download pdf (29 MB) - Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
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jüngeren Zeiten stehen die in den Pollenspektren reduzierten Fagus-Anteile eindeutig mit der<br />
anthropogenen Waldnutzung in Zusammenhang. Dies dürfte auch für die vorangehenden<br />
Jahrhunderte zutreffen.<br />
Die Fagus-Fluktuationen sind nicht auf saisonal bedingte unterschiedliche Blühintensitäten<br />
zurückzuführen und auch nicht die Folge natürlich bedingter Waldregenerationsphasen,<br />
die sich räumlich und zeitlich differenziert vollziehen. Episodisch auftretende Klimaschwankungen<br />
sind als alleinige Ursache für die Änderungen des Rotbuchenanteils ebenfalls<br />
unwahrscheinlich. Die Abnahme des Schattholzes Rotbuche ist auch nicht ökologisch<br />
bedingt, da lichtbedürftigere Gehölze wie Corylus oder Acer gegenläufig zunehmen.<br />
Baumpollenschwankungen sind indirekte „anthropogenic indicators" (BEHRE 1981). Im<br />
Mittelgebirge kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu, da wechselnde Pollenanteile von<br />
Gehölzen mit durchschnittlicher oder geringer Pollenverbreitungskapazität Veränderungen in<br />
der Montanvegetation anzeigen. In Kombination mit Anstiegen von Pollen des Wildgras-<br />
Typs, von Nichtbaumpollen oder siedlungsanzeigenden Krautpollen weisen Baumpollenschwankungen<br />
Waldauflichtungen nach. Wahrscheinlich hängen die Rotbuchenschwankungen<br />
im Vogelsberg mit extensiver Waldnutzung zusammen; in Betracht kommen dabei Holzentnahme,<br />
Waldrodung, Brennholzgewinnung und Waldweide.<br />
Möglicherweise wurde das Holz von Fagus für die Holzkohleproduktion verwendet. In<br />
diesem Falle ist anzunehmen, daß der Rotbuchenwald bei langen Umtriebszeiten in einer Art<br />
Stangenholzwirtschaft genutzt wurde. Stockholzbetrieb ist am Bodensee bereits für das Jungneolithikum<br />
nachgewiesen (BILLA<strong>MB</strong>OZ 1985). Latenezeitliche Meiler- und Hüttenplätze im<br />
Siegerland belegen die Verwendung von Stangenholz aus Rotbuche für die Holzkohlengewinnung<br />
(POTT 1992b). Es ist anzunehmen, daß auch im Hohen Vogelsberg im Verlaufe des<br />
Subatlantikums stellenweise niederwaldartig bewirtschaftete Rotbuchenwälder infolge extensiver<br />
Waldnutzung entstanden.<br />
Während der Bronzezeit entwickelten sich zunehmend rotbuchenreiche Wälder anstelle<br />
haselreicher Laubmischwälder. In frühen Phasen der Ausbreitung von Rotbuche fallen<br />
erhöhte Werte der Siedlungszeiger und der Holzkohlenfragmente mit Gipfeln von Fagus und<br />
Tiefständen von Corylus zusammen. Im Verlauf der jüngeren Bronzezeit und der frühen<br />
Eisenzeit wurde die Rotbuche im Oberwald vorherrschend. Nun sind höhere Werte der Siedlungszeiger<br />
vorwiegend mit sinkenden Anteilen von Fagus verknüpft, und es liegt nahe anzunehmen,<br />
daß Fagus durch anthropogene Nutzung beeinträchtigt wurde. Holz von Rotbuche<br />
wurde wahrscheinlich ebenso wie zuvor dasjenige von Corylus (Hasel) zur Holzkohlenproduktion<br />
verwendet; dies dürfte mit dem Aufkommen der prähistorischen Metalltechnologie in<br />
Verbindung stehen.<br />
Von der vorrömischen Eisenzeit bis etwa um 1800 waren Rotbuchenwälder für den<br />
Hohen Vogelsberg kennzeichnend. Die für diese Zeit im Pollendiagramm Breungeshainer<br />
Heide erkennbaren Fagus-Schwankungen belegen eine Form prähistorischer und historischer<br />
Waldnutzung. Wenngleich die Veränderungen der Rotbuchenprozentpunkte sich weitgehend<br />
entsprechen, bezeugen die höheren Anteile der Nichtbaumpollen während des jüngeren Subatlantikums<br />
die deutlich intensivere anthropo-zoogene Nutzung des Montanwaldes in den<br />
jüngeren Perioden.<br />
Im Verlauf des frühen und mittleren Subatlantikums sind in den Vogelsberger Pollendiagrammen<br />
nur wenige Pollen des Getreide-Typs nachgewiesen worden. Wegen der Höhenlage<br />
des Untersuchungsgebietes (> 700 m ü. NN) ist auch nicht anzunehmen, daß im Oberwaldplateau<br />
Ackerbau betrieben wurde. Die Zurückdrängung von Rotbuche im Vogelsberg war<br />
demnach nicht mit Waldfeldbau gekoppelt. Im Unterschied zum Schwarzwald, dem Siegerland<br />
und dem Hunsrück ist letzterer für den Vogelsberg archivalisch nicht belegt. In den Sie-<br />
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