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download pdf (29 MB) - Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt

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Vor allem FÖRSTEMANN aber auch SCHRÖDER deuten die Bezeichnung Hain allerdings<br />

eher als Bewachsungsnamen. Ein Hain ist danach ein „Ort mit reichem Heckenbewuchs, der<br />

nachmals gerodet wurde" oder aber auch ein „ausgelichtetes Gehölz, welches in Dorngeheck<br />

überging."<br />

In jedem Falle geht aus diesen Waldortsnamen hervor, daß das Gebiet des heutigen Naturwaldreservates<br />

durch die Bewohner der Ortschaften Rudingshain und Breungeshain, vor<br />

allem durch Waldweide, aber auch Holznutzung, im 17. Jahrhundert genutzt wurde.<br />

Es ist daher zweifellos auch kein Zufall, wenn ausgehend von der ortsnah gelegenen Feldmark<br />

in das Waldesinnere hinein allein durch die Waldortsbenennung eine abnehmende Intensität<br />

und tw. Änderung der Nutzung ablesbar ist. Sowohl aus Richtung Rudingshain, als auch<br />

aus Richtung Breungeshain sprechen Waldortsnamen im Übergangsbereich von Feld zum<br />

Wald von den Hainer Wiesen, die später in die Hainer Hecken übergehen, bevor schließlich<br />

der Hainer Wald erreicht wird. Hainer Hecken und Hainer Wiesen sind durch den Haintrieb<br />

verbunden.<br />

Auch andere Waldortsnamen in unmittelbarer Nähe des heutigen Naturwaldreservates<br />

lassen Rückschlüsse auf die Nutzung des Umfeldes zu. So schließen im Norden und Nordosten<br />

an das Naturwaldreservat angrenzend Waldorte an, die auf die Ausübung der Köhlerei<br />

schließen lassen (Kohleswiesen, Kohlplatte, Försterskohle, Aschenofen, Gleiche Kohle u. a.).<br />

Wieder andere Waldortsnamen deuten die hier bekannte Gewinnung von Eisenerz an<br />

(Auf der Rothen Erden, Kleine Rothe Erde, Große Rothe Erde). In Ortsnähe zu Rudingshain<br />

und westlich des heutigen Naturwaldreservates gelegene Flächen lassen durch ihre Benennung<br />

den Schluß zu, daß Eisenschmieden betrieben wurden (Schmiedswies, Schmiedcella,<br />

Schmiedrasen).<br />

Im Westen des Naturwaldreservates, sowohl im Hainer Wald als auch in den Hainer<br />

Hecken, befanden sich mit dem „Oberste Neu Ding" und „Unterste Neu Ding" der Flurnamendeutung<br />

nach sog. Gerichtsplätze (Thing), auf denen bei Verstößen vor allem gegen die<br />

zugelassene Nutzung in Wald und Flur Recht gesprochen wurde.<br />

Innerhalb des Naturwaldreservates im Bereich des Waldorts Hainer Hecke und nahe dem<br />

heutigen „Heenerhäuschen" deuten Bezeichnungen der EiFFERTschen Karte von 1758 auf<br />

kleine Bretterverschläge, in denen die Weidetiere in der Nacht, bzw. bei schlechtem Wetter<br />

gehalten wurden (sog. Krebe, Krebslache), hin. Es wird in diesem Zusammenhang vermutet,<br />

daß, wie oft im rauhen Klima des Vogelsberges, die Tiere nicht nur während der Hauptweidezeit<br />

vom Frühling bis Herbst in den Wald getrieben wurden, sondern auch im Winter dort<br />

tw. verblieben, da der Wald am ehesten Schutz vor schlechter Witterung bieten konnte und im<br />

Ort oft kein ausreichender Stallraum zur Verfügung stand.<br />

Weitere Waldortsnamen für benachbarte Waldflächen geben Hinweise auf die zur Waldweide<br />

getriebenen Tiere: So wird auf alten Karten im nördlichen Bereich des Naturwaldreservates<br />

ein Waldort Ziege Stieg, ein anderer Kuhwald oder Blumenbrunn ( Blume = „bluombesuch"<br />

= Umschreibung für Weide: „Das Vieh besuchte die Blumen") genannt. Unklar ist die<br />

Deutung der auf der EiFFERTschen Karte von 1758 mehrfach verzeichneten Salzlacke. Die<br />

Flurnamenforschung weist gerade für den Bereich Vogelsberg und Wetterau darauf hin, daß<br />

hier Rückschlüsse auf Schafweiden gezogen werden können, da es üblich war, vor allem für<br />

Schaflämmer Salzlecken in den Weidegebieten anzulegen. Andererseits stellt die „Ordnung<br />

nach welcher auf denen Buß-Sätzen in denen Ober-Forsten Romrod, Battenberg und Eichelsachsen<br />

die Forst- und Jagd-Frevel gestrafft werden sollen" von 1777 den „Frevel Nr. 160"<br />

mit 3 fl. unter Strafe, „wenn ein Hirt nicht 150 Schritt weit von der Salzlacke bleibt und dieselbe<br />

ausätzen läßt." - Es scheint wahrscheinlicher, daß auf der später noch eingehend zu<br />

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