HUMAN Ausgabe 04/2010 - gesund-in-ooe.at
HUMAN Ausgabe 04/2010 - gesund-in-ooe.at
HUMAN Ausgabe 04/2010 - gesund-in-ooe.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />
Gesundheitspanorama<br />
Pflege: „Untersuchung und Diagnose ist Ärztesache“<br />
E<strong>in</strong> im Oktober gestarteter Pilotversuch sieht<br />
vor, die Pfl egebegutachtung zur E<strong>in</strong>stufung für<br />
das Pfl egegeld e<strong>in</strong>e Zeit lang von Ärzten und<br />
diplomiertem Pfl egepersonal parallel durchzuführen.<br />
Dr. Peter Niedermoser, Präsident der<br />
Ärztekammer für OÖ, hält das grundsätzlich<br />
e<strong>in</strong>en Versuch wert, aber: „Dass, wie langfristig<br />
geplant, das diplomierte Pfl egepersonal die<br />
Umstufungen <strong>in</strong> höhere Pfl egestufen begutachtet,<br />
und nur mehr die Erstbegutachtung<br />
von e<strong>in</strong>em Arzt durchgeführt werden soll,<br />
halte ich für falsch: Immer, wenn es darum<br />
geht, die Art und Schwere e<strong>in</strong>er Erkrankung<br />
zu beurteilen, ist e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Arzt zuständig.“<br />
Es sei aus praktischen Gründen nicht<br />
s<strong>in</strong>nvoll, die Begutachtung der P<strong>at</strong>ienten <strong>in</strong><br />
Pflegeheimen diplomiertem Pflegepersonal<br />
abzutreten, so Dr. Gerda Nagl, die seit 1984<br />
Pflegebegutachtungen durchführt und den<br />
Qualitätszirkel für mediz<strong>in</strong>ische Sachverständige<br />
<strong>in</strong> OÖ leitet: „Für diese Begutachtungen<br />
Für die Beurteilung der Pflegebedürftigkeit<br />
braucht es ärztliche Expertise.<br />
stehen ja die Auskünfte und Dokument<strong>at</strong>ionen<br />
der Pfl egefachkräfte, die die Menschen vor Ort<br />
betreuen, zur Verfügung. E<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische<br />
E<strong>in</strong>schätzung und kompetente Beurteilung der<br />
Krankheitsbilder br<strong>in</strong>gt den P<strong>at</strong>ienten wesentlich<br />
mehr als e<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>schätzung aus<br />
ausschließlich fachlich-pfl egerischer Sicht.“<br />
Schwieriger als <strong>in</strong> Pfl egeheimen seien manchmal<br />
die E<strong>in</strong>stufungen im häuslichen Bereich,<br />
wo die Gutachter unter anderem auf die Angaben<br />
von Angehörigen angewiesen s<strong>in</strong>d, da<br />
es üblicherweise ke<strong>in</strong>e Dokument<strong>at</strong>ion gibt.<br />
„Ohne die große Leistung, die die pfl egenden<br />
Angehörigen ohne Zweifel erbr<strong>in</strong>gen, schlecht<br />
reden zu wollen: Es kommt immer wieder vor,<br />
dass die Angaben nicht mit der objektivierbaren<br />
Situ<strong>at</strong>ion übere<strong>in</strong>stimmen. Das zu überprüfen<br />
erfordert mediz<strong>in</strong>isches Grundwissen<br />
und e<strong>in</strong>e körperliche Untersuchung, also e<strong>in</strong>e<br />
ärztliche Tätigkeit“, ist Dr. Nagl überzeugt. Sie<br />
fordert, dass Ärzte der Sozialversicherung unangekündigte<br />
Hausbesuche machen können:<br />
„Das würde so manchen Fall von Verwahrlosung<br />
oder nachlässiger Pfl ege verh<strong>in</strong>dern<br />
können.“<br />
Zwangsbeschaller <strong>2010</strong><br />
Stellen Sie sich vor, Sie werden den ganzen<br />
Tag mit Radio oder Popmusik beschallt und<br />
können die Musik weder abdrehen noch leiser<br />
stellen: Dann g<strong>in</strong>ge es Ihnen wie tausenden<br />
Handelsangestellten <strong>in</strong> Super- und Elektromärkten<br />
oder Kleiderketten. Die Initi<strong>at</strong>ive<br />
„beschallungsfrei“ – getragen von Diözese<br />
L<strong>in</strong>z, Gewerkschaft (ÖGB, GPA) und dem ehemaligen<br />
L<strong>in</strong>z09-Projekt „Hörstadt“ – möchte<br />
auch heuer wieder kurz vor Weihnachten auf<br />
dieses Problem aufmerksam machen. Der wenig<br />
schmeichelhafte Titel „Zwangsbeschaller“<br />
wird wie im Vorjahr an jenes Geschäft verliehen,<br />
<strong>in</strong> dem die Dezibelmessung am weitesten<br />
über dem erlaubten Grenzwert liegt. Auch die<br />
Ärztekammer für OÖ unterstützt das Anliegen<br />
von „beschallungsfrei“. „Ungewollte Dauerbeschallung<br />
kann nicht nur zu Gehörschäden<br />
führen, sie verursacht auch großen Stress für<br />
die betroffenen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter,<br />
die sich nicht wehren können. Außerdem<br />
macht es H<strong>in</strong>tergrundmusik Menschen mit<br />
Peter Androsch vom Projekt Hörstadt (l<strong>in</strong>ks) und Gewerkschafter Gottfried Rieser (GPAdjp):<br />
Die „Zwangsbeschaller-Trophäe“ des Vorjahres g<strong>in</strong>g an e<strong>in</strong>e Bekleidungskette.<br />
Hörbeh<strong>in</strong>derung schwer bis unmöglich, mit<br />
anderen zu sprechen, da die Sprachverständlichkeit<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt wird“, so Peter Androsch<br />
vom Projekt „Hörstadt“, der selbst unter e<strong>in</strong>er<br />
Hörbeh<strong>in</strong>derung leidet. Lärm und Gesundheit<br />
hängen für den Komponisten eng zusammen.<br />
„N<strong>at</strong>ürlich werden nicht alle Verkaufsläden die<br />
Musik abdrehen, aber wir möchten mit unserer<br />
Aktion für dieses Thema sensibilisieren“, so Androsch.<br />
Kostenloses M<strong>at</strong>erial wie den Aufkleber<br />
„Beschallungsfrei - Zone ohne H<strong>in</strong>tergrundmusik“<br />
und die Rote Karte gegen Zwangsbeschallung<br />
kann man übrigens per Email unter <strong>in</strong>fo@<br />
beschallungsfrei.<strong>at</strong> bestellen.<br />
W<strong>in</strong>ter <strong>2010</strong> <strong>HUMAN</strong> 5