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1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

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<strong>1937</strong><br />

ten. Hans Speidel*, nunmehr Leiter der Abteilung „Fremde Heere W<strong>es</strong>t“<br />

beim Generalstab d<strong>es</strong> Heer<strong>es</strong> in der Reichshauptstadt, erinnert sich:<br />

„Im Frühjahr <strong>1937</strong> hatte ich <strong>ein</strong>e Reise General Becks nach Paris vor<strong>zu</strong>bereiten,<br />

die auf Anregung d<strong>es</strong> Militärattaché, General Kühlenthal, und<br />

d<strong>es</strong> Chefs d<strong>es</strong> französischen Generalstabs, General Gamelin, <strong>zu</strong>stande<br />

kam. Zur »Tarnung« wurde <strong>ein</strong> B<strong>es</strong>uch der Weltausstellung angegeben.<br />

Die Reise Becks nach Paris vom 16. bis 20. Juni <strong>1937</strong> sollte s<strong>ein</strong>em Anliegen,<br />

<strong>ein</strong> b<strong>es</strong>ser<strong>es</strong> Verhältnis der beiden Nachbarnationen her<strong>zu</strong>stellen,<br />

dienen. Ich begleitete ihn auf di<strong>es</strong>er Reise und bemerkte den tiefen<br />

Eindruck, den Beck auf die französischen G<strong>es</strong>prächspartner, auch auf<br />

den Kriegsmin<strong>ist</strong>er Daladier und Marschall Pétain machte.“ 11<br />

Hans Speidel weiß sehr gut, warum Beck der rechte Mann <strong>ist</strong>: „Die überragende<br />

Persönlichkeit im Generalstab d<strong>es</strong> Heer<strong>es</strong> war der Chef, General<br />

der Artillerie Ludwig Beck. S<strong>ein</strong>e Ersch<strong>ein</strong>ung war <strong>ein</strong>drucksvoll: <strong>ein</strong><br />

mittelgroßer, schlanker Mann mit <strong>ein</strong>em schmalen Kopf, nach Eduard<br />

Spranger dem »<strong>ein</strong><strong>es</strong> Denkers, den s<strong>ein</strong> Berufsweg auf den b<strong>es</strong>onderen<br />

Zweig strategischen Denkens geführt hat«. S<strong>ein</strong>e durchge<strong>ist</strong>igten G<strong>es</strong>ichtszüge<br />

verrieten Selbstbeherrschung und Disziplin. Die Lauterkeit<br />

s<strong>ein</strong><strong>es</strong> Charakters ver<strong>ein</strong>igte sich mit <strong>ein</strong>em scharf g<strong>es</strong>chliffenen Ge<strong>ist</strong>,<br />

der durch <strong>ein</strong>e umfassende Bildung bereichert wurde. Von großer B<strong>es</strong>cheidenheit<br />

und Vornehmheit, von hoher Pflichtauffassung geprägt,<br />

lebte er nach der Moltk<strong>es</strong>chen Forderung »mehr s<strong>ein</strong> als sch<strong>ein</strong>en«. Wie<br />

s<strong>ein</strong> großer Vorgänger Moltke verkörperte Beck den Typ d<strong>es</strong> Generalstabschefs<br />

vollkommen. Er fasste die Aufgabe d<strong>es</strong> Generalstabs nicht<br />

eng, sondern stellte <strong>sie</strong> in <strong>ein</strong>en größeren Rahmen. Dabei betonte er vor<br />

allem die ethischen Grundlagen. Wie <strong>ein</strong>st Gneisenau suchte er durch<br />

Kriegsakademie und militärische Bildungsanstalten <strong>ein</strong>e Verbindung<br />

der Armee mit dem deutschen Ge<strong>ist</strong><strong>es</strong>leben <strong>zu</strong> schaffen, der Generalstab<br />

sollte unabhängig, innerlich frei <strong>zu</strong> <strong>ein</strong>er typusbildenden Kraft werden.<br />

Beck wurde in s<strong>ein</strong>er erzieherischen Aufgabe nicht müde, die Persönlichkeit<br />

<strong>zu</strong> bilden, den Funktionär aus<strong>zu</strong>schalten. Doch s<strong>ein</strong>e Gedanken<br />

und Ideale konnte er bei der <strong>zu</strong>nehmenden Amoralität d<strong>es</strong> Regim<strong>es</strong><br />

nicht durchsetzen. Bei s<strong>ein</strong>en Übungsreisen, den Kriegs- und Planspielen,<br />

waren Taktik und Strategie für Beck nie <strong>ein</strong> starr<strong>es</strong> Dogma, sondern<br />

stets Bewegung, lebendige Kraft.“ 12<br />

11 Speidel, S. 70<br />

12 Speidel, S. 69f.<br />

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