28.12.2013 Aufrufe

jahresbericht 2012 - Naturhistorisches Museum Wien

jahresbericht 2012 - Naturhistorisches Museum Wien

jahresbericht 2012 - Naturhistorisches Museum Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

05<br />

Der Reinraum<br />

Arbeitsschwerpunkte <strong>2012</strong><br />

Das Jahr <strong>2012</strong> stand im Zeichen umfangreicher<br />

Modernisierungs- und Umbauarbeiten sowie der<br />

Inbetriebnahme und Etablierung der neuen Einrichtungen,<br />

die mit der Gründung der neuen Abteilung<br />

einhergingen.<br />

Analytische Elektronenmikroskopie<br />

Die komplette Modernisierung der Analytischen<br />

Elektronenmikroskopie konnte aufgrund der vom<br />

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur<br />

dem NHM zur Verfügung gestellten Mittel realisiert<br />

werden. Bereits 2011 wurde die Adaptierung<br />

der Räume von Dr. Brandstätter eingeleitet. <strong>2012</strong><br />

wurde die veraltete Elektronenmikrosonde durch<br />

eine hochmoderne FEG-Mikrosonde mit Feldemissionskanone<br />

der japanischen Firma JEOL ersetzt,<br />

die neben mikroskopischen Aufnahmen eine präzise<br />

Elementanalytik (bis in den ppm-Bereich) sowie<br />

die Analyse von Partikeln im Nanometerbereich<br />

erlaubt. Sie wird für die präzise Mikroanalyse verschiedenster<br />

Materialien (Meteoriten, Mineralien,<br />

Gesteine, Edelsteine, aber auch von Artefakten, etc.)<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Das neue Rasterelektronenmikroskop (JEOL JSM-<br />

6610LV), ein Niedervakuum-REM mit extragroßer<br />

Probenkammer und verschiedenen analytisch-spektroskopischen<br />

Zusatzeinrichtungen, dient der mikroskopischen<br />

Untersuchung von Objekten mit bis<br />

zu 300.000-facher Vergrößerung. Es ermöglicht außerdem<br />

chemische Analytik und kristallographische<br />

Das neue Rasterelektronenmikroskop<br />

Untersuchungen. Die neu installierte Anlage zur<br />

Probenbedampfung ermöglicht eine Bedampfung<br />

mit Kohlenstoff oder Platin mit einer Genauigkeit<br />

von 0,1 nm. Ein besonderer Vorteil ist die Niedervakuumfunktion,<br />

die eine Untersuchung von Proben<br />

ohne vorherige Präparation sowie eine sehr große<br />

Bandbreite an Proben erlaubt. Es ist dadurch möglich,<br />

den Anwendungsbereich der Elektronenmikroskopie<br />

am NHM erheblich zu vergrößern und für<br />

Fragestellungen der biologischen Abteilungen noch<br />

attraktiver zu machen. Die Großgeräte der Analytischen<br />

Elektronenmikroskopie stehen als Supporteinheit<br />

sämtlichen Abteilungen für wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zur Verfügung.<br />

Als besonderes „Highlight“ für <strong>Museum</strong>sbesucher<br />

wurde ein Tisch-REM erworben, das im Schausaal 21<br />

(Mikrokosmos) installiert wurde. Das Gerät erreicht<br />

bis zu 40.000-fache Vergrößerung und ist für eine<br />

große Bandbreite von Proben ohne spezielle Präparation<br />

geeignet. Es eignet sich daher besonders gut,<br />

den Besuchern die Elektronenmikroskopie näherzubringen.<br />

Umbauarbeiten im Labor für Molekulare Systematik<br />

Der Umbau und Ausbau des Labors für Molekulare<br />

Systematik umfasste die Schaffung von Büro- und<br />

Computerarbeitsplätzen sowie die Einrichtung eines<br />

state of the art DNA-Reinraumes. In diesem können<br />

DNA-Extraktionen kontaminationsfrei durchgeführt<br />

werden. Kontamination mit Fremd-DNA diverser<br />

Organismen – vor allem menschliche DNA ist allgegenwärtig<br />

– stellt eine wesentliche Fehlerquelle<br />

bei molekular-systematischen Untersuchungen dar,<br />

wenn nämlich versehentlich kontaminierende DNA-<br />

Sequenzen anstelle der DNA aus den jeweiligen Forschungsobjekten<br />

isoliert werden. Dies ist besonders<br />

problematisch, wenn das Material alt und die zu untersuchende<br />

DNA von schlechter Qualität ist („ancient<br />

DNA“), wie z.B. bei DNA-Analysen von <strong>Museum</strong>spräparaten.<br />

Da viele der am Labor für Molekulare<br />

Systematik laufenden Forschungsprojekte auch auf<br />

der DNA-Analyse von <strong>Museum</strong>smaterial basieren,<br />

war die Einrichtung eines DNA-Reinraums ein langgehegter<br />

Wunsch, der nun realisiert wurde. Spezielle<br />

Filteranlagen und Dekontamination mittels UV-<br />

Strahlung gewährleisten nun kontaminationsfreies<br />

Arbeiten. Neben der Etablierung des Reinraums<br />

konnten die Räumlichkeiten für Büroarbeitsplätze<br />

erweitert werden. Zusätzliche Arbeitsplätze stehen<br />

nun Projektmitarbeitern, Studenten und Gastforschern<br />

zur Verfügung.<br />

Forschung im Labor für Molekulare Systematik<br />

Durch die umfangreichen Umbauarbeiten im Labor<br />

für Molekulare Systematik war <strong>2012</strong> der Forschungsbetrieb<br />

nur eingeschränkt möglich. Demensprechend<br />

war das Jahr vornehmlich der Datenanalyse<br />

und Manuskripterstellung gewidmet. Erfreulich ist,<br />

dass dennoch drei Diplomandinnen, Mag. Laura<br />

Zopp, Mag. Katharina Jaksch und Mag. Anja Engleder,<br />

unter diesen Voraussetzungen ihr Diplomstudium<br />

erfolgreich abschließen konnten. Die beiden<br />

erstgenannten absolvierten ihre Arbeit im Rahmen<br />

des Projekts „Alpine Landschnecken“. Im Zentrum<br />

von Mag. Laura Zopps Diplomarbeit stand die in den<br />

österreichischen Alpen endemische Zylinderfelsenschnecke<br />

Cylindrusobtusus. Die morphometrischen,<br />

anatomischen und histologischen Untersuchungen<br />

Arbeiten in den Zentralen Forschungslaboratorien<br />

sollten zur Klärung der Frage beitragen, ob in den<br />

östlichen Populationen dieser Art Selbstbefruchtung<br />

als Reproduktionsmodus vorherrscht. Mag. Katharina<br />

Jaksch behandelte in ihrer Diplomarbeit, in der<br />

morphologische und genetische Analysen kombiniert<br />

wurden, die innerartliche Differenzierung der<br />

gitterstreifigen Schließmundschnecke Clausiladubia.<br />

Mag. Anja Engleder setzte mit ihren molekulargenetischen<br />

Untersuchungen südafrikanischer Eidechsen<br />

(Lacertidae) ein Projekt fort, das der ehemalige<br />

Leiter des Labors, Dr. Werner Mayer, vor einigen Jahren<br />

startete. Die bisherigen Publikationen zur Stammesgeschichte<br />

der Lacertiden, die diesem Projekt<br />

entsprangen, ließen etliche Fragen offen, die durch<br />

die Analyse neuer, bisher kaum verwendeter Gensequenzen<br />

geklärt werden sollten.<br />

Ein dritter Forschungsschwerpunkt – eine Kooperation<br />

zwischen der 3. Zoologischen Abteilung (Dr.<br />

Helmut Sattmann) und den Zentralen Forschungslaboratorien<br />

(Dr. Luise Kruckenhauser, Priv.-Doz. Dr.<br />

Elisabeth Haring) – befasst sich mit der genetischen<br />

Differenzierung höhlenbewohnender und freilebender<br />

Populationen der Fischart Garrabarreimiae im<br />

Sultanat Oman. Im Zuge der heurigen Forschungsreise<br />

in den Oman konnte umfangreiches Probenmaterial<br />

aus Oberflächengewässern und höhlenbewohnenden<br />

Populationen gesammelt werden.<br />

Experimentell befindet sich dieses Projekt in einem<br />

wichtigen Stadium, da erstmals Daten aus einer Genomsequenzierung<br />

(Next-Generation-Sequencing)<br />

nutzen, um neue genetische Marker für Populationsanalysen<br />

zu gewinnen.<br />

<strong>jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> | naturhistorisches museum wien<br />

146 147

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!