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50 Reisetipp
Reisetipp 51
Kurvenreiche Entdeckungen
Der neue Moselsteig will nicht nur eine der ältesten deutschen
Kulturlandschaften ergründen, er führt den Wanderer auch zu
gewagten Flusskurven und den steilsten Weinbergen Europas.
Riesling geschuldet , einen Knick in der Optik zu haben. Gut
möglich, schließlich ist die Moselregion vor allem eines: Genusslandschaft.
Der gute Riesling wird in vielen Weinorten entlang des
Flusses ausgeschenkt. Einer der berühmtesten Weinberge ist der
»Doctorberg« von Bernkastel, eine Riesling-Spitzenlage. Er thront
wie ein dicker, sonnenverwöhnter Bauch zu drei Seiten über der
Mosel. Kennern treibt es Tränen in die Augen, wenn man bloß vom
Doctor spricht. Laut Legende erhielt der Wein seinen Namen im
17. Jahrhundert, als der Trierer Erzbischof Boemund sehr krank
war und kein Arzt mehr Rat wusste. Da kam ein Ritter aus dem
Hunsrück mit einem Fass Wein herbei. Der Erzbischof trank den
Rebensaft und wurde gesund . Der Ritter wünschte sich als Lohn,
dass der Wein den Doktor titel erhalten möge. Und seither heißt er
Bern kasteler Doctor.
Spektakuläre Moselblicke
Aber nicht nur Riesling, auch reichlich Wandergenuss beschert
einem der Steig – er geizt wahrlich nicht mit spektakulären
Moselblicken von Schieferhängen. Die sind an Mittel- und
Terrassenmosel am steilsten – mal abgesehen vom Calmont am
unteren Flusslauf, Europas steilstem Weinberg. Zudem führt der
Weg immer wieder durch sehenswerte Orte wie das kleine
Beilstein mit Karme liter kloster und Zehnthaus, überragt von der
Burg ruine Metternich, um deren Turm krächzend die Dohlen
flattern. Oder die Jugendstilvillen in Traben-Trarbach, das einst zu
den bedeutendsten Weinhandelsstädten zählte.
Durch Traben-Trarbach führt der Mosel steig zur Burgruine Grevenburg
hinauf. Mit jeder Biegung, die man hinter sich bringt, hat
man das Gefühl, die Zivilisation ist wieder ein wenig weiter weg.
Nach dem Aufstieg bleibt Zeit zum Verschnaufen, man läuft eine
Weile auf der Höhe, zwischen Wald und Wiesen hindurch. Gegen
Mittag ist Enkirch erreicht . Der Ort liegt am Ende einer ausgedehnten
Moselschleife. Zuvor verlässt man oben einen Eichenwald,
dann schlängelt sich der Pfad gerade mal schulterbreit
zwischen den ersten Häuschen und hohen Gartenhecken
hindurch, ein paar Treppchen geht’s noch hinunter – und so steht
man plötzlich mitten in Enkirch, in einem Ensemble schöner alter
Bauern- und Weinhöfe mit Fachwerk und Schieferarchitektur. Zeit
zum Einkehren. Vielleicht in der alten Zehntscheune Löwenbaum,
bei einem Stück Moselweintorte, vom Chef persönlich gebacken.
Veredelt mit einem guten Tropfen Riesling, versteht sich.
Karin Kura
365 Kilometer Moselwandern
Allgemein
Die offizielle Eröffnung des Moselsteigs
ist für Frühjahr 2014 geplant.
Das von Rheinland-Pfalz und
EU-ELER/LEADER geförderte Projekt
bietet einen 365 Kilometer langen
Qualitätswanderweg, der in 24
Etappen unterteilt ist. Er führt von
Perl, an der Grenze zu Luxemburg und
Frankreich, bis zur Moselmündung
in Koblenz. Der Steig ist gut an den
ÖPNV angebunden, Fahrpläne unter:
vrminfo.de.
Übernachten
Am Moselsteig gibt es einige
»Qualitätsgastgeber Wanderbares
Deutschland«, das sind Hotels und
Pensionen, in denen Wanderer besonders
willkommen sind.
L U X E M -
B U R G
E
Koblenz Rhein
Kobern-
Gondorf
Cochem
Treis-
Karden
Traben-Trarbach Zell
Mosel
Schweich Bernkastel-Kues
i
f
e
Trier
Konz
Saarburg
Perl Saar
0 10 20 30 km
Moselsteig
Infos
Buchbare Wanderarrangements
(auch mit Ge päck transport), Kartenmaterial,
sowie Infos über den Steig
gibt es bei der Mo sel landtouristik,
Tel. 065 31/973 30 (moselsteig.de)
und ebenso bei der Rheinland-Pfalz
Tourismus GmbH, Tel. 02 61/91 52 00
(wanderwunder.info).
Der Film zum Steig: 4-Seasons.tv/rheinland-pfalz.
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Spinnweben streifen die Nase, der Pfad führt am Waldrand
entlang. Ein Wald, mit Gebüsch zugewachsen, von Lianen
verhangen. Hier scheint länger niemand mehr hinein gegangen zu
sein – auf der Höhe oberhalb von Nittel, einem Weinort an der
Mosel. Er liegt am Oberlauf des Flusses gegenüber Luxemburg.
Nittel ist das Zentrum des Elbling anbaus, an der Haupt straße
reiht sich Weingut an Weingut, vor den Häusern alte Pressen. Von
manchen Höfen weht verführerisch der Schwenkgrill-Duft. Mit
Rebholz befeuert. Ja, an der Mosel ist’s gesellig. Doch kaum hat
man den Hang erklommen, wird es menschenleer. Dann sprießt
die Natur, Buchenwälder breiten sich aus, hoch steht der Weizen
auf den Feldern. Sanft gewellt ist die Landschaft der Obermosel,
weit schweift der Blick und sucht den Fluss. Diesmal vergeblich,
er fließt irgendwo im Tal, versteckt zwischen dichtem Grün.
Der neue Moselsteig zeigt die Schönheit des Moseltals, darunter
Bekanntes, aber auch unbekanntere Winkel. Mal führt der Weg
über die Hunsrückhöhen in einsame kleine Seitentäler, passiert
dann die alte Römerresidenzstadt Trier, schlängelt sich auf die
Weinhänge hinauf, wechselt auch mal die Uferseite hinüber in die
Eifel, streift Burgen und geleitet die Wanderer immer wieder
zurück zur Mosel. Bis zur Rheinmündung in Koblenz. Ein ruhiger
Fluss, unterwegs von West nach Ost. Geboren als französische
Moselle, nimmt der Strom später dramatische Wendungen an:
Er dreht Schleifen zum Schwindeligwerden, flankiert von Steilhängen,
die im Sommer senkrecht von der Sonne beschienen
werden, und wo der Riesling geradewegs in den Himmel wächst.
Wer vor solch einer steilen Flanke steht, der meint, sie würde ihm
direkt entgegenstürzen. Oder man glaubt vielleicht, dem gestrigen
Fotos: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, Dominik Ketz
Wandern mit Ausblick, ein echtes Markenzeichen des Steigs.
Auf dem Weg zum Calmonter Gipfelkreuz.