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98 Traumtour
Traumtour 99
… radeln sie von Münch en in die
Berge, klettern auf die Z ugspitze
und paddeln auf der Isar wieder
heimwärts.
Text: Ingo Wilhelm | Fotos: Sebastian Stiphout
Der Balanceakt über dem Abgrund: geschafft. Der spaltenreiche
Gletscher: überwunden. Die Kletterei in der gigantischen Felswand:
gemeistert. Als Luca und Sebastian Stiphout den Grat
erklimmen und das Gipfelkreuz erblicken, hält der Neunjährige inne.
Luca dreht sich um, drückt sich an seinen Papa und fängt an zu weinen
vor lauter Spannung und Freude, weil der höchste Punkt Deutschlands
und damit der Höhepunkt ihrer Traumtour gleich erreicht ist. Da kann
auch Sebas tian die Tränen nicht zurückhalten. Es ist der Moment, für
den sich all die Mühe gelohnt hat. Es ist pures Glück.
Sieben Tage vorher in München-Bogenhausen: Luca und Sebastian, die
vor banger Vorfreude kaum geschlafen haben, holen die Fahrräder aus
dem Keller und beladen den umgebauten Kinderanhänger: Luftboote,
Zelt, Kocher, Klettersteigausrüstung – insgesamt 60 Kilo Material. Luca
trägt einen eigenen Rucksack mit Regenklamotten, einem Schweizer
Messer, einem Multitool und mit Leo, seinem Plüschlöwen.
Es ist ein sonniger Tag Ende August 2012. Vater und Sohn – beide sind
in Südafrika geboren und vor acht Jahren nach München gezogen –
radeln die Isar entlang, stromaufwärts. Bei Kloster Schäftlarn flitzt
Luca mit 40 Sachen vom Hochufer hinab ins Flusstal. Sebastian, der
Luca seit sieben Jahren allein erzieht, schleicht hinterher. Zwar hat der
34-Jährige dem Anhänger stärkere Naben verpasst, doch ab 15 Stundenkilometern
fängt das Gefährt gewaltig an zu schlingern.
Zehn Monate lang haben sie sich auf ihren »City to Summit«-Triathlon
vorbereitet. Doch Sebastian hinterfragt die Aktion bis zuletzt: Mutet
er seinem Sohn zu viel zu? Der Aufstieg auf die Zugspitze durch das
Höllental ist eine anspruchsvolle Bergtour. Ein gewisses Risiko kann
Sebastian bei aller Vorsicht nicht ausschließen. »Aber das kannst du
auf dem Schulweg genauso wenig«, erwidert die innere Gegenstimme
und stellt in Aussicht: »Dieses Abenteuer wird Lucas Selbstvertrauen
stärken.« 150 Kilometer radeln, 2200 Höhenmeter hinauf, wieder
runter und 120 Kilometer paddeln – das wird dem Buben niemand >