17.11.2013 Aufrufe

Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

Der Ruhrbergbau am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Der</strong> <strong>Ruhrbergbau</strong> 459<br />

2. Nicht nur der Zerfall <strong>des</strong> zuvor homogenen Bergbaublocks, sondern auch seine<br />

isolierte Stellung trug maßgeblich zu den negativen Entscheidungen bei. Die<br />

Furcht der Gauleiter vor sozialen Unruhen, verstärkt durch die Berichte der nachgeordneten<br />

Dienststellen, in denen Klage über die „Judenpütts" erhoben wurde 189 ,<br />

veranlaßte diese, auf eine Lohnerhöhung zu drängen. Unterstützung erfuhren die<br />

Gauleiter von der Deutschen Arbeitsfront, die sich die Gunst der Bergleute durch<br />

materielle Zugeständnisse erkaufen mußte. Gegen die Front der populistischen<br />

Kräfte in der NSDAP geriet der Bergbau in die Defensive, da ihm die entscheidende<br />

Rückenstärkung fehlte. Mansfeld, bis 1933 Justitiar <strong>des</strong> Zechenverban<strong>des</strong>, kann<br />

nicht als unbedingter Parteigänger der Ruhrindustrie angesehen werden. Er hatte<br />

sich trotz aller offenkundigen Sympathien für den Bergbau immer eine eigenständige<br />

Position bewahrt, wie es auch die Verhandlungen in Karinhall <strong>am</strong> 6. Juli verdeutlichten.<br />

Auch das Reichswehrministerium fiel als Fürsprecher aus, da die Zechen<br />

nicht direkt an der Rüstung beteiligt waren. In diesem konkreten Fall durfte<br />

vom Preiskommissar ebenfalls keine Hilfe erwartet werden, denn er sah seine Aufgabe<br />

darin, Preiserhöhungen zu verhindern. Von einer Verteuerung der Kohle und<br />

<strong>des</strong> Koks war aber die ges<strong>am</strong>te Wirtschaft betroffen, so daß sehr bald Forderungen<br />

anderer Industriezweige laut geworden wären. Wagner befürchtete ein Preiskarussell<br />

ohne Ende und lehnte <strong>des</strong>halb die Wünsche <strong>des</strong> Bergbaus strikt ab. Diesem Interessenkonglomerat,<br />

das sich aus den unterschiedlichsten Motiven gebildet hatte,<br />

standen die Bergwerksdirektoren allein gegenüber, so daß sie mit ihren Vorschlägen<br />

nicht durchdrangen.<br />

3. Theoretisch wäre eine Änderung zu Gunsten der Zechen noch durch eine Intervention<br />

Hitlers möglich gewesen. Doch Hitler wurde wohl von den Schwierigkeiten<br />

im Bergbau nicht informiert. In den Akten findet sich kein Hinweis, daß er sich<br />

mit diesem Thema beschäftigt oder irgendwelche Anweisungen gegeben hat. Diese<br />

völlige Vernachlässigung der bergbaulichen Probleme lag in der Tätigkeit <strong>des</strong><br />

Rheinisch-Westfälischen Kohlen-Syndikats begründet. Obwohl <strong>des</strong>sen Vorstandsmitglied<br />

Rixfähren immer wieder die Kohlennot beklagte 190 , konnten nachteilige<br />

Folgen für die Aufrüstung vermieden werden. Trotz aller Engpässe waren die Essentials<br />

der nationalsozialistischen Politik nicht berührt worden. Gerade weil die<br />

Aufrüstung nicht gefährdet war, erfolgte keine Änderung im Verhalten der Behörden<br />

gegenüber dem Bergbau. Überspitzt formuliert: Die erfolgreiche Kohlenverteilung<br />

durch das RWKS verhinderte das Nachdenken über Möglichkeiten, wie<br />

die Probleme der Zechen gelöst werden könnten.<br />

4. Ebenso wie Hitler hätte auch Göring sein Gewicht zu Gunsten <strong>des</strong> Bergbaus in die<br />

Waagschale werfen können, doch auch er verweigerte jegliche Hilfe. Die ablehnende<br />

Haltung Görings erklärt sich auf Grund seiner Eigeninteressen als Konzern-<br />

189 Stimmungsbericht der NSDAP-Kreisleitung Emscher-Lippe, zit. im Bericht der Gauleitung Westfalen-Nord<br />

für Januar 1939, STAM NSDAP-Gauleitung Westfalen-Nord - Hauptleitung Nr. 26.<br />

190 Siehe die Niederschriften über die Verhandlungen der Vorsitzer und stellvertretenden Vorsitzer<br />

der Ausschüsse <strong>des</strong> RWKS <strong>am</strong> 10. März, 14.April und 12. Juli 1939, BBA 33/326.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!