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Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

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<strong>Der</strong> <strong>Ruhrbergbau</strong> 457<br />

bereits der Entschluß gefaßt worden, die Verordnung nicht aufzuheben. Gegen die<br />

allgemeine Auffassung, daß die Verordnung ein zufriedenstellen<strong>des</strong> Ergebnis gebracht<br />

habe, hatte bei den Vorverhandlungen lediglich Gabel opponiert, der jedoch<br />

von den anderen Be<strong>am</strong>ten nicht unterstützt wurde. Als Tengelmann nach 2 1/2 Stunden<br />

Wartens hinzugezogen wurde, vermochte er nicht, einen Stimmungsumschwung herbeizuführen.<br />

Göring erklärte zum Thema Kohlenpreiserhöhung, daß er nicht an<br />

wirtschaftliche Schwierigkeiten glaube. „Wenn die Verordnung bei Stinnes ohne Bedenken<br />

durchführbar sei, müsse es auch bei den anderen Gesellschaften gehen." Auch<br />

die Klage über die „Lotterielöhne" wies Göring zurück: „Wenn einer dem anderen<br />

einen höheren Lohn nicht gönne, so sei das ein Neidh<strong>am</strong>mel ..., in der Lotterie gewinne<br />

jeder einmal." Die Verhandlungen, die im Juni voller Hoffnungen von den<br />

Bergwerksdirektoren geführt worden waren, endeten im Juli mit einem völligen Fiasko.<br />

Die Lohnregelung blieb bestehen, ohne daß staatliche Hilfe gewährt wurde.<br />

Trotz <strong>des</strong> negativen Entscheids von höchster Stelle waren die Industriellen nicht<br />

bereit, frühzeitig aufzugeben. Sie beschlossen auf einer Beiratssitzung der Bezirksgruppe<br />

Ruhr <strong>am</strong> 7. Juli 1939, mit dem Reichswirtschaftsministerium und dem Reichskommissar<br />

für Preisbildung Verbindung aufzunehmen, „um die Richtigkeit unserer<br />

Zahlenangaben unter Beweis zu stellen", die ja unter Hinweis auf Stinnes angezweifelt<br />

worden waren 179 . Zudem bat Buskühl Funk um eine persönliche Unterredung, da<br />

er über „die immer stärker werdende Unruhe in den Betrieben" „auf das äußerste besorgt"<br />

sei 180 . Doch das einzige, was der Bergbau erreichen konnte, war eine Prüfung<br />

seiner Wirtschaftlichkeit 181 , die aber infolge <strong>des</strong> Kriegsausbruchs nicht zu Ende geführt<br />

wurde 182 .<br />

Auch die Gegenseite war nicht untätig gewesen, sondern hatte mobil gemacht. Anläßlich<br />

einer Göring-Reise durch das Ruhrgebiet berichtete die National-Zeitung,<br />

das Presseorgan Terbovens: „Dabei brachte der Generalfeldmarschall gelegentlich<br />

der Behandlung wirtschaftspolitischer Probleme in der Unterhaltung zum Ausdruck,<br />

daß er mit der bisherigen Entwicklung der auf Grund der sogenannten Göring-<br />

Verordnung eingesetzten Leistungs- und Einkommenssteigerung im Bergbau durchaus<br />

zufrieden sei und daß er an den Grundlagen dieser Verordnung unter allen Um-<br />

179 Ebenda, Rede Buskühls. Zudem sollte Stinnes, der die Empörung aller Direktoren auf sich vereint<br />

hatte, um Erläuterung seines Verhaltens gebeten werden. Angemerkt sei, daß die Entwicklung bei<br />

den Stinnes-Zechen keineswegs besser war als im Ges<strong>am</strong>tdurchschnitt der Ruhrzechen, wie folgende<br />

Gegenüberstellung (BBA 33/1012) zeigt:<br />

Stinnes-Zechen Ruhrzechen<br />

1939: März 470843t 100 11208730t 100<br />

Juni 459624t 98 10882839t 97<br />

Ebenso gab es auf den Stinnes-Zechen Schwierigkeiten bei der Gedingefestsetzung; siehe Diergardt-Mevissen<br />

an Stinnes, 10.7. 1939, BBA 42/5.<br />

180 Buskühl an Funk, 10.7. 1939, BBA 13/1269.<br />

181 Anordnung <strong>des</strong> Staatssekretärs Landfried, 12.7. 1939, BBA 13/1270.<br />

182 Gabel an Wirtschaftsgruppe Bergbau, 14.9. 1939, BBA 15/1082.

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