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Aufsätze Alemann/Bäcker/Schmidt – Politische Korruption im staatlichen Bereich der Mitgliedstaaten der EU MIP 2008/09 15. Jhrg.<br />

Die Studie fokussierte auf den Vergleich konkreter<br />

korruptionsrelevanter Normen. Als unabhängige<br />

Variable des politikwissenschaftlichen Vergleichs<br />

wurde in der Studie das nationale Normenwerk<br />

und das Bewusstsein im Zusammenhang<br />

mit der Bekämpfung von Korruption operationalisiert;<br />

die Normen wirken sich wiederum<br />

auf die Möglichkeit korrupten Verhaltens aus.<br />

Demnach gilt Korruption, ihre Schwere – wahrgenommene<br />

wie tatsächlich vorhandene – als abhängige<br />

Variable.<br />

Im Zusammenhang mit der Erhebung der korruptionsrelevanten<br />

Normen wendete die Studie<br />

das Verfahren des Vergleichs auf einen Staatenverbund<br />

an, dessen Mitgliedschaft gleichermaßen<br />

die vollständige Übernahme des gesamten<br />

gemeinschaftlichen Besitzstandes (acquis communautaire)<br />

erfordert. Im Blickfeld der Studie<br />

stand eine durch einheitliche normative Ansprüche,<br />

Institutionen und Ziele geprägte Staatengemeinschaft.<br />

Zur Untersuchung der in dieser Perspektive<br />

homogenen Staatengruppe bietet sich<br />

die Differenzmethode für den Vergleich an. Zentrale<br />

Voraussetzung hierbei ist, möglichst viele<br />

konstante Umfeldvariablen zu extrahieren.<br />

Gleichwohl müssen sich die Staaten im Hinblick<br />

auf die abhängige Variable oder ihre möglichen<br />

unterschiedlichen Ausprägungen unterscheiden.<br />

Für die EU-Mitgliedstaaten können den Staatsaufbau<br />

betreffende Umfeldvariablen als konstant<br />

aufgefasst werden. Insofern hat sich die Studie in<br />

ihrem Verlauf nicht auf die konstanten Kontextvariablen<br />

konzentriert und diese nicht weiter<br />

berücksichtigt; sie bilden den Rahmen der Studie.<br />

Demnach entspricht der Untersuchungsgegenstand<br />

den Anforderungen der bereits von<br />

Mill entwickelten „Method of Difference“. 30 Somit<br />

basiert die Studie auf der Eliminierung von<br />

jenen Faktoren (unabhängige), für welche zunächst<br />

kein direkter Einfluss auf das korrupte<br />

Verhalten im öffentlichen Sektor (abhängige Variablen)<br />

postuliert wird. Als solche gelten in der<br />

Studie das politische System und die internationalen<br />

Konventionen. Demnach wird sich u.a.<br />

30<br />

Vgl. Hans Keman, Comparing political systems: Towards<br />

positive theory development, Working Papers<br />

Political Science, Universität Amsterdam 2006, S. 16<br />

(Hervorhebung im Original).<br />

nicht auf das politische System als Ganzes konzentriert,<br />

ebenso werden die von den EU-Mitgliedstaaten<br />

mehrheitlich ratifizierten internationalen<br />

Konventionen im Zusammenhang mit der<br />

Korruptionsbekämpfung nicht näher analysiert.<br />

Unterschiede bestehen hingegen im nationalstaatlichen<br />

Normenwerk bezüglich der Stellung<br />

politischer Mandatsträger, politischer Amtsträger<br />

und der Parteien. Deshalb konzentrierte sich<br />

der Fokus der Studie auf eben diese als die zentralen<br />

zu untersuchenden Akteure.<br />

3.2. Methodisches Vorgehen<br />

Um gleichzeitig deduktiv wie induktiv vorgehen<br />

zu können, einerseits Hypothesen zu prüfen und<br />

andererseits in bestimmten Gebieten neue zu generieren,<br />

wurde entschieden, eine schriftliche<br />

Befragung 31 von Experten mit vorwiegend offenen<br />

Fragen durchzuführen. Diese gemischte Methode<br />

erschien als die Angemessene. Sie ist<br />

mehr als eine Inhaltsanalyse, denn sie wird durch<br />

das Expertenwissen ergänzt. Sie ist dabei mehr<br />

als ein mündliches Experteninterview, denn<br />

durch die Schriftlichkeit und den durch sie ermöglichten<br />

größeren Zeitrahmen ist eine ausreichende<br />

Tiefe und Detailliertheit möglich. Das<br />

Instrument weist nicht die Defizite auf, die bei<br />

Anwendung der Instrumente Inhaltsanalyse bzw.<br />

Dokumentenanalyse und Expertengespräch auf<br />

unsere Fragestellung entstehen würden.<br />

Der Fragebogen an die Experten und die von ihnen<br />

erstellten Länderberichte gliederte sich zusammengefasst<br />

nach folgenden inhaltlichen<br />

Schwerpunkten:<br />

I. Erfassung der Instrumente zur Erhebung der<br />

Korruption im öffentlichen Sektor<br />

• Statistische Erhebungen öffentlicher<br />

Stellen zu Fragen der Korruption<br />

• Statistische Erhebungen privater Stellen<br />

zu Fragen der Korruption<br />

31<br />

Zum Instrument der schriftlichen Befragung vgl. z. B.<br />

Rainer Schnell u.a., Methoden empirischer Sozialforschung,<br />

7., völlig überarbeitete und erweiterte Aufl.,<br />

München/Wien 2005, S. 358-362.<br />

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