17.11.2013 Aufrufe

Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

434 Klaus Wisotzky<br />

- Einsetzung eines Vertrauensmannes der Belegschaft, der die Wagenfüllung kontrolliert,<br />

- bessere Altersversorgung,<br />

- warmes Essen unter Tage,<br />

- Durchführung der Prinzipien <strong>des</strong> Amtes „Schönheit der Arbeit" 80 ,<br />

- Herabsetzung der Mieten,<br />

- bessere Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

- Verlängerung <strong>des</strong> Tarifurlaubs auf min<strong>des</strong>tens 15 Tage,<br />

- Erhöhung <strong>des</strong> Hausstands- und Kindergel<strong>des</strong>,<br />

- Neugestaltung der Deputatkohlenbestimmungen.<br />

Die Denkschrift, die gespickt war mit Angriffen gegen die Unternehmen („Antreibersystem",<br />

„Knochenmühlen"), ist ein bemerkenswertes Dokument, barg sie doch indirekt<br />

das Eingeständnis, daß die bisherige Politik der Arbeitsfront gescheitert war. Indem<br />

auf ursprünglich gewerkschaftliche Forderungen zurückgegriffen wurde, gab<br />

der Verfasser zu, daß durch die Sozialpropaganda, durch moralische Appelle oder<br />

durch den Reiserummel der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" weder die Zustimmung<br />

der Belegschaften zum Nationalsozialismus erlangt noch die Unzufriedenheit<br />

auf den Zechen beseitigt werden konnte.<br />

In den Vorstandsetagen der Bergbaugesellschaften schlug die Denkschrift wie eine<br />

Bombe ein, wurden hier doch Töne laut, die an die Auseinandersetzungen mit den<br />

Gewerkschaften der Weimarer Republik erinnerten. Angesichts der massiven Kritik<br />

an den Wirtschaftsführern und der weitreichenden materiellen Forderungen reagierten<br />

die Bergwerksdirektoren mit Empörung 81 . Stellvertretend sei Gustav Knepper,<br />

Vorstandsvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks AG, zitiert, der in den Vorschlägen<br />

der DAF „eine Hetzschrift" erblickte, die nur „überhebliche, unsachliche<br />

und tendenziöse Kritik" übe und die „eine böswillige Herabsetzung der Leistungen"<br />

<strong>des</strong> Bergbaus sei.<br />

Auf Veranlassung der Bezirksgruppe Ruhr protestierte die Wirtschaftsgruppe<br />

Bergbau beim Reichswirtschaftsministerium und verlangte die sofortige Einziehung<br />

der Denkschrift, da sie „eine Reihe derart unsachlicher und den Bergbau geradezu<br />

diff<strong>am</strong>ierende Angriffe" enthalte 82 .<br />

Die Reaktion Padbergs, <strong>des</strong> Leiters <strong>des</strong> DAF-Fach<strong>am</strong>tes Bergbau, zeigt, welch<br />

schwache Position die Arbeitsfront im Machtsystem <strong>des</strong> Dritten Reichs innehatte.<br />

Obwohl durch die Arbeiterknappheit die Chance bestand, die soziale Lage und die<br />

Arbeitsbedingungen der Bergleute zu verbessern, hatte Padberg nichts Eiligeres zu<br />

tun, als sich von der Denkschrift und den Forderungen zu distanzieren und sie als das<br />

chungsfunktionen hatte er die Aufgabe, das Interesse der K<strong>am</strong>eradschaft bei den Gedingeverhandlungen<br />

zu vertreten.<br />

80 Zu den Forderungen siehe Schönheit der Arbeit im Bergbau, hrsg. v. Amt „Schönheit der Arbeit",<br />

Berlin 1941.<br />

81 Die Reaktionen der Bergbaugesellschaften in BBA 13/1205. Dort auch die Stellungnahme Kneppers.<br />

82 Wirtschaftsgruppe Bergbau an Reichswirtschaftsministerium, 26. 11. 1938, BBA 13/1205.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!