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Bemerkungen zu den Deutschen Unitariern - Unitarisch ...

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Urgemeinde-Mitglieder, die in der Gemeinschaft ihre traditionelle I<strong>den</strong>tität nicht ausreichend<br />

gesichert sahen. Ein wesentlicher Grund für diese Entscheidung waren aber auch soziologisch<br />

begründete Unterschiede zwischen Ur- und Neugemein<strong>den</strong>, die latent bestan<strong>den</strong> und durch<br />

die Eppelsheimer Formel nicht überwun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> konnten. Auf der einen Seite stan<strong>den</strong> die<br />

Urgemein<strong>den</strong>, traditionell im überschaubaren ländlichen und kleinstädtischen Bereich<br />

gewachsen, geistig betreut, angeregt und <strong>zu</strong>sammengehalten durch Pfarrer und<br />

Religionslehrer. Auf der anderen Seite die Neugemein<strong>den</strong>, meist in Großstädten mit vielfach<br />

intellektuell geprägten Mitgliedern, die ihre religiöse Individualität stark in <strong>den</strong> Vordergrund<br />

stellten – reine Laiengemeinschaften, die Schrifttum, Gesprächsrun<strong>den</strong> und Feiern mit ständig<br />

wechseln<strong>den</strong> Sprechern gestalteten. Aus diesen unterschiedlichen Einstellungen ergaben sich<br />

zwangsläufig unterschiedliche Anforderungen an die Gemeinschaft“. 48<br />

In ein ähnliches Horn stößt auch Hans-Dietrich Kahl, der Historiker der Frühgeschichte der<br />

DUR: „Unter dieser Decke (=DUR,A.G.) schwelten jedoch reichlich Gegensätze fort. Am<br />

augenfälligsten war der zwischen <strong>den</strong> rheinhessischen ´Urgemein<strong>den</strong>` und der Gesamtheit der<br />

´Neuen`. Die Urgemein<strong>den</strong> waren aus einer radikalliberalen Strömung des Protestantismus<br />

hervorgegangen, und zwar <strong>zu</strong> einer Zeit, als Begriffe wie ´Christ` und ´Christentum`<br />

dermaßen aufgeweicht waren, daß auch sie sich noch unter deren Dach wiederfin<strong>den</strong> konnten.<br />

Von unserem heutigen Verständnis her muß man sagen: Sie fühlten sich als ´Christen` ohne es<br />

<strong>zu</strong> sein; die entschei<strong>den</strong>de Grenzmarke, nämlich die <strong>zu</strong>m dogmatischen und sakramentalen<br />

Kirchenchristentum hatten sie auf je<strong>den</strong> Fall hinter sich gelassen und das einte sie mit uns.<br />

Den Namen ´Kirche` hatten sie bewußt aufgegeben...doch viele ihrer äußeren Formen<br />

spiegelten noch kirchliche Traditionen....<br />

Diese Gemein<strong>den</strong> setzten sich großenteils aus Weinbauern und damit verbun<strong>den</strong>en<br />

Erwerbszweigen <strong>zu</strong>sammen, weniger also aus Schichten mit intellektueller Bildung und mit<br />

dem Bedürfnis, an geistigen Fragen ständig weiter selbstständige Grundlagenarbeit <strong>zu</strong><br />

leisten...<br />

Bei uns ´Rechtsrheinern` sah all dies genau entgegengesetzt aus. Unsere Gemein<strong>den</strong><br />

entstan<strong>den</strong> in Groß- und Mittelstädten. Sie gründeten sich auf sogenannte ´gebildete Laien`<br />

aus sozialen Schichten der gekennzeichneten Art. Von einer präziseren Fassung des Begriffs<br />

´Christentum` ausgehend, lehnten die meisten von uns es mit Nachdruck ab, ihn als<br />

48 GLAUBEN p.233

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