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1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

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<strong>1937</strong><br />

Militärs in die Hände“ 6 <strong>zu</strong> spielen. Als Beitrag <strong>zu</strong>r Völkerverständigung<br />

<strong>ist</strong> di<strong>es</strong><strong>es</strong> unmännliche Kratzen und Beißen ganz sicher nicht gedacht.<br />

R<strong>ein</strong>hard Heydrich wendet sich <strong>ein</strong><strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> persönlich an den Geheimdienstchef<br />

Admiral Wilhelm Canaris und bittet ihn um die Überlassung<br />

schriftlicher Unterlagen aus der Zeit der militärischen Zusammenarbeit<br />

d<strong>es</strong> Reich<strong>es</strong> mit der Sowjetunion. B<strong>es</strong>onders lag Heydrich daran, Handschriftproben<br />

der deutschen Generale von Seeckt und von Hammerst<strong>ein</strong><br />

<strong>ein</strong>erseits und vom sowjetischen Marschall Tuchatschewski andererseits<br />

<strong>zu</strong> erhalten. „Außerdem wäre <strong>es</strong> ihm sehr erwünscht, <strong>wenn</strong> die Abwehr<br />

ihm <strong>ein</strong>en Spezial<strong>ist</strong>en <strong>zu</strong>r Verfügung stellen könnte, der in der Nachahmung<br />

von Handschriften erfahren sei. Canaris, der ahnen mochte, was<br />

Heydrich vorhatte, lehnte das Ansinnen rundweg ab.“ 7 Das <strong>ist</strong> sicherlich<br />

nobel, doch Heydrich fragt noch andere Leute mit Verbindungen und er<br />

bekommt schließlich die wertvollen Handschriften. Er lässt belastende<br />

Dokumente anfertigen und mit den Unterschriften versehen, um <strong>ein</strong>ige<br />

der großen sowjetischen Militärs vor den eigenen Leuten bloß<strong>zu</strong>stellen.<br />

Die gefälschten Dokumente werden zwar bei den Proz<strong>es</strong>sen selbst nicht<br />

benutzt, da Stalin viele der Männer so oder so hinrichten lassen will und<br />

k<strong>ein</strong>e Beweise braucht, sondern nur Gerichte, die die Urteile absegnen. 8<br />

Aber vielleicht trug er s<strong>ein</strong> Scherfl<strong>ein</strong> da<strong>zu</strong> bei, dass auch Männer wie<br />

Michail N. Tuchatschewski, der Rote Napoleon, wie man ihn ehrfurchtsvoll<br />

nennt, und weitere führende Offiziere der sowjetischen Armee <strong>zu</strong>m<br />

Tode verurteilt und hingerichtet werden. Irgendwie muss man ja an den<br />

europäischen Lebensraum rankommen, von dem in Hitlers M<strong>ein</strong> Kampf<br />

so viel die Rede <strong>ist</strong>. Doch davon erfährt nicht nur London k<strong>ein</strong> Mensch<br />

nichts, davon erfährt auch Otto Normalverbraucher in Chemnitz nichts.<br />

Schöner <strong>ist</strong> <strong>es</strong> im Moment auf alle Fälle in Frankreich. Dort beginnt jetzt<br />

gerade die Weltausstellung in Paris. Das lockt B<strong>es</strong>ucher von überall an;<br />

auch aus Berlin re<strong>ist</strong> Reichswirtschaftsmin<strong>ist</strong>er Hjalmar Schacht an und<br />

reiht sich <strong>ein</strong> in die internationale Prominenz, die sich in der Stadt der<br />

Liebe an der S<strong>ein</strong>e versammelt hat. Schacht lässt <strong>es</strong> sich nicht nehmen,<br />

den deutschen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung am 24. Mai <strong>1937</strong><br />

persönlich <strong>zu</strong> eröffnen. Eingeweihte im Reich wissen jedoch, dass er die<br />

Veränderungen in Deutschland sehr kritisch begleitet, und lassen di<strong>es</strong>en<br />

6 Oscar Reile, Ostfront, Seite 253<br />

7 Oscar Reile, Ostfront, Seite 253<br />

8 Falin, S. 512<br />

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