HUMAN Ausgabe 04/2010 - gesund-in-ooe.at
HUMAN Ausgabe 04/2010 - gesund-in-ooe.at
HUMAN Ausgabe 04/2010 - gesund-in-ooe.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />
Menschen, die <strong>in</strong> ihrer Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d, profi tieren von<br />
therapeutischem Reiten“, sagt Dr. Sitter.<br />
Respekt lernen, Grenzen akzeptieren<br />
Welche Erfolge man beim E<strong>in</strong>s<strong>at</strong>z von Vierbe<strong>in</strong>ern<br />
erzielen kann, lässt sich an vielen<br />
Beispielen zeigen. E<strong>in</strong>es davon ist jenes von<br />
Gregor, e<strong>in</strong> schwer geistig beh<strong>in</strong>derter junger<br />
Mann mit autistischen Störungen. Die<br />
Betreuer und andere Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Umfeld s<strong>in</strong>d immer achtsam. Beim heilpädagogischen<br />
Begleiten mit dem Pferd – e<strong>in</strong>er<br />
Form des therapeutischen Reitens – fi ndet<br />
er beim Therapiepferd Ruhe und lernt, mit<br />
Nähe und Distanz umzugehen. Das Pferd<br />
lässt ihn nur an sich heran, wenn er Grenzen<br />
akzeptiert, se<strong>in</strong>e Aggressionen zügelt. Dafür<br />
schenkt es ihm Wärme, Angenommen-Se<strong>in</strong><br />
und Zuneigung. Für die 19-jährige Daniela<br />
(siehe Artikel „Tiere als Brücke vom Koma<br />
<strong>in</strong>s Leben“) s<strong>in</strong>d es Pferde, die sie auf dem<br />
schweren Weg der Rehabilit<strong>at</strong>ion begleiten,<br />
ihre Muskeln stärken, ihre Beweglichkeit<br />
fördern und Freude <strong>in</strong> ihr Herz zaubern. Für<br />
Mia ist es e<strong>in</strong> Hund, für Lauren e<strong>in</strong> Hase, für<br />
Peter e<strong>in</strong> Esel. Tiere als Therapeuten s<strong>in</strong>d<br />
mehr als nur stille Wegbegleiter.<br />
Mag. Conny Wernitznig<br />
Tiere als Brücke vom Koma <strong>in</strong>s Leben<br />
E<strong>in</strong> Unfall hätte Danielas<br />
(19) Leben be<strong>in</strong>ahe zerstört.<br />
Mit Hund und Pferd<br />
lernt sie wieder lächeln<br />
Nur mit Hilfe ihrer Mutter und e<strong>in</strong>er Pfl egehelfer<strong>in</strong><br />
kann Daniela aus dem Auto aussteigen.<br />
Es dauert lange, bis die 19-Jährige mit dem<br />
langen blonden Zopf im Rollstuhl sitzt. Daniela<br />
kann nicht alle<strong>in</strong>e stehen, nicht alle<strong>in</strong>e<br />
gehen, nicht alle<strong>in</strong>e essen, sich nicht alle<strong>in</strong>e<br />
waschen und anziehen. Bis zu ihrem 15.<br />
Geburtstag war sie e<strong>in</strong> <strong>gesund</strong>es, blitzgescheites<br />
und fröhliches Mädchen - bis sie<br />
von e<strong>in</strong>em LKW-Lenker beim Überqueren<br />
e<strong>in</strong>er Straße niedergefahren wurde. Die<br />
Diagnose – schweres Schädel-Hirn-Trauma<br />
– ließ kaum Hoffnung, aber Mutter Burgi<br />
P., e<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> aus Oberösterreich, setzte<br />
alles daran, ihre Tochter Schritt für Schritt <strong>in</strong>s<br />
Leben zurückzuholen. E<strong>in</strong>e große Hilfe dabei<br />
war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Hund, den Burgi P. mit Hilfe<br />
e<strong>in</strong>er Krankenschwester<br />
heimlich <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />
Wien-Meidl<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>schmuggelte und<br />
damit für Daniela e<strong>in</strong>e<br />
Brücke vom Koma <strong>in</strong>s<br />
Leben baute. Daniela<br />
reagierte plötzlich,<br />
begann ihre Hand zu<br />
bewegen, um den<br />
Hund zu streicheln und<br />
kehrte Schritt für Schritt<br />
zurück <strong>in</strong>s Leben. Die 19-Jährige wird zwar<br />
nie wieder e<strong>in</strong> Leben wie vor dem Unfall führen<br />
können, aber mit Tieren fi ndet sie Glück.<br />
Daniela kann nach e<strong>in</strong>em schweren Unfall ihre Hände kaum hochheben und öffnen.<br />
Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit auf dem Rücken e<strong>in</strong>es Therapiepferdes schafft sie es sogar, die<br />
Zügel alle<strong>in</strong> zu halten.<br />
Strahlend sitzt sie <strong>in</strong> ihrem<br />
Rollstuhl und freut<br />
sich auf die Schmusestunde<br />
mit Therapiepferd<br />
Lucy, das sie mit<br />
leisem Schnauben und<br />
e<strong>in</strong>em Nasenstupser<br />
freundlich begrüßt.<br />
Daniela hebt mühsam<br />
ihre Hände, versucht<br />
Lucy zu streicheln und<br />
sie mit ihrem Namen<br />
zu locken. „Huuussi“, sagt Daniela und Lucy<br />
versteht sie. Sie würde Daniela auch ohne<br />
Worte verstehen. Die Jugendliche kämpft<br />
darum, auf Lucys Rücken sitzen zu können<br />
und mit Hilfe ihres V<strong>at</strong>ers gel<strong>in</strong>gt es auch. Sie<br />
entspannt sich zusehends, die verkrampfte<br />
Hand und ihre Muskeln lockern sich, ihre<br />
Augen beg<strong>in</strong>nen zu strahlen. Am Ende<br />
kann Daniela mit ihren Händen sogar alle<strong>in</strong><br />
die Zügel halten. Lucy steht mucksmäuschenstill,<br />
genießt mit der Reiter<strong>in</strong> auf ihrem<br />
Rücken diese M<strong>in</strong>uten stillen Glücks. „Tiere<br />
als Therapeuten haben ihre Berechtigung“,<br />
da ist sich Danielas Mutter ganz sicher:<br />
„Ohne tiergestützte Therapien hätte Dani<br />
den schweren Weg, der h<strong>in</strong>ter ihr liegt, nicht<br />
geschafft“.<br />
W<strong>in</strong>ter <strong>2010</strong> <strong>HUMAN</strong> 21