Fachzeitschrift für Energetisch Chinesische Medizin - APM Radloff
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FACHARTIKEL<br />
Wandlungsphasen-System innerhalb des Systems der<br />
<strong>APM</strong> (sowie in der Japanischen Akupunktur) und der<br />
TCM zu kommt. Während die <strong>APM</strong> sehr differenziert mit<br />
dem Wandlungsphasenmodell arbeitet, hat das Modell<br />
der Wandlungsphasen in der TCM keinen besonders<br />
großen Stellenwert 16 . Weiter werden in der <strong>APM</strong> (<strong>Radloff</strong>)<br />
Gesetzmäßigkeiten wie Ehemann-Ehefrau, Mittag-<br />
Mitternacht, Umläufe, Oben-Unten, Links-Rechts usw.<br />
zur Anwendung gebracht 17 .<br />
Ein weiteres Unterscheidungszeichen zwischen der<br />
Vorgehensweise der <strong>APM</strong> und der TCM besteht in der<br />
Möglichkeit Störungen des Qi zu finden. Während die<br />
Syndromdiagnose sich aufgrund manifester Störungen<br />
ergibt (die sich als körperliches Symptom oder Zungenbefund<br />
darstellen), ermöglicht die Befunderhebung des<br />
Leitbahnsystems Störungen schon im Vorfeld zu befunden,<br />
ohne dass <strong>für</strong> den Patienten wahrnehmbare Störungen<br />
bestehen. Hierzu schreibt das Nan Jing (Nachfrage<br />
77), dass der hervorragende Arzt das behandelt,<br />
was noch nicht erkrankt ist 18 . In der Praxis zeigt sich<br />
immer wieder, dass mit der <strong>APM</strong> Hinweise auf (funktionelle)<br />
Störungen schon Monate vor Ausbruch physiologischer<br />
Beschwerden festgestellt und behandelt werden<br />
können. Zwar arbeitet die TCM selbstverständlich auch<br />
mit der Hilfe der Pulsdiagnostik und hat damit ebenfalls<br />
ein System um energetische Störungen festzustellen, jedoch<br />
wird sie heute nur von den wenigsten Therapeuten<br />
eingesetzt.<br />
Aussagen wie sie in neuerer Zeit von wissenschaftlich<br />
orientierten Vertretern der TCM gemacht werden, gehen<br />
in die Richtung, dass Modelle wie das von Leitbahnsystemen<br />
überkommen sind 19 . Hier besteht die Gefahr einer<br />
weiteren Vereinheitlichung und Gleichschaltung von<br />
Therapiekonzepten, die vorher sehr differenziert gedacht<br />
waren und nun bestehenden Konzepten angepasst werden<br />
sollen oder falls dies nicht möglich ist einfach als<br />
unrichtig beseitigt werden.<br />
ÜBERLEGUNGEN<br />
Die moderne TCM ist eine Methode, die ihren Schwerpunkt<br />
auf der Therapie der Zang Fu mittels Kräuterheilkunde<br />
hat. Die weit verbreitete Aussage, dass die TCM<br />
zu 80% aus Kräuterheilkunde und die restlichen 20%<br />
aus Diätetik, Bewegungstechniken und Akupunktur besteht,<br />
unterstreicht den Schwerpunkt und die Ausrichtung<br />
der TCM auf diesen Bereich, um hier keine Missverständnisse<br />
aufkommen zu lassen. In diesem Bereich ist<br />
dieses Modell gut, da die chemischen Bestandteile der<br />
Kräuter natürlich an den hier<strong>für</strong> vorhandenen Rezeptoren<br />
andocken können. Nur kann man es eben nicht direkt auf<br />
das System der Leitbahnen übertragen, welches hier<strong>für</strong><br />
schlicht keine Rezeptoren besitzt! Selbiges gilt auch <strong>für</strong><br />
die Shen-Ebene. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss<br />
natürlich wieder nicht, dass diese Systeme aus diesem<br />
Grund nicht existent sind. Eine solche „Hypothesenbildung“<br />
erscheint, bezogen auf wissenschaftliches Arbeiten,<br />
nicht gerade logisch.<br />
Die Art und Weise verschiedene Kräuter zu Kräuterkombinationen<br />
zusammenzufügen, führte dann zu der Idee,<br />
dies auch mit verschiedenen Akupunkturpunkten tun zu<br />
können, wodurch die Punktrezepte entstanden sind. Sie<br />
sollten die Wirkung der Kräutersubstanzen unterstützen.<br />
Ganz anders in der Akupunktur. Die <strong>APM</strong> beziehungsweise<br />
die Meridiantherapien haben ihren Schwerpunkt<br />
auf dem durch die verschiedenen Leitbahnsysteme zirkulierenden<br />
Qi, welches von der Idee her mehr einem<br />
(im Moment) noch nicht greifbaren „immateriellen“ Modell<br />
zur Informationsübermittlung entspricht. Es muss<br />
begriffen werden, dass es sich hier um zwei verschiedene<br />
Ansätze handelt, die so nicht verbunden und in ein<br />
gemeinsames Korsett gezwängt werden können (auch<br />
wenn das versucht wurde). Das östliche <strong>Medizin</strong>system<br />
ist zu vielschichtig, als dass man es zu einem Konzept<br />
reduzieren könnte und sollte.<br />
Ebenso sind die Wirkungen der <strong>APM</strong> und anderer Meridiantherapien<br />
viel zu komplex als sie auf biochemische<br />
und neurophysiologische Vorgänge reduzieren zu können,<br />
bei denen es „egal“ ist wo man den Reiz setzt.<br />
Die östliche <strong>Medizin</strong> hat das Potential ein <strong>Medizin</strong>bild zu<br />
schaffen, welches auf ein nahezu ganzheitliches Weltbild<br />
zurückgreifen kann (Materie/Körper, Energie/Seele, Information/Geist)<br />
und welches noch zusätzlich ökologische<br />
und sogar kosmologische Faktoren zu berücksichtigen<br />
vermag. Wenn dieses System auf eine rein materialistische<br />
Betrachtungsweise reduziert wird, zerstört man<br />
es. Ähnlich wie es heute schon in der westlichen Phytotherapie<br />
geschieht, in der man die vermeintlich wirksame<br />
chemische Substanz eliminiert und dann synthetisch<br />
16 Dass es sich hierbei auch um ein Analogiesystem handelt, wurde es aus wissenschaftlicher Sicht als altes archaisches System bezeichnet.<br />
Allerdings arbeiten heute wieder mehr Therapeuten aus dem TCM Bereich mit dem System der Wandlungsphasen (auch wenn nicht alle Regeln<br />
zur Anwendung kommen).<br />
17 Solche Regeln werden von Tann in den USA aktuell mit großem Erfolg einem begeisterten Publikum vorgestellt. In der <strong>APM</strong> gehört die Arbeit<br />
mit diesen Beziehungen seit ihrer Entstehung zur ganz normalen täglichen Arbeit<br />
18 Wir können bei dieser Aussage davon ausgehen, dass von den Ärzten zu dieser Zeit wahrscheinlich Pulsmethoden Verwendung fanden, die<br />
auf Störungen im System hinwiesen, bevor diese zu schon morphologischen Veränderungen geführt hatten.<br />
19 „Die Meridiantheorie hat ihre historische Aufgabe…erfüllt, ist aber inzwischen zu einem Engpass (bottle neck) geworden, die die weitere Entwicklung<br />
der Akupunktur im 21. Jahrhundert behindert.“ (Prof.Huang Vizepräsident des Akupunkturforschungsinstituts der Akademie <strong>für</strong> TCM)<br />
DZA 2/2008 S.65)<br />
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