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20<br />
Träume leben<br />
Mir wur<strong>de</strong> dann ein an<strong>de</strong>res Pferd versprochen, allerdings ist<br />
dann erst mal nichts mehr passiert. Eine an<strong>de</strong>re Geschichte war<br />
<strong>de</strong>r Sattel – <strong>de</strong>r wichtigste Ausrüstungsgegenstand für so eine<br />
Tour. Nach viel Rumhören stellte sich heraus, dass <strong>de</strong>r benachbarte<br />
Rancher und Sattler einen gebrauchten Sattel verkaufen<br />
könnte. Wir trafen uns also auf halbem Weg in <strong>de</strong>r Pampa. Es<br />
dämmert e schon, aber <strong>de</strong>r Sattel machte einen guten Eindruck.<br />
Ich sagte zu, wollte aber noch eine kleine Än<strong>de</strong>rung am Zaumzeug.<br />
Wir verabre<strong>de</strong>ten, dass ich <strong>de</strong>n Sattel in ein paar Tagen<br />
abhole n wür<strong>de</strong>. Dabei beging ich dann einen Riesenfehler.<br />
Wolltest du <strong>de</strong>n Sattel runterhan<strong>de</strong>ln?<br />
Schlimmer. Ich ritt mit Orlandos Bru<strong>de</strong>r Adrian <strong>zum</strong> Nachbarn.<br />
Bei Tageslicht sah <strong>de</strong>r Sattel recht abgewetzt aus, die Bügel waren<br />
»Die Unendlichkeit <strong>de</strong>r Pampa hat<br />
mich fertiggemacht. Irgendwann<br />
taucht ein Vulkankegel auf, auf <strong>de</strong>n<br />
reitest du dann fünf Tage zu …«<br />
verrostet. Ich sagte dann, dass das ja vielleicht gar nicht <strong>de</strong>rselbe<br />
Sattel sei. Ganz schlecht, damit hatte ich <strong>de</strong>n Nachbarn <strong>de</strong>r Lüge<br />
bezichtigt – und wur<strong>de</strong> sofort vor die Tür gesetzt. Rumms!<br />
Er war beleidigt, und du hattest immer noch keinen Sattel …<br />
Adrian hat mir dann viel über <strong>de</strong>n Ehrenko<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Gauchos<br />
erzähl t. Schließlich bat ich ihn, noch mal beim Nachbarn anzurufen.<br />
Dann habe ich eine Art Büßerritt zur Nachbarranch unternommen<br />
– ohne Satte l. Mit wundgescheuertem Hintern und einer<br />
Flasche Wein unterm Arm sprach ich vor und entschuldigte mich.<br />
Wir tranken zusammen Mate-Tee, und die Sache war vergessen.<br />
Dann konntest du endlich los?<br />
Irgendwann hatte ich alles beisammen, auch das zweite Pferd.<br />
Über einen Monat hatte die Vorbereitung gedauert. Aber diese<br />
Phase hatte auch viel Positives. In Orlandos Familie war ich total<br />
integriert, half auf <strong>de</strong>r Ranch und durfte auch beim jährlichen<br />
Viehtrieb mitmachen. Da wer<strong>de</strong>n die Rin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m ganzen<br />
Gebie t über die Kordilleren in <strong>de</strong>n Pferch getrieben, die Jungrin<strong>de</strong>r<br />
neu markiert und gefährliche Hörner abgeschliffen. Ein<br />
richtiges Gaucho-Volksfest.<br />
Als ich dann endlich mit vielen Umarmungen verabschie<strong>de</strong>t<br />
wurd e, fiel ich nach drei Metern gleich vom Pferd. Der Führstrick<br />
<strong>zum</strong> Packpferd hatte sich im Schweif vom Reitpferd verhed<strong>de</strong>rt,<br />
dieses erschreckte sich und buckelte los. Orlando und seine<br />
Famili e schauten mich besorgt an. Wahrscheinlich dachten sie,<br />
ich käme schon am nächsten Morgen wie<strong>de</strong>r zurück von meinem<br />
großen Ritt.<br />
Wie lange dauerte <strong>de</strong>r Ritt dann tatsächlich?<br />
Dreieinhalb Monate. Nach ein paar Tagen hatten sich die Pfer<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>n neuen Rhythmus gewöhnt und wur<strong>de</strong>n ruhiger, ich konnte<br />
sie abwechselnd als Reit- und Packpferd nutzen. Dafür realisierte<br />
ich nach und nach, dass ich mir völlig falsche Vorstellungen von<br />
<strong>de</strong>r Landschaft gemacht hatte. Südlich von Mendoza ist<br />
inzwische n fast alles Wei<strong>de</strong>land von US-Amerikanern gekauft und<br />
eingezäunt. Frei querfel<strong>de</strong>in zu reiten, wie ich es mir ausgemalt<br />
hatt e, ging praktisch nicht, wir mussten meist Wegen und Straßen<br />
folgen. Richtig in die Wildnis kam ich nicht. Außer<strong>de</strong>m wusste<br />
ich, dass ich <strong>de</strong>m Winter entgegenritt – bei <strong>de</strong>r Vorbereitung war<br />
einfach zu viel Zeit draufgegangen, und ich war erst im Spätherbst<br />
gestartet, viel später als geplant.<br />
Die Highlights Patagoniens erkun<strong>de</strong>t Horst dann doch per Bus.<br />
War die lang erträumte Tour also ein Flop?<br />
So weit wür<strong>de</strong> ich nicht gehen. Hochs und Tiefs zeichnen eine<br />
Reise ja erst aus. Es gab schöne Erlebnisse, Übernachtungen auf<br />
kleinen Ranches und auf Dorf-Fußballplätzen – Letzteres ein guter<br />
Tipp aus einem Buch von Günter Wamser, <strong>de</strong>r selbst jahrelang<br />
durch Südamerika geritten ist. Richtig toll waren die Wie<strong>de</strong>rsehen<br />
mit <strong>de</strong>n Leuten, die mir auf <strong>de</strong>m Hinweg geholfen hatten – nach<strong>de</strong>m<br />
ich umgedreht hatte, kam ich Wochen o<strong>de</strong>r Monate später<br />
wie<strong>de</strong>r vorbei, und man kannte sich schon. Mit Pfer<strong>de</strong>n wirst du<br />
ganz an<strong>de</strong>rs wahrgenommen, da bist du nicht <strong>de</strong>r typische Tourist,<br />
<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Auto durchrast. Und oft war das Gefühl von Freiheit<br />
und Abenteuer schon da. Aber unterm Strich hat mich die Tour<br />
nicht so begeistert, wie ich wahrscheinlich erhofft hatte. Was<br />
mich richtig fertiggemacht hat, ist diese Unendlichkeit <strong>de</strong>r ><br />
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