Bei uns am Hof 5/2007 - ALPINETGHEEP
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Blick über den Zaun<br />
5/<strong>2007</strong><br />
11<br />
720 Ziegen. Jedes Karussell ist nur mit einer Person besetzt.<br />
Die Ziegen werden vollautomatisch mit einem sogenannten<br />
Kuhtreiber zum Karussell getrieben. <strong>Bei</strong> den<br />
neuesten Karussellen wird auch das Kraftfutter zu 100%<br />
im Karussell verabreicht. Jede Ziege ist mit einem Chip<br />
in der Ohrmarke ausgerüstet. Dieser wird im Karussell<br />
gelesen, je nach Leistung der Ziege erfolgt die Kraftfutterzuteilung.<br />
Im Karussell werden drei verschiedene<br />
Kraftfuttersorten angeboten und je nach Leistungsstandard,<br />
Trächtigkeitsstadium oder Trockenstehphase wird<br />
die optimale Kraftfuttersorte automatisch zugeteilt. Das<br />
Kraftfutter wird in acht Gaben pro Tag verteilt. Das Karussell<br />
ist 24 Stunden (also Tag und Nacht) in Betrieb<br />
und die Ziegen nützen diese Station um an das Kraftfutter<br />
zu gelangen. Diese Methode ist neu und funktioniert<br />
bestens in der Praxis. Die verschiedenen Fütterungsvarianten<br />
sind alle betriebswirtschaftlich genauestens berechnet.<br />
Jeder Ziegenhalter weiß ganz genau die Produktionskosten<br />
pro Liter Ziegenmilch bei Heufütterung, bei<br />
Silagefütterung, Strohfütterung, beim Einsatz geringer<br />
Kraftfuttermengen.<br />
Leistungsstarke Ziegen <strong>am</strong> Melkstand<br />
Die holländischen Bauern sind alle buchhaltungspflichtig<br />
und machen alle die „Doppelte Buchhaltung“ und<br />
erstellen monatlich (!) die Bilanz. So ist es möglich Fehlentwicklungen<br />
sofort zu korrigieren. Die Ziegenbauern<br />
berichten, dass die Nachfrage nach Ziegenmilch steigt<br />
und das auch außerhalb von Holland eine große Nachfrage<br />
herrscht. Die Milch wird dorthin verkauft, wo es<br />
den höchsten Erlös gibt. Sie blicken sehr optimistisch in<br />
die Zukunft. Für die nächsten Jahre sind weitere neue<br />
Produzenten in den Startlöchern. Viele sind entschlossen<br />
die Bestände noch wesentlich zu vergrößern. Die<br />
Kitzaufzucht wird wie folgt gelöst: ein Großteil der Ziegen<br />
werden während Ihres Lebens (durchschnittliche<br />
Nutzungsdauer: ca. 5-6 Jahre) nur mehr zwei mal gedeckt<br />
(trächtig). Das erste Mal mit etwa 8 Monaten bei<br />
ca. 40kg Lebendgewicht, und das zweite Mal zwischen<br />
3.ten und 4.ten Lebensjahr. Mit einem modernen Lichtsystem<br />
ist es möglich 16 Stunden <strong>am</strong> Tag eine Lichtstärke<br />
von 2.000 Lux den Stall auszuleuchten. Bewährt hat<br />
sich gelbes Licht <strong>am</strong> Besten (Ähnlichkeit mit der Sonne).<br />
Durch die lange Lichtlänge fressen die Tiere mehr,<br />
bringen mehr Leistung, fühlen sich wohler und produzieren<br />
mehrere Jahre, ohne gedeckt zu werden, 365 Tage<br />
im Jahr Milch! Diese Methode erhöht die Leistung und<br />
ermöglicht übers ganze Jahr das Milchangebot. Besonders<br />
hervorzuheben ist, dass durch das nur zweimalige<br />
Decken im Leben der Milchziegen weniger Ziegenkitze<br />
geboren werden. Dadurch verringert sich der Arbeitsaufwand<br />
und der Platzbedarf für Kitze wesentlich. Die<br />
Ziegenhalter sind in erster Linie interessiert, dass sie<br />
weibliche Kitze für die eigene Bestandsergänzung bzw.<br />
Bestandsvergrößerung haben. Die männlichen Kitze<br />
werden verschenkt oder durch Bezahlung eines geringen<br />
Betrages der Erzeuger an Aufmästbetriebe weitergegeben.<br />
Die Aufzucht der Kitze erfolgt ausnahmslos mit<br />
Milchautomaten, die verwendete Trockenmilch ist leicht<br />
angesäuert. <strong>Bei</strong> einem Lebendgewicht von ca. 10-12 kg<br />
werden die Ziegenkitze geschlachtet und im In- und<br />
Ausland verkauft.<br />
Die Erfolgsfaktoren der holländischen Ziegenhalter lassen<br />
sich wie folgt zus<strong>am</strong>menfassen: Züchten auf hohe<br />
Genetik – nur die besten Ziegenkitze werden ausselektiert<br />
und aufgezogen. Es wird allerhöchster Wert auf gesunde<br />
Tiere gelegt! Die Aufzucht erfolgt professionell.<br />
Die Jugendentwicklung bestimmt nachher die Lebenslänge<br />
und Leistungsstärke. Die Anpaarung der Tiere<br />
wird ganz gezielt vorgenommen. Jeder Ziegenbauer<br />
hat mind. 10-30 Zuchtböcke in Warteposition. Gezüchtet<br />
wird auf die Vererbung der langen Lebensdauer, der<br />
Euter- und Zitzenform (und Zitzenstellung). Die Zitzen<br />
müssen an der Unterseite vom Euter angeordnet sein.<br />
Dicke Zitzen und Hängeeuter sind verpönt. Der Rahmen<br />
und das Fund<strong>am</strong>ent sind von Bedeutung für das Futteraufnahmevermögen<br />
und die Bewegung der Tiere. Die<br />
Ziegenhalter machen alles d<strong>am</strong>it die Tiere keinem Stress<br />
ausgesetzt werden. Unterteilungen und Triebwege sind<br />
so großzügig geplant d<strong>am</strong>it es dort zu keinen Konfrontationen<br />
oder Rangordnungskämpfen kommen kann.<br />
Alle gehaltenen Mutterziegen sind in einer (!) Gruppe<br />
(Hochträchtige und Laktierende). Die Stallfläche beträgt<br />
ca. 1,5 m2 pro Tier. Durch die große Anzahl der gehaltenen<br />
Tiere bietet sich im Stall genügend Ausweichmöglichkeiten<br />
und Bewegungsfreiheit. Das Stallklima<br />
ist ein weiterer Erfolgsfaktor. In freien Hallen ist durch