spezifischen Fällen sind Versicherer und<br />

Versicherungsnehmer gleichermaßen betrogen.<br />

Die Versicherungsnehmer erhalten zwar durch<br />

den Versicherungsvertrag einen Gegenwert, der<br />

jedoch auf Grund der unnötigen Kapitalbindung<br />

der laufenden Prämienzahlungen gemindert sein<br />

kann. Die Versicherer werden durch die Zahlung<br />

einer Abschlussprovision an ihren unseriösen<br />

Vermittler für einen unnötigen Vertrag ebenfalls<br />

hintergangen.<br />

Eine andere Form des <strong>Betrug</strong>es, die durch Mitarbeiter<br />

aus dem eigenen Versicherungsunternehmen<br />

ausgeübt wird, ist der betrügerische<br />

Handel mit Doppelkarten für Kurzzeit-Kennzeichen.<br />

Die Kurzzeit-Kennzeichen werden für Autoverschiebungen<br />

ins Ausland, die dann dem Versicherer<br />

als Totalentwendung deklariert werden,<br />

oder auch für betrügerische Verkehrsunfälle genutzt.<br />

Derartige Unseriösitäten beeinflussen insgesamt<br />

auch die Einstellung der Kunden zu ihrem Ver-<br />

45<br />

Prof. Felix Herzog, Humboldt-Universität, Berlin.<br />

46<br />

Z. B. der Abschluss einer Lebensversicherung für eine 85-jährige Rentnerin mit 25-jähriger Laufzeit.<br />

18

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