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1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

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<strong>1937</strong><br />

Männer – warum auch immer – der wild<strong>es</strong>ten Verbrechen für schuldig<br />

erklärt haben sollen. Wer weiß, was <strong>sie</strong> mit denen <strong>zu</strong>vor gemacht hatten.<br />

Danach wurden die alle umgebracht. Solche Zustände wollen <strong>sie</strong> auf gar<br />

k<strong>ein</strong>en Fall bei sich in England bekommen. Das will selbstverständlich<br />

auch in Frankreich k<strong>ein</strong>er. Oder doch? Aber nicht doch! Erst allmählich<br />

wird das Ausmaß der Greuel in der Sowjetunion bekannt – wobei jeder<br />

di<strong>es</strong>e Meldungen anders aufnimmt: als antisowjetische Propaganda, als<br />

schauerlichen Beweis für das W<strong>es</strong>en di<strong>es</strong><strong>es</strong> Bolschewismus oder als was<br />

auch immer. Richtig <strong>ist</strong>, dass <strong>1937</strong> und 1938 drei von fünf Marschällen<br />

der Sowjetunion hingerichtet werden. Das betrifft im Einzelnen Michail<br />

Tuchatschewski, Alexander Jegorow und Wassili Blücher. Weiter betrifft<br />

das elf Stellvertreter der Volkskommissars für Verteidigung, 75 der 80<br />

Mitglieder d<strong>es</strong> Obersten Kriegsrat<strong>es</strong> und 14 der 16 Armeekommandeure.<br />

Umgebracht oder schikaniert werden alle acht Admirale d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong>, die<br />

allerme<strong>ist</strong>en Korpskommandeure, 136 von 199 Divisionskommandeuren<br />

und 221 Brigadekommandeure. Sie alle haben Namen, <strong>ein</strong>e Biographie<br />

und <strong>ein</strong>e Familie, doch so genau will das in London gar niemand wissen.<br />

Einerseits hatten <strong>sie</strong> dort genau vor den Soldaten Angst, die bald tot s<strong>ein</strong><br />

werden, und andererseits sind di<strong>es</strong>e toten Soldaten der lebende Beweis<br />

dafür, dass man den Kommunismus schon ganz richtig <strong>ein</strong>g<strong>es</strong>chätzt hat.<br />

Da muss k<strong>ein</strong>e Stat<strong>ist</strong>ik auch noch die Anzahl der Offiziere und Soldaten<br />

niederer Dienstgrade aufl<strong>ist</strong>en, um London vor jener Gefahr <strong>zu</strong> warnen,<br />

die der Bolschewismus in sich birgt. Es sind mehrere Zehntausend. Die<br />

Zahl derer, die in Deutschland <strong>1937</strong> in Konzentrationslagern <strong>ein</strong>g<strong>es</strong>perrt<br />

sind, <strong>ist</strong> jedenfalls nicht höher – und die leben hinter dem Draht weiter,<br />

und das <strong>ist</strong> nicht so endgültig wie gefoltert und dann hingerichtet – sagt<br />

man sich vermutlich in London. Dort denkt man sicher auch, dass also<br />

diejenigen in Deutschland wegg<strong>es</strong>perrt bleiben, die Untaten vollbringen<br />

könnten, wie <strong>sie</strong> in der Sowjetunion jetzt an der Tag<strong>es</strong>ordnung sind.<br />

In London weiß man natürlich nicht, dass Berlin im Hintergrund an der<br />

Aktion beteiligt <strong>ist</strong>. R<strong>ein</strong>hard Heydrich aus Halle an der Saale, der Chef<br />

der Geheimen Staatspolizei oder auch G<strong>es</strong>tapo, will die Krisensituation<br />

in Moskau ausnutzen, um das sowjetische Militär <strong>zu</strong> schwächen. Er kam<br />

Anfang d<strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> <strong>1937</strong> schon auf die Idee, über „die Geheime Staatspolizei<br />

dem sowjetrussischen Geheimdienst – OGPU – auf dem Wege über<br />

den tschechischen Nachrichtendienst gefälschte Schriftstücke über angebliche<br />

Verratshandlungen Tuchatschewskis und anderer russischer<br />

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