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Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

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<strong>Der</strong> <strong>Ruhrbergbau</strong> 433<br />

der „weittragenden wirtschaftlichen Bedeutung" durchsetzen lasse, doch er konnte<br />

den Gauleiter nicht überzeugen. Terboven beharrte auf seinem Plan, so daß die Sitzung<br />

ohne Einigung beendet wurde.<br />

Buskühl sah sich in seinen Befürchtungen bestätigt, als der dritte für das Ruhrgebiet<br />

zuständige Gauleiter Wagner in seiner Funktion als Reichskommissar für die<br />

Preisbildung entschieden gegen die Vorschläge Terbovens Stellung bezog 75 . Zwar<br />

hielt auch Wagner die Klagen der Bergleute für berechtigt, doch wollte er keiner Lösung,<br />

die mit einer Preiserhöhung verbunden war, zustimmen. Dies „müsse dann der<br />

Feldmarschall (Göring) befehlen, aber er werde seine Unterschrift dazu nicht geben".<br />

Wagner sah, daß eine Verteuerung der Energie Auswirkungen auf die ges<strong>am</strong>te Wirtschaft<br />

haben mußte, und beteuerte: „Er mache aber eine solche Wirtschaftspolitik<br />

nicht mit."<br />

Mit diesem eindeutigen Votum endeten vorerst die Verhandlungen, ohne daß eine<br />

Einigung erzielt worden wäre 76 . Für die Gauleiter, die „Hüter der Popularität <strong>des</strong> Regimes"<br />

77 , war die Aufrechterhaltung der Ruhe in ihren Bezirken vorrangig und sie<br />

stellten <strong>des</strong>halb die Wirtschaftlichkeit der Bergbaugesellschaften hintenan. Die Unternehmer<br />

hingegen bemühten sich, die wiedergewonnene Rentabilität nicht zu verlieren.<br />

Wenngleich in den Monaten Oktober/November noch nichts entschieden<br />

war, so zeichnete sich bereits eine Lösung ab, die zu Lasten <strong>des</strong> Bergbaus gehen würde.<br />

Eine Lohnerhöhung schien unvermeidlich; in dieser Hinsicht stimmten ja alle Beteiligten<br />

einschließlich der Arbeitgeber überein, während eine Kompensation, sei es<br />

durch verstärkte Subvention <strong>des</strong> Exports, sei es durch eine Preisanhebung, nicht<br />

durchzusetzen war.<br />

In der noch ungeklärten Situation, als sich die Positionen der Parteifunktionäre<br />

und der Unternehmer herauszukristallisieren begannen, sah die Arbeitsfront eine<br />

Möglichkeit, lang gehegte Wünsche durchzusetzen, um so auch ihren recht geringen<br />

Einfluß bei den Bergleuten zu vergrößern. Am 12. November 1938 wurde eine Denkschrift<br />

„Die gegenwärtige Arbeitslage <strong>des</strong> deutschen Bergbaus und die sich aus ihr ergebenden<br />

Notwendigkeiten", herausgegeben vom DAF-Fach<strong>am</strong>t Bergbau 78 , bekannt,<br />

die einen umfassenden Katalog von Forderungen enthielt. An der Spitze stand<br />

der Vorschlag Terbovens, den Lohn um 20 Prozent zu erhöhen. Die weiteren Wünsche<br />

der Arbeitsfront lauteten:<br />

- Gedingeabschluß zwischen dem Ortsältesten 79 und dem Abteilungssteiger (statt -<br />

wie bisher - mit dem Betriebsführer),<br />

75 Zum folgenden siehe Niederschrift über die Besprechung beim Preisbildungskommissar Wagner<br />

<strong>am</strong> 5.November 1938, BBA 13/1203.<br />

76 In den Akten der Bezirksgruppe Ruhr finden sich bis zum Februar 1939 keine weiteren Niederschriften<br />

über Verhandlungen, an denen Vertreter <strong>des</strong> Bergbaus beteiligt waren. Die Möglichkeit,<br />

daß dennoch Besprechungen stattgefunden haben, ist zwar gegeben, doch nicht sehr wahrscheinlich,<br />

da die Bezirksgruppe immer recht gut informiert war.<br />

Die Aktivitäten der Partei lassen sich wegen fehlender Bestände nicht rekonstruieren.<br />

77 Mason, Sozialpolitik, S. 38.<br />

78 BBA 13/1205.<br />

79 <strong>Der</strong> Ortsälteste ist der Verantwortliche einer K<strong>am</strong>eradschaft. Neben bergpolizeilichen Überwa-

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