Benthin - Bundeskartellamt

zu unterscheiden. Eine Differenzierung zwischen Maß- und Standardprodukten
sei nicht gerechtfertigt, denn beide seien funktional austauschbar, und es existiere
eine Tendenz hin zu einer „Verschränkung“ der früher typischen Vertriebskanäle.
77. Weiter tragen die Anmelder vor, dem Konfektionär als Nachfrager stehe nicht
nur der Systemgeber als Anbieter gegenüber. Vielmehr sei der Systemgeber
dem Wettbewerb durch reine Komponentenhersteller, durch die Möglichkeit der
Lohnfertigung im Ausland und durch Standardware ausgesetzt:
• Komponenten könne der Konfektionär von einem Komponentenhersteller
oder einem Großhändler beziehen oder selbst fertigen. Die Marktuntersuchung
hat gezeigt, dass dieser Weg derzeit nicht beschritten wird und sich
dies im Prognosezeitraum auch nicht ändern wird.
• Der Konfektionär könne von der eigenen Fertigung absehen und im Wege
der Lohnfertigung komplette maßgefertigte Sonnenschutzsysteme aus dem
Ausland (z.B. in Tschechien, Polen, Rumänien, Israel, Indien, China) beziehen
(make or buy). Insofern bestehe ein Wettbewerbsverhältnis zwischen
Komponenten und dem Endprodukt. Dem ist entgegenzuhalten, dass die
Auslagerung der Produktion für einen Konfektionär bereits deshalb keine
ernsthafte Alternative darstellt, weil dies der völligen Aufgabe seiner Tätigkeit
gleichkäme. Er würde vom Hersteller zum Händler.
• Schließlich könne der Konfektionär auf Standardware ausweichen, indem er
sie entweder zuschneidet „semi-made-to-measure“ oder in Schritten von
wenigen Zentimetern vorhält. Auch diese Szenarien lassen sich gegenwärtig
auf dem deutschen Markt nicht beobachten und kämen darüber hinaus
einer Aufgabe der bisherigen Tätigkeit eines Konfektionärs gleich.
78. Die Marktermittlungen haben gezeigt, dass die von den Anmeldern vorgenommene
Marktabgrenzung nicht den Angebots- und Nachfragegegebenheiten
entspricht.
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