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Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

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422 Klaus Wisotzky<br />

Drittens erwarteten die Bergwerksdirektoren, daß bei einer Zunahme der Kohlennachfrage<br />

das Reichsarbeitsministerium genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stellen<br />

werde. <strong>Der</strong> Bergbau, der während der Weimarer Republik die Staatsinterventionen<br />

heftig bekämpft hatte 20 , vertraute jetzt zuversichtlich auf die Hilfe seitens <strong>des</strong><br />

Staates und verzichtete auch aus diesem Grunde auf eigene Initiativen. Die Hoffnungen<br />

sollten sich aber nicht erfüllen.<br />

Als im Sommer 1938 die Nachfrage sich wieder belebte, waren die Zechen gezwungen,<br />

ihre Belegschaften zu vermehren. Ein schwieriges Unterfangen angesichts<br />

<strong>des</strong> mittlerweile leergefegten Arbeitsmarktes. Die Arbeitslosenreserve war längst erschöpft,<br />

und überall gab es einen ungedeckten Bedarf an Fachkräften, der durch Sondermaßnahmen<br />

der Reichsregierung - z. B. durch den Westwallbau - noch vergrößert<br />

wurde 21 . Auf Grund dieser Ausgangslage gelang es dem Bergbau nicht, die Belegschaften<br />

in ausreichendem Maße zu vermehren, so daß die Förderung stagnierte.<br />

Tab.2: Belegschaftsstärke und Förderung 1938 22<br />

1938 Jan.<br />

März<br />

Mai<br />

Juli<br />

Sept.<br />

Nov.<br />

Belegschaftsstärke<br />

288351<br />

290260<br />

292232<br />

290957<br />

286740<br />

287551<br />

Förderung<br />

monatlich<br />

in 1 000 t<br />

11 004<br />

11381<br />

10382<br />

10721<br />

10352<br />

10716<br />

Die Gründe für diese Stagnation waren offensichtlich 23 . <strong>Der</strong> Bergmannsberuf hatte<br />

an Ansehen verloren. Er galt als schmutzig und sehr anstrengend. Zudem zeugten die<br />

Unfallziffern und die zahlreichen Fälle von Silikose bei den Hauern von einer relativen<br />

Gefährlichkeit der Bergarbeit. Besonders die großen Grubenkatastrophen, bei<br />

denen oft eine hohe Zahl an Opfern zu beklagen war, blieben im Bewußtsein der Öffentlichkeit<br />

haften. Diese augenscheinlichen Nachteile <strong>des</strong> Hauerberufes waren aber<br />

vor dem Ersten Weltkrieg durch eine kürzere Arbeitszeit, gute Sozialleistungen und<br />

Spitzenlöhne kompensiert worden. Doch alle Vergünstigungen, die einen Anreiz für<br />

die Arbeitsaufnahme unter Tage geboten hatten, gingen den Bergleuten während der<br />

Weimarer Republik verloren. Die Arbeitszeit, um die lange erbittert gekämpft und für<br />

deren Verkürzung vielfach gestreikt wurde 24 , hatte sich der der anderen Industrie-<br />

20 Siehe Hans Mommsen, Sozialpolitik im <strong>Ruhrbergbau</strong>, in: Industrielles System und politische Entwicklung<br />

in der Weimarer Republik, hrsg. v. Hans Mommsen u.a., Düsseldorf 1974, S.303-321.<br />

21 Siehe Timothy W. Mason, Sozialpolitik im Dritten Reich, Opladen 1977, S. 214-229.<br />

22 Zus<strong>am</strong>menstellung nach Glückauf. Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift.<br />

23 Zum folgenden auch Gillingh<strong>am</strong>, a.a.O., S.330 f.<br />

24 Siehe Gerald Feldman, Arbeitskonflikte im <strong>Ruhrbergbau</strong> 1919-1922, in: VfZ 28 (1980),<br />

S. 168-223.

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