0.18 __ //// AKTUELLES Das Li.Wu. sucht ein neues Zuhause Viele Besucher ahnten es schon seit Jahren, manche sind noch immer überrascht. „Was, Ihr müsst ausziehen?“, wird abends oft gefragt, wenn die Eintrittskarte am Tresen den Besitzer wechselt. Diesmal ist es tatsächlich zutreffend. Unsere Spiel-Zeit in der Stephanstraße 7 nähert sich nach 16 Jahren dem Ende. ANNE KELLNER Die Vorgeschichte dazu ist schnell erzählt: Das Gebäude gehört der Französischen Botschaft bzw. der Republik Frankreich. Bei der Auflösung des Institut Français im vergangenen Sommer und der Gründung des Centre franco-allemand de <strong>Rostock</strong> im September 2008 hat es der damalige Kulturattaché der Botschaft angekündigt: Das Gebäude solle noch etwa 2 Jahre im Besitz der Behörde bleiben und dann verkauft <strong>werden</strong>. Nun hat sich noch vor Ablauf dieser Zeit ein Käufer gefunden, die Kaufabwicklung ist im Gange. Die Anfrage von Kultursenatorin Dr. Melzer bei der Finanzabteilung der Botschaft ergab die Aussage, dass die Kündigung an uns gehen solle, sobald der Kauf abgesch<strong>los</strong>sen sei. Nach Anwalts-Auskunft steht uns eine Kündigungsfrist von 6 Monaten zu. Noch ist keine Kündigung bei uns eingetroffen; der Eigentümer in spe hat aber seit einem ersten Gespräch im Sommer signalisiert, dass ein Kino im Haus nicht in seine Pläne passe. Da nichts darauf hindeutet, dass der Verkauf nicht zustande kommen könnte, schauen wir uns nach neuen Spielmöglichkeiten um. Und nach Lagerfläche, denn noch bewahren wir die alten Stühle auf, die uns bis zum letzten Dezember treue Dienste geleistet haben. „Da könnt Ihr ja jetzt in die Frieda umziehen“, heißt es dann genauso oft, wenn die Gäste die Lage geschildert bekommen. Schließlich hat die Bürgerschaft am 9. September grünes Licht für die Förderung des Projektes Friedrichstraße 23 gegeben. Aber wer den Plattenbau in der Friedrichstraße kennt, der weiß: Da ist kein Platz für ein Kino. Noch nicht mal provisorisch. Erst muss gebaut <strong>werden</strong>, und damit 2010 schon begonnen <strong>werden</strong> kann mit den Um- und Neubauten, laufen die Vorbereitungsgespräche mit allen beteiligten Partnern auf Hochtouren. Frühestens ist mit unserem Umzug aber erst Ende 2011/Anfang 2012 zu rechnen. Dann möchten wir in der Frieda 23 zwei Säle bewirtschaften – einen größeren als den jetzigen, der 88 Plätze hat, und einen kleineren mit etwa halb so vielen Sitzen. Dafür bewahren wir übrigens die alten Stühle auf. An dieser Stelle wird häufig gefragt: Was wir denn mit zwei Sälen machen, wenn doch schon in unserem jetzigen Saal die Zuschauer manchmal ganz unter sich sind? Darauf muss deutlich gesagt <strong>werden</strong>: Es gibt wiederum so viele ausverkaufte Vorstellungen, dass wir zunächst einen größeren Saal planen, damit künftig keine Besucher mehr weggeschickt <strong>werden</strong> müssen. Zumindest nur noch selten. Denn volle Vorstellungen wünschen wir uns natürlich auch bei mehr Plätzen. Dann soll im großen Saal der Schwerpunkt liegen auf Filmen, die mehr Besucher anziehen, also neueren europäischen Filmen in deutscher Fassung, und natürlich auch deutschen Filmen, die relativ zeitnah zum Bundesstart gespielt <strong>werden</strong>. Das heißt nicht unbedingt: mehr Filme, sondern deren bessere Auswertung, wie es im Fachjargon heißt. Den zweiten Saal möchten wir haben, um auch künftig solche „Cineastenfilme“ spielen zu können – ob es Originalfassungen mit Untertiteln sind, spezielle Autorenfilme oder Dokumentarfilme –, die ein zahlenmäßig geringeres Publikum haben, aber dennoch wichtig für unsere Kino-Provinz sind und die in den vergangenen 16 Jahren das Profil des Li.Wu. geprägt haben. Auch für das Schul- und Ferienprogramm ist jetzt eine Erweiterung möglich. Wir brauchen diese Absicherung. Denn wirtschaftlich kommt auf uns eine große Veränderung und Herausforderung zu – auch wenn die Frieda ein gemeinnütziges Projekt ist und die Mieten dauerhaft stabil sein <strong>werden</strong>. Dank der langjährigen Vereinbarung mit der Französischen Botschaft waren unsere monatlichen Zahlungen bisher sehr niedrig. <strong>Sie</strong> ermöglichten die stabilen Eintrittspreise über viele Jahre. <strong>Sie</strong> ermöglichten zahlreiche Kooperationen für eine geringe Saalmiete sowie zahlreiche Extras. Wir möchten so viel wie möglich von dem erhalten, was unser Kino ausmacht. Aber auch wenn wir kommunale und Landesförderung erhalten: Die wird perspektivisch nicht steigen, und wir müssen absichern, dass wir finanziell überleben, ohne unser Profil zu verlieren. Der erste Sprung ins kalte Wasser steht uns aber direkt bevor: Bis zum Umzug in die Frieda, der also noch mindestens 2 Jahre dauern wird, müssen wir eine Interimslösung finden. Noch gibt es keine befriedigende Lösung, die bezahlbar ist und den Dauer-Spielbetrieb am Abend und auch das Schulprogramm ermöglicht. Wir haben verschiedene Objekte besichtigt und Gespräche geführt; die optimale Variante war noch nicht dabei. Vorschläge sind also nach wie vor willkommen und können per E-Mail, telefonisch oder auch persönlich an uns herangetragen <strong>werden</strong>. Gute Ideen entstehen ja sowieso meist in der Kommunikation. Auch ein preiswerter Lagerraum, der für Mobiliar geeignet ist, wird noch gesucht. ¬ Kontakt: mail@liwu.de
FOTO: TOM MAERCKER