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1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

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<strong>1937</strong><br />

im Blaumann, möglichst noch mit <strong>ein</strong>er Pulle Bier am Hals dasitzen und<br />

über s<strong>ein</strong>e Werke urteilen.<br />

In s<strong>ein</strong>em Namen fährt der Präsident der Reichskammer der bildenden<br />

Künste Prof<strong>es</strong>sor Ziegler in Deutschland herum und entscheidet vor Ort,<br />

was deutsche Kunst und was entartet <strong>ist</strong>. In München berichtet er dann<br />

von den haarsträubenden Ergebnissen s<strong>ein</strong>er Exkursionen: „Ich war mir<br />

klar darüber, dass die Anzahl der in den vergangenen Jahren angekauften<br />

Werke ungeheuer groß s<strong>ein</strong> würde. Maßlos erstaunt war ich darüber,<br />

dass noch bis vor wenigen Tagen in deutschen öffentlichen Museen und<br />

Sammlungen teilweise di<strong>es</strong>e hier nach München gebrachten Verfallskunstdokumente<br />

ausg<strong>es</strong>tellt und damit seitens der Leiter di<strong>es</strong>er Anstalten<br />

den deutschen Volksgenossen die B<strong>es</strong>ichtigung <strong>zu</strong>gemutet wurde. Es<br />

sind die hier gezeigten Produkte allerdings nur <strong>ein</strong> Teil der in den vorgenannten<br />

Anstalten noch vorhandenen. Es hätten Eisenbahnzüge nicht<br />

gereicht, um die deutschen Museen von di<strong>es</strong>em Schund aus<strong>zu</strong>räumen.<br />

Das wird noch <strong>zu</strong> g<strong>es</strong>chehen haben, und zwar in aller Kürze. Es <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e<br />

Sünde und Schande, dass man die Anstalten mit di<strong>es</strong>em Zeug voll gehängt<br />

hat und die örtliche und anständig lebende deutsche Künstlerschaft<br />

gerade in di<strong>es</strong>en Stätten kaum oder nur schlechte Ausstellungsmöglichkeiten<br />

b<strong>es</strong>itzt.“ 32<br />

Bis vor wenigen Tagen hingen die Me<strong>ist</strong>er der Moderne in Deutschlands<br />

Museen. Im Jahr <strong>1937</strong>. Auf <strong>ein</strong>em Ausstellungsplakat wird <strong>ein</strong> herzlich<br />

unglücklicher Vergleich ang<strong>es</strong>tellt, um <strong>zu</strong> verdeutlichen, was „entartete<br />

Kunst“ sei. Da wird <strong>ein</strong> verliebter Eindruck von <strong>ein</strong>er jungen Frau dem<br />

Bild <strong>ein</strong><strong>es</strong> schnurrbärtigen älteren Arbeiters gegenüberg<strong>es</strong>tellt, wobei<br />

der real<strong>ist</strong>isch gemalte Arbeiter b<strong>es</strong>ser abschneidet. Die Unterschrift<br />

lautet: „Lebensvoller Ausdruck <strong>ein</strong>e deutschen Arbeiters, der nichts<br />

mehr von Verhet<strong>zu</strong>ng und Klassenhass in s<strong>ein</strong>en Zügen zeigt, sondern<br />

sich bewusst <strong>ist</strong>, dass s<strong>ein</strong>e Arbeit gleichberechtigt mit jeder anderen<br />

<strong>zu</strong>m Aufbau d<strong>es</strong> Vaterland<strong>es</strong> beiträgt. Das ausgezeichnete Bild schuf<br />

<strong>ein</strong>e Frau, Else Schmidt von der Velde.“ 33 Das fällt ja auch Gott sei Dank<br />

niemandem auf, dass das Propagandasülz <strong>ist</strong>. Wir sind ja alle bekloppt.<br />

Zusammeng<strong>es</strong>tellt wurde die Ausstellung „Entartete Kunst“ vom Kenner<br />

der Kunst Prof<strong>es</strong>sor Ziegler selbst. Die Dortmunder Zeitung schreibt am<br />

32 Dortmunder Zeitung, 20. Juli <strong>1937</strong>, S. 2<br />

33 Beilage <strong>zu</strong> Zeitungszeugen, Albertas Limited, London 2009<br />

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