download pdf (29 MB) - Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
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„Bei der Pflanzung von Buchen stoßen wir auf ein bedenkliches Itom (Schwierigkeit),<br />
nämlich den mangelnden Vorrat an tüchtigem Kulturmaterial, da Buchenpflänzlinge gänzlich<br />
fehlen und solche der anderen Holzarten (gemeint sind Laubholzarten) im Verhältnis des<br />
Bedarfes bis jetzt nur spärlich vorhanden wenn wir eine der Eigenart der Buche wenigstens<br />
einigermaßen entsprechende Stellung der Pflänzlinge nehmen, wie sie etwa durch die<br />
weiter oben bezeichnete Pflanzweite von 1 Fuß innerhalb der 2 Fuß voneinander gestellten<br />
Reihen dargestellt wird, dann sind 20.000 Pflanzen pro Morgen (80.000 pro Hektar!) nötig,<br />
was bei einem Wirtschaftsganzen von 9.000 Morgen im Oberwald und somit einer Verjüngungsfläche<br />
von 1.500 Morgen nicht weniger als 30 Millionen (!) Pflänzlinge ergibt. ...Freilich<br />
werden wir nicht zur reinen Fehmelwirtschaft zurückkehren wollen, auch das Holz nicht<br />
mehr stets und allerwärts in den Verjüngungschlägen aufschichten, oder Ochsenherden jene<br />
durchstreifen lassen, weil sie eben nicht zu haben sind, wenn auch in letzterer Hinsicht ein<br />
vollkommen gelungener Versuch im kleinen mit Vieheintrieb in der Oberförsterei Grebenhain<br />
gemacht worden ist. ...nichts liegt uns ferner, als eine Zurückführung zur früheren Fehmelwirtschaft,<br />
vielmehr haben wir durch spezielle Lokalitätsverhältnisse bedingte Modifizierung<br />
unserer Schlagwirtschaft, die ja doch auch nicht umhin kann zu fehmein oder eine verfeinerte<br />
regulierte Plenterwirtschaft im Auge, die weit entfernt der Gedankenlosigkeit und Trägheit zu<br />
dienen, vielmehr gerade im Gegenteil die meiste Überlegung und unverdrossenste Tätigkeit<br />
erfordert. ...wenn man somit, um es mit einem Wort zu sagen, bei der Verjüngung und Nachlichtung<br />
etwas mehr auf den Hauptzweck der Bestandsbegründung, als auf der sekundären<br />
sofortigen Gleichförmigkeit und Regelmäßigkeit der jungen Bestände sehen wollte, dann<br />
würde sich dadurch gewiß ein gutes Stück Weg nach dem Endziel zurücklegen lassen. Die<br />
absolute Gleichmäßigkeit der jungen Hegen, auf die man bisher soviel Gewicht legt, hat<br />
gerade in Lagen wie den fraglichen im Oberwald auch ihre nicht zu verkennenden Schattenseiten.<br />
Die Vorsorge gegen Kalamitäten kann darin gefunden werden, daß überhaupt die<br />
Erziehung reiner Buchenbestände weniger scharf ins Auge gefaßt und durch sofortige Auspflanzung<br />
der Fehlstellen mit Fichten, Eschen, Ahorn, die baldmöglichste Deckung des<br />
Bodens angestrebt würde. ..."<br />
Forstmeister ALEXANDER NßiDHARDt läßt sich in seinem sehr umfangreichen Gutachten<br />
weiter aus über spezielle Kulturverfahren und auch über die Frage der Beimengung der Fichte<br />
in Buchenbestände.<br />
Dieses Gutachten läßt durch seine Konsequenzen aus der bis dahin betriebenen Waldwirtschaft<br />
Rückschlüsse zu, mit welchen waldbaulichen und technischen Problemen beim<br />
Umgang mit Buchen-Beständen im Oberwald (einschließlich Naturwaldreservat) im vergangenen<br />
Jahrhundert gearbeitet werden mußte. Es legt jedoch auch eindrucksvoll Zeugnis davon<br />
ab, wie zukunftsweisend, gerade auch im Hinblick auf die heute bevorzugte naturgemäße<br />
Bewirtschaftung unserer Wälder, verantwortungsbewußte Forstleute vor mehr als 100 Jahren<br />
bereits dachten und arbeiteten.<br />
Daß sich der Bereich der Hainer Hecke (Abt. 134) im Jahre 1840 so vollkommen natürlich<br />
verjüngt hat, könnte darauf schließen lassen, daß zu diesem Zeitpunkt die Waldweide in<br />
dem Bereich des Naturwaldreservates gänzlich verboten war. An anderer Stelle wurde schon<br />
darauf hingewiesen, daß die ehemals hohen Wildbestände, insbesondere auch von Rotwild,<br />
im Bereich des Naturwaldreservates zum Zeitpunkt der Verjüngung der heutigen Bestände<br />
offensichtlich sehr stark reduziert gewesen sein müssen. Ein Hinweis darauf befindet sich in<br />
einer Abhandlung aus dem Jahre 1850 in der Allgemeinen Forst- und Jagd-Zeitung. Hier heißt<br />
es: „1841 ist das Rotwild im Vogelsberg durch die schon lange vorgenommene Verpachtung<br />
der landesherrlichen Waldungen fast ganz vertilget und selbst der Rehbestand ist außerordentlich<br />
heruntergekommen. Das von den Geschossen des souveränen Volkes 1848/49 verschont<br />
gebliebene Wild ist durch die Strenge des Winters 1850 vollends zugrunde gerichtet<br />
worden, so daß man in welcher Richtung man auch den Wald durchstreifen mag, nur selten<br />
noch einen flüchtigen Rehbock sieht. Auch die Hasen sind so zusammengeschmolzen, daß es<br />
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