Schneller Magazin 03/13 (PDF, 2MB) - EMS
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TRAUM ODER ALBTRAUM? – WASSER IM NAHEN OSTEN<br />
WASSER AUS DER WÜSTE<br />
Grundwasser und die Zukunft der Wasserversorgung Jordaniens<br />
Grundwasser ist heute die wichtigste<br />
Wasserressource Jordaniens. Mehr als<br />
die Hälfte des Wassers, das im Land<br />
genutzt wird, stammt aus unterirdischen<br />
Vorkommen. Den Grundwasservorkommen<br />
wird jedoch mehr Wasser<br />
entnommen, als auf lange Sicht zur<br />
Verfügung steht. Die Wasserversorgung<br />
des Landes in den kommenden<br />
Jahrzehnten ist in Gefahr.<br />
Die Nutzung von Grundwasser hat<br />
im Nahen Osten eine lange Tradition.<br />
Seit Jahrtausenden graben<br />
Menschen Brunnen und schöpfen daraus<br />
das lebensspendende Nass. Lange Zeit aber<br />
war die Menge an Wasser, die den Brunnen<br />
entnommen wurde, gering. Mit Zugeimern<br />
und anderen einfachen Geräten<br />
konnte nur wenig Wasser gefördert werden.<br />
Dies änderte sich Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />
Zu den ersten Brunnen, die mit<br />
Dampfmaschinen und Windrädern betrieben<br />
wurden, gehörten die Brunnen an den<br />
Bahnhöfen der Hedschas-Bahn. Die osmanische<br />
Regierung baute die Bahnlinie, um<br />
die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina<br />
zu verkürzen. Ein Teil der Strecke führte<br />
durch das Gebiet des heutigen Jordaniens,<br />
wo die Brunnen der Hedschas-Bahn das<br />
moderne Grundwasserzeitalter einläuteten.<br />
In den folgenden Jahrzehnten wurde<br />
die Förderungstechnik ausgereifter und<br />
die Wassermenge, die sich mit den neuen<br />
Pumpen und Motoren fördern ließ, größer.<br />
Die Nutzung von Grundwasser hat in<br />
Jordanien, das zu den trockensten Staaten<br />
der Erde zählt, viele Vorteile: Ein Großteil<br />
des Landes besteht aus Wüste. Flüsse,<br />
Bäche oder Seen sind in vielen Gegenden<br />
nicht vorhanden. Grundwasser hingegen<br />
steht unabhängig von den spärlichen und<br />
unregelmäßigen Niederschlägen zur Verfügung.<br />
Zudem hat es oft eine gute Qualität.<br />
Zunächst waren es vor allem<br />
Landwirte, die Brunnen bohrten. Heute<br />
steigt die Nachfrage in den Städten und<br />
für die Industrie besonders schnell. Die<br />
Wassersituation ist eng mit der wirtschaftlichen<br />
und sozialen Entwicklung Jordaniens<br />
verknüpft. Die Bevölkerung des<br />
Landes nimmt zu. Hierzu trägt auch der<br />
Zuzug von Flüchtlingen aus den Nachbarländern<br />
bei, die Jordanien in den vergangenen<br />
Jahrzehnten aufgenommen hat.<br />
Derzeit sind es Menschen aus Syrien, die<br />
vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat fliehen.<br />
Der Wasserbedarf ist in der zweiten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts so stark<br />
gewachsen, dass die Grundwassernutzung<br />
nicht mehr nachhaltig ist. Die Versorgungssituation<br />
spitzt sich seit einigen<br />
Jahrzehnten mehr und mehr zu. Der Wasserstand<br />
in den Vorkommen sinkt. Wenn<br />
ihnen weiterhin Wasser in heutigem<br />
Umfang entnommen wird, werden die<br />
Vorkommen in einigen Gegenden in<br />
absehbarer Zeit versiegen.<br />
Derzeit wird eines der letzten verfügbaren<br />
Grundwasservorkommen Jordaniens<br />
erschlossen. König Abdullah persönlich<br />
weihte Mitte Juli 20<strong>13</strong> feierlich den sogenannten<br />
Disi Water Conveyor ein, eine<br />
Wasserleitung mit bislang ungekannten<br />
Dimensionen. Das Wasser stammt aus<br />
Grundwasserbrunnen, die in der Wüste<br />
nahe der Grenze zu Saudi Arabien gebohrt<br />
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